Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
In diesem Jahr wird bei den Bregenzer Festspielen der zweijährige Zyklus mit der Oper „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini begonnen, die dann im nächsten Jahr nochmals zur Aufführung kommt. Für uns ist es ein schönes Ziel für eine Kurzreise vom 19. bis zum 24. August. Dabei haben wir insgesamt 999 km zurückgelegt und, bis auf die Übernachtung auf dem CP Weiß in Bregenz, unterwegs viermal auf Wohnmobil-Stellplätzen übernachtet.
Freitag, 19.08.2022
Heute machen wir nur eine kleine „Anlauf“-Etappe bis zum Wohnmobil-Stellplatz mit V+E in Ladenburg (Gebühr EUR 12,00). Der Stellplatz ist schon am Mittag sehr gut belegt. Draußen ist es heiß, trotzdem machen wir einen Spaziergang in die Altstadt, um uns die Beine ein wenig zu vertreten. Zur Kulinarik kann ich nur feststellen, dass wir nach ausgiebiger Suche und reiflicher Überlegung bei einem türkischen Imbiss landen. Das Essen war aber gut.
Zurück beim Wohnmobil verziehen wir uns in den Schatten und halten eine lange Siesta. Ab dem Spätnachmittag finden immer wieder „Musikfetzen“ Zugang in unsere Ohren. Da wir sowieso noch mal einen Abendspaziergang vorhaben, schlagen wir den Weg in Richtung der Neckarwiesen ein. Dort ist eine „Mallorca-Party“ mit Ikke Hüftgold (aus einem Limburger Ortsteil), DJ Robin (mit seinem Hit Layla), Honk!, Stefan Stürmer und Malin Brown im Gange. Außerdem hören wir durch die lauten Ansagen, dass gerade einige Männer auf der Bühne stehen und der „schönste A… von Ladenburg“ gekürt wird.
Uns zieht es jedoch eher in die ruhigen Gefilde der Ladenburger Altstadt, die eine lange Geschichte aufweisen kann. Auf dem Gebiet einer alten keltischen Siedlung, die ab dem Jahre 200 v. Chr. sogar als keltischer Gaumittelpunkt galt, wurden 40 n. Chr. von den Römern suebische Elbgermanen als Bauernmiliz angesiedelt. Der Aufschwung von Lopodunum als Civitas mit allen Rechten einer Römerstadt hielt bis kurz nach dem Jahre 250 nach Chr. an. Unter den Merowingern erhielt das nunmerige Lobdenburg einen Königshof, und wurde Hauptstadt des Lobdengaus.
Aufgrund dieser Vorgeschichte sehen wir heute Bauten der Neuzeit, in direkter Nachbarschaft zum Bischofshof, dem Schloss der Wormser Fürstbischöfe, oder den Überresten der Römerzeit.
Tagesstrecke: 131 km
Samstag, 20.08.2022
Draußen gibt es grau in den verschiedensten Schattierungen zu erleben. Die Wettervorhersage meldet auch für Bregenz nichts positives. Dort ist durch starke Unwetter Land unter. Auf eine Rückfrage bei der Festivalverwaltung in Bregenz erhalte ich die Auskunft, dass die Veranstaltung aufgrund der Besserung der Wetterlage am Sonntag stattfinden wird.
So weit, so gut – wir werden aber heute nicht bis Bregenz fahren, sondern uns in Meersburg verlustieren. Davor müssen wir aber erst viel Verkehr und einige Staus hinter uns bringen. Kurz vor 16.00 Uhr landen wir auf dem Wohnmobil-Stellplatz „Meersburg-Ergeten“ mit V+E (Gebühr EUR 19,60 inkl. EUR 4,60 Kurtaxe für zwei Personen, anwendbar bei der Meersburg-Card).
Direkt beim Stellplatz ist eine Haltestelle von dem Pendelbus, der uns runter in die Stadt und direkt zum Hafen bringt. Wir können zur Bezahlung unser hessisches Nahverkehrs-Jahres-Ticket als gleichberechtigten Part zum 9-Euro-Ticket nutzen.
