„Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen.“
( aus Theodor Fontane – Wanderungen durch die Mark Brandenburg)
Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Unter diesem Motto starteten wir am 30. April 2013 unsere Reise in den Mai. Mit einem kleinen Schlenker vorab nach Südhessen, lagen unsere Schwerpunkte bewusst oder spontan in Meiningen, Weimar, Müritzsee, Insel Rügen, Insel Hiddensee und Wismar. Wir haben dabei aber noch viele weitere schöne Orte und Landschaften gesehen, die wir uns unbedingt noch einmal genauer anschauen wollen. Wir übernachteten vorwiegend auf Stellplätzen und hatten bis zu unserer Rückkehr nach Limburg am 20. Mai 2013 insgesamt 2.136 km zurückgelegt und viele nette Menschen getroffen. Zusätzlich haben wir mit Fahrrad 150 km und zu Fuß unendlich viele Kilometer bewältigt.
Dienstag, 30.04.2013
Am Spätnachmittag räumen wir bei leichtem Nieselregen die letzten Sachen in unser Wohnmobil. Heute wollen wir nach Zwingenberg an die Bergstraße und morgen unsere traditionelle Weinlagen-Wanderung mit Freunden machen. Auf dem Weg dort hin, fahren wir noch einen kleinen Umweg über Dreieich (Obersdorfer), um dort endlich das Strom-Anschlusskabel vom Treffen in Limburg (!) wieder abzuliefern. Dabei stauen wir vom Frankfurter Flughafen bis zur Abfahrt bei Dreieich.
Der Regen ist mittlerweile immer stärker geworden. Und es tauchen leichte Zweifel auf, ob das mit der morgigen Wanderung so gut ist. Ohne Probleme erreichen wir unseren Übernachtungsplatz in Zwingenberg. Es stehen schon andere Wohnmobile auf dem Parkplatz.
Mit einem Schirm bewaffnet machen wir uns auf zu unserem Lieblingslokal – „Heute geschlossen“. Na toll, es fängt ja schon gut an. Wir trinken deshalb in einem anderen Lokal nur einen kleinen Schoppen und machen uns wieder auf den Rückweg. Im Womo zaubert Lena uns ein Abendessen aus Bratkartoffeln, Paprika, Tomaten und Broten. Und als Nachtisch gibt es Sudoku, unsere neue Leidenschaft.
Tagesstrecke: 131 km
Mittwoch, 01.05.2013
Die Nacht in Zwingenberg war wie immer nicht wirklich ruhig, da die Eisenbahn direkt am Platz vorbei führt. Dafür ist der Parkplatz aber als Treffpunkt zur Wanderung ideal. Es hat Gott sei Dank aufgehört zu regnen. In diesem Jahr laufen wir nur in kleiner Besetzung. Aber außer uns haben sich noch genügend Andere verabredet, die durch die Weinberge wandern und die Bergsträßer Weine genießen möchten, die die Winzer an zahlreichen Weinständen unterwegs verkaufen.
Zuerst fahren wir mit dem Shuttlebus von Zwingenberg bis fast ans Ende von Bensheim. Hier beginnt nach einer kurzen Einlaufphase unser erster Aufstieg in die Weinberge, zum „Streichling“. Dies muss natürlich entsprechend begossen werden.
Nach kurzer Zeit wird der Andrang auf den schmalen Wegen, bei ständigen auf und ab, immer dichter. Und die Menge der weinseeligen Wanderer an den Weinständen wird ebenfalls mehr. Hier kann man entweder auf der Wiese rasten, im Stehen feiern, oder mit völlig fremden Menschen an Tischen zusammen sitzen und sich unterhalten.
Am Spätnachmittag erreichen wir wieder Zwingenberg und belohnen uns im „El Greco“ (wie immer) mit einem gelungenen Essen und ich für mein Teil auch noch mit einigen Schlucken Hefeweizen, was nach dem Wein sehr gut runterläuft.
Tagesstrecke: 0 km (Womo); 12 km (zu Fuß)
Donnerstag, 02.05.2013
Heute geht es aber wirklich Richtung Nordost. Die A 5 und die A 66 sind gut bei wenig Verkehr zu befahren. Bei Gelnhausen verlassen wir wieder die Autobahn. Wir sind schon so oft vorbei gefahren, jetzt ist die erste Besichtigung der Barbarossastadt Gelnhausen fällig.
Die Stadtgründung Ende des 12. Jhdt. geht auf Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, zurück. Deshalb zieht es uns zuerst zu der Ruine der Kaiserpfalz. In anderen Städten waren dies relativ kleine Gebäude, deshalb landen wir auch an der „Zehntscheune“. Nach dem wir aber unseren Fehler bemerkt und etwas weiter gelaufen sind, finden wir den großen Ruinenkomplex der wirklichen Kaiserpfalz. Die Besichtigung des Museums und der Pfalz für EUR 3,00 ist gut angelegtes Geld.
Gelnhausen bietet dem Betrachter darüber hinaus noch wunderbare Fachwerkmotive und hat zwei große Personen mit Philipp Reis (Erfinder des Telefons) und Johann-Jacob-Christoph von Grimmelshausen (Autor des Simplicissimus) hervorgebracht. Die die Stadt überragende Marienkirche wurde von dem Prämonstratenser-Orden zeitgleich mit dem Pfalzbau durch Kaiser Friedrich begonnen.
Nach einer kurzen Stärkung vom Bäcker fahren wir wieder weiter, um die Autobahn aber kurz vor Fulda in Richtung Bad Neustadt a. d. Saale wiederum zu verlassen. Nach einiger Zeit halte ich Ausschau nach den ehemaligen Grenzanlagen. Hier und da bin ich mir sicher, dort könnte die ehemalige Grenze entlang gelaufen sein. Bis Lena meint, was machen denn die vielen bayerischen Fahnen hier und nach Coburg ist es auch nicht so weit. In Bad Neustadt stellen wir fest, dass wir uns in Nordfranken und somit in Bayern befinden. Und die Saale ist die fränkische Saale.
Wir steuern den „Stellplatz am Kurpark“ (EUR 8,00/24 Std. inkl. V+E und Strom) in den Saaleauen an. Eine wenig befahrene Bahnlinie trennt diesen Platz vom Kurpark, der trotzdem durch eine Unterführung erreichbar ist.
Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht haben, schnappen wir uns trotz grauer und trister Wetterlage unsere Fahrräder und erkunden die Stadt, die auf schönen Wegen leicht zu erreichen ist. Der alte Teil von Bad Neustadt wird von einer Stadtmauer vollständig eingerahmt und vom Schutzheiligen St. Kilian beschützt. Wir schlendern ein wenig durch die Gassen, ohne uns jetzt wirklich etwas anzuschauen. Interessierte können sich dort noch drei vollkommen unterschiedliche Kirchen anschauen: Karmelitenkirche (Barock), kath. Stadtkirche (klassizistischer Stil mit korinth. Säulen) und die evang. Christuskirche (eine neue Orgel mit 2210 Pfeifen). Uns zieht es zum Markplatz in ein gut bürgerliches Gasthaus zu Sauerbraten und Forelle.
Tagesstrecke: 209 km
Freitag, 03.05.2013
Die Nacht verlief, trotz der Bahnlinie in der Nachbarschaft, ruhig. Nach dem Frühstück und aller Entsorgungsarbeiten verlassen wir den Stellplatz, um im angrenzenden Ortsteil am Kurpark irgendwo einen Parkplatz zu finden, um dann hoch zur Salzburg zu laufen. Hinweis: Lasst es bleiben! Wir haben mit Müh und Not gedreht, und sind wieder zum Stellplatz zurück gefahren. Der schöne Spaziergang durch den Kurpark hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und gleich dahinter beginnt schon der ansteigende Weg hoch zur Salzburg.
Die Salzburg, eine bischöfl. Ganerbenburg aus dem 12. Jhdt., liegt auf einer Anhöhe über Bad Neustadt und füllt eine Fläche von 10.000 m². Stark bewehrt beherbergte sie mehrere Ansitze für Dienstmannen (deshalb Ganerben = Gemeinschaftserben), die wiederum durch Mauern und ein Tor getrennt waren.
Die mittelalterliche Burgkapelle (Bonifatiuskapelle) wurde im 18. Jhdt. abgerissen und im 19. Jhdt. neu errichtet.
Heute bewohnt eine Familie von Guttenberg einen Teil des Geländes.
Zum Abschluss umrunden wir noch einmal den Komplex um die gesamten Dimensionen erfassen zu können. Danach geht es auf einem anderen Weg steil bergab und wieder zum Wohnmobil.
Bei der Weiterfahrt umfahren wir Mellrichstadt (doppelte Stadtmauer um den alten Kern; kostenloser SP ca. 5 Min. Fussweg entfernt) und kommen jetzt aber wirklich nach wenigen Kilometern zum ehemaligen Grenzübergang. Wir parken dort unser Auto und besuchen die Grenzsicherungsanlagen und den Skulpturenpark. In den 70er und 80er Jahren haben wir verschiedene solcher Grenzanlagen auf dem Weg nach Berlin passieren müssen; auch jetzt kommt noch Beklommenheit auf.
Hinter dem Skulpturenpark sehen wir dann noch weitere Gebäude verstreut links und rechts der Straße.
Meiningen – für einen kurzer Stopp geplant, aber als nächsten Übernachtungsort bestimmt. Wir folgten dem Parkschild für Wohnmobile und erreichten problemlos den kostenlosen und einfachen Stellplatz ohne V+E als Teil eines Großparkplatzes direkt an der Werra. Außerdem ist er nur ca. 300 m von der Innenstadt und Fußgängerzone entfernt. Auf dem Platz gibt es noch ein Hinweisschild auf den neuen SP mit V+E. Wir bleiben aufgrund der örtlichen Nähe aber hier.
Ohne besondere Vorstellungen betreten wir das Zentrum von Meiningen und sind baff. Die Stadtkirche dominiert den selbst großen und belebten Marktplatz. Neben Patrizierhäusern, Kleinoden im Hinterhausbereich, alten Gasthäusern, treffen wir auf die Prunkbauten der Herzöge von Sachsen-Meiningen.
Im Englischen Garten befindet sich das Meininger Theater, das Verbindungsglied zwischen dem „Theaterherzog“ Georg II. und Richard Wagner. Nach einem Besuch in Meiningen soll Richard Wagner aus Bayreuth eine Widmung an das Regentenehepaar mit folgendem Wortlaut geschickt haben: „Es gibt viele Meinungen/aber nur ein Meiningen./Wie viele über mich herzogen/ich kenne nur einen Herzog.“ Auch in diesen Tagen ist Richard Wagner aufgrund der Festspielwochen zu seinem 200. Geburtstag aktuell. Heute Abend gibt es zum Beispiel eine Aufführung von „Tristan und Isolde“. Dies ist ein Loblied an die innige Liebe, mit dem Ergebnis einsamer Tode. Im Programmheft heißt es: “ Der „Tristan“ ist Wagners persönlichstes, sein musikalisch revolutionärstes, sein szenisch unbeweglichstes und sprachlich dunkelstes Werk.
Wir schauen auf meinen Wunsch an der Vorverkaufskasse vorbei, und erstehen tatsächlich noch zwei Karten im 3. Rang für die Vorstellung um 18.00 Uhr. Die Begeisterung von Lena hält sich in Grenzen, denn 4 3/4 Std. müssen erst einmal bewältigt werden.
Als wir bei unserem Rundgang das Schloss Elisabethenburg erreichen, steigen wir hoch bis zum Hessensaal und finden dort ein Turmcafé in einem Spiegelkabinett. In diesem schönen Ambiente genießen wir Cappuccino, Apfelstrudel und Palatschinken.
Kurz vor 18.00 Uhr betreten wir das erst kürzlich renovierte Opernhaus. Im Foyer empfängt uns schon eine Büste Richard Wagners. Die Stunden vergehen so schnell, denn wir sind von der Musik, dem Ensemble und dem Bühnenbild so gefesselt. In den Pausen spazieren wir durch die schönen Räumlichkeiten. Es war wirklich eine runde Sache, auch für Lena.
Um die Eindrücke richtig verdauen zu können, nehmen wir auf unserem Rückweg noch einen Schlummertrunk im „Schlupfwinkel“, einem kleinen gemütlichen Lokal.
Tagesstrecke: 41 km
Samstag, 04.05.2013
In der Nacht hat es angefangen zu regnen. Die Aussicht, während der Fahrt noch etwas unternehmen zu können, ist nicht so gut. Deshalb wählen wir die Autobahn, und durchqueren mit Hilfe von vier Tunnels, inklusive des Rennsteig-Tunnels, die Höhen des Thüringer Waldes. Hinter Ilmenau fahren wir dann das letzte Stück auf der Landstraße in Richtung Weimar. Hierbei kommen wir auch durch Bad Berka, wo Goethes Freundin, Frau von Stein, desöfteren zur Kur weilte.
In Weimar fahren wir zum Stellplatz am Hermann-Brill-Platz (EUR 4,00 inkl. Entsorgung/10 Std. von 08.18.00 Uhr/sonst kostenlos); Wasser + Strom gegen Bezahlung vorhanden). Dieser Platz ist keine Schönheit, aber er ist Zentrumsnah und auch ruhig. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht man durch den Park am Schwanenbad nach ca. 800 m problemlos in die Innenstadt.
Draußen sieht alles ziemlich grau aus, trotzdem wollen wir nicht versauern und ziehen mit Regenschirm in die Stadt. Wir verschaffen uns einen ersten Eindruck und vergleichen, was sich seid unserem letzten Besuch alles verändern hat.
Als es gerade mal wieder richtig duster wird, gehen wir zu einem Wurststand und holen uns die erste richtige Thüringer Bratwurst. Die ist wirklich gut.
So gestärkt ziehen wir noch ein wenig weiter und gelangen zum Platz der Demokratie. Von hier aus sehen wir zur Linken das Stadtschloss von Weimar; vor uns ist die Herzogin Anna Amaila Bibliothek, und zur Rechten ist die Hochschule für Musik Franz Liszt.
Es ist noch etwas Zeit, deshalb gehen wir mal in die Bibliothek. Dort ist im Foyer eine Dauerausstellung mit Werken aus dem Besitz der Bibliothek.
So nebenbei fragen wir noch nach Eintrittskarten und erfahren, dass es innerhalb der 250 Besucherkarten pro Tag, 50 Karten ohne Reservierung gibt, man muss nur am frühen Morgen bei den ersten Anmeldungen sein. Wir schlagen noch einmal einen Bogen zur Herderkirche, die leider renoviert wird, wie auch der gesamte Vorplatz.
Jetzt reicht es uns für den ersten und verregneten Tag in Weimar und wir ziehen zum Köstritzer Schwarzbierhaus, was nur vier Seitenstraßen weiter ist.
Tagesstrecke: 109 km
Sonntag, 05.05.2013
Die Sonne weckt uns, und die Welt sieht schon viel freundlicher aus. Wir fahren mit den Fahrrädern in die Stadt zum Frauenplan und schauen, wie lange das Goethehaus heute geöffnet hat (18.00 Uhr). Goethe beherrschte nicht nur zu seiner Zeit das Geschehen in Weimar. Auch heute ist er noch überall gegenwärtig und der große Anziehungspunkt.
Weiter geht es zur Anna-Amalia-Bibliothek und wir kaufen uns Eintrittskarten für den Besuch des Rokokosaales. Wir können um 15.00 Uhr hinein.
Es ist also noch genug Zeit, um eine Radtour an der Ilm entlang zu machen. Wir fahren über die Sternbrücke hinter dem Schloß auf die andere Seite der Ilm. An den Quellen vorbei kommen wir zum Gartenhaus von Goethe. Trotz der Touristen liegt eine Ruhe über Garten und Haus. Schöne Blumenrabatte wechseln mit lauschigen Plätzen. Plötzlich wird ein mehrstimmiger Gesang an uns herangetragen. Ein Chor auf Wandertour singt einige Lieder.
Wir wechseln nochmals die Ilmseite um uns die Parkhöhle anzuschauen. Und fahren dann aber wieder auf der anderen Ilmseite bis nach Mellingen. Unseren Wunsch, irgendetwas unterwegs zu essen, können wir nicht befriedigen. Nach Kaffee und Kuchen ist uns nicht, und eine andere Gastronomie ist nicht vorhanden. Ohne lange zu überlegen, treten wir ein wenig kräftiger in die Pedale und fahren wieder zum Köstritzer Schwarzbierhaus. Lena bestellt sich einen Köstritzer Schinkensalat und ich das Köstritzer Bierfleisch. Gut und preiswert war es! Wie wir auf der Rechnung sehen konnten, bediente uns die Schicht 1. Schön war es bei Euch, Vielen Dank.
So langsam bewegte sich der Zeiger in Richtung 15.00 Uhr und wir zogen über den Marktplatz in Richtung Bibliothek. Im Park an der Ilm war mittlerweile viel los. Viele Junge Leute machten sich einen gemütlichen Sonntagnachmittag mit Picknick.
Mit Hilfe eines Audio-Guide, werden wir durch die Bibliothek geführt. Wir erfahren viel über die damalige Zeit, und wie die Schätze, die hier lagern, zusammengetragen wurden. Es wird aber auch dokumentiert, welche immense Schäden durch den Brand entstanden sind, wie restauriert wird und wie man bei den völlig vernichteten Büchern wieder versucht, an andere Exemplare zu gelangen. Dabei wird aber immer wieder betont, dass dies nicht ein Museum ist. Bei entsprechenden Nachweisen sind all diese Werke zur Lektüre freigegeben.
Unser Tagwerk ist noch nicht vollbracht. Was wäre ein Besuch in Weimar, ohne Besichtigung des Goethehauses. Wir waren zwar schon einmal dort, und Lena hat es zwischendurch auch schon wieder besucht. Trotzdem gehen wir wieder hinein. Es ist ganz einfach zu schön, durch die Räume am Frauenplan zu gehen, und sich vorzustellen, welche „Größen“ hier schon vor uns lang gegangen sind.
Wir stellen uns vor, wir betreten das Haus durch den Eingang vom Frauenplan aus. Ein Flur mit mehreren Türen wird durchquert, bevor es über die Treppe nach oben geht. Zurückschauend sehen wir noch einmal das Treiben, draußen auf dem Frauenplan. Italienische Büsten säumen den Weg nach oben.
Hier treffen wir dann entweder auf andere Gäste bei einem Empfang, oder wir dürfen ausnahmsweise zu Goethe in das Arbeitszimmer. Da das gesamte Haus nur vom Tageslicht erhellt wird, steht sein Schreibpult links am Fenster, so dass kein Schatten auf seine Hand fällt.
An seiner Bibliothek entlang führt er uns dann durch die Tür auf der Rückseite hinunter in den Garten. Die Beete sind mit vielen Kräutern und Blumen gefüllt. Rosen umrahmen eine kleine Sitzgruppe. Im Hintergrund befindet sich der rote Pavillon, in dem Goethe seine große Steinsammlung aufbewahrt.
In der letzten Nacht vor seinem Tod, soll Goethe noch seinem Sekretär John gesagt haben: „Sie bleiben bei mir und sind aufmerksam, damit ich nicht – im Lehnstuhl sitzend – etwa vorwärts falle, wenn ich einschlafe.“ Am nächsten Morgen verlangt er der Legende nach „Mehr Licht!“ und stirbt kurz vor Mittag am 22. März 1832. (Auszug aus Sigrid Damm – Goethes letzte Reise)
Die Runde durch das Museum nehmen wir nicht mehr ganz wahr. Es ist zu viel, auch wenn wunderschöne Stücke aus Goethes Leben und Werken ausgestellt sind. Wir sind platt!!! Es geht nur noch raus auf den Frauenplan zu Bier und Weinschorle.
Ein wundervoller, aber auch anstrengender Tag geht zu Ende.
Tagesstrecke: 0 km
Montag, 06.05.2013
Die Sonne ist uns auch heute hold. Wir wollen weiter nach Norden fahren. Auf der Autobahn kommen wir gut vorwärts. Und wir erfahren, daß wir nun in das „Land der Frühaufsteher“ kommen. Außerdem sind wir uns einig, dass wir nach den Besichtigungen in den letzten Tagen unser nächstes Ziel, Potsdam, streichen. So heben wir uns halt etwas für die Zukunft auf. In der Vorplanung liegen nun Coswig und Wörlitz mit Stellplätzen auf der Strecke. Da die Abfahrt Wörlitz gesperrt ist, fahren wir nach Coswig an die Elbe auf den Stellplatz an der Marina (Gebühr EUR 5,00 + 2,50 für die 2. Person). Am Platz ist auch Bewirtschaftung, wenn mehr Betrieb ist. Wir schauen deshalb in die Röhre und zaubern aus eigenen Beständen Rouladen mit Bratkartoffeln und Salat. Ist das nichts?
Von dem Stellplatz aus sehen wir über die Elbe auf eine tolle Silhouette von Coswig. Wie die anschließende Radtour zeigt, täuscht der Schein. Coswig kämpft noch mit der Schließung der ehemaligen Chemie-Industrie, wo die gesamte Umgebung Arbeit gefunden hat. Zuerst fahren wir mit den Rädern in Richtung Elbefähre. Von unserer Seite können wir den Stellplatz ( 8 Plätze) von Wörlitz auf der anderen Seite bei einem Hotel von 1904 sehen.
Da wir noch nicht wieder zurück fahren wollen, strampeln wir noch ein Stück weiter in Richtung Lutherstadt-Wittenberg. Der Radweg führt teils durch die Elbauen, teils durch einen höher gelegen Wald und kleine Ortschaften. Etwa 8 km vor Wittenberg drehen wir aber, und fahren zurück bis zum „Radler-Stopp“ am Wasserturm. Hier haben sich junge Leute mitten im Wald am Radweg eine neue Existenz aufgebaut. Ein großes Lob hierfür, und vielen Dank für die gute Bewirtung und das angenehme Gespräch. Den Tag lassen wir ganz ruhig mit faulenzen ausklingen.
Tagesstrecke: 181 km
Dienstag, 07.05.2013
Wir wollen mal kurz nach Lutherstadt-Wittenberg hinein fahren, wenn wir schon mal hier sind. Außerdem können wir tanken und uns eine neue Gasflasche besorgen.
Unser erster Stopp bei OBI zwecks Gasflaschenkauf wirft uns um Jahre zurück in eine Zeit der Service-Wüste. Obwohl ich mich gemäß Werbeaufsteller-Anweisungen mit meiner leeren Gasflasche bei der Kasse anstelle, werde ich ignoriert. Da die Kassiererin noch einen anderen Kunden bedient, eigentlich ganz normal. Doch dann werde ich weiter ignoriert. Auf meine Rückfrage, erhalte ich die Aufforderung mich an die mittlerweile lange gewordene Schlange hinten anzustellen. Alle Einreden nutzen nichts. Nach dem Bezahlen der Gasflasche muss ich wieder in den Markt und mir die Flasche am anderen Ende holen, mit der Anweisung, mich wiederum an der Kasse anzustellen und den Warenempfang zu quittieren. Nachdem ich nun aber bereits über eine 3/4 Stunde im Laden zugebracht habe, gehe ich an allen vorbei, bitte die Kassierin um einen Kuli, unterschreibe den Zettel und überlasse ihn ihr. Soviel zu OBI in Lutterstadt-Wittenberg. Wir tanken noch schnell und fahren in die Innenstadt zum Parkplatz von LIDL.
Nach einem kleinen Einkauf lassen wir den Wagen dort stehen und gehen in das nicht weit entfernte Zentrum. Luthers Schlosskirche können wir leider nicht besichtigen, da diese in großem Umfang renoviert wird. Ansonsten liegt fast alles wichtige auf der Schiene zwischen Schlossstraße und Collegienstraße.
Nach der Besichtigung kommt das leibliche Wohl. Wir entscheiden uns für einen Griechen in der Fussgängerzone: zarte Leber mit Champignons, Paprika und Zwiebeln angebraten, dazu griech. Kartoffeln und Salat für EUR 4,90.
Wir fahren zurück auf die Autobahn, an den angedachten Zielen Potsdam und Havelland vorbei, direkt nach Waren/Müritz. Sehr schnell finden wir den Stellplatz „Blumen und Parken“ (EUR 8,50 inkl. V+E). Aufgrund des nahen Feiertages sind schon fast alle Plätze besetzt bzw. reserviert.
Bei unserem ersten Spaziergang durch den Ort ist es bewölkt und fängt auch ein wenig an zu regnen.
Wir erkundigen uns nach den Modalitäten für eine Schiffstour, und beschließen diese am nächsten Tag mit einer Radtour zu kombinieren.
Tagesstrecke: 273 km
Mittwoch, 08.05.2013
Heute Nacht hat es laut Lena ein ganz starkes Gewitter gegeben. Ich habe nichts mitbekommen. Draußen ist es trocken, aber über dem Wasser liegt noch Nebel. Wir beeilen uns mit dem Frühstück und fahren mit unseren Rädern zum Hafen an der Steinmole. Dort kaufen wir für uns ein Kombi-Tagesticket (Schiff/Bus) für je EUR 18,00, da wir nicht einschätzen können, ob wir die ganze Tour mit dem Fahrrad zurückfahren, oder unterwegs auf den Bus mit Fahrradtransport zurückgreifen müssen.
Kaum sind wir auf dem Schiff, geht es schon los (09.15 Uhr). Wir fahren Richtung Südteil des Sees. Nach Zwischenstopps in Röbel und Bolterkanal, steigen wir in Rechlin Hafendorf aus. Hier steht eine reine Feriensiedlung und dahinter befindet sich der Hafen und eine Werft.
Den Einstieg in den Radweg finden wir nicht sofort, danach ist aber alles super ausgeschildert. Wir durchqueren neben der Landstraße einen Wald, der links und rechts ehemaliges Militär- und Übungsgebiet war. Es wird vor Munitionsexplosionsgefahr gewarnt. Danach werden wir aber durch ein herrliches Naturschutzgebiet geführt. Ich weiß nicht, wie oft wir für Fotozwecke angehalten haben.
In dem Gebiet vom Schwarzenhof machen wir bei Üdi’s Imbiss eine Rast. Die Matjes-Brötchen sind dort sehr zu empfehlen. Nebenan befindet sich auch ein kleiner Womo-Stellplatz.
Kurz vor Federow erblicken wir einen Adlerhorst mit Fischadlern, bisher haben sich alle angekündigten Vögel vor uns versteckt. In Federow selbst ist ein großes Nationalpark-Informations-Zentrum. Von dort aus kann man auch geführte Wanderungen zu den Adlerhorsten machen. Der daneben liegende Parkplatz hat ebenfalls Womo-Stellplätze.
Zurück in Waren, haben wir noch ein Eis in der Sonne genossen und wurden Zuschauer bei einem Schwertransport.
Auf jeden Fall war die Radstrecke mit ca. 30 km problemlos zu bewältigen, und hat riesigen Spaß gemacht. Es war auch gut, von Süd nach Nord zu fahren, denn ansonsten wäre der Weg von Waren nach Schwarzenhof fast nur stetig aufwärts gegangen.
Tagesstrecke: 0 km
Donnerstag, 09.05.2013 – Vatertag/Herrentag-
Der nächtliche Regen ist uns treu. Da heute die allseits beworbene „Müritz Sail“ beginnen soll, gehen wir noch einmal Richtung Hafen. Dort ist ein Jahrmarkt aufgebaut, aber weitere Schiffe sind noch nicht eingetroffen und von einem Segel-Wettbewerb sieht man auch nichts. Also ziehen wir noch einmal durch den Ort. Viele junge Männer ziehen mit Leiterwagen durch die Straßen, oder feiern auf dem Marktplatz.
Über Landstraße wollen wir heute auf die Insel Rügen fahren. Zur Mittagszeit machen wir aber noch einmal Rast in einem kleinen Ort mit Namen, Kittendorf. ´Hier essen wir in einem wirklich guten und preiswerten Dorfgasthof und schauen uns das Schlosshotel im Tudorstil aus der Nähe an. Hier hat früher vielleicht die Familie „von Oertzen“ gelebt, die wir leider nur noch auf dem Friedhof vorfinden.
Bei Grimmen erwischt uns ein schweres Unwetter, deshalb legen wir bei einer Tankstelle eine kurze Rast ein. Wie wir später aus der Zeitung erfahren, hat dieses Unwetter einige Tote und Verletzte gefordert. Auf einem unter Wasser stehenden Fußballfeld, wo viele Menschen am feiern waren, hat ein Blitz eingeschlagen, und Wasser leitet Elektrizität.
Nach dem sich das Wetter wieder beruhigt hat, fahren wir an Stralsund vorbei auf die Insel Rügen nach Binz-Prora zu dem Stellplatz „Wohnmobil-Oase“ (Gebühr EUR 10,00/ 24 Std.; alle weiteren Leistungen müssen bezahlt werden).
Mittlerweile scheint auch wieder die Sonne. Wir nutzen den Bus-Gutschein (!) und fahren noch nach Binz. Auf der Fahrt sehen wir auch zum ersten Mal den KdF-Koloss in Prora. Ganz im Gegensatz dazu präsentiert sich Binz als mondäner Badeort vergangener Zeiten mit ausgesprochenem Charme und ganz in weiß.
Tagesstrecke: 155 km
Freitag, 10.05.2013
Lena’s Versuch, das Angebot einer Waschmaschine und eines Wäschetrockners auf dem Platz sinngemäß zu nutzen, gelingt nur teilweise, denn der Trockner trocknet nicht. Da hier wirklich alles gestattet ist, wird die Wäsche rund ums Wohnmobil drapiert.
Für unsere Radtour nach Sassnitz (ca. 12 km) erhalten wir eine kurze Anleitung des SP-Besitzers, da der Anfang etwas an der Straße entlang führt, bis man dann den eigentlichen Radweg erreicht. Dieser führt uns durch den Wald und am Strand entlang (Feuersteine und Hühnergötter; Nebel über dem Meer) bis zum Hafen Neu-Mukran.
Hier ist nochmals ein Stück auf der Straße bzw. auf dem schmalen Grünstreifen zu bewältigen, bis man wieder auf dem Radweg langsam bergauf zur Ortsgrenze von Sassnitz gelangt. „Und von nun an ging’s bergab“ hat schon die Knef gesungen. Wir passieren altes Industriegelände und Wohnsiedlungen und kommen bei der Fußgängerzone auf einen riesigen Platz. Von dort geht es über eine futuristische Fussgänger-Brücke runter zum Hafen.
Aus unserer geplanten Bootstour zu den Kreidefelsen und dem Königsstuhl wird nichts, da nutzt auch das geduldige Warten und kurzes Aufklaren nichts. Draußen auf dem Meer ist noch alles dicht.
Mit den Rädern fahren wir noch etwas weiter rein zur Altstadt und sind wirklich aufgrund der tollen alten Häuser überrascht. Unten am Strand laufen wir dann selbst noch etwas weiter nach links am Wasser entlang und sehen auch viele Stellen, wo die Kreidefelsen schon Abgänge hatten.
Nun heißt es für den Heimweg erst einmal in Sassnitz ca. 3 km nur bergauf zu fahren. Entgegen aller Befürchtungen schaffen wir es problemlos. Als wir wieder zu dem Strand mit den Feuersteinen kommen, schauen wir uns die Beschilderung des Parkplatzes ein wenig genauer an, da dort einige Wohnmobile stehen. Gegen Gebühr kann man dort 24 Std. bleiben.
Unser nächster Fotostopp ist die Bausünde des tausendjährigen Reiches am Strand von Prora. Hier entstand zwischen 1936 und 1940 das „Bad der Zwanzigtausend“, ein mehrere Kilometer langes und mehrgeschossiges Bauwerk der Organisation „Kraft durch Freude“.
Jetzt ist in einem Block eine Jugendherberge untergebracht; in einem anderen Block befindet sich ein Dokumentationszentrum.
Handy- und Internetempfang ist auf dem Stellplatz sehr schwierig. Allabendlich sieht man Leute mit Handy, Smartphone und Laptop herum geistern und einen Hügel besteigen, um einen Empfangspunkt zu finden. Lena versucht es auch, aber ohne Erfolg, und zieht sich auf der Treppe einige Schrammen an den Beinen zu.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 11.05.2011
Bevor wir weiter auf der Insel nach Norden fahren, wollen wir erst noch nach Sellin. Wir parken außerhalb des Ortes auf dem großen Parkplatz und gelangen über einen Spazierweg in den Ortskern. Die Wilhelmstraße führt zum Meer und ist links und rechts von toll renovierten alten Hotels gesäumt. Sie gilt als das Prachtstück der Bäderarchitektur der Insel. Das Ziel ist die 600 m lange überbaute Seebrücke. Mit einem gläsernen Aufzug bzw. über eine Treppe gelangt man zu ihr.
In einem kleinen Lokal in der Wilhelmstraße haben wir dann sehr gut und günstig zu Mittag gegessen:
Gebratene Scholle mit Bratkartoffeln und Salat zu EUR 8,90
und gebraten Hornfisch mit Speckkartoffeln und Salat zu EUR 7,10
Der Hornfisch oder auch Hornhecht schwimmt hinter der Heringsschwärmen her und hat zwar viele Gräten, die aber grün eingefärbt sind und er ist sehr schmackhaft.
Auf der Fahrt nach Norden halten wir dann noch einmal in Altenkirchen an und besuchen die aus dem 11. Jhd. stammende und somit älteste Backsteinkirche im Ostseeraum. In dem Kirchenschiff findet man nach einigem Suchen ein paar naive, vielleicht gotische, Wandmalereien.
Auf jeden Fall lädt das gegenüber liegende Hofcafé zu einer gemütlichen Rast ein. Wir gönnen uns je einen Cappuccino und einen Apfelkuchen mit Vanilleeis und Sahne.
So etwas gibt es hier auch noch.
Über eine sehr schmale Landstraße erreichen wir den Parkplatz mit Stellplatz von Putgarten. Hier ist Ende für den Besuch von Kap Arkona. Die Gebühr beträgt für Fahrzeuge bis 3,10 m EUR 5,00/ 24 Std.. Gemessen wird bei der Einfahrt durch einen Höhenmessgerät. Wir sind zwar höher, wurden aber trotzdem so eingestuft. Es kann sein, dass nur eine Unterscheidung zu Bussen gemacht wird, die mehr bezahlen müssen.
Draußen ist es noch so schön, dass wir einen Spaziergang in den Ort Putgarten machen und noch weiter nach Vitt laufen. Dies soll ein sehr malerisches und denkmalgeschütztes Fischerdorf sein. Zuerst erreichen wir die 1806 von Schinkel errichtete Kapelle, die innen mit einer großen Wandmalerei ausgestaltet ist.
Ein schmaler Weg führt von dort bergab zu dem Fischerdorf. Die reetgedeckten Fischerkaten ducken sich in die kulenartige Bucht. Eine schmale Öffnung bildet den Hafen mit Blick auf das Kap Arkona. Bei den Fischerhütten ist ein Räucherofen angebaut, damit die frische Fischfang direkt geräuchert werden kann.
Angelfreunde aus Franken filetieren ihren Fang, Dorsch, direkt am Boot um ihn später einfrieren zu können.
Tagesstrecke: 90 km
Sonntag, 12.05.2013
Lena hat Geburtstag und das entsprechende Wetter hat sich bereits am frühen Morgen eingestellt. Die Sonne lacht vom Himmel und lädt förmlich zu einer Radtour zum Kap Arkona ein. Neben den drei Leuchtürmen, der kleinste wurde ebenfalls von Karl Friedrich Schinkel erbaut, beherrscht heutzutage noch eine riesige Bunkeranlage diesen nördlichsten Punkt Rügens. Früher war dieses Gebiet ein slawisches Heiligtum. Diesen Bereich darf man heute aufgrund der Absturzgefahr leider nicht mehr betreten.
Wir steigen viele Treppenstufen hinunter zu einer Aussichtsplattform am Strand. Weiter darf man nicht mehr unter den Kreidefelsen entlang laufen, seit 2012 ein kleines Mädchen bei einem Abbruch ums Leben kam. In einigen leer stehenden Häusern haben sich Künstler nieder gelassen, die aufgrund der vielen Touristen doch einigen Zulauf haben.
Etwas weiter westlich gibt es noch einen schönen Aussichtspunkt.
Wir radeln wieder nach Putgarten zurück und besuchen den Trödel- und Kunsthandwerkermarkt sowie ein Bücherantiquariat (sehr lohnenswert und gut sortiert). Kurz bevor wir wieder unser Wohnmobil erreichen, erwischt uns noch eine starke Regenschauer. Lena zaubert uns ein Mittagessen: Spaghetti mit grünem Spargel und Schinken/Lendchen mit scharfer Sahnesoße.
Gegen 15.00 Uhr fahren wir weiter und überqueren mit der Wittower Fähre (Gebühr Womo und Fahrer EUR 5,80/ jede weitere Person EUR 1,20) den Sund um nach Schaprode zu dem CP zu kommen (Gebühr EUR 16,00/Nacht). Hier gibt es eine spezielle Wiese für die Womos .
Nach einem kurzen Rundgang durch den Ort verziehen wir uns wieder ins Wohnmobil, da es ständig Schauern gibt. Abends haben wir dann aber einen tollen Sonnenuntergang über Hiddensee. Trotzdem bleiben bei uns Zweifel, ob wir morgen tatsächlich auf die Insel Hiddensee fahren sollen, da wir dort ja auch mit unseren Fahrrädern herumfahren wollen.
Tagesstrecke: 32 km
Montag, 13.05.2013
Wir haben mit dem Wetter Glück. Ich hole schon um 06.30 Uhr die frischen Brötchen an der Reception, sodass wir nach einem schnellen Frühstück um 08.15 Uhr die erste Fähre nach Neuendorf auf Hiddensee (Tageskarte/Pers. EUR 15,30; Fahrrad EUR 7,00) erreichen.
Bei der Ankunft sehen wir, dass die Fahrräder im Verleih EUR 5,00 kosten. Wir haben aber unsere Räder dabei und dass ist auch gut so. Auf der Insel gibt es kaum Autoverkehr. Fahräder und Pferdefuhrwerke bestimmen das Bild. Durch herrliche Dünen-Landschaften, saftigen Wiesen und lichtdurchfluteten Wäldern fahren wir bei strahlender Sonne in Richtung des Leuchtturms an der Nordspitze der Insel. Dabei durchqueren wir Bereiche der Ortschaften Vitte und Kloster. Zwischendurch gibt es immer wieder schöne Aussichtspunkte. Das letzte Stück, von Kloster hoch bis zum Leuchtturm, hat es aber in sich.
Oben am Dornbusch angekommen, werden wir für die Mühen des Anstiegs mit einer herrlichen Rundumsicht entschädigt.
Auf dem Rückweg machen wir in Kloster eine Kaffeepause mit Cappuccino und Sandorn-Käsekuchen. Danach fahren wir zur Inselkirche und dem Friedhof. Neben vielen alten Grabsteinen und Gräbern von so manchem Künstler, finden wir auch das Grab von Gerhart Hauptmann. Die Dorfkirche, die von außen gar nicht so alt wirkt, entpuppt sich dann doch als solche.
Nur wenige hundert Meter weiter finden wir das Sommerhaus „Haus Seedorn“ von Gerhart Hauptmann, welches er 1930 kaufte. Vorher wohnte er über viele Jahre in anderen Pensionen oder Hotels in Kloster und Vitte. In dem letztgenannten Ort traf er 1924 Thomas Mann und Familie, die im gleichen Haus wohnten. Thomas Mann wollte eigentlich auch ein Haus auf Hiddensee erwerben, doch soll von ihm der Ausspruch sein: „Hiddensee hat schon einen König (G. Hauptmann).“
G. Hauptmann kaufte zu dem Haus noch umliegendes Gelände, denn das „Seedorn“ sollte ein großes Grundstück haben, damit nicht jeder herein schauen konnte. Außerdem baute er noch einen großen Raum als sein Arbeitszimmer an, der durch einen langen Gang mit dem eigentlichen Haus verbunden war. Davor lag eine riesige Terrasse. Hier hielt er in den Sommermonaten abends Hof, und las seinen zahlreichen Gästen aus seinen Werken vor, nur unterbrochen von einem kräftigen Schluck Ihringer Spätburgunder. Im Keller hatte er sich einen Raum speziell mit Tonröhren an den Wänden mauern lassen, um ihn als Weinkeller für seine Lieblingsweine aus Ihringen am Kaiserstuhl zu haben. Die Leute auf der Insel haben früher gesagt: „Wenn die Weinlieferung für Hauptmann kommt, fängt der Sommer an. Und wenn der Wein alle ist, ist auch der Sommer vorbei.“
Heute kommt man erst in ein Empfangsgebäude und Verkaufsraum aus Stahlbeton, bevor man Hauptmanns Sommersitz betreten kann. Im Garten stehen Glasvitrinen mit Schautafeln aus Hauptmanns Leben. Es wird auch nicht verschwiegen, dass seine politischen „Freunde“ und seine Beziehungen während des Nationalsozialismus nicht richtig waren. Die Wohn- und Arbeitsräume sind sehr schön und authentisch gestaltet.
Zwischen Kloster und Vitte versuchten wir am Strand unser Glück bei der Bernsteinsuche, jedoch ohne Erfolg. Ein Hiddenseer Bernsteinschleifer erklärte uns aber, dass man neue Stücke Bernsteins nur finden kann, wenn ein Sturm von Westen so richtig das Meer aufwühlt und die Steine vom Meeresboden an den Strand spült. Dafür haben wir aber viele schöne Steine gefunden und Kunstwerke anderer Bernsteinsucher bewundert.
Es kommen immer mehr Wolken auf und es wird auch kälter. Im Neuendorfer Hafen essen wir noch jeder ein Fischbrötchen, bevor es um 15.45 Uhr mit der Fähre wieder rüber geht. Das Abendessen lassen wir uns im CP-Restaurant servieren: Bratheringe bzw. gebackene Heringe mit Bratkartoffeln und Salat (EUR 8,95 und 8,45).
Tagesstrecke: 0 km
Dienstag, 14.05.2013
Gestern hatten wir so etwas von Glück, denn heute stürmt und regnet es. Wir lassen uns noch etwas Zeit mit der Weiterfahrt. So langsam wird es freundlicher und die Rapsfelder strahlen in ihrem intensivsten Gelb.
Kurz vor Stralsund fahren wir auf Lena’s Wunsch nach Altefähr ab, weil es von dort eine schöne Aussicht auf die Türme von Stralsund gibt. Aber es gibt nicht nur eine schöne Aussicht, sondern einen Kilometer Katzenkopfpflaster übelster Sorte. Alles am Wohnmobil ächzt und kracht und die Keramikummantelung am Gaszünder des Kühlschranks bricht. So gibt es bei jedem Stopp erst mal ein wenig Zusatzarbeit. Im Angesicht von Stralsund kochen wir bevor es über die Autobahn nach Wismar geht.
Da wir in Wismar zu dem „Wohnmobilpark Wismar Westhafen“ wollen, fahre ich auch in Wismar-West von der Autobahn ab. Es gibt keinerlei Hinweis auf den Stellplatz. Erst am Hafen sehen wir dann selbst die Einfahrt zu dem Wohnmobilpark (Gebühr EUR 9,00/24 Std.). So wie es aussieht, haben wir den letzten Platz belegt.
Wir halten uns auch nicht lange auf, und starten eine Erkundungstour durch Wismar.Im Hafen liegen alte Segelboote, in denen sich Fischverkäufer etabliert haben. Hier holen wir uns sofort leckere Fischbrötchen mit geräucherten Matjes und Schillerlocken.
Da wir morgen schon wieder weiter wollen, starten wir nun für die Besichtigung von Wismar unseren „Japan-Modus“. Also nichts wie rein in die Altstadt. Hier gibt es neben Altem auch Nichtganzsoaltes.
Das Heiligen-Geist-Hospital aus dem 13. Jhdt. ist schon ein wenig älter. Dazu gehört seit dem 15. Jhdt. im Langen Haus, das sogenannte Siechenhaus und die Heiligen-Geist-Kirche.
Und besonders heraus zu heben ist eine einmalige Darstellung eines mittelalterlichen Frescos vom Anfang des 14. Jhdt. „Deo Gracias“. Von dem sich im Mittelpunkt befindlichen „D“, kann man in alle Richtungen 504 Varianten der Worte „Deo Gracias“ lesen.
Die St.-Georgen-Kirche hat ihre Anfänge in der ersten Hälfte des 13. Jhdt.und ist ein Prunkstück norddeutscher Backsteingotik. Sie wurde aber erst 1594 fertiggestellt und war die Kirche der Handwerker und Gewerbetreibenden. Heute wird sie ausschließlich nur noch für Konzertveranstaltungen genutzt. Der ursprüngliche Hochalter von 1430 hat den 2. Weltkrieg in der St.-Nikolai-Kirche überlebt und steht auch heute noch dort in einer Seitenkapelle.
Die Kirche ist so hoch, das ich sie bei der engen Bebauung kaum fotografieren kann. Nebenan ist der Fürstenhof, ehemaliger Sitz der mecklenburgischen Herzöge. Der eine Flügel wird vom Turm der ansonsten völlig zerstörten Marienkirche überragt. Auf dem Gelände des ehemaligen Hauptschiffes der Marienkirche präsentieren sich nun Künstler mit ihren Arbeiten.
Alles wird jedoch von dem mächtigen Bollwerk der St.-Nikolai-Kirche überragt. Ihr 37 m hohes Mittelschiff ist das vierthöchste Kirchenschiff Deutschlands. Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde im 14. Jhdt. begonnen. In dieser Kirche fanden wir einen sehr aufgeschlossenen Kirchen- und Stadtführer, der, durch eine kleine Frage animiert, uns eine aufschlussreiche Führung machte.
Dies war dann auch der Abschluss unserer Japanese-Tour. Wir haben bestimmt nicht alles in Wismar gesehen, aber sehr viel! Und jetzt habe ich mir auf dem Nachhauseweg ein Bier im „Brauhaus am Lohberg“ verdient. Lena bleibt lieber bei Wasser.
Tagesstrecke: 205 km
Mittwoch, 15.05.2013
Wir fahren heute auf der Bundesstraße in Richtung Süden. Unser erster Stopp ist schon kurz hinter Wismar, das Dorf Mecklenburg, die Wiege des heutigen Bundeslandes. Hier befindet sich noch eine alte Windmühle, jetzt mit Hotelbetrieb.
In Schwerin fahren wir auf einen Parkplatz zwischen See und Altstadt – Kostenpunkt EUR 3,00/Stunde. Das ist eindeutig zu viel. Ist der Japan-Modus noch zu toppen? Er ist!!! Einmal rund um das Schloß und ein kurzer Weg durch die Altstadt. Geschafft!!! Wenige Sekunden vor Ablauf der Zeit sind wir am Kassenautomaten. Es bleibt die Gewissheit, dass wir hier noch einmal hinkommen.
Es geht nun in die Altstadt hinein. In der Geraden vom Schlosstor über die Brücke und weiter Richtung Stadt stehen links und rechts nur Prachtbauten.
Auf dem Marktplatz herrscht noch reges Treiben, doch mitten drin gibt es einen Ruhepol, den Bratwurststand. Wir haben Hunger, müssen/wollen aber weiter.
Schnell geht es wieder auf die Piste. Wir werden vom Parkplatz aus herrlich auf den Ring geleitet, fahren und fahren und sind fast wieder am Schloss, als unsere Straße in Richtung Ludwigslust abgeht. Ununterbrochen halten wir Ausschau nach einem Lokal für die Mittagsrast. Von der Straße abfahren wollen wir nicht. Aus Frankreich kennen wir, dass dies in einer endlosen Suchfahrt endet. Als wir es fast schon aufgegeben haben, sehen wir an einer Kreuzung in einem kleinen Dorf eine offene Gaststätte, wo wir etwas essen können.
Bei der Weiterfahrt überqueren wir die Elbe zwischen Dömitz und Dannenberg. Wobei wir um Dannenberg herum geleitet werden, und deshalb an dem Castor-Bahnhof vorbei kommen. Über viel kleine Straßen gelangen wir nach Hitzacker auf den kostenlosen Stellplatz mit V+E außerhalb des Ortes.
Der erste Erkundungsgang durch den Ort überrascht uns doch sehr. Unser Weg führt durch schnuckelige Gassen mit schönen Backsteinhäusern eines Rundlingsdorfes. An vielen Häusern sind Tafeln angebracht, auf denen die Geschichte des Hauses erzählt wird, samt einem Verzeichnis der Bewohner in den letzten Jahrhunderten.
Manchmal sieht so ein Touri bei seiner Arbeit für einen Reisebericht ganz schön blöd aus.
Zur Zeit gibt es auch die Aktion „Kulturelle Landpartie“ mit vielen Aktionen in den umliegenden Gemeinden. In Hitzacker sehen wir bei der Kirche einen pensionierten Pastor, der seinem Hobby der Engels-Schnitzerei unter freiem Himmel nachgeht und auch Lernbegierige anleitet.
In einem anderen Haus, der Elbvielharmonie, gibt es Musikveranstaltungen und Bewirtung in einem sehr eigen gestalteten Garten und Angebote von Kunsthandwerkern.
Bei der Touristeninfo steht die Büste eines berühmten Sohnes des Ortes, Claus von Amsberg – ehemaliger Prinzgemahl der holländischen Königin Beatrix.
Zum Abschluss gönnen wir uns in einem Gasthaus an der Elbe, einen schönen Ausklang auf der Terrasse bei einem herrlichen Kaltgetränk. Den Nachhauseweg bringen wir aber dann etwas schneller hinter uns, da sich doch gewaltige Wolken zusammen brauen.
Donnerstag, 16.05.2013
Bevor wir von Hitzacker Abschied nehmen, machen wir nochmals einen Rundgang. Direkt am Ortseingang steht ein Haus in dem ein Heimatdichter gewohnt hat. Als ich Lena darüber informiere, kommt aus einem offenen Fenster im ersten Stock ein Kopf eines älteren Herren heraus und erklärt uns, ohne das eine Pause entsteht, als hätte er auch den ersten Teil der Information gegeben, dass auch Herrman Löns, der große Heide-Dichter, oft in diesem Haus zu Gast war.
Wir besuchen im Zuge der KLP (Kulturellen Landpartie) noch einige Gärten …
… und landen abschließend im Archäologischen Zentrum mit Nachbauten aus der Bronzezeit. Hier ist aus Fundresten und vielen Untersuchungen eine schöne Siedlung nachgebaut worden.
Anschließend essen wir bei dem Griechen im Ort zu Mittag (sehr gut). Noch ein letzter Blick auf den Stellplatz in Hitzacker, und ab geht es.
Es könnte eigentlich alles so einfach sein, wenn, ja wenn nicht überall gebaut würde und alles zur gleichen Zeit. Die direkte Verbindung auf die B 191 ist gesperrt. Wir müssen erst zurück nach Danneberg. Nach wenigen Kilometern haben wir auf der B 191, immer noch in Richtung Uelzen, eine Totalsperrung mit weiträumiger Umfahrung. Mittlerweile fängt mein Navi an zu randalieren, ständig soll ich wenden. Die Umleitung führt uns nach Bad Bevensen, wo wir wirklich nicht hin wollten. Von dort umfahren wir Uelzen, dürfen aber auch nicht nach Soltau auf die Autobahn. Die Straße ist voll gesperrt. Über die B 4 nach Gifhorn zur Autobahn bei Braunschweig darf ich auch nicht, wegen Straßenbauarbeiten. Mein Navi ignoriere ich schon seit einiger Zeit. Wir quälen uns durch Celle und kommen endlich entnervt auf eine Kraftfahrstraße und bei Hannover auf die Autobahn. Hier dürfen wir uns dann noch über ganz tolle Baustellen freuen.
In Northeim fahren wir von der Autobahn ab, wir wollen dort auf dem Stellplatz in der Nähe der Altstadt übernachten. Wir finden ihn auch, ein nackter Platz mit Abraum und Schlaglöchern zwischen Kreuzung und Supermarkt. Nee, das wollen wir jetzt wirklich nicht. Aber es gibt ja noch den Stellplatz Northeim-Seenplatte. Dort bietet man uns einen Platz direkt neben der Fahrbahn der A 7 an. Auch dies ist für unsere gestressten Nerven mittlerweile nicht akzeptabel. Ich schaue im Bordatlas nach, und entscheide mich für Einbeck. Stellplatz und gutes Bier kommt gut. Der kostenlose Stellplatz am Frei- bzw. Hallenbad mit V+E (Wasser und Strom kostet extra; Müll muss wieder mitgenommen werden) ist in Ordnung und wir machen einen kleinen Spaziergang in den Ort.
Hier beeindrucken uns die vielfarbigen Fachwerkverzierungen. Auf dem Marktplatz ist noch viel Leben und ich genehmige mir ein großes Einbecker Bier, und Lena und ich teilen uns noch eine wirklich gute Pizza.
Tagesstrecke: 270 km
Freitag, 17.05.2013
Heute beginnt das Treffen des Wohnmobil-Forum auf dem Campingplatz am Meinhardsee in Eschwege. Bei jedem Neuankömmling gibt es ein großes Hallo. Unseren Abend verbringen wir bei Regen in einem großen Zelt.
Tagesstrecke: 98 km
Samstag, 18.05.2013
Heute regnet es noch bis Mittag. Trotzdem starten wir wie geplant um 14.00 Uhr eine kleine Radtour nach Wanfried.
Am frühen Abend wurden die langen Tischreihen wieder aufgebaut …
… und in der Nacht gab es noch Voodoo-Zauber oder so etwas ähnliches.
Tagesstrecke: 0 km
Sonntag, 19.05.2013
Man kann nicht in Eschwege campieren ohne in Eschwege gewesen zu sein. Also auf die Rösser und in die Stadt hinein. Neben allen Bauten war aber ein Garten das faszinierendste, der Sophiengarten. Viele kleine Einheiten, mit Liebe und ganz unterschiedlich angelegt, ergaben ein harmonisches Ganzes. Toll!!!
Tagesstrecke: 0 km
Montag, 20.05.2013
Heute kommt wieder das große Abschiednehmen. Für manchen kommt vor der Abfahrt noch die Notwendigkeit der Muskelkraft oder der Traktorfahrt.
Wie habe ich jetzt in einem Buch gelesen:“Wenn ein Mensch geht, ist es schön, wenn er eine Spur hinterlässt.“ Wir haben Spuren hinterlassen!
Auch für uns kommt der Abschied, vielleicht bis zum nächsten Jahr. Tschüüüss!
Tagesstecke: 215 km