Montag, 20.05.2019
Die Nachtruhe an der Bahnstrecke war nur sehr kurz. Der letzte Zug fuhr noch nach 23.00 Uhr vorbei, und den ersten hörten wir schon wieder vor 06.00 Uhr. Der Stellplatz ist auch nicht so berauschend. Nach dem Frühstück versorgen wir noch unser Wohnmobil und fahren dann auf den Parkplatz an der polnischen Grenze. Hier kann man ebenfalls übernachten, mit der Bahnstrecke hinter uns. Wir überlegen uns nachher etwas anderes. Zuerst aber fahren wir mit den Fahrrädern über die polnische Grenze nach Swinoujscie (Swinemünde). Es ist unser erster Besuch in Polen, und somit eine Fahrt ins Ungewisse.
Heutzutage ist hier, wie überall im Schengenraum, eine grüne Grenze, und was bis zur Grenze die Swinemünder Chaussee ist, heißt jetzt Wojska Polskiego. Das ist der einzige Unterschied. Kurz nach den ersten Häusern sehen wir schon links die langen Reihen der Buden vom Polenmarkt. Den Besuch verschieben wir auf später, weil wir erst in die Stadt wollen.
Es wird viel gebaut und großzügig angelegt. Moderne Geschäftshäuser konkurrieren mit den alten Zweckbauten, und zwischendrin befinden sich noch schöne Häuser vom Beginn des 20. Jahrhundert.
Wir spazieren ein wenig durch die Straßen und schlagen einen Bogen zum Hafen. Dort finden wir ein uriges Restaurant, „Osada“, und sind mit dem Essen sehr zufrieden.
Wir lassen uns noch ein wenig treiben und schauen uns die Schaufenster an. Die Bernsteingeschäfte sind absolut in der Überzahl.
Plötzlich kommt ein Regenguss herunter und wir verkriechen uns in einer neuen Einkaufs-Passage. Im Souterrain gibt es einen Eissalon mit tollen Eissorten.
Wir haben noch 20 Zloty übrig, obwohl wir bereits einen Supermarkt aufgesucht haben. Der Polenmarkt vor der Grenze ist auch schon geschlossen, er scheint nur bis Mittag auf zu haben.
Wir kommen wieder heim.
Mit dem Stellplatz für die Nacht ist es jetzt geklärt, wir fahren nach Lütow ans Achterwasser auf den Stellplatz am Hünengrab. Vorher bezahlen wir beim Parkwächter noch EUR 4,50 für unsere Parkzeit, die Übernachtung hätte noch zusätzlich je EUR 2,50 an Kurtaxe gekostet. Die weiteren Kaiserbäder sehen wir nur von der Straße aus. Bei Ankunft auf dem Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 15,00), „Pommis Traum-Oase“, stehen wir alleine auf einer Wiesein der Einsamkeit.
Nee, wir drehen und fahren nach Lütow-Netzelkow auf den Stellplatz mit V+E am Yachthafen. Die Anmeldung befindet sich im Schiffsrestaurant, und der Hafenmeister ist ein geselliger Typ und mir sofort sympatisch. Aufgrund der Wohnmobillänge bezahlen wir EUR 9,00.
Wir können vorne auf der Platte stehen. Am Abend gibt es aber ein heftiges Gewitter mit einem Wolkenbruch.
Tagesstrecke: 42 km
Dienstag, 21.05.2019
Am Morgen herrscht draußen eine ganz komische Stimmung. Es ist grau, aber mit ganz klaren Konturen, nur in der Ferne ist dann wie eine Wand. Wir trödeln noch ein wenig herum.
Es wird besser.
Draußen herrscht reges Treiben. Ein Boot wird aus dem Winterlager geholt und zu Wasser gelassen.
Das Wetter sieht heute schon wieder viel besser aus. Bei der Vorbeifahrt haben wir gestern in Koserow „Karls Erlebnisdorf“ gesehen. Das steuern wir heute als erstes an. Hier gibt es alles rund um die Erdbeere und vieles mehr zu kaufen. Außerdem ist es ein Erlebnispark für Groß und Klein. Endlich gibt es auch das lang ersehnte Matjesbrötchen.
Unser nächstes Ziel ist Peenemünde, am westlichen Zipfel der Insel Usedom. Der Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 8,00 zuzügl. 2 x EUR 2,00 für die Peronen) in der Fährstraße (Hafen) ist wegen einer Großbaustelle etwas umständlich anzufahren. Es ist aber alles kein Problem und der Platz ist schön. Auch wenn der Ausblick uns ein ehemaliges Kraftwerk und ein U-Boot bietet.
Bei dem tollen Wetter machen wir mit unseren Rädern eine Tour, vorbei an den historischen Stätten der Peenemünder Raketen- und Luftfahrtentwicklung bis zum Strand nach Karlshagen.
Wir umrunden den Haupthafen und passieren das russische U461, es ist das letzte noch existierende Boot dieser Klasse der größten jemals gebauten konventionellen Unterwasser-Raketenkreuzer.
Das ehemalige Kohlekraftwerk versorgte alle Gebäude der deutschen Raketen- und Luftfahrtentwicklung mit Strom. Heute beherbergt die Anlage das Museum mit Schaustücken in den Außenanlagen, u. a. V-1 und V-2.
Kurz hinter diesem Stück unberührter Natur lag das Werk West und der Flugplatz Peenemünde, der 1938 als Erprobungsstelle der Luftwaffe seine Tätigkeit aufnahm. Hier wurden Fernlenkwaffen, Raketenflugzeuge und Starthilfsraketen gestestet. Der Flugplatz und die Startrampen rundherum gelten nicht nur als Stätten der unsäglichen Vernichtungsmaschinerie im Zweiten Weltkrieg, sondern auch als Geburtstätte der Raumfahrt unter Mithilfe von Wernher von Braun.
Nach dem Rückbau jeglicher technischen Anlagen durch die Russen, wurde der Flugplatz von der NVA der DDR genutzt.
Diese Schilder sind unsere ständigen Begleiter bei der Radtour.
Hinter diesem Tor befinden sich die Gebäude des umgesiedelten Müggenhof. Hier wurden landwirtschaftliche Produkte für die Versorgung der Bediensteten der wehrtechnischen Anlagen erzeugt, und dem Betreiber oblag auch die Pflege des Flugplatzes.
Die Natur holt sich ihr Land zurück. Trotzdem sieht man noch versteckt die Schienen, die zum Bahnhof für das Werk Ost und zum KZ-Außenlager Karlshagen 1 führten.
Überreste des KZ-Außenlager Karlshagen 1:
Und in dem Moment wo wir den Wald verlassen, öffnet sich uns die heile Welt des Urlaubsortes Karlshagen.
Tagesstrecke: 41 km
Mittwoch, 22.05.2019
Heute ist es draußen wieder grau und leicht feucht, als hätten wir noch April. Deshalb besuchen wir ausgiebig das Historisch-Technische Museum, gibt es doch einen ausführlichen Rückblick auf die Arbeit und das Leben rund um Peenemünde vor und nach dem Zweiten Weltkrieg (Eintritt EUR 9,00), und ergänzt sehr gut das Gesehene bei unserer Radtour. Anschließend essen wir noch was im Hafen.
Direkt beim Stellplatz liegt die Raketenkorvette 575 „Hans Beimler“ der DDR-Marine, 1986 in Betrieb genommen und 1990 außer Dienst gestellt.
Auf der anderen Seite des Hafens betreten wir dann das Dokumentationszentrum im ehemaligen Kraftwerk.
Der Dampferzeuger und Kolben der Walter-Schlitzohr-Schleuder, erzeugte durch ein Gemisch aus Wasserstoffsuperoxyd und Kaliumpermanganat, und dessen chemischer Reaktion, einen solchen Druck, dass die V1 mit einer Geschwindigkeit von bis zu 370 km/h die Rampe für einen selbständigen Gleitflug verlassen konnte.
Während ich dies schreibe, wird gerade der Toten des Warschauer Aufstandes gedacht.Deshalb ist auch dieses Dokument so wichtig.
Während meiner Schulzeit wurden wir auch in die Nutzung des Rechenschiebers in der Mathematik angeleitet. Ich habe nie verstanden, für was dieses Ding eigentlich zu gebrauchen ist.
Mit Ende des Zweiten Weltkrieges teilten sich die USA und Russland die Wissenschaftler dieses Projektes.
Nicht nur für Raketen ist ein Flüssigkeitsgemisch notwendig.
Ein sehr starkes Versprechen mit der Sonneninsel.
Heute Abend möchten wir in Greifswald auf dem Stellpltz mit V+E in der Marienstraße übernachten. Kurz vorher kommen wir aber noch an der Klosterruine Eldena vorbei, die wir uns anschauen.
Die Klosterruine Eldena geht auf das um 1200 gegründete ehemalige Zisterzienserkloster Hilda zurück. Nach Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg verfiel das Kloster immer mehr, und erst aufgrund von Zeichnungen und Gemälden von dem in Greifswald geborenen Caspar David Friedrich erlangte die Klosterruine wieder Bekanntheit.
Das Dorf Greifswald hatte ein reiches Kloster, galt aber als arme Salzarbeitersiedlung. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das arme Dorf zu einer wichtigen Handelsstadt in Backsteingotik, und überlebte als Universitätsstadt der Barockzeit.
Der Stellplatz ist für 20 Fahrzeuge ausgelegt und kostet EUR 15,00 inkl. 2 Personen und Strom. Er wird super geführt.
Wir machen noch einen Spaziergang und ereichen in etwa 100 m die Ryck, wenden uns links in Richtung des Museumhafens und wieder links in Richtung Innenstadt. Hier ist es toll.
Heute ist der Spitalkomplex ein sozio-kulturelles Zentrum.
„… die Stühle hüpften mir vohr Augen auff und nieder …
so starck ist die Musik gewesen diese Nacht/
Gefellt dir nicht mein schlechtes Schreiben/
und meiner Feder edles Safft/
So laß nur bald das Läsen bleiben/
Dann wo find man in in dieser Stadt treue und ohn-falsche Herzen?
Meine Leyer glimt allein
Sibylla Schwarz
An der Fundgrube:
Zu guterletzt landen wir im „Fritz Braugasthaus“.
Tagesstrecke: 53 km
Donnerstag, 23.05.2019
Und wieder haben wir einen Wetterumschwung. Sonne satt! Lena bestückt die Waschmaschine und den Wäschetrockner vom Stellplatz. Wir lassen für uns arbeiten und fahren in der Zwischenzeit mit den Rädern an der/dem Ryck entlang ins Fischerdorf Wieck.
Der Trockner ist noch nicht ganz fertig, deshalb kochen wir uns eine Kleinigkeit vor der Weiterfahrt.
Da wir bei unserer letzten Rundfahrt in dieser Gegend speziell auf Rügen waren, lassen wir auf unserer Weiterfahrt, diese Insel rechts liegen und fahren über Löbnitz und Barth nach Zingst auf den Surfer-Stellplatz ohne V+E aber mit Toilette, Strandübergang 6 (Gebühr EUR 10,00 zuzügl. 2 x EUR 2,80 Kurtaxe).
Fischland, Darß und Zingst ist eine einsame Landschaft, bis die Kranische im Herbst kommen. So liest man in den Reiseführern. Davon ist man hier meilenweit entfernt. Der Tourismus boomt.
Der Stellplatz liegt direkt hinter dem Strand, und am Eingang ist eine Strandbar mit Musik, wie sich das für Surfer gehört.
Mit den Fahrrädern geht es bis zur Seebrücke und dann zu Fuß durch den Ort.
In Zingst ist zur Zeit das Umweltfotofestival „horizonte zingst“ im Gange. Dies beschert den Gästen ein äußerst farbenfreudiges Bild mit bleibenden Eindrücken.
Von hier aus fahren auch Schiffe zur Insel Hiddensee. Leider haben wir keine Zeit dafür.
Tagesstrecke: 80 km
Freitag, 24.05.2019
Nach dem Frühstück erkunden wir mit den Rädern die entgegengesetzte Richtung am Damm entlang bis zu den Sundischen Wiesen und dem Schlößchen, einem Ausflugslokal.
Zuerst liegt noch ein Waldstreifen zwischen Damm und Strand.
Danach erreichen wir die Sundischen Wiesen (von Stralsundischen Wiesen).
Und schon zieht es uns wieder weiter. Über Prerow fahren wir nach Wieck am Darß. Eine Parkscheibe genügt, um mal kurz zu parken. Wir sind schon an so vielen wunderschönen Häusern vorbei gekommen. Es ist ein Traum. Ein stilles Dorf am Bodstedter Bodden.
In Ahrenshoop, der tollen Künstlerkolonie, parken wir wieder mit Parkscheibe am Straßenrand, und drehen eine Runde durch den Ort. Extravaganz und Künstlerhäuser reichen sich die Hand.
Unser heutiges Übernachtungsziel ist Ribnitz-Damgarten. oder vielmehr der Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 8,00) in Ribnitz. Am See 50 (P Gänsewiese).
Bei unserer Ortsbegehung haben wir vom Hafen aus kommend nicht so einen guten Eindruck. Dies ändert sich aber, als wir den Marktplatz mit seiner Bebauung erreichen. Nicht weit entfernt ist das Kloster(heutiges Bernsteinmuseum) mit Teilen der ehemaligen Stadtmauerbefestigung. Außerdem führt ein Feininger-Rundgang durch Ribnitz, in dem die heutige Ansicht mit den Bildern von Lionel Feininger verglichen werden kann.
Kloster Ribnitz: Dort ist das Bernsteinmuseum untergebracht.
Tagesstrecke: 49 km
Samstag, 25.05.2019
Auf dem Weg nach Rostock kommen uns die Wochenendurlauber in einer schier endlosen Autoschlange entgegen, die alle auf die hinter uns liegenden Inseln wollen. Dann ist ja in Rostock auf dem Parkplatz am Stadthafen (Gebühr EUR 14,00) bestimmt genug Platz für uns. Wir lassen uns von unserem Navi führen, und verlassen dabei die Hauptstraße (?), fahren durch ein Industriegebiet und eine Datscha-Siedlung (?) und stehen doch plötzlich am Stadthafen. In der ersten Reihe ist auch noch ein Platz für uns.
Der Fußweg in die Fußgängerzone der Altstadt ist nicht weit. Auf dem Universitätsplatz ist eine Wahlveranstaltung der SPD mit Musik, Wein- und Waffelverkauf. Es wäre zwar schön gerade so sitzen zu bleiben. Wir wollen aber den Stadtplan mit den Sehenswürdigkeitspunkten, den wir uns in der Touristinformation geholt haben, abarbeiten. Bei aller Arbeit darf aber das Mittagessen im „Hopfenkeller“ nicht vergessen werden.
Jetzt kann unser Stadtrundgang beginnen.
Zurück am Universitätsplatz, erleben wir zwar wie so langsam alles abgebaut wird, Wein und Waffeln gibt es aber noch für uns.
Mit müden Füßen erreichen wir unser Wohnmobil und pflegen dieselben bei schöner Aussicht über den Stadthafen hinweg.
Tagesstrecke: 38 km
Sonntag, 26.05.2019
Bei wenig Verkehr fahren wir nach Warnemünde auf den Stellplatz „Am Bahnhof“ (Gebühr für drei Stunden = EUR 6,00). Eine ganze Reihe Wohnmobile werden hier auch übernachtet haben.
Wir wollen auf den Fischmarkt, und ein wenig die alten Gassen anschauen. Leider nieselt es ab und zu ein wenig.
unterschiedliche Musik:
unterschiedliche Türen:
unterschiedliche einlaufende Schiffe:
unterschiedliche Speisen:
Für was haben wir uns entschieden? Ja richtig!
Da wir hier nicht übernachten möchten, fahren wir langsam an der Küste entlang und streifen Heiligendamm.
Mehrere Versuche nach Kühlungsborn zu kommen schlagen aufgrund von Baustellen fehl. Wir befahren nur noch Umleitungen. In Bad Doberan halten wir bei der großen Klosteranlage zu einem Fotostopp an.
Münster Doberan – Backsteingotik in Vollendung
Bei unserem nächsten Übernachtungsplatz in Wismar haben wir bei bei 85 Stellplätzen und Sonntagspätnachmittag überhaupt kein Problem, denken wir. Der Platz am Schiffbauerdamm (Gebühr EUR 12,00) ist voll, oder es sind Plätze reserviert. Wir kreiseln ein wenig und finden noch eine Lücke im hintersten Eck.
Wie schon bei unserem letzten Besuch drehen wir eine große Runde durch diese schöne Stadt.
ehemalige Speicherstadt:
Leider sind wir auf dem Rückweg zu spät für die leckeren Fischbrötchen, die man bei den beiden Booten im Hafen kaufen kann. So landen wir bei Bier, Aperol Spritz und Schmalzbroten (hatten wir schon seit dem Spreewald nicht mehr) in der „Gasthofbrauerei Wismar“.
Tagesstrecke: 88 km
oder