Wir spazieren durch die vom Tourismus gefüllte Unterstadtstraße und machen unseren ersten Stopp bei der Weinschenke des Winzervereins. Hier gibt es eine gemütliche und kontaktfördernde Außenbewirtschaftung, gute Weine und kleine Speisen.
Eigentlich ist es schade jetzt weiter zu gehen, aber wir wollen uns ja noch etwas von Meersburg anschauen. Wir spazieren die Unterstadtstraße entlang und verlassen diesen Bereich durch das Unterstadttor.
Über die Steigstraße gelangen wir zur Oberstadt mit der Burg Meersburg. Hier ist natürlich schon zu, aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Direkt neben der Burg Meersburg befindet sich das Neue Schloss Meersburg, dass im 18. Jhdt. von den Konstanzer Fürstbischöfen erbaut wurde. Von der Terrasse des Neuen Schlosses hat man auch einen herrlichen Ausblick auf die Unterstadt und den Bodensee.
Auf der anderen Seite des Gebäudes liegt der gemütlich daherkommende Schlossplatz.
Von dort spazieren wir noch durch die Gassen der nun beleuchteten Altstadt bis zum Marktplatz und durch das Stadttor zur Oberstadt.
Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Haltestelle für den Bus, der uns wieder zu unserem Wohnmobil bringt.
Tagesstrecke: 305 km
Sonntag, 21.08.2022
Heute haben wir noch ein strammes Programm vor uns. Nach dem Frühstück wollen wir schon frühzeitig mit dem Bus in die Stadt bis zur Haltestelle Sparkasse fahren, dann Besichtigung der Burg Meersburg, anschließend Fahrt nach Bregenz mit abendlichem Besuch der Seefestspiele. Packen wir es an!
In der Nähe gibt es keinen Bäcker der sonntags offen hat, macht nichts, wir sind versorgt. Nach der Fahrt mit dem Bus betreten wir die Altstadt durch das Stadttor zur Oberstadt und sind schnell bei der Burg Meersburg, manchmal auch „Altes Schloss“ benannt.
Der Ursprung der Burg Meersburg geht wahrscheinlich auf die Merowinger im 7. Jhdt. zurück. Die ersten noch erhaltenen Bauteile sind aber aus dem 11. Jhdt.. Ausgehend von königlichen Lehnsträgern und den Konstanzer Fürstbischöfen kam die Burg 1838 an den Freiherrn von Laßberg, Dessen Ehefrau Jenny war die ältere Schwester von Annette von Droste-Hülshoff. Von 1841 bis zu ihrem Tod am 24.Mai 1848 nutzte die Dichterin immer wieder die Meersburg als Zufluchtsort, um sich zu erholen. Hier standen zwei Zimmer ständig für sie bereit. Die sporadische Nutzung am Anfang wurde später zum Dauerzustand.
Annette von Droste-Hülshoff hatte hier liebevollen Familienanschluss und konnte sich trotz ihrer angegriffenen Gesundheit etwas mehr schonen, und ihrem literarischen Wirken, aber auch der Komposition nachgehen. Sie starb hier auf Burg Meersburg am 28. Mai 1848 an einer Lungenentzündung.
Einige Wirtschaftsräume und die mittelalterliche Burgkapelle
Mit einem kurzen Blick zurück verlassen wir die Burg, gehen in die Unterstadt und kehren in der Winzerstube ein, um uns für den Rest des Tages zu stärken.
Danach fahren wir ein Stück am See entlang in Richtung Bregenz. Dabei reihen wir uns in den Sonntagsrückreiseverkehr ein, bevor wir endlich auf die Autobahn können. Diese ist noch bis Bregenz ohne Pickerl zu befahren. Blödsinnigerweise habe ich noch in Deutschland getankt, da ich von unserm Juniurlaub in Österreich noch die teureren Preise in Österreich im Kopf hatte. Jetzt liegen die Dieselpreise weit unter dem Preis von Deutschland.
Auf dem „Camping Weiss“ in Bregenz ist nichts mehr von den Unwettern am Donnerstag zu sehen. Wir ruhen uns noch etwas aus, bevor wir mit dem Bus zu der Seebühne fahren.
Wir sind früh genug um uns noch im Außenbereich mit einem Getränk zu erfrischen, und die richