Bretagne mit Bregenzer Festspiele Spätsommer 2021

Text: Hans-Werner                                                                                                            Fotos: Hans-Werner und Lena

Geplant wird viel und heraus kommt etwas anderes!

Wenn ich daran denke, dass wir den Gutschein aus der im März 2020 wegen Corona nicht angetretenen Fähre nach Sizilien, für die im August 2021 geplante Fähre von Brindisi nach Igoumenitsa verwenden wollten, die wir dann aber aufgrund der Hitzewelle von über 40° in Griechenland und den dort überall aufflackernden Waldbränden abgesagt, und den Gutschein auf 2022 geschoben haben.

Danach bedurfte es keiner langen Diskussionen. Für uns Beide stand fest: Es geht in die Bretagne. Ein kleines Problem bestand nur noch darin: Wie bauen wir den „Rigoletto“ von den Bregenzer Festspielen, wo wir die Karten eigentlich schon für die ausgefallene Aufführung im Juli 2020 hatten, in unseren Wohnmobil-Urlaub in Richtung Westen ein. Irgendwie liegt Bregenz für uns in entgegengesetzter Richtung.

Wir sind ja flexibel, also schafften wir es in der Zeit vom 14.08. bis 24.09.2021 die Bregenzer Festspiele, die Vogesen, die Bretagne und die Loire in unsere Wohnmobil-Tour einzubauen. Dabei legten wir 3.997 km zurück. Übernachtet haben wir in Bregenz auf einem Campingplatz in der Nähe der Seebühne, und ansonsten standen wir auf Wohnmobil-Stellplätzen.

Seebühne Bregenz

bretonische Küste mit La Vierge

Besonderes Lob möchte ich auch noch der Gastronomie in Frankreich aussprechen. Es wurde konsequent die 3G-Regel mit Nachweisprüfung in den Cafés, Bars und Restaurants angewendet, auch in den Außenbereichen. Wir fühlten uns dadurch sicherer. Ansonsten bestand auf Märkten, Fußgängerzonen und allen Plätzen mit erhöhtem Publikumsverkehr Maskenpflicht.

 

Samstag, 14.08.2021

Bei tollem Wetter fahren wir über die A3, A5 und A6 bis Crailsheim auf den gebührenfreien Stellplatz am Volksfestplatz mit V+E. Es ist heiß auf dem „nackten“ Großparkplatz.

So gegen Halbsechs erheben wir uns für einen Spaziergang durch Crailsheim. So eine richtige Altstadt finden wir nicht, stoßen bei dem Rundgang aber noch auf einen Teil einer Stadtmauer samt historischen Türmen.

Diebsturm

Jagst

Johanneskirche

Für unser abendliches Wohl wählen wir aus dem spärlichen Angebot eine Pizzeria/Ristorante mit sizilianischer Küche. Wir haben zwar nicht reserviert, bekommen aber dann doch noch im Außenbereich einen Platz angeboten. Wir entscheiden uns für Linguine mit Meeresfrüchten und Paccheri, die wir noch nicht kennen.

Linguine mit Meeresfrüchten

Paccheri (große Nudeln, die unterschiedlich gefüllt werden können)

Auf dem Großparkplatz haben sich ein paar junge Leute mit ihren aufgemotzten Autos getroffen. Nachdem auch diese sich entfernt haben, hindert uns nichts an einem ruhigen Schlaf.

Tagesstrecke: 269 km

 

Sonntag, 15.08.2021

Den Sonntagmorgen lassen wir gemütlich angehen, bis wir zu unserem nächsten Stopp, der Stadt Ellwangen fahren. Auf dem gebührenfreien Großparkplatz Schießwasen suchen wir uns einen schattigen Platz und Lena verköstigt uns im Wohnmobil.

Von hier aus erreichen wir auf einer Fußgängerbrücke über die Jagst ganz bequem die Altstadt von Ellwangen. Wir machen einen ausgiebigen Rundgang und erfrischen uns mit einem riesigen Eis aus dem Hörnchen, bevor wir wieder zum Wohnmobil zurück gehen.

Marienstraße

Basilika St. Vitus, Spätromanik 13. Jhdt., im 18. Jhdt. barockisiert

Einträchtig nebeneinander liegen die Eingänge zur Ev. Stadtkirche (links) und der katholischen Basilika St. Vitus (rechts).

Basilika St. Vitus

Hauptaltar und Unterkirche in St. Vitus

Ev. Stadtkirche aus dem 18. Jhdt. mit schönen Freskenmalereien

Ein schmaler Durchgang verbindet sogar beide Kirchen.

Brunnen am Fuchseck

ehem. Poststation „Haus Zimmerle“

Lena hat mittlerweile mit einer Bekannten aus dem Wohnmobilforum Kontakt aufgenommen, sodass wir für heute Abend ein Treffen im Biergarten der Schussenrieder Brauerei vereinbart haben.

Auf der Fahrt dorthin erwischt uns ein Gewitter mit heftigem Wind und Starkregen. Zum Glück ist in Bad Schussenried wieder alles ruhig. Der Wohnmobil-Stellplatz der Brauerei mit V+E kostet EUR 12,00 inkl. eines Verzehrgutscheines von EUR 2,00.

Ich hatte mich ja die ganze Zeit auf so etwas wie Schweinshaxe zu einem zünftigen Bier gefreut. Gibt es aber leider nicht. So nehme ich halt den Bierbraten mit Spätzle und Lena Linsen mit Spätzle. Das hier gebraute Bier schmeckt richtig gut.

Huch, da fehlt ja schon was.

Anschließend ergibt sich noch ein langer Abend mit unseren Bekannten. Vielen Dank dafür!

Tagesstrecke: 167 km

 

Montag, 16.08.2021

Über Landstraßen fahren wir nun in Richtung Bodensee. Wir freuen uns schon auf tolle Aussichten, die uns aber schon bald zunichte gemacht werden. Der einsetzende Regen wird immer stärker. Wir sehen nur noch alles in einem undurchsichtigen Grau.

In Wolfegg schauen wir uns noch den  schönen Stellplatz an, und fahren dann wenige hundert Meter zurück zum Gasthof „Zur Post“. An ein Aussteigen ist nicht zu denken. Es schüttet! In einer kurzen Regenpause laufen wir schnell in den Gasthof und lassen uns die schwäbische Küche in Form von Maultaschen und Käsespätzle schmecken. Zum ersten Mal müssen wir unsere Impfbescheinigungen auf dem Smartphone vorzeigen.

An drei Tischen neben uns sitzen Wanderer und Radfahrer. Für die ist es heute sicher kein Vergnügen. Es schüttet immer mehr. Für die morgige Vorstellung auf der Seebühne in Bregenz kommen uns so langsam Bedenken auf. Letztendlich rufe ich die Hotline der Festspiele an. Die Dame am anderen Telefon beruhigt mich aber mit der Antwort, dass morgen alles besser würde.

Na ja, heute hat der Regen aber bis Bregenz nicht aufgehört. Es ist nur etwas weniger geworden. Wir fahren direkt zum Camping Weiss und lassen uns einen Platz zuweisen. Von dort kann man gut zu Fuß zum Festspielgelände kommen.

Später machen wir noch einen kleinen Spaziergang am Bodensee entlang, und landen auf dem Rückweg wieder bei mehreren Bekannten aus dem Wohnmobilforum, die auch morgen in die Vorstellung wollen.

Auf dem Campingplatz findet ein riesiges Treffen von Jugendlichen statt, die hier von ihren Eltern abgeliefert werden. Dementsprechend laut ist auch die Musik. Aber irgendwann ist Stille, und wir haben eine ruhige Nacht.

Tagesstrecke: 92 km

 

Dienstag, 17.08.2021

Der Regen hat tatsächlich aufgehört. Wir nehmen uns die Fahrräder und fahren zur Seebühne. Dort besichtigen wir das Areal und schauen uns die Bühnenaufbauten an.

Zur mittäglichen Stärkung gehen wir nebenan ins „Wirtshaus am See“, genießen die Aussicht und das Essen.

Wienerschnitzel mit Kartoffelsalat

Backhendl mit Kartoffelsalat

Danach spazieren wir noch kreuz und quer durch die nahen Straßen der Stadt. Das Wetter ist tatsächlich schön geworden. Die Bregenzer Festspiele sind überall präsent.

Wirtshäuser gibt es auch genug

eingerahmt von Gasthäusern – die Nepomukkapelle

Am Abend können wir mit unseren Eintrittskarten den Linienbus kostenlos zur Festspielbühne nutzen. Wir sind bewußt schon früher losgefahren, da uns nun ausgiebige Impfpasskontrollen und Check in-Formalitäten bevorstehen.

Auf dem Vorplatz haben sogar Gastronomiebetriebe offen, sodass wir uns nun bei Cocktails die Zeit bis zur Vorstellung vertreiben können. Wir freuen uns riesig auf den „Rigoletto“.

Man kann aber auch ein Arrangement mit Schifffahrt, Dinner und Festspielbesuch nutzen.

Die Vorstellung beginnt um 21.00 Uhr. Einlass ist aber bereits ab 20.00 Uhr. Wir sitzen auf den gleichen Plätzen wie bei der „Turandot“ in 2016. Von hier aus haben wir einen guten Überblick.

Die Ruhe auf der Bühne wird durch eine Truppe von Komödianten unterbrochen, die überall herumturnen bzw. durch die Zuschauer marschieren.

Während der Vorstellung ist das Fotografieren nicht erlaubt, erst wieder beim Schlussapplaus.

Es war eine tolle Vorstellung. Nun gehen wir am See entlang zum Campingplatz zurück. Kaum sind wir im Wohnmobil, fängt es wieder an zu regnen. So etwas nennt man Punktlandung.

Tagesstrecke: 0 km

 

Mittwoch, 18.08.2021

Bevor wir Österreich in Richtung Schweiz verlassen, tanken wir noch sehr günstig und besuchen schnell noch einen österreichischen LIDL. In Rorschach (CH) möchten wir ins Forum Würth. Dort gibt es zur Zeit die Ausstellung „Lust auf mehr“ mit 45 Werken zeitgenössischer Kunst. Direkt nebenan befindet sich ein günstiger, städtischer Parkplatz.

Es waren auch Werke von Georg Baselitz (Volkstanz – Italien) …

… und Anselm Kiefer (Steigend, steigend, sienke nieder)  vertreten.

Die Ausstellung hat uns nicht so sehr gefallen, es fehlt uns bei vielen Kunstwerken dieser Art die notwendige Vorstellungskraft, dafür waren wir aber um so mehr von der Architektur des Gebäudes mit seinen Außenanlagen begeistert.

Die Zeit im Museum war durch das Tragen des Mund- und Nasenschutzes sehr anstrengend. Ein wenig Erholung tut schon gut. Wir nutzen die Gelegenheit des Parkplatzes und Lena sorgt für das Mittagessen.

Weiter geht es am Bodensee entlang bis zur Grenze Kreuzlingen/Konstanz. Wir betreten hiermit für heute das dritte Land. Unser Ziel ist Singen (Hohentwiel) mit seinem Wohnmobil-Stellplatz am Landesgartenschaugelände mit V+E (Gebühr EUR 5,00).

Es sind viel mehr Wohnmobile auf dem Parkplatz als Stellplätze vorhanden sind. Bei dem „Griechen“ am Platz, dort riecht es sehr gut, muss man den Tisch reservieren, sonst hat man keine Chance (Wir haben Mittwochabend, was machen die Leute?). Also ziehen wir weiter in die Stadt. Dabei kommen wir durch einen kleinen Teil des ehemaligen Landesgartenschaugeländes und überqueren die Aach. Es ist alles immer noch schön angelegt.

der oder die Aach

Die Innenstadt gibt uns nicht so viel Sehenswertes her. Singen ist ein typisches Beispiel für eine kleine Stadt, die durch die Industrie, in diesem Fall durch MAGGI (jetzt zu Nestlé Deutschland gehörend) eine große Kaufkraft entwickelt hat und schnell gewachsen ist.

Was uns beeindruckt, sind die vielen Brunnen und Skulpturen.

der Narrenbrunnen

Narremodder und Narrevadder

Der „Paradiesbaum“ eine Skulptur von Peter Lenk

Tagesstrecke: 93 km

 

Donnerstag, 19.08.2021

Wir trauen uns von hier aus den Fussweg zur Festungsruine nicht zu. Also versuchen wir es mit dem Wohnmobil und landen auf einer Straße mit 18 % Steigung. Das muss ebenfalls nicht sein. Der Pendelbus fährt nur an Samstagen, Sonn- und Feiertagen, sowie an Brückentagen. Für das AST hätten wir vorher anrufen müssen. So gibt es eben keine Besichtigung der Festungsruine und unser Wohnmobilplatz ist noch immer frei.

Stattdessen spazieren wir ganz gemütlich durch das Gartenschaugelände und bekommen anschließend auch ohne vorherige Reservierung einen Tisch beim „Griechen“.

Vorspeisenteller Olga

Gyros und Kalamaris-Teller

Lammkoteletts

Auf den B33 und 31 durchqueren wir die schöne Landschaft des Schwarzwaldes, schleichen durch den Verkehrsstau in Freiburg und landen wie geplant in Breisach auf dem Stellplatz in der Josef-Bueb-Straße mit V+E (Gebühr EUR 6,00).

Auf dem nahen Heinrich-Ullmann-Platz war heute Jahrmarkt. Bei unserer Ankunft haben aber schon fast alle Schausteller ihre Stände abgebaut. So machen wir noch einen kleinen Streifzug durch die Stadt, genießen mit einem Glas Wein den Sonnenuntergang am Rhein und sind zufrieden.

Tagesstrecke: 134 km

 

Freitag, 20.08.2021

Wir sind nun eine Woche unterwegs auf unserer „Einführungsrunde“ zum eigentlichen Wohnmobilurlaub. Zwischen Breisach und Neuf-Brisach überqueren wir die Grenze mitten im Rhein und fahren auf französischen Boden. Irgendwie ist es ein schönes und vertrautes Gefühl. Wir umfahren die Stadt Colmar und machen auf unserem Weg zum Col de la Schlucht in den Vogesen noch in Munster unsere Mittagsrast. Dies sind kleine, aber sich wiederholende schöne Rituale, um in den ersten Genuss eines 3-gängigen Mittagsmenüs im Restaurant des „Grand Hotel“ zu gelangen.

Begrüßung in Munster

Paté en croûte Richelieu

Filet de merlu meunière riz safrane

Coupe glacée vanille, banane et choco

Nun geht es in vielen Kehren hoch zum Col de la Schlucht (1.135m), und dann nach links ab noch höher ins Skigebiet La Bresse zur Ferme et Auberge Breitzhousen. Hier können die Wohnmobilgäste ein kostenloses Stellplatzangebot auf dem vorhandenen Parkplatz nutzen. Die Inhaber der Ferme Auberge haben eine Viehwirtschaft und betreiben außer dem Restaurant noch eine Käserei.  Unser Lieblingsessen ist hier deshalb ein Munsterkäse-Fondue.

Auf der Anfahrt hierher war schon sehr viel Freizeitverkehr mit Radfahrern und Motorrädern, und die Parkplätze sind mit PKWs überfüllt. Wir haben Glück und bekommen bei der Auberge Breitzhousen noch einen schönen Platz für unser Wohnmobil. Aufgrund der hohen Frequentierung reserviere ich uns sofort einen Tisch für den Abend.

Nach einer ausgiebigen Ruhepause nutzen wir das schöne Wetter noch zu einem ausgiebigen Spaziergang rund um die Ferme Auberge und erfreuen uns an den vielen Blumen und einer tollen Aussicht.

Es gibt noch Heidelbeeren.

Auf einigen Wiesen verbreitet sich wieder der Gelbe Enzian, aus dem Schnaps und Volksheilmittel hergestellt werden.

Die Skihänge und Lifte gehören jetzt noch den Mountainbikern, die sich den steilen Hang mit seinem unebenen Gelände herabstürzen.

Am Abend geht es in die gemütliche Wirtsstube zum Käsefondue.

Das Käsefondue, hier für zwei Personen, besteht aus einer Platte mit Wurst, einer Schüssel mit Salat, einem Korb mit Brotwürfel und dem Topf mit dem erhitzten und breiigen Käse.

Das Fondue ist wie immer sehr gut!

Mittlerweile hat der starke Ausflugsverkehr nachgelassen und wir erleben eine ruhige sternenklare Nacht.

Tagesstrecke: 75 km

 

Samstag, 21.08.2021

Bei strahlendblauem Himmel, aber noch etwas frischen Temperaturen, nehmen wir die nächste Etappe in Richtung Bretagne in Angriff. Über Gerardmer und Epinal erreichen wir gegen Mittag Vittel. Die kleineren Brunnen im alten Kern sind mittlerweile alle zu. Es gibt jetzt nur noch riesige Abfüllanlagen von großen Konzernen. Wir suchen uns einen schattigen Parkplatz und bekochen uns selbst.

Anschließend halten wir noch in dem mondänen Kurbereich mit seinen Parks und Prachtbauten.

besondere handwerkliche Produktion von Zuckerwaren und Schokolade

Über Contrexville und dann viele Kilometer Landschaft kommen wir nach Colombey-les-Deux-Eglises mit einem kostenlosen Stellplatz mit V+E. In dem Ort gibt es viele Winzer, die Champagner ausbauen.

Für einen Großteil der Franzosen ist dies ein besonderer Ort, da hier Charles de Gaulle seine letzten Jahre  in dem Landwohnsitz „La Boisserie“ verbrachte und dort am 09.11.1970 verstarb.

Es ist kein Blick auf das Haus möglich. Hecken und Bäume verschließen von alles Seiten einen möglichen Einblick.

Auf dem Friedhof befindet sich das einfache Grab eines „großen“ Mannes.

Das Familiengrab aus weißem Stein von de Gaulle liegt rechts hinten.

Wir befinden uns an einem Samstagabend in Colombey-les-deux-Eglises und es herrscht Totenstille. Wir können durch die Gassen und Straßen spazieren, ohne dass wir von Menschen oder Autos gestört werden.

Oberhalb des Ortes befindet sich eine Gedenkstätte, überragt von einem Lothringischen Kreuz aus Granit, dem Wahrzeichen der französischen Exilregierung im Zweiten Weltkrieg.

Tagesstrecke: 219 km

 

Sonntag, 22.08.2021

Am Morgen zieht ein Regengebiet heran, und es will überhaupt nicht mehr aufhören zu schütten. Für uns ist es kein Problem. Wir bleiben noch auf dem Stellplatz, vetreiben uns die Zeit mit Lesen und bereiten anschließend unser Mittagessen.

So langsam will das Wetter dann doch wieder besser werden. Nach der V+E fahren wir hoch zum „Memorial Charles de Gaulle“. Hier wird dem „Franzosen“ gedacht, der oft seinen persönlichen Willen durchgesetzt hat, um das zu machen was er für richtig hielt. Und es war vieles richtig. Er war im eigenen Land aber auch nicht unumstritten.

Blick hinüber zum versteckten Wohnhaus von Charles de Gaulle.

Die Gedenkstätte hat gewaltige Ausmaße und beleuchtet den Werdegang de Gaulles. Unter anderem steht in dem Museum auch der Präsidentenwagen, ein Citroen DS, der bei einem missglückten Attentatsversuch am 22. August 1962 in der Nähe von Paris von mehreren Kugeln durchschossen worden ist. Eine Kugel hatte das Präsidentenehepaar nur knapp verfehlt.

Wir haben nicht genug französischen Patriotismus um uns eine solche Gedenkstätte von Innen anzuschauen, deshalb belassen wir es bei der Außenbetrachtung. Die momentan nicht mögliche Besichtigung des Wohnhauses hätte mich schon eher interessiert, um etwas über den Menschen Charles de Gaulle zu erfahren.

Es ist jetzt Nachmittag und wir versuchen noch einmal im Ort bei einem Winzer einige Flaschen Champagner zu ergattern. Nichts! Kein Verkauf hat offen. Und auf Klingeln wird nicht reagiert. Vielleicht ist auch der Sonntagsbraten noch nicht verdaut.

So fahren wir weiter, immer in Richtung Westen. Im Bereich des Lac d’Orient ist es noch zu früh, um schon unseren Übernachtungsplatz anzufahren. Also weiter über Troyes bis kurz hinter Nogent-sur-Seine. Hier machen wir eine Außenbesichtigung des „Chateau de la Motte-Tilly“. Es ist ein imposantes Bauwerk und wir haben ein wenig Bewegung.

Um am heutigen Sonntag unseren Brotvorrat auffüllen zu können, halten wir Ausschau nach den neuerdings vorhandenen Brotautomaten. Die sind aber alle schon leergeräumt.

Gegen 19.00 Uhr erreichen wir die als französisches Venedig angekündigte Stadt Étampes. Nur zwei Dinge: Wir finden keinen Parkplatz zum Übernachten, und sehen keine Kanäle á la Venedig. Es soll in der Nähe einen kleinen Ort mit einem Stellplatz geben, Chalo-St.-Mars. Das Navi führt uns durch ein enges Tal an der Chalouette entlang. Am Ziel angelangt gefällt uns der Platz nicht wirklich. Wir fahren noch ein Stückchen weiter und landen in St. Hilaire. Hier finden wir einen schönen Übernachtungsplatz in einem Ort mit Nichts – rein gar nichts. Aber, es herrscht himmlische Ruhe, die beste Voraussetzung für einen guten Schlaf.

Tagesstrecke: 251 km

 

Montag, 23.08.2021

Am Morgen fahren wir zügig los. Hinter Chartres passieren wir auf der D24 einen wirklich kleinen aber sauberen Ort, der inmitten eines Waldgebietes liegt, La Verté-Vidame. Auf einmal sehe ich ein Verwaltungsgebäude, an dem in großen Lettern „STELLANTIS“ prangt. Direkt daneben sehen wir ein Schloß mit einer Prachtallee und einem großen Picknick-Areal. Wir halten an, und schauen uns ein wenig um. Ich habe bei der „amerikanischen Tante“ mal reingeschaut. Hier in La Verté-Vidame befindet sich seit 1934 die Teststrecke von Citroen. Und wie wir feststellen, ist diese mit Stachdrahtzaun und Wachpersonal total gesichert.

Das Schloss wurde 1764 von dem Schatzmeister Ludwig XV. , Jean-Joseph de Laborde, restauriert und ist heute nur noch eine hohle Fassade. Die Schergen der französischen Revolution haben zuerst den Marquis de Laborde hingerichtet, weil er zu reich war, und dann haben sie sein Schloss zerstört.

Auf der N12 geht es nun nach Fougères auf den kostenlosen Stellplatz mit V+E in der Allée des Fêtes. Ein Randstreifen ist für die Wohnmobile reserviert. Ansonsten arrangieren sich die Wohnmobile mit den PKWs auf dem Großparkplatz. Über uns trohnen die mächtigen Stadtbefestigungen.

Um noch etwas von der Stadt zu sehen, machen wir uns direkt auf zu einem kleinen Stadtrundgang. Wir keuchen ganz schön auf dem steilen Weg in die Oberstadt. Übrigens, hier befinden wir uns bereits in den östlichen Außenbereichen der Bretagne. Auf bretonisch heißt Fougères – Felger. Gegen 17.45 Uhr kommen wir zum Office de Tourisme und holen uns noch einen Stadtplan mit deutschen Erläuterungen als Beileger. Super!!!

Fougères, etwa um das Jahr 1000 gegründet war die Grenzbastion der östlichen Bretagne gegenüber dem restlichen Frankreich. Diese Rolle verlor Fougères nach dem Ende des 100-jährigen Krieges.  Etwa 200 Jahre vergehen, bis Fougères wieder von sich hören läßt. Mit der Verbreitung der philosophischen Ideen der Revolution, aber auch dem Aufstand der Chouans, den katholischen Bretonen, die sich bewaffnet gegen die Erste Republik erhoben, machte Fougères wieder von sich Reden. Die in den Bauwerken sichtbare Blütezeit erlebt die Stadt gegen Ende des 19. Jhdt. als Hauptzentrum der Schuhfabrikation. Leider gab es große Zerstörungen bei einem Bombenangriff der Allierten kurz nach der Landung in der Normandie im Juni 1944.

 

Eglise Saint-Leonhard

Blick vom Jardin Public zur mittelalterlichen Burg und der Altstadt:

Eingang zur Burg: Porte Notre-Dame

Dieser Ausschnitt gefällt uns besser.

Nach dem Aperitif bewegen wir uns langsam vom tiefsten Punkt unseres Rundgangs wieder hoch in die Oberstadt.

Hier finden wir noch eine Bar du Vin mit einem Platz an der Sonne. Zum ersten Mal müssen wir in Frankreich unseren Impfnachweis auf dem Smartphone vorzeigen. Danach bestellen wir uns eine gemischte Platte mit zwei Chardonnay.

Tagesstrecke: 284 km

 

Dienstag, 24.08.2021

Unser heutiges Ziel ist Cancale. Wir verlassen Fougères und fahren auf der D155 in Richtung Dol-de-Bretagne. Unsere Idee, unterwegs eine Anlaufstelle für ein Mittagsmenü zu finden, schwindet mehr und mehr, je schmaler die Straße wird. LKWs fahren hier auch keine mehr. Als wir den Plan schon fast aufgegeben haben, finden wir in Baguer-Pican, nicht mehr weit bis zur Baie du Mont Saint-Michel, einen „Ouvrier“ mit tollem 3-Gang-Menü für EUR 12,50 incl. 1/4 Rosé p.P..

Wegen Corona gibt es kein Buffet, sondern eine Auswahl an Vorspeisentellern.

Hauptspeise: Roti de Boef mit Ofenkartoffel und Salat

Dessert: Crème brûlée  bzw. Fromage blanc mit Beeren (mit Live-Cooking)

Nach dem guten Essen machen wir in Le Vivier-sur-Mer erst mal eine Pause und genießen die Aussicht auf die Baie.

Nun ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Stellplatz mit V+E von Cancale (Gebühr EUR 12,00). Es ist viel los. Wir finden trotzdem einen schönen Platz für uns.

Gegen Abend packen wir Wein, Brot und noch ein paar andere Kleinigkeiten in den Rucksack und ziehen runter an die Baie zu den Austernständen. Beim Weg an der „Restaurantmeile“ entlang, sieht man schon ein paar Lücken gegenüber dem Eindruck aus den letzten Jahren. Wahrscheinlich ist dies auch Corona geschuldet.

Es ist Ebbe, die Austern werden aus dem Meer geholt.

Lücken tun sich auf.

Warteschlangen gibt es jetzt nicht nur vor den Bäckereien, sondern auch vor den Restaurants aufgrund der Kontrollen.

Bei den Austernständen ist ebenfalls viel Betrieb, und es gibt Austern (normale Austern und Belon Austern) zu vernünftigen Preisen.

Unsere Platte wird vorbereitet.

Anschließend genießen wir noch ein wenig die Abendsonne, bevor wir wieder zum Wohnmobil-Stellplatz gehen.

Auch hier wird auf Abstand geachtet.

Tagestrecke: 75 km

 

Mittwoch, 25.08.2021

Heute Morgen kommt kein Bäcker, dass ist ungewöhnlich. Mögliche Gründe: Corona, Ende der Ferien oder Aufgabe des Betriebes. Es gibt auch keinen Aushang mehr für die Ankunft des Bäckers.

Heute möchten wir die Küstenstraße in Richtung St. Malo fahren. Als Übernachtungsplatz haben wir den Wohnmobil-Stellplatz in Rothéneuf ausgesucht, der aber wie ein Campingplatz geführt wird. Zuerst geht es zum Pointe du Grouin. Es ist Wahnsinnsverkehr. Wir haben aber Glück und finden am Straßenrand einen Parkplatz.

Und in der Brasserie la Pointe du Grouin gibt es auch auf der schattigen Terrasse mit herrlicher Aussicht was zu essen – Soupe de Poisson und Moules frites.

Und weiter geht es nach Rothéneuf. Der Stellplatz kostet je nach Saison zwischen EUR 9,00 – 13,00 inkl. Strom, V+E und Wifi. Zur Zeit sind es noch EUR 13,00. Der Empfang ist ab 17.00 Uhr besetzt. Man kann sich aber schon vorher einen freien Platz suchen. der Stellplatzlatz ist jeden Abend voll. Wahnsinn!

Vom „Camping-Platz“ ist es nicht weit bis zur Bucht von Rothéneuf. Es ist nur ein großer Fehler dabei, dass Wasser ist weg. Wir laufen ein Stück links am Strand entlang.

So hilflos herumliegende Boote sehen schon komisch aus. Ganz im Gegensatz zur Fahrt auf dem Wasser, wenn sie sich im Wind elegant vom Wasser abheben.

Bei einer Treppe steigen wir wieder hoch zur Küste und suchen uns einen Pfad zur Spitze des Küstenvorsprungs, wo wir durch ein Brombeergestrüpp auf die Kapelle „Notre Dame des Flots“ stoßen.

Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Côte D’Émeraude …

… und den Eingang zur Bucht von Rothéneuf.

Im Ortskern finden wir gegenüber der Kirche eine kleine Bar, vor der wir noch schön bei einem Glas Wein im Schatten sitzen können. Einen Bäcker haben wir auf dem Weg zurück auch ausfindig gemacht.

Tagesstrecke: 20 km

 

Donnerstag, 26.08.2021

St.-Malo steht heute auf dem Programm. Leider sieht es mit dem Wetter nicht so gut aus. Wenn man den Stellplatz verläßt, ist rechts davon die Busstation. Von hier aus fährt von 07.16 Uhr bis 19.46 Uhr im Halbstunden-Takt ein Bus für EUR 2,00 nach Intra Muros (Eingang zur Altstadt von St.-Malo). Vier Tickets kosten nur EUR 5,00. Der Bus hält alle paar hundert Meter an. Es waren gefühlte 50 Haltestellen. Dafür landen wir aber genau vor dem großen Einlassportal zur Altstadt.

In der gesamten Altstadt herrscht Maskenpflicht. Wir haben keinen festen Plan, sondern lassen uns ganz einfach treiben. Manchmal richten wir uns dann nach irgendwelchen Hinweisschildern zu Sehenswürdigkeiten, um uns dann wieder dem Zufall zuzuwenden.

In den Hauptachsen ist zwar sehr viel Betrieb. Doch etwas abseits sind die Fotografen unter sich, und ohne „Touristen“.

Dem aus St.-Malo stammenden Korsaren, Robert Surcouf, der im Auftrag Frankreichs während der Revolutionskriege gegen Großbritannien der britischen Handelsmarine großen Schaden zugefügt hat, ist hier am Place de Quebec ein Denkmal gesetzt. Und wie ich nun aus dem Buch  „Kommissar Dupin – Bretonische Spezialitäten“ weiß, haben die Korsaren den Rum aus der Karibik nach St.-Malo gebracht. Einen Schauplatz aus Bannalecs Roman haben wir ja mit Cancale schon hinter uns. Leider sind der Tatort der Markthalle Saint-Servan und das Sternerestaurant „Saint-Placide“ in einem anderen Stadtteil und zu weit weg von hier.

Gegen Mittag schauen wir auch schon mal in den Gassen nach Restaurants und den Speisekarten. Dabei landen wir auch bei manchem Hotspot, den wir aber schnell wieder verlassen.

Bei einm kleinen Restaurant, ganz abseits gelegen, gefällt uns das Menüangebot auf Anhieb. Wir schauen trotzdem nochmal um die Ecken, um doch wieder zurückzukehren. Und wir haben Glück, dass wir innen gerade noch einen der wenigen Tische zugewiesen bekommen. Für den Außenbetrieb ist es zu ungemütlich.

Es muss kein Sterne-Restaurant sein, wenn man solch ein Angebot vorfindet.

Aperitif: Kir Breton (Crème de Cassis – schwarzer Johannisbeerlikör aufgeüllt mit Cidre)

Gruß aus der Küche: Brot mit leichtgesalzener Butter

Vorspeise: Graved Lachs auf einem Pancake aus Buchweizen, einer Mousse aus Sahne und  Ahornsirup und ein paar Tupfen Senf-Dill-Soße

Hauptspeise: Stücke aus der Lammkeule, Petersilienwurzelpüree, eine frittierte Möhrenscheibe und etwas Zucchini, Tupfer von Kürbis/Sesamöl

Nachtisch: Dacquoise à l’amande – mehrschichtiges Mandeltörtchen mit einigen Tupfern Mangomousse

Zum Essen haben wir noch eine Karaffe Rosé von der Loire getrunken. Und ich kann es schon vorwegnehmen. Dieses Essen war ein geschmackliches Highlight unseres Urlaubs.

Jetzt fällt es schwer, sich von den Eindrücken des Essens zu lösen und weiter durch die Stadt zu laufen.

Kathedrale Saint-Vincent von Saint Malo

Blick hinüber nach Dinard

Es ist zur Zeit Ebbe. So können wir auf der Passage des Bés zur Festungsinsel „Grand Bé“ laufen.

Blick zurück auf Saint-Malo

Alle warten noch auf den Einlass in ein Geschäft mit Harry Potter-Assesoires.

Es hat angefangen zu regnen. Wir haben auch genug gesehen und gehen zur Bushaltestelle zurück. Die Füße sind müde.

Auf der Heimfahrt lassen wir uns im Ortskern von Rothéneuf absetzen und vergewissern uns noch, dass der Skulpturenpark an der Felsküste morgen von 09.00 bis 19.00 Uhr auf hat. Anschließend besuchen wir noch einmal die kleine Bar.

Jeden Abend fährt der Eismann mit seiner Spielorgel-Musik die Wege des Stellplatzes ab und sucht Kundschaft.

Tagesstrecke: 0 km

 

Freitag, 27.08.2021

Gestern haben wir uns ja schon nach den Öffnungszeiten der „Rochers Sculptés“ erkundigt, die wir heute besichtigen wollen. Aus den Granitfelsen hat der örtliche Abbé Fouré in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. Abbildungen von Dämonen, Piraten und Fantasiewesen heraus gehauen, nachdem er bereits in jungen Jahren einen Schlaganfall erlitten hat und sich daraufhin für 25 Jahre als Einsiedler auf die Klippen von Rothéneuf zurückzog.

Heute stehen wir trotzdem vor verschlossener Tür, da es auf einmal eine Mittagspause gibt.

Also machen wir in der Zwischenzeit noch einen kleinen Spaziergang an der Steilküste entlang.

Dies ist das Millionengrab-Grundstück aus Bannelecs „Bretonische Spezialitäten“, auf dem das geplante Spitzenrestaurant aus Naturschutzgründen nicht gebaut werden durfte.

Fenster mit Durchblick

Bei der Besichtigung der Skulpuren wird auch wieder ganz streng auf Corona-Schutzmaßnahmen geachtet. Die Einhaltung des Rundweges ist vorgeschrieben. So streifen wir durch das enge Felsengewirr, und an jeder Ecke sehen wir neue Gesichter, manchmal auch erst auf den zweiten Blick. Es ist beeindruckend, wie ein Mensch mit halbseitiger Lähmung und ganz einfachen Hilfsmitteln ein solches Meer von Werken erschaffen kann.

Anschließend nutzen wir die Ebbe und schauen an der Grenze zwischen Meer und Bucht, ob wir Muscheln finden. Die Einheimischen ziehen nämlich wieder in Scharen mit ganz speziellen Hacken an die Wasserscheide und ziehen viele Gräben. Ich mache das auch, finde aber keine Muscheln, sondern kleine fast durchsichtige Fische, die ganz schnell wieder aus der Hand flutschen und sich sofort im Sand vergraben. Nach dem Juchzen der einheimischen Sucher zu schließen, machen sie die selben Erfahrungen, aber mit mehr Erfolg.

Das war unser kleiner Erfolg als Vorspeise.

Da wir im Meer nicht so viel Erfolg hatten, greifen wir heute auf das Angebot des Stellplatzes zurück. Mehrmals in der Woche stehen unterschiedliche Food-Trucks vorne bei der Anmeldung. Heute ist ein Pizzabäcker an der Reihe. Das ist für uns genau das Richtige. Die weitere Verlängerung und Zahlung der Übernachtungsgebühr, sowie die Bestellung der beiden Pizzen werden zusammen erledigt.

Tagesstrecke: 0 km

 

Samstag, 28.08.2021

Im Laufe des Vormittages leert sich der Platz, genau wie gestern, zusehends. Man merkt, dass die Ferien zu Ende gehen, und die Wochenendurlauber dies nur ein wenig auffangen. Als sich die Situation an der V+E-Station gebessert hat,  machen auch wir uns gegen Mittag auf den Weg. Unser Plan ist, irgendwo bei Dinard einen Platz am Wasser für die Mittgsrast zu finden. Keine Chance, es ist Samstag. So fahren wir zurück auf den diesseitigen Parkplatz der Barrage an der Rance. Hier stehen wir in der ersten Reihe und genießen beim Essen die Aussicht.

Danach fahren wir auf der von uns oft befahrenen Strecke zum Cap Frehel. Ja, es dürfen ca. fünf Wohnmobile dort für EUR 5,00 auf speziellen Parkplätzen stehen. Doch ist die Parkzeit auf drei Stunden beschränkt. Und der Platz muß spätestens um 22.00 Uhr verlassen werden. Die Übernachtung ist strengstens verboten. Wir haben Glück, dass ein Wohnmobilist uns anzeigt, dass er jetzt wegfährt. So können wir uns dort einreihen. Auf dem Cap ist viel Publikumsverkehr. Es ist aber trotzdem schön.

Die Felsen des Cap Frehel bestehen aus rotem Sandstein, schwarzem Schiefer und dem Granit Rose. Zur Zeit sind die Wiesen ein Meer blühender Erika.

Fort La Latte

Cap Frehel

Nach unserem Cap-Spaziergang fahren wir zurück nach Plevenon. Direkt beim Ortseingang ist ein riesiger kostenloser Stellplatz mit V+E. Die für die Ver- und Entsorgung notwendigen Jetons gibt es beim Bäcker. In der Sonne ist es schön warm, es geht aber ein eiskalter Wind. So wandern wir mit unseren Stühlen etwas um das Wohnmobil herum.

Tagesstrecke: 62 km

 

Sonntag, 29.08.2021

Wenn wir schon in Plevenon übernachten, wollen wir uns hier auch etwas umsehen. Von der Infrastruktur ist fast alles vorhanden: Bäcker, Metzger, Bar-Tabac-Presse, Crêperie und Bauerngemüsestand. Außerdem sehen wir auf einem Plakat die Ankündigung zu einem Konzert mit irischer Musik von den „Maybugs“ um 18.00 Uhr in dem „Jardin des Grand Site“. Nur der Veranstaltungsort scheint hier nicht bekannt zu sein. Auf jeden Fall bekomme ich in der Bar nur eine ungefähre Antwort. Und wie sich später herausstellt, war diese noch falsch.

Bei dem geringen musikalischen Angebot in dieser späten Jahreszeit, bleiben wir natürlich jetzt noch in Plevenon. Der restliche Tag steht unter dem Motto – Sonne und Siesta.

Vor dem Eingang zur großen Gemeindewiese, die wir dann selbst gefunden haben, gibt es wieder die gestrenge Kontrolle des „Pass Sanitaire“, von mir als Kloausweis umbenannt. Auf dem gesamten Gelände ist außerdem „Maskenpflicht“.

Wir haben schon lange keine irische Musik mehr live gehört, und die „Maybugs“ kann man mit der örtlichen Pubmusik in Irland vergleichen, wo man sich zum gemeinsamen Musizieren trifft. Um 20.00 Uhr ist es vorbei mit der musikalischen Stimmung und die Stille der Nacht senkt sich über Plevenon.

Tagesstrecke: 0 km

 

Montag, 30.08.2021

Uns zieht es heute nach Erquy auf den Stellplatz am Plage Caroual. Kurz vor Erquy begegnen uns sehr viele Wohnmobile, sodaß wir schon Bedenken wegen eines Platzes für uns haben. Als wir die Straße oberhalb des Plage de Caroual erreichen, sehen wir schon statt der „weißen Dächer“ zwei große Kräne dort stehen, wo vorher der Wohnmobil-Stellplatz war. Unten angekommen erhalten wir die genaue Aufklärung. Hier wird ein Hotel gebaut  und auf den alternativen Wohnmobil-Stellplatz „Le Guen“ mit V+E in Richtung Cap d’Erquy hingewiesen. Der Platz liegt in einer Siedlung oberhalb des eigentlichen Ortes, in einem Wäldchen und „meilenweit“ weg vom Meer. Hier bleiben wir nicht und das von uns liebgewonnene Erquy sieht uns auch nicht mehr wieder.

Traurig fahren wir weiter und in der nächsten kleinen Ansiedlung „La Couture“ sehen wir einen Hinweis auf einen „Ouvrier“ mit Mittagsmenü. Hier gab es bisher nur einen Verkauf mit Wein vom Fass, wo wir uns schon desöfteren frisch bestückt haben. Unsere Stimmung hebt sich ein wenig und das Essen ist auch gut. Zumal für EUR 13,00/p.P. alles drin enthalten ist.

Für unser neues Übernachtungsziel auf dem kostenlosen Stellplatz mit V+E am Plage Lermot bei Hillion, hat sich unser Navi wieder wundervolle, bessere Wirtschaftswege ausgedacht. So landen wir auch an einem Strandabschnitt, wo sich ein Naturparkranger schon mit anderen Wohnmobilisten befaßt. Ein kleiner Naturcampingplatz ist auch noch nebenan. Dass kann nicht richtig sein.

Nun meint das Navi, daß die richtigen Koordinaten noch  ein paar hundert Meter weiter liegen. Es geht erst aufwärts und dann rechts ab auf einer steil abfallenden Straße bis uns ein Schild den Hinweis für Wohnmobile anzeigt. Der Parkstreifen beidseits ist schmal und leicht abfallend, aber wir haben einen Platz, und die V+E ist auch da.

Draußen ist es windig und feucht. Trotzdem gehen wir zum Meer runter, aber wo ist das Wasser, weit und breit ist nichts zu sehen. Alles liegt voller Grünzeug und auf Schildern wird vor giftigen Algendämpfen gewarnt.

Austernzüchter fahren raus

Nach einem kurzen Rundumblick gehen wir wieder hoch, und weiter hinauf zum Dorf. Hier gibt es sehr schöne Häuser, (wahrscheinlich) eine Jugendherberge, und noch mal Häuser, aber sonst nichts. Also verkriechen wir uns in unser rollendes Haus und lassen den Abend auf uns zu kommen.

Die Ver- und Entsorgung ist etwas oberhalb vom Stellplatz.

Tagesstrecke: 56 km

 

Dienstag, 31.08.2021

Wir wollen bei unserer diesjährigen Tour durch die Bretagne auch noch neue Orte oder schöne Plätze kennenlernen. Da bleibt es nicht aus, daß auch Enttäuschungen dabei sind. St. Brieuc ist so ein Beispiel. Die Stadt haben wir immer nur von der N12 aus gesehen. Was spricht dagegen, sich einmal alles näher anzuschauen. Zumal wir auch noch einen zentralen Parkplatz finden.

Um die Kathedrale St. Etienne aus dem 12. Jhdt. gibt es noch einige Gebäude aus dem 18. und 19. Jhdt.. Das war es aber auch schon. Um dieses Viertel herum gibt es keine schönen Lokale, oder sonst etwas Ansprechendes, was wir gerade suchen. Durch Kunst am Bau versucht man nun diese Tristesse aufzulockern.

Wir machen einen Haken an St. Brieuc und fahren weiter. Nicht weit entfernt liegt der kleine Ort Châtelaudren, der auch schön sein soll und einen Wohnmobil-Stellplatz vorweisen kann. Direkt am Ortseingang finden wir einen Hinweis auf einen „Ouvrier“ mit Mittagsmenü. Es spricht also nichts gegen ein gutes Essen.

Nach einer ausgiebigen Mittagsruhe fahren wir in den Ort. Der Wohnmobil-Stellplatz mit Schranke liegt an einem kleinen See, sieht gut aus und liegt preislich bei einem Campingplatz. Dies muß also nicht sein.

Wir laufen noch durch die Hauptstraße, sammeln ein paar Eindrücke, und kommen aber zu der Erkenntnis, dass wir weiter fahren.

Wo soll es nun hingehen? Mein Vorschlag ist zwar wieder eine Stadt, nämlich Guingamp, und der kostenlose Stellplatz mit V+E ist Teil des Großparkplatzes „Vally“. Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Parkplatz ist leicht anzufahren. Wir sehen schon am Kreisel vor dem alten Stadtzenrum den schönen Blumenschmuck. So fällt der nüchterne Eindruck des Großparkplatzes nicht so ins Gewicht.

Kurz vor Geschäftsschluß bummeln wir durch den Ort. Es ist noch bewölkt, aber es kommt immer mehr blauer Himmel durch.

Basilique Notre-Dame de Bonne Secours

Letztendlich landen wir bei einer Weinbar am Place du Centre, wo wir die untergehende Sonne bei einem Glas Wein genießen wollen. Aufgrund der langen Coronazeit fehlt auch hier das Personal. Der Chef ist ziemlich überfordert. Zu dem Wein haben wir noch etwas zu Essen bestellt. Dass, was wir haben möchten ist zwar schon ausverkauft, wir bekommen aber Tapas mit Knoblauchwurst und Käse.

Auf dem Weg zurück kommen wir an einem Pub vorbei, wo es im Außenbereich Live-Musik gibt. Uns ist es aber zu spät und zu kalt. Deshalb zieht es uns mehr zum Wohnmobil.

links ist ein Teil des alten Gefängnisses außerhalb der Stadtmauern

Tagesstrecke: 50 km

 

Mittwoch, 01.09.2021

Am Vormittag schauen wir uns noch einige Bereiche der Stadt bei Sonnenschein an.

Ab jetzt wird es in Richtung Westen zweisprachig.

Die erste Festungsanlage entstand im 11. Jhdt. noch unter der Herrschaft der Plantagenets. Im 12. Jhdt. noch weiter ausgebaut hielt sie bis ins 15. Jhdt., als die Stadt von Jean V. gestürmt und die Festung geschleift wurde.

Dicht beieinander stehen die Zeugnisse vieler Jahrhunderte.

Die Zeugnisse von hier und jetzt zur Mittagszeit in unserem Wohnmobil sind eine kleine Vorspeisenplatte und Spaghetti Aglio Olio mit Peperoncini und Scampi.

Danach fahren wir weiter nach Morlaix. Dies ist auch eine Stadt, die wir bisher nur aus der Perspektive der Schnellstraßenbrücke kennen. Zum kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E geht es zügig durch die Stadt in die Rue de Brest. Wir finden gerade noch einen Platz von den neun Möglichkeiten. Der Stellplatz liegt zentral. Es ist aber alles sehr eng. In unserer Reihe kann immer nur einer der nebeneinander stehenden Wohnmobilisten das Fenster öffnen. Auf der anderen Seite ist mehr Platz. Für unsere Stadtbesichtigung langt es aber allemal.

Morlaix hat Flair. Es ist ein angenehmer Spaziergang. Geschäfte und die Gastronomie jeglicher Art sehen adrett aus. Sehr auffallend ist natürlich die Eisenbahnbrücke, die sich über das Tal hinweg erhebt.

Unser Übernachtungsziel ist heute St.-Pol de Leon und der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E am Quai de Pempoul (Gebühr EUR 8,00). Bei der beschrankten Einfahrt muss man erst bezahlen, dann den erhaltenen Code eingeben, damit sich der Poller senkt. Manche scheitern an dem System und fahren weiter. Draußen ist es sehr windig. Und nach dem Sonnenuntergang verkriechen wir uns ins Wohnmobil. Ein Problem bleibt, das sind die Flutlichtscheinwerfer quer über den Platz.

Tagesstrecke: 83 km

 

Donnerstag, 02.09.2021

Draußen ist es grau und trüb. Trotzdem machen wir einen Spaziergang am Quai entlang. Was aber nicht so viel bringt.

Also bewegen wir uns jetzt aufwärts in die Stadt. Dabei kommt so langsam die Sonne immer mehr heraus. Zuerst erklimmen wir den nahen Aussichtspunkt mit dem Calvaire.

Eine Fähre verläßt den Hafen in Richtung England.

In der Stadt streifen wir nur so herum, da wir schön desöfteren hier waren. Nachdem St. Pol in der Französ. Revolution seine Bedeutung als Bischofssitz verloren hat, beschreibt sie der Dichter Gustave Flaubert bei seiner Durchreise im Jahr 1847 als „tote Stadt“. Heute gilt sie als „Hauptstadt des Gemüseanbaus“ und die Erzeugnisse werden nach ganz Europa exportiert.

Kathedrale „Saint Paul-Aurélien“

Jeanne d’Arc

Im Außenbereich einer „Pizza to go“ genehmigen wir uns Pizza und Salat. Wir sitzen zwar schön in der Sonne, aber Lena hat Angst, dass ihr bei dem Wind die Salatblätter vom Teller fliegen.

Der Salat ist noch nicht weggeflogen. Er kam komischerweise erst nach der Pizza.

Da auch hier jemand den Stöpsel gezogen hat, und wir nur auf den Schlick geschaut haben, möchten wir endlich Wasser sehen. Deshalb wollen wir uns auf den Weg nach Kerluan auf den Aire de Camping-Car de Ménéham mit V+E (Gebühr EUR 8,80) machen. Und prompt ist bei unserer Rückkehr zum Quai Wasser in der Bucht.

Auf der kleinen Insel Saint-Anne (rechts im Bild) lebten bis ins 18. Jhdt. noch die Karmeliter wie Einsiedler.

Blick hinüber nach Carantec

Grève de Goulven

Bei Kerluan ist nicht so viel Betrieb, und das Wetter ist traumhaft. Auf dem Stellplatz verlieren sich die paar Wohnmobile.

Da machen wir doch erst mal einen schönen Strandspaziergang am Plage des Chardons Bleus.

Hier ist nur Stille, unterbrochen nur durch das Rauschen des Meeres.

Tagesstrecke: 39 km

 

Freitag, 03.09.2021

Bei strahlend blauem Himmel und kaltem Wind spazieren wir zum nahen Museumsdorf Ménéham. Der Ursprung der Behausungen liegt im 17. Jhdt., als auf Anregung von Vauban eine Küstenwache angesiedelt wurde. Fischerei und Verarbeitung des Seetangs bzw. Algen gehörten nach und nach zum weiteren Tagesablauf. Sehr wichtig dabei war die Veraschung von Braunalgen, wodurch Jod, Soda und Schießpulver hergestellt werden konnte. Heute sind einige Hütten wieder originalgetreu aufgebaut und werden als Ateliers und Ferienwohnungen vermietet. Auch ein Restaurant ist vorhanden.

Brennstelle zur Verarbeitung der Braunalgen

Nach der Besichtigung des Areals nutzen wir das Angebot um unseren Hunger zu stillen. Lena wählt den typisch bretonischen Bauerneintopf „Kig ha farz“ und ich nehme „Fish and chips“ und dazu gibt es Cidre. Der Kellner ist sehr bemüht, einige Worte auf Deutsch an uns los zu werden.

„Kig ha Farz“ – eigentlich ein bretonischer Eintopf

Unser nächster Übernachtungsplatz ist nicht weit entfernt. Bei Plouguerneau nehmen wir nicht die D13 nach Lannilis um nach L’Aber Wrac’h zu kommen, sondern fahren eine kleine besonders reizvolle Straße Straße an dem weit ins Land reichenden Aber entlang.

L’Aber Wrac’h ist ein kleiner Ort, der von seinem geschützten Kleinboot-Hafen lebt. Direkt neben dem Hafengelände befindet sich ein großer unbefestigter Parkplatz, der von PKWs und Wohnmobilen genutzt werden kann. Das dahinter liegende etwas erhöhte Wiesengelände bietet einen herrlichen Ausblick auf den Aber.

Ein Boot vom Zoll ankert außerhalb des Hafens.

Bei uns ist es schon Tradition, dass wir zur Apérozeit im Außenbereich der Créperie „Ty Billig Ar“ einen Muscadet mit drei Austern (z. Zt. EUR 4,80) zu uns nehmen.

Für den weiteren Hunger gibt es beim Wohnmobil am Platz mit Aussicht eine Platte mit Wurst, Käse und einem Baguette samt Weinbeleitung.

L’Aber Wrac’h ist für uns nichts besonderes mehr. Es ist ein gemütlicher und ruhiger, aber lieb gewonnener  Zwischenstopp.

Tagesstrecke: 26 km

 

Samstag, 04.09.2021

Für mich beginnt der Morgen mit einem Spaziergang zum Café du Port. Dort gibt es Brot und Croissants. Ein paar Männer sitzen bereits bei ihrem Petit Noir, und versuchen sich auf Betriebszustand zu bringen.

Nachdem wir gestern Nachmittag die ganze Zeit den Phare de l’Île Vierge vor Augen hatten. Fahren wir heute ein wenig zurück nach Lilia zum Phare de Vierge, dem größten Leuchtturm Europas.

Über Ploudalmézeau fahren wir nun weiter zum Aber Ildut nach Lanildut. Dort parken wir am Anfang des Ortes. Wir haben mit der „Hauptstraße“ in früheren Jahren bereits unsere Erfahrungen gesammelt. Die Straße ist sehr schmal und zwei größere Fahrzeuge gehen wirklich nicht aneinander vorbei. Dafür gibt es in Lanildut ein nettes Restaurant mit tollem Ausblick auf den Aber, wo man mittags für wenig Geld ein gutes 3-Gang-Menü dargereicht bekommt.

Nun nehmen wir das letzte Stückchen des Weges in Angriff und fahren nach Lampaul-Plouarzel in den Ortsteil Porspaul auf den dortigen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 7,20). Die obere Reihe mit der schönen Aussicht ist schon belegt, unten gibt es aber noch genügend Platz.

Es ist noch nicht all zu viel Zeit vergangen, dass wir unsere Stühle heraus geholt haben, da erhalten wir schon Besuch von einem netten Bekannten aus dem Wohnmobilforum, der sich auch sehr gerne und oft in der Bretagne aufhält. Während wir so da sitzen und uns unterhalten, werden vom Wind „Fetzen“ von Dudelsack-Musik herangeweht. Wie beim Rattenfänger von Hameln folgen wir den Lauten der Musik, die irgendwo vor uns sein muß, und landen bei einer Hochzeitszeremonie.

Tagesstrecke: 60 km

 

Sonntag, 05.09.2021

Heute Morgen ist dichter Nebel über der gesamten Bucht. Mit ein wenig Faulenzen und einem Spaziergang nach vorne zum kleinen Kap vergehen die Stunden, und schon ist es Zeit für das Mittagessen. Heute gibt es den Hecht von Kurt aus Bad Schussenried mit Nudeln und Pesto, und dazu noch Zucchini und Tomaten mit Knoblauch und Balsamico. Von hier aus nochmal vielen Dank an Kurt, der Hecht schmeckte sehr gut.

Der Nebel hat sich am Nachmittag verzogen, und die Sonne strahlt an einem blauen Himmel. Trotzdem ist es durch den Wind an ungeschützten Stellen sehr kalt.

Tagesstrecke: 0 km

 

Montag, 06.09.2021

Mit guter Absicht nehme ich mir heute das Fahrrad, um zum Bäcker oben im Ort zu fahren. Irgendwann drehe ich dann um, weil es mit einem normalen Fahrrad doch nicht mehr so einfach bergauf geht, wie noch vor ein paar Jahren. Frisches Baguette wird sowieso überbewertet. Wir haben noch genügend Stücke zum Aufbacken eingefroren. Das ist unsere Notration für genau solche Momente.

So langsam wird es draußen heiß. Wir trödeln noch ein wenig und fahren dann über Brest, das dortige Restaurant bei IKEA war nicht so gut, und Le Faou in Richtung der Crozon-Halbinsel. Dabei überqueren wir den Aber Aulne auf der Pont de Trevenez, einer tollen neuen Brücke. Leider sind die Parkplätze mit den schönen Ausblicken alle auf der anderen Straßenseite.

Als erstes steuern wir den Stellplatz mit V+E in Morgat an. Auf der Fahrt von Crozon nach Morgat hinab geht es teilweise schon etwas steil herunter. Das Ziel ist aber ein asphaltierter Platz direkt an einer stark befahrenen Straße. Das wollen wir uns nicht antun. Dann fahren wir eben nach Camaret-sur-Mer auf den Stellplatz Pen Hir mit V+E in der Rue Georges Ancey (Gebühr EUR 7,00).

Den Nachmittag verbringen wir bei der Hitze im Schatten unseres Wohnmobiles. Und am Abend laufen wir runter in die Hafengegend. Man bemerkt schon die Nachsaison. Es haben nicht mehr alle Bars und Restaurants geöffnet. Die alten Boote liegen noch immer im Hafen und verrotten.

Chapelle de Notre Dame de Rocamadour

Eigentlich ist es viel schöner im Schatten in einer Bar zu sitzen und Leute zu beobachten. Gesagt, getan – es gibt einheimisches Bier und einen guten Cidre.

Wir waren schon desöfteren in Camaret. Aber auf der Suche nach einem Bäcker durchstreifen wir zum ersten Mal die Gassen in der zweiten bzw. dritten Reihe um den Place Saint Thomas, in denen sich die Ateliers und Galerien der Künstler befinden. Es ist schön hier.

Wir sitzen noch sehr lange vor dem Wohnmobil und genießen einen wunderschönen Sternenhimmel.

Tagesstrecke: 103 km

 

Dienstag, 07.09.2021

Ein blauer Himmel und ein ausgiebiges Frühstück verzögern unseren Spaziergang zum Wochenmarkt am Place Charles de Gaulle. Neben der sommerlichen Bekleidung drängen sich bei den Modeständen schon immer mehr wärmere Jacken in den Vordergrund. Das wichtigste sind und bleiben aber die Lebensmittel. Besonders zu erwähnen sind natürlich die bretonischen Erzeugnisse wie die Zwiebel aus Roscoff, die Coco de Paimpol (Bohnen) und die Erdbeeren aus Trégastel.

Bei der augenblicklichen Ebbe sieht man kleine Grüppchen bei der Suche nach einem weiteren Leckerbissen, den Couteaux oder auch Stabmuscheln, die mit Salz aus ihrem Versteck gelockt werden.

Wir haben uns unsere Muscheln (Moules à la Bretonne) suchen und im Teller anrichten lassen.

Zum Nachtisch zieht es uns wieder auf den Place St.-Thomas zum Künstlertreffpunkt.

Hier bestellen wir uns zwei Café und Nems chocolat mit einem Gläschen Caramel beurre salé und einer Boule de glace Orange sanguinaire (Blutorange)

Mittlerweile hat es sich leicht bewölkt und der Weg nach oben zum Stellplatz geht heute erstaunlich leicht und schnell. Trotzdem brauchen wir eine ausgiebige Mittagsruhe und die Lektüre eines „guten Buches“.

Gegen Abend zieht es uns aufgrund der schönen Aussicht zu den Allignements de Lagatjar und zum Manoir Saint-Pol Roux. Pierre Paul Roux war ein Dichter und gehörte zu den Symbolisten, war aber auch ein Vorläufer der Surrealisten. Er ist 1861 in Marseille geboren, hat dann in Paris gelebt, bevor er 1903 nach Camaret zog und das Haus oberhalb der Küste baute. In den Wirren des Krieges wurde es zuerst 1940 geplündert und 1944 bei Bombardements zerstört. Er selbst starb kurz nach der Plünderung in Brest.

nach links ist der Ausblick zum Croix de Pen Hir

nach rechts sieht man zum Pointe de Toulinguet

Für uns gibt es später einen Salat mit Feigen, Schafskäse und Schinken.

Während wir so draußen sitzen und essen, sehe ich in der Nähe ein Wohnmobil mit einem Odenwälder Nummernschild. Und es ist so, wie ich es mir gedacht habe. Wir treffen ein weiteres Mitglied mit Ehefrau aus dem Wohnmobilforum. Für die langjährigen Mitglieder: Es ist der Mann mit der Gitarre, der auch an Silvester im Schnee noch mit Sandalen und ohne Strümpfe herumläuft. Es ist besonders schön, weil wir schon lange nichts mehr voneinander gehört haben. Trotz einsetzendem leichten Nieselregen ist es ein langer Abend geworden.

Tagesstrecke: 0 km

 

Mittwoch, 08.09.2021

Am Morgen ist es nicht mehr so schön wie in den letzten Tagen. Da wir heute wieder einen „Fahrtag“ einlegen und an die Südküste der Bretagne wollen, ist es nicht so schlimm. Hinter Crozon fahren wir auf kleineren Straßen immer in Richtung der Baie de Douarnenez  um etwas näher ans Wasser zu kommen. Wir schaffen es aber nicht wirklich. Unterwegs kommen wir durch kleine Dörfer mit bezaubernden Kirchlein.

Kurz vor Pentrez-Plage wird umgeplant. Wir fahren jetzt über St.-Nic hoch zum Menez-Hom. Er ist mit 330 m die höchste Erhebung der Bretagne. Außer uns haben ihn heute noch weitere Wohnmobile als Ziel erwählt.

Von oben hat man einen herrlichen 360°-Blick. Unter anderem sieht man auch die Pont de Terénez über den Aulne, die wir vor einigen Tagen auf der Fahrt nach Camaret überquert haben. Und rund um uns herum blüht die Heide.

Vom Horizont kommt eine dunkle Wolkendecke immer näher. Und als die ersten zaghaften Tropfen herunterfallen, machen wir uns schnell auf den Weg zum Wohnmobil. Wir haben es gerade noch geschafft. Draußen geht die Welt unter. Wir nutzen die Gelegenheit und versorgen uns mit einer Fischsuppe.

Irgendwann hört der Wolkenbruch auf und wir können weiter fahren. Doch bereits kurz vor Plomodiern stoppen wir in dem kleinen Weiler Ste. Marie-du-Menez-Hom, da es hier irgend etwas besonderes zu sehen geben muß. Es stehen Reisebusse auf einem Parkplatz bei einer Kapelle.

Auf dem Parkplatz steht ein Denkmal, dass der Résistance im Finistère gewidmet ist. In der Kapelle wurden während des Zweiten Weltkrieges 18 britische und amerikanische Piloten vesteckt. Mit der Eroberung des Menez-Hom am 01.09.1944 haben die „Forces Francaises de Bretagne“ einen Schlüsselerfolg zur Verteidigung der Halbinsel Crozon erzielt.

Mit dem Bau der „Chapelle Ste. Marie du Menez-Hom“ durch den Templerorden wurde im 16. Jhdt. begonnen. Die Fertigstellung konnte aber tatsächlich erst im 18. Jhdt. gefeiert werden. Der wundervoll gestaltete Altar füllt die gesamte Stirnseite. Mitten drin werden auf geschnitzten Holzbändern zahlreiche biblische Geschichten dargestellt.

Ich war schon die ganze Zeit in der Bretagne auf der Suche nach einer Flasche „Whisky Breton“. In keinem Supermarkt waren die typischen Flaschen zu sehen. Als ich dann bei einem Kreisel bei Ploneis die Werbung einer Brennerei und Cidrerie mit dem Hinweis von France Passion gesehen habe, gab es für mich kein Halten. Hier gibt es zwar keinen „Whisky Breton“, dafür aber die bretonische Antwort auf den normannischen Calvados – einen „Lambig de Bretagne“. Dies ist ein Eau-de-vie vom Cidre de Bretagne. Ich war von meinem spontanen Kauf so glücklich, dass ich die Fotografiererei ganz vergessen habe, sodass es jetzt nur ein paar Apfelbäume von der Abfahrt gibt.

Auf dem Weg nach Penmarc’h umfahren wir Quimper und dann in Penmarc’h zu dem Stellplatz ohne V+E im OT Kérity, Rue Victor Hugo (Gebühr EUR 5,00). Man kommt von hier aus gut zu Fuß in den Ort mit Bars, Restaurants und einem Fischgeschäft. Außerdem kann man gut am Meer entlang zum Phare de Eckmühl laufen. Was wir dann auch machen.

In diesem Jahr ist es aber irgendwie anders. Vielleicht liegt es an der späteren Jahreszeit und dem wechselhaften Wetter. Auf jeden Fall stinkt das Meer, auch in Kérity am Strand, momentan ganz fürchterlich. Vom Pointe de Penmarc’h kennt man das ja schon. Die Poissonnerie zeigt sich auch nicht so ansprechend, und das so hochgelobte Angebot des Restaurant „Doris“ ist ebenfalls nicht so nach unserem diesjährigen Geschmack. Eventuell liegt es also auch an uns. Die Spitze ist aber der Regen am Abend gewesen, der mir tatsächlich den Fernsehempfang bei der Übertragung eines Fußballspieles stören wollte.

Vielleicht hätten wir doch bei der France Passion Cidrerie übernachten und vorher eine ausgiebige Degustation abhalten sollen.

Tagesstrecke: 99 km

 

Donnerstag, 09.09.2021

Am frühen Morgen haben wir auf der hinter uns liegenden Nebenstraße sehr viel Verkehr, der uns beim langsamen Erwachen stört. Dementsprechend mehr Zeit lassen wir uns beim Frühstück. Um uns herum leert sich der Platz zusehends. Wir „machen das Licht aus“.

Auf dem kurzen Weg nach Loctudy kommen wir in dem Hauptort Penmarc’h bei der Église de Saint Nonna de Penmarc’h vorbei. da es hier keinen Parkplatz für uns gibt, fahren wir an der folgenden Kreuzung wieder links zu einem Parkplatz für das Gemeindezentrum, und erkunden den kleinen alten Ortskern. Leider ist die Kirche verschlossen.

Loctudy ist die östlichste Besiedlung im Bigoudenland. Dieser Begriff kommt von den besonders großen weißen Hauben der Frauentrachten. In dem Bade- und Hafenort spielte der Fischfang eine große Rolle. Daraus entwickelte sich eine Weiterverarbeitung in einer florierenden Konservenfabrik. Dies ist alles nicht mehr. Zum Glück funktionierte die Umstellung auf den Tourismus. Ein großer Freizeithafen und mehrere Wohnmobil-Stellplätze im Ortsbereich sind Beispiele dafür.

Wir parken unser Wohnmobil in der Nähe des Fischereihafens, der nicht weit von der Landspitze und dem Fähranleger zur Halbinsel Île-Tudy liegt. Von hier aus gelangt man schnell in die Rue du Port, in der es zahlreiche Restaurants gibt. In dem dazwischen liegenden Bereich gibt es schöne kleine Gässchen mit altem, aber sehr gepflegtem Baubestand.

Wir landen zum Essen im bzw. vor dem „Gwenn Ha Du“, einer Mischung aus Restaurant und PMU-Bar. Das Menü incl. Wein kostet hier EUR 15,80.

Vorspeisen: Charcuterie und Baguette/ Taboulé mit Mozzarella und einem Tomaten-Couli

Hauptspeise: Fischauflauf mit Salzkartoffeln

Dessert: Île flottante und ein Coup de Glace

Nach dem Essen spazierten wir noch ein wenig am Meer entlang.

Eingang zum Museum der alten Konservenfabrik

Blick zur Île-Tudy

Im Hafen suchen wir noch nach einer offenen Poissonerie und versorgen uns mit Muscheln und Pinces des Crabes. (Die Auflösung kommt noch.)

Wir möchten heute noch zum Stellplatz am Pointe de Mousterlin, der an der Küste zwischen Benodet und Fouesnant liegt, fahren. Auf der Weiterfahrt dürfen wir aber erst einmal ausgiebig im Berufsverkehr von Pont-l’Abbé verweilen, bevor es in die Abgeschiedenheit des Pointe de Mousterlin geht. Unerwarteterweise ist der kostenlose Stellplatz ohne V+E aber fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Wir dürfen uns nach Rücksprache noch zwischen zwei Wohnmobile reindrücken. Kurz darauf bekommen wir aber per Handzeichen die Information, dass ein anderes Wohnmobil den Platz verlassen will und uns die Möglichkeit zu mehr Freiraum bieten möchte – eine wirklich nette Geste. Wo momentan sehr viele Menschen vom Strand kommen, wählen wir die entgegengesetzte Richtung.

Am Abend machen wir uns dann die in Loctudy besorgten Pince des Crabes mit einer selbstgemachten Knoblauch-Mayonnaise …

… und die mit Kräuterbutter überbackenen Palourdes.

Die Nacht war sehr ruhig und mit einem klaren Sternenhimmel.

Tagesstrecke: 45 km

 

Freitag, 10.09.2021

Um 11.02 Uhr erreichen wir unser nächstes Ziel, den Stellplatz mit V+E am alten Bahnhof in Concarneau (Gebühr EUR 6,00/24 Std.). Zeit genug, noch ganz gemütlich in die Stadt zu gehen.

Auf dem Place Jean Jaurès, vor den Markthallen, ist noch Wochenmarkt. Bevor wir den besuchen, muss ich noch schnell ins Restaurant „L’Amiral“, Jean-Luc Bannalec und sein Kommissar Dupin lassen grüßen, um einen Tisch für heute Mittag zu reservieren. So, das hat gerade noch geklappt. Jetzt können wir beruhigt zum Markt gehen.

Es ist immer noch Zeit um einen Spaziergang über den Markt zu machen.

Bei Jacky stehen die Leute Schlange!

Die Ville Close hat trotz der vielen touristischen Geschäfte noch nichts von ihrer Anziehung eingebüßt.

Vor allen Dingen fragen wir uns jedes Mal, spielt die Gruppe Micamac noch im Vorhof? Ja sie spielen noch, auch wenn es nur noch in abgespeckter Formation ist. Immerhin kennen wir sie schon seit über 30 Jahren und haben fast alle CDs von ihnen.

Nach Rücksprache mit dem Sänger wird mir aber mit einem Lachen bestätigt, daß sie schon seit 45 Jahren ab 11.00 Uhr hier spielen. Abschließend darf es auch wieder eine der neuen CDs sein.

Nun aber wird es Zeit für unseren Termin im „L’Amiral“. Lena hat es sich gewünscht, nachdem wir wieder mal einen Bannalec mit einem neuen Fall für Kommissar Dupin im Fernsehen gesehen haben.

Am Aushang der Speisekarte ist ein kleiner handgeschriebener Zettel mit dem heutigen Mittagsmenü angebracht worden. Das Restaurant ist klassisch eingerichtet und die Tische sind schon alle belegt.

Vorspeisen: 6 Austern Nr. 3 aus der Bretagne / Zucchini-Ricotta-Küchlein mit geräuchertem Thunfisch

Hauptspeise: Roastbeef mit Bratkartoffeln / Fischeintopf aus Seehecht, Gabeldorsch und Lachs auf Salzkartoffeln und Gemüse

Dessert: 4-Käse-Variation / Eisbecher

Es war ein sehr gutes Essen und der Service war aufmerksam und freundlich.

Zur Entspannung gehen wir wieder in den Vorhof der Ville Close und lauschen noch eine Zeitlang der Musik von „Micamac“, bevor wir die Gassen der durch Mauern und Wasser umrahmten Altstadt durchstreifen. Durch die „Hauptgasse“, die Rue Vauban, schieben sich endlose Massen von Touristen. Wir drehen eine kurze Runde und machen uns auf zu unserem Wohnmobil.

Auf dem Stellplatz kann man sich nicht draußen aufhalten, also machen wir noch einmal einen Spaziergang in die Stadt, um am Meer die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.

Chapelle de la Croix

Tour-Clocher du Saint-Coeur de Marie und die Nouvelle Église Saint-Guénolé

Tagesstrecke: 20 km

 

Samstag, 11.09.2021

Auf der N 165 fahren wir heute an Lorient vorbei nach Gâvres auf den Stellplatz mit V+E „Les Joncs“ (Gebühr EUR 9,50) in der Rue des Filets Bleus. Dort erwartet uns aber schon ein „Complet“-Schild. Schade! Der Stellplatz grenzt an einen Fußballplatz, und da angeblich heute Nachmittag noch ein Fußballspiel stattfinden soll, werden keine weiteren Stellplätze am Spielfeldrand freigegeben.

So stellen wir uns zu anderen Wohnmobilen auf einen Parkplatz am Ortseingang mit einem Hinweis auf ein Übernachtungsverbot für Wohnmobile. Nach einem kurzen Erkundungsgang durch den Ort, essen wir etwas im Wohnmobil und machen es dann vielen anderen Leuten nach und suchen im „Brabbes“ (O-Ton Lena) der Baie de Locmalo nach Muscheln. Gâvres liegt auf einer Landzunge unterhalb von Lorient und Port-Louis, und kann auf einem Damm angefahren werden. Dadurch ist oberhalb des Dammes die Baie, und unterhalb das Meer mit der Côte des Mégalithes. Wir haben einigermaßen Erfolg bei unserer Muschelsuche. Es reicht auf jeden Fall für ein Essen heute Abend.

Blick hinüber nach Port-Louis

Mittlerweile hat sich der Parkplatz ein wenig geleert. Es fahren Wohnmobile in Richtung Stellplatz und kommen nicht wieder. Von dem Fußballspiel ist auch nichts zu sehen. Also starten wir ebenfalls zu unserem zweiten Versuch einen Übernachtungsplatz zu bekommen. An der Einfahrt werden wir schon von einem Mitglied des Vereins erwartet, der uns beim Einchecken am Automaten hilft und uns einen Platz zuweist. Wir haben viel Platz auf der Wiese um uns herum. Das Abwarten hat sich gelohnt. Die Nachsaison-Gebühr von EUR 9,50 beinhaltet V+E, Strom und Wifi.

Gegen Abend machen wir dann noch einen Spaziergang zur Meerseite.

Grande Plage

Église Saint-Gildas

Fort de Porh-Puns

Am späten Abend gibt es dann für uns eine Portion Coques mit Vinaigrette.

Tagesstrecke: 62 km

 

Sonntag, 12.09.2021

Nach einer sehr ruhigen Nacht, war ich auch noch bei der Suche nach einem Bäcker erfolgreich. Im Supermarkt, der ebenfalls sonntagsvormittags auf hat, gibt es frische Backwaren.

Aus der Zeitung erfahren wir leider, dass wir gestern Abend in Nantes das unumstößliche Abschiedskonzert der bretonischen Folk-Rock-Gruppe „Tri Yann“ verpasst haben. Nach 51 Jahren Bühnenpräsenz waren sie jetzt der Meinung, dass es reicht. An dem Abend sind noch einige Weggefährten wie Gilles Servat und Louis Capart hinzugekommen. Wir haben „Tri Yann“ in Bonn und Karlsruhe, sowie in Frankreich in Bitch (Moselle) und zweimal in der Bretagne: Paimpol (Côtes-d’Armor) und Quimper (Finistère) gesehen. Durch den Gesang und die Kostüme waren die drei Hänse und ihre Band total beeindruckend.

Bonn 2007

Quimper 2012

Paimpol 2013

Wir spazieren nochmal nach vorne zum Hafen und studieren die Fährzeiten nach Port-Louis. Das wäre ein schöner Programmpunkt für morgen. So langsam verzieht sich auch wieder das Wasser in der Baie, sodaß wir nach dem Mittagessen nochmal nach Muscheln graben können.

Tagesstrecke: 0 km

 

Montag, 13.09.2021

Heute fahren wir mit der Fähre nach Port-Louis. Schon im Mittelalter wurde hier mit Salz, Wein und Getreide gehandelt. Damals hieß der Hafenort noch Blavet und war eine zeitlang in dem Besitz der Spanier, die den Hafen mit Bastionen befestigten. Erst Louis XIII. änderte 1637 den Namen in Port-Louis. Als Standort der französischen Compagnie des Indes war dies der wichtigste Hafen für den Gewürzhandel mit Asien. Durch den sich ausbreitenden Wohlstand entwickelte sich im Hintergrund immer mehr die heutige Großstadt Lorient, und die Unternehmen siedelten dorthin um.

Heute ist Port-Louis ein unbedeutender kleiner Ort. Die Badetouristen bringen im September auch nicht mehr das große Geld. Dementsprechend ruhig ist es in den Gassen. Es hat noch eine Crêperie und ein Bäcker geöffnet. Auf einem kleinen Platz sitzen drei Damen bei einem Café am Tisch. Es sind die Inhaberinnen der umliegenden geschlossenen Geschäfte. Einen öffentlichen Bankautomaten suchen wir vergebens, und die Postbank mit einem innen stehenden Bankautomaten schließt „vor unserer Nase“ die Tür. Wir drehen noch eine kleine Runde und fahren mit der nächsten Fähre wieder nach Gâvres.

Blick auf die Bastion, die die Einfahrt in den Blavet überwachte.

Blick hinüber nach Lorient auf den ehemaligen U-Boot-Unterstand.

früherer Waschplatz

In Gâvres machen wir uns noch Spaghetti à la Vongole, bevor wir die Halbinsel wieder verlassen.

Als nächstes Übernachtungsziel haben wir bei Baden im Golfe du Morbihan einen Austernzüchter vorgesehen, den wir bereits durch France Passion kennen. Von Baden geht es auf kleinen Straßen durch einen Wald weit hinaus bis zum Pointe de Toulvern, wo sich der Austernzüchter befindet. Bereits von der Einfahrt aus sehe ich, dass der Parkplatz für fünf Wohnmobile schon voll ist. Der obere Parkplatz ist ebenfalls mit Wohnmobilen zugestellt. Nach einer Besichtigung zu Fuß, habe ich mich mit einem Wohnmobilisten abgesprochen und einen Platz für unser „rollendes Bett“ gesichert.

Leider wird es mit der erhofften Austern-Degustation bei Abendstimmung in dem kleinen Imbiss am Aussichtspunkt nichts. Es ist wegen Corona zur Zeit alles geschlossen. Dann machen wir eben noch einen Spaziergang zum Plage des 7 Îles und weiter bis zum Pointe de Locmiquel. Die Aussicht über den Golfe du Morbihan ist traumhaft.

der Austernzüchter

Wieder Zuhause, machen wir uns die restlichen Muscheln, und bekommen noch von unseren Nachbarn zum Nachtisch Nektarinen geschenkt.

Tagesstrecke: 63 km

 

Dienstag, 14.09.2021

Heute Morgen habe ich es etwas eilig, weil ich aufgrund der in den letzten Tagen gemachten Erfahrungen möglichst frühzeitig an unserem nächsten Übernachtungsplatz, dem Stellplatz mit V+E „Parking de Kervoyal“ in Damgan (Gebühr EUR 10,00) ankommen möchte. Meine Bedenken sind aber unnötig, denn es ist ja noch so viel Platz.

Kaum steht das Wohnmobil, haben wir es aber wieder eilig. Denn heute ist Markttag, aber nicht mehr lange. Mit den Fahrrädern geht es schnell in den Ort. Es sind natürlich nicht so viele Stände da wie samstags oder zur Sommerzeit. Trotzdem gibt es genug zu sehen. Wir kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein, und füllen unsere Geldbörsen wieder an einem Geldautomaten.

Nachdem wir uns umgesehen haben hetzt uns nichts mehr. Es ist Zeit für einen Ricard im Außenbereich einer Bar, wo wir das Treiben um uns herum in Ruhe beobachten können. Hier kommt bei uns das „Gewohnheitstier“ durch. Es ist immer die gleiche Bar, und anschließend die gleiche Pizzeria zur Mittagszeit.

Pizza damganaise

Salade paysanne

Zurück am Stellplatz genießen wir das Wetter und die Ruhe. Später spazieren wir noch ein wenig am und im Meer entlang. Das Wasser ist hier gar nicht so kalt , nur am Rand sehr kiesig.

Tagesstrecke: 49 km

 

Mittwoch, 15.09.2021

Es ist jetzt kein Badewetter mehr, und den kleinen Markt haben wir gestern schon gehabt. So richtig hält uns nichts mehr in Damgan. Stattdessen wollen wir zur Halbinsel von Le Croisic. Auf dem Weg dorthin haben wir auf der N 165 bei Muzillac einen Stau. Wir fahren schnell ab und nutzen die Zeit für einen Einkauf bei Lidl. Doch der Stau schnappt uns wieder, kurz bevor wir in Richtung Guerande abfahren.

Als wenn dies nicht schon genug wäre, offenbart sich uns noch eine Umleitung. Dabei kommen wir durch den kleinen Ort St.-Molf. Unser beider Mägen haben sich schon mehrmals bemerkbar gemacht und an eine frühe Ankunft in Le Croisic ist sowieso schon nicht mehr zu denken, da sehe ich ein Schild an einem Haus „Bar Hotel Restaurant“ mit einer Tafel am Straßenrand. Jetzt brauchen wir an der engen Ortsdurchfahrt nur noch einen Parkstreifen.

Das „Au Grain de Sel“ entpuppt sich als Routier mit einem Menü für EUR 14,50. Darin sind ein Vorspeisenbüfett, unser gewählter Hauptgang des Choucroute de la Mer au beurre blanc, ein Dessert und je ein Viertel Wein enthalten. Das war super!

Choucroute de la Mer au beurre blanc

ein Fromage blanc mit einem Himbeertopping und ein Ile Flottante

ein kleiner Hausflohmarkt

Kurz hinter Guerande sehen wir schon die Flächen für die Meersalzgewinnung.

Bei der Fahrt auf die Halbinsel von Le Croisic drücken wir uns die Daumen, dass wir es schaffen, eine Parkbucht auf dem kleinen Stellplatz „La Vigie“ mit V+E  an der Côte Sauvage zu bekommen. Und tatsächlich können wir den letzten Stellplatz in Beschlag nehmen. Ein weiteres Plus ist die Tatsache, dass der Parkscheinautomat defekt ist. Auf dem Platz ist jegliches Campingverhalten verboten. Das ist aber auch verständlich, denn direkt nebenan ist ein Campingplatz, der noch offen hat.

Wir genießen die Aussicht und faulenzen noch ein wenig, bevor wir einen Spaziergang an der Küste entlang unternehmen. Es hat sich aber noch immer keine Bar in den kleinen Siedlungen entlang der Küste eingefunden. So drehen wir wieder um, öffnen unsere eigene Bar und freuen uns über den schönen Sonnenuntergang. Dabei greifen wir gerne auf die Sitzbank auf der anderen Straßenseite zurück.

Tagesstrecke: 68 km

 

Donnerstag, 16.09.2021

Am Morgen zieht eine Nebelwand vom Meer herein. Und mit dem Nebel kommen zwei Reisebusse, aus denen Passagiere eines Fluss-Kreuzfahrtschiffes auf der Loire strömen. Die dürfen sich heute die Côte Sauvage im Nebel und einen Wohnmobil-Stellplatz anschauen.

Trödeln hilft. Nach einiger Zeit öffnet sich uns der Blick auf das Meer mit strahlend blauem Himmel.

Heute heißt es trotzdem für uns Abschied von Meer und Bretagne zu nehmen. Vorher machen wir noch einen Abstecher nach Le Croissic hinein und parken beim Mont Lenigo am Straßenrand. Hier hat man eine schöne Ausssicht auf die Bucht, und es ist nicht mehr weit bis zu den Fischhändlern im Hafen.

Wir bummeln ein wenig durch die hinteren Gassen bis zur Markthalle, für die wir aber etwas zu spät sind. Bei den Ständen wird schon zusammengeräumt.

In den Restaurants ist schon die erste Tischbelegung abgearbeitet. Unsere Entscheidung fällt auf ein Restaurant mit Menü und Blick auf die Capitainerie. Wir werden nach der Tischzuweisung aber nicht mehr weiter bedient und räumen deshalb den Tisch.

Der zweite Anlauf gilt dem „Le Bistro de la Poissonnerie“. Am Eingang haben wir ordentlich unseren „Pass sanitaire“ vorgezeigt. Dann geht es ganz schnell. Es ist zwar voll, doch für uns gibt es noch einen Tisch und die Kellner wuseln nur so durch die schmalen Gänge.

Unsere Bestellung sind zweimal die Assiette du Pecheur für je EUR 19,50, mit allem was man so an Krustentieren und Muscheln  aus dem Meer holen kann, und 0,5 l Muscadet. Sehr lecker!

1/2 Araignée de Mer (Seespinne), eine Pince de Crabe, drei Crevetten, drei Austern und viele Bigourneaux (kleine Meeresschnecken)

Mittlerweile hat sich das Restaurant schon geleert.

Es hilft nichts, jetzt müssen wir weiter. Über Batz sur Mer und St. Nazaire fahren wir auf der N165 nach Nantes. Und da wir kurz hinter Nantes auf die andere Seite der Loire wechseln möchten, bleiben wir auf der innerörtlichen Umfahrung, was auch problemlos funktioniert. Die Schwierigkeiten kommen erst jetzt.

Windmühle bei Batz sur Mer

Gewinnung vom „Fleur de Sel de Guerande“

Die erste Brücke hinter Nantes ist zu schmal. Bei der nächsten Brücke über die Loire müssten wir erst durch eine Eisenbahnunterführung, die aber für uns zu niedrig ist. Nach einigen Kilometern schaffen wir es dann in Ancenis, die Loire zu überqueren, um zu unserem Übernachtungswinzer, der Domaine des Galloires, in Drain an der Loire zu gelangen.

Super, hier ist jetzt auch noch eine Baustelle, mit Straßensperrung, aber keinen Arbeitern. Für mich gibt es nun zwei Möglichkeiten. Entweder durch die Sperrung an der Loire entlang zu brausen, oder nach links hoch in den Ort. Laut Navi ist der Winzer näher an der Loire, logisch. Ich ignoriere also die Straßensperrung und fahre nach der Baustelle die erste Straße links ab zu unserem Winzer, und vor mir erscheint eine asphaltgraue Wand mit über 20 % Steigung. Ich schalte vom 3. Gang in den 2. Gang, und kurz vor dem Empfangsgebäude schaffe ich es gerade noch mit dem 1. Gang auf den Parkplatz. Die Kapelle direkt links stand da, als wäre sie für mich gemacht, um jetzt ein Stoßgebet loszuwerden.

Bei meinem Dankeschön-Besuch als France Passion-Übernachtungsgast werde ich mit einem Grinsen auf den Gesichtern der Weinprobe-Teilnehmer begrüßt. Die haben bestimmt an der großen Fensterfront zugesehen, wie ich mich mit meinem Wohnmobil abgequält habe. Dafür haben wir aber einen tollen Platz unterhalb der Gebäude mit einer herrlichen Aussicht über das Loiretal.

Wir warten noch ein wenig, dann begeben wir uns ebenfalls in die Probierstube. Von einem netten jungen Mann erhalten wir auf englisch und französich einen kurzen Überblick von der Entwicklung des Weingutes. Und nachdem wir ihm unsere Vorstellungen klargemacht haben, geht es an die Probe. Wir finden schnell unsere Favoriten: Muscadet Coteaux de la Loire sur lie, Vin rosé sec „La Pimpante“, Crémant de Loire rosé brut und Crémant de Loire Blanc „Léon & Jean“ brut nature. Dazu noch ein Bio-Bier und etwas Pâte.

Nachdem die Angestellten und die Teilnehmer der Weinprobe mit ihren Autos verschwunden sind, macht sich eine angenehme Ruhe breit.

Tagesstrecke: 145 km

 

Freitag, 17.09.2021

Es liegt Nebel über dem Loiretal.

Nach der gestrigen steilen Auffahrt, entscheide ich mich für die andere Strecke durch den Ort, und komme viel bequemer wieder an der Loire auf die D751.

In St. Florent-le-Viel überquere ich wieder die Loire um auf der D723 in Richtung Angers zu kommen. Kurz vor einem Kreisel sehe ich links ein Routier-Restaurant. Bremsen und nach links abbiegen kann ich nicht. Mir sitzt ein LKW sehr nah auf der Stoßstange. Ich fahre ihm seit ein paar Kilometern schon zu langsam. Es geht also weiter bis zum Kreisel und wieder zurück. Es hat sich gelohnt: Vorspeisenteller (leider kein Büfett wegen Corona), Schellfisch, Dessert incl. Wein.

Nur wenige Kilometer später, wir sind mittlerweile schon auf der D723, sehe ich einen Hinweis auf das Château de Serrant. Spontaner beidseitiger Entschluss: Schauen wir uns an. Und der Eintritt hat sich wirklich gelohnt. Von der Raumausgestaltung und der Inneneinrichtung gehört es auf jeden Fall zu den schönsten Schlössern, die wir bisher gesehen haben. Dazu gehören auch die Arbeits- und Aufenthaltsräume der Dienerschaft, und die Einbeziehung der technischen Erneuerungen im Kellergeschoss.

Serrant ist das letzte der großen Loire-Schlösser flußabwärts. Bereits im 16. Jhdt. wurde mit dem Bau im Renaissance-Stil begonnen, aber erst zu Beginn des 18. Jhdt. erfolgte die Fertigstellung. Während dieser Zeit hatte mehrmals der Besitzer gewechselt. Noch heute wird das Schloss von den Nachfahren einer der ältesten Adelsfamilien Frankreichs aus dem Haus La Trémoille bewohnt. Dies ist die Fürstenfamilie von Merode-Westerloo. Sie sind verantwortlich für den augenblicklichen Ausbau und die Modernisierung der Innenräume.

Schloßkapelle mit den Ruhestätten der bisherigen Besitzerfamilien

Wohn- und Schlafzimmer

Küche und Essraum der Dienerschaft

Arbeitsplatz der Hauswirtschafterin oder ihres männlichen Pendants

Zur heutigen Übernachtung haben wir, wie schon so oft bei unseren Touren entlang der Loire, Turquant ausgewählt. Es ist ein kleiner gemütlicher Ort zwischen Saumur und Chinon, und abends treffen sich dort die Einwohner noch auf der Terrasse der Bar zu einem oder mehreren Gläsern Wein. Der Besitzer der Bar führt gleichzeitig auch noch einen kleinen Lebensmittelladen nebenan und hat ein Depot des Pains.

Turquant hat direkt am Ortseingang einen kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E. Wir bevorzugen aber die, wenn man der Straße nach rechts folgt, etwa 300 m entfernt liegende Wiese unterhalb der Ateliers en Troglodyte. Dies ist ein offizieller Ausweichplatz für die Wohnmobile. Wie immer machen wir noch einen kleinen Abendspaziergang, und „hängen“ anschließend noch in der „Dorf-Kneipe“ ab.

Tagesstrecke: 130 km

 

Samstag, 18.09.2021

Heute sind am Weltkulturerbetag die „bewohnten Höhlen“ für Besucher geöffnet. Es wird ein breit gefächertes Programm von Künstlern, Köchen, aber auch Privatleuten angeboten. Z. B. werden wir von dem Besitzer des „Chateau Gaillard“ zur Besichtigung des Gartens herein gebeten. Er klagt uns sein Leid, weil er sich so viel Mühe mit der Gesamtkonzeption gemacht hat und jetzt kommen aufgrund des ständigen Regens kaum Besucher.

Auf unserem weiteren Weg an der Loire entlang, möchten wir einen Abstecher nach Fontevraud-l’Abbaye machen. Der dortige kostenlose Stellplatz mit kostenloser V+E liegt jetzt zentral im Ort, ist aber nur ein Tagesparkplatz. Wir wollen uns hauptsächlich später mit Frischwasser versorgen. Vorher spazieren wir aber in den Ort, auch wenn das Wetter sehr wechselhaft ist.

Wir sind noch nicht weit gelaufen, steht schon überall bewaffnete Polizei herum, und schwarze, abgedunkelte Limousinen fahren durch die Gassen. Auch hier gibt es Aktionen zum Weltkulturerbetag. Maler stehen mit ihren Staffeleien auf dem Place des Plantagenets und versuchen zwischen den Regenschauern ihre Kunst zu repräsentieren. Zur Abwechslung kommt jetzt eine schwer bewaffnete Militärpatroullie vorbei. Völlig unbeteiligt stehen außerdem einige Herren in Anzug und Knopf im Ohr gelangweilt herum. Des Rätsels Lösung ist die Eröffnung des neuen „Fontevraud Le Musée d’Art Moderne“ durch den Premierminister Frankreichs.

Ich habe natürlich tunlichst vermieden, den gesamten Polizeiapparat zu fotografieren.

Da wir jetzt sowieso nicht in das Klostergelände hinein dürfen, eigentlich schade, da gibt es zur Eröffnung des Museums bestimmt guten Wein und leckere Schnittchen oder richtiges Essen, bestellen wir gegenüber in dem Restaurant vom „Le Comptoir des Vins“ Ochsenbäckchen und hinterher einen Café Gourmand.

Als wir mitbekommen, dass die Limousinen abfahren und der Haupteingang für die Normalsterblichen wieder offen ist, gehen wir in den Komplex der Abbaye. In dem ersten Innenhof steht noch der große Pavillon für den Empfang. Die Technik wird schon abgebaut. Am Eingangsgebäude werden die Gratiskarten für das Museum und das königliche Kloster ausgegeben. Das ist natürlich super.

Als erstes schauen wir uns das „Fontevraud Le Musée d’Art Moderne“ an. Grundlage des Museums ist eine Schenkung des von 600 Exponaten des Kunstsammler-Ehepaares Martine und Léon Cligman. Hinzu kommen noch 300 weitere Exponate. Diese unschätzbaren Beispiele der Modernen Kunst aus dem 19. und 20. Jhdt. beinhalten Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen u. a. von Künstlern wie Toulouse-Lautrec, Degas, de Vlaminck, van Dongen und Derain. Eine solch außerordentliche Sammlung konnte auch nur in Gegensatz zu einem besonderen Ort, nämlich der fast 900 Jahre älteren Klosterstadt Fontevraud präsentiert werden.

Emil Nolde – Zwei Frauengesichter

Auguste Rodin – Buste de Balzac

Noch ganz überwältigt von der Kunstpräsenz  begeben wir uns in ein ganz anderes Metier. Es ist die klassische Nüchternheit der Abbaye Royale Notre-Dame de Fontevraud. Auch als „Klosterstadt“ und größtes klösterliches Gebäude Europas bekannt. Der Gesamtkomplex war als gemischtes Kloster geplant, aber zuerst unter Vorrangstellung der Frauen geführt. Während sich die Frauen dem Gebet in strenger Klausur widmen sollten, wurden die notwendigen Arbeiten von Männern ausgeführt. In der Männergemeinschaft gab es keinen Unterschied bei Klerikern und Laien. Im Laufe der Zeit förderte besonders das Haus Plantagenet, als die Grafen von Anjou, das Kloster, und bestimmten es zu ihrer königlichen Grablege.

Abteikirche

Grablege von Isabel de Angoulême und Richard Löwenherz

basilikaler Umgangschor mit Triforium

Refektorium (Speisesaal)

Kreuzgang

im Hintergrund das romanische Küchengebäude

Das untere Kapitell hat die Form einer Krone. Darüber liegen die Schornsteindurchlässe.

Draußen am Hauptplatz ist nur noch ein bewunderungswürdiger Maler am Werk. Die anderen Künstler haben sich schon verzogen.

Wir ziehen auch weiter, nachdem wir unseren Frischwassertank gefüllt haben. Ein Schloß ist für uns noch nicht genug. In Azay-le-Rideau gibt es nicht nur das berühmte Wasserschloss, sondern nur wenige Kilometer entfernt liegt noch das Chateau de L’Islette, das wir morgen besichtigen wollen.

Auf der Suche nach einem Stellplatz durchfahren wir Azay-le-Rideau, schauen uns auch den Platz am Wasserschloß an und fahren dann doch zum Parkplatz vor dem Chateau de L’Islette.

Hoffentlich wird das Wetter wieder besser, denn für morgen haben wir neben der Schlossbesichtigung noch ein malerisches Picknick im Schloßpark geplant. Von außerhalb gönnen wir uns schon heute einen kleinen Blick in den Schlosspark.

Tagesstrecke: 57 km

 

Sonntag, 19.09.2021

Über Nacht hat es angefangen zu regnen und eine Besserung ist noch nicht in Sicht. Das Picknick können wir vergessen. Da bleibt uns nur die Führung. Mit regenfester Kleidung ziehen wir hinüber.

Das Schloß wurde im 16. Jhdt. fertiggestellt und ist heute noch in Privatbesitz. Die jetzigen Eigentümer bewohnen auch noch einen Teil des Schlosses und ein Wirtschaftsgebäude. Ende des 19. Jhdt. war das Schloß das Domizil der leidenschaftlichen Liebesaffäre der Künstler Camille Claudel und Auguste Rodin. Die uns zeitlich passende Führung ist leider nur auf Französisch, und während des gesamten Rundganges herrscht Maskenpflicht. Im Erdgeschoss befanden sich die Räumlichkeiten für den Künstlerbesuch.

Camille Claudel schuf hier in der Zeit des Aufenthaltes auf dem Schloß die Skulptur „La Petite Châteleine“. Ihr Modell war die Enkelin der damaligen Schlossbesitzer.

Über eine schmale Treppe geht es nun nach oben. Hier sieht man sofort den Unterschied zwischen den „Schauräumen“ und den noch genutzten oder bis vor kurzem privat genutzten Zimmern.

Nach der Besichtigung möchte ich gerne nach Loches, südöstlich von Tours. Die Stadt liegt ebenfalls an der Indre und gehört zu den „100 plus beaux détours de France“. Die Fahrt geht recht flott vonstatten. Nur das Wetter könnte besser sein.

Wie wir so durch den äußeren Bereich in die kleine Gemeinde mit ca. 6.200 Einwohner hineinfahren, kann ich mir noch nicht vorstellen, was dies mit den 100 schönsten Umwegen Frankreichs zu tun hat. Der kostenlose Stellplatz ohne V+E ist schnell gefunden und befindet sich auf einem großen Parkplatz zwischen mehreren Schulen. Und es ist nicht so eindeutig, wo ich mit dem Wohnmobil stehen darf. Wichtig ist aber, dass ich die Schulbusse nicht behindere. Von hier aus geht es in wenigen Minuten in die Altstadt.

Das Wetter hat sich etwas beruhigt, sodass nichts gegen einem Spaziergang spricht. Auf einer Tafel am Eingang der Altstadt sind auch die ganzen Sehenswürdigkeiten aufgeführt, und wir sind wirklich überrascht.

Bei solch einem Rundgang sind auch noch andere Schätzchen zu sehen.

Auf dem Felsplateau befindet sich eine Schlossanlage, die von einer fast 2 km langen Befestigungsmauer umschlossen ist. Der einzige Zugang ist durch die mächtige Porte Royale aus dem 13. Jhdt. möglich. Dahinter verbergen sich noch zahlreiche „Zeugen“ aus dem Mittelalter.

Wir besuchen zuerst das Logis Royal. Dieses königliche Schloß wurde vor allen Dingen von drei Frauen geprägt: Agnès Sorel, der Mätresse Karl VII., Jeanne d’Arc und Anne de Bretagne, der Gemahlin von Karl VIII. Der älteste Teil des Schlosses dürfte aus dem 13. Jhdt. stammen. Im Laufe der Zeit wurden ständig Erweiterungsbauten hinzugefügt.

Das Logis Royal liegt an der nördlichen Spitze des Feltplateaus, und von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Altstadt.

Bei dem Logis Royal hatten wir richtiges Glück. Erstens haben wir es kurz vor 18.00 Uhr gerade noch geschafft hineinzukommen, und zweitens brauchten wir aufgrund des Weltkulturerbetages auch hier keinen Eintritt bezahlen. In Frankreich wird das wahrscheinlich am gesamten Wochenende so gehalten.

Neben dem Schloss befindet sich die Stiftskirche Saint-Ours aus dem 11. Jhdt.. Dort ist auch seit 2005 wieder die Grablege von Agnès Sorel. Während der französichen Revolution wurde das Grabmahl von den Revolutionsgarden geschändet und aus der Kirche entfernt. Nach mehrmaligen „Umzügen “ ist sie nun wieder an ihrem ursprünglichen Platz.

Der Weg an das südliche Ende des Schlossberges führt uns zum ältesten Bauwerk, dem Donjon, hier oben. Der 36 m hohe Turm stammt bereits aus den Anfängen des 11. Jhdt.. Das Baumaterial wurde direkt aus dem Berg entnommen. Das Wohn- und Verteidigungsbollwerk wurde unter den nächsten Besitzern immer weiter ausgebaut. Dabei wurde nicht nur nach oben vergrößert, sondern immer weiter in die Tiefe gegraben. Zahlreiche Gänge ziehen sich unter dem Komplex kreuz und quer. Aufgrund der Lage wurden einige prominente Adelige hier inhaftiert. Dies war dann die Grundlage für ein späteres offizielles staatliches Gefängnis.

Ich war so tief unter den Gebäuden, dass ich schon gar nicht mehr wußte, wie es wieder nach oben geht. Nach der nicht endenwollenden Treppe nach draußen war ich ganz schön außer Atem.

Wir haben sehr viel gesehen, und es war mehr als wir zu hoffen gewagt hätten. Nun ist es gut und wir können uns im Wohnmobil ausruhen.

Tagesstrecke: 61 km

 

Montag, 20.09.2021

Am Morgen, wir sind zwar schon wach, liegen aber noch im Bett, wird es um uns herum lebendig. Pendler, Lehrer und Eltern die ihre Kinder in die Schule bringen, befinden sich im Parkplatzsuchverkehr. Etwas später rauschen die Schulbusse heran. So wie es aussieht sind wir aber kein Hindernis.

Für mich beginnt der Tag mit einer langen Suche nach einem Bäcker. Das Problem kann auch erst nach vielen Rückfragen bei mehreren Caféhaus-Besuchern gelöst werden.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf eine lange Tagesetappe, da wir bis ins Burgund kommen wollen. Nördlich von Châteauroux nutzen wir bis Vierzon die kostenlose Autobahn. In Vierzon finden wir bei der Durchfahrt einen guten China-Wok mit Büfet. In der Nähe ist auch eine Tankstelle, wo wir tanken können.

Hier ist nur einmal eine kleine Auswahl der Speisen, die wir uns von dem Büfet zusammengestellt haben.

Bei der Weiterfahrt auf der D926 kommen wir an einem Aire Naturelle vorbei, wo wir sogar noch entsorgen können. Das ist sehr gut, da wir ja heute Abend bei einem Winzer übernachten wollen. Unterwegs erwischt uns noch eine schier endlose Umleitung kurz vor Auxerre und ein Regenschutt, dass wir die Fahrt unterbrechen müssen. Auch die PKWs stehen neben, weil sich die Straßen in kleine Bäche verwandelt haben.

Als es ein wenig aufklart, durchfahren wir gerade Saint-Fargeau. Schilder weisen auf historische Bauten hin, und was wir so sehen können gefällt uns. Also drehe ich bei der nächsten Gelegenheit und fahre zurück auf den großen Parkplatz, wo schon einige Wohnmobile stehen. Bei dem Spaziergang sehen wir auch direkt oberhalb von uns den etwas schrägen Wohnmobil-Stellplatz, der auch schon voll belegt ist.

Saint-Fargeau wird in Aufzeichnungen erstmals im 4. Jhdt. erwähnt. Bei Ausgrabungen in der Nähe der Kirche kamen aber Funde aus gallo-römischer Zeit zum Vorschein. Die Ausbauten des grßen Schlosses gehen auf Anne Marie Louise d’Orléans, La Grande Mademoiselle, die Kusine Ludwig XIV., zurück.

In den Außenbereichen von Auxerre kommen wir in den Berufsverkehr, der sich auch durch den Regen angestaut hat. Dadurch dauert die Umfahrung etwas länger. Wir haben uns für die Übernachtung einen France Passion-Winzer in dem kleinen Ort Beines ausgesucht. Das Dörfchen liegt an der N65 direkt vor Chablis.

Unser Navi führt uns auf engen Dorfstraßen zum Winzer. Es muß aber noch eine andere Zufahrt geben. Für unser Wohnmobil finden wir nicht nur einen ruhigen Platz zum Übernachten, sondern einen voll ausgestatteten Wohnmobil-Stellplatz. Der Winzerbetrieb liegt auf der anderen Straßenseite etwas unter uns.

Für heute Abend ist es schon zu spät, um eine kleine Weinverkostung zu machen. So starten wir zu einem kleinen Spaziergang durch die Gassen und gehen dann aber wieder zurück. Bei unserem Winzer herrscht Hochbetrieb. Ständig fahren die Traktoren mit den abgeernteten Trauben vor.

Derweil wird für die Erntehelfer in einem größeren Zimmer der lange Tisch eingedeckt und das Abendessen vorbereitet. Es sieht gut aus.

Die Nacht ist sehr ruhig.

Tagesstrecke: 286 km

 

Dienstag, 21.09.2021

Wir haben den Tag langsam angehen lassen, da wir noch etwas Chablis-Wein bei dem Winzer einkaufen wollen, und schon zu früh am Tag den Wein zu probieren, ist nicht gut. Kurz vor 11.00 Uhr sitzen wir dann vor unseren Gläsern. Hier ist es schon etwas teurer als bei den Anjou-Weinen an der Loire.

Von hier aus ist es auch nicht mehr weit bis Tonnerre. Das ist die Partnerstadt von Montabaur, einer Kleinstadt in der Nähe von Limburg. Wir sind dort Mitglied in der Deutsch-Französischen-Gesellschaft. Da wir diesen Ort noch nicht zu kennen glauben, bietet sich ein Abstecher an.

Wie so viele kleine französische Ortschaften oder Städte ist ein sehr großer Leerstand vorhanden. Die jungen Leute zieht es, auch aufgrund der Arbeitsmöglichkeiten, in die großen Städte. Als wir zu der Karstquelle Fosse Dionne kommen, stellen wir fest, dass wir doch schon einmal vor vielen, vielen Jahren hier waren. Da habe ich noch Dias gemacht, also muß es vor 2005 gewesen sein.

Zu Mittag finden wir sogar ein nettes kleines Restaurant, das „Petit Gourmand“. Der Mittagstisch liest sich sehr gut.

Vorspeisensalat (Zu meinem Leidwesen habe ich nicht beachtet, das als wichtiger Bestandteil Stückchen von einer Ente aufgeführt waren.)

Hauptgericht:

Boudin noir mit Gemüse

Hähnchen mit Gemüse

Mousse au chocolat

Cassis-Eis mit Sahne

Nach einem kurzen Einkauf im Lidl hat uns die Straße wieder. Gegen Abend erreichen wir, nach einer weiteren Umleitung, die uns viel Zeit gekostet hat, Port-sur-Saône. Als wir den vermeintlichen Stellplatz, als Teil eines Großparkplatzes vor der Sporthalle, gefunden haben, beschließen wir hier zu bleiben. Später stellen wir fest, das der eigentliche Wohnmobil-Stellplatz mit V+E noch ein kleines Stück weiter ist.

Unser Platz gegenüber vom Port de Plaisance ist aber super.

Tagesstrecke: 223 km

 

Mittwoch, 22.09.2021

Die Nacht war sehr ruhig, und der Bäcker ist vorne an der Hauptstraße mit tollem Baguette und phantastischen Croissants. Der Tag kann beginnen.

Wir fahren auf der N19, die bei Lure in die D619 übergeht bis Belfort, dann weiter auf der D83 nach Ribeauvillé auf den neuen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 15,00 inkl. Strom). Erstaunlicherweise ist der Stellplatz nicht voll belegt. Wahrscheinlich ist es einigen zu teuer. Viele Wohnmobilisten haben nach Besichtigung des Parkautomaten an der Einlassschranke wieder umgedreht.

Ribeauvillé selbst ist verständlicherweise sehr touristisch. Wir sind die Grand Rue einmal rauf und wieder runter gelaufen, haben uns eine Flasche vom hiesigen Wein gekauft, und uns in unsere eigene „Wistub“ gesetzt. Ein paar gesammelte Walnüsse haben es noch authentischer gemacht.

Ulrichsburg

Tagesstrecke: 175 km

 

Donnerstag, 23.09.2021

Heute werden wir Frankreich verlassen. Kurz vor Lauterbourg fahren wir nochmal von der Autobahn ab und zum Super U. Wir wollen noch einige Lebensmittel einkaufen, die es bei uns so nicht gibt.

Blick auf die Haute Koenigsbourg

Und wie es halt immer so ist, wenn wir vom Elsass in die Pfalz reinfahren machen wir in Rhodt u. Rietburg unseren letzten Übernachtungsstopp. Wir fahren schon sofort die Wiese an, weil es uns dort besser gefällt als oben auf dem eigentlichen Stellplatz (Gebühr EUR 4,00).

Nun ist ein kleines Päuschen fällig, bevor wir zu neuen Taten schreiten.

Gegen Abend geht es selbstverständlich in den Ort zum „Weinsticher“ vom Weingut Nichterlein. In Corona-Zeiten ist es natürlich nicht so einfach mit der Tischbelegung. Wir haben Glück und bekommen noch einen Platz, nachdem alle Corona-Kontrollen abgeschlossen sind.

Mit Kastanien-Saumagen, reichlich Riesling-Schorle und netten Gesprächen mit Tischnachbarn  verbringen wir einen schönen Abend.

Rest Kastanien-Saumagen mit Kraut

Tagesstrecke: 171 km

 

Freitag, 24.09.2021

Heute Morgen sind schon wieder ein paar Wohnmobile geflüchtet bevor der Kassierer kam, und das bei einer Gebühr von EUR 4,00.

Es ist unser letzter Reisetag. Das Wetter ist schön. Und wir wollen abschließend durch die Weinberge zum Schloss Villa Ludwigshöhe laufen und dort noch einige Kastanien sammeln. Dafür sind wir aber etwas zu früh. Sie sind noch nicht reif.

Auf dem Rückweg sehen wir, dass auf dem kleinen Platz im Ortskern ein Imbisswagen steht, der eine Kartoffelsuppe und Dampfnudeln anbietet. Das nehmen wir doch gerne an.

Danach geht es Nachhause. Die Entsorgung in Edenkoben konnten wir nicht nutzen, da dort ein Rummelplatz aufgebaut worden ist. Also bleibt es beim Tanken. Ohne Komplikationen konnten wir die verschiedenen Autobahnen auf der Heimfahrt nutzen.

Tagesstrecke: 165 km

 

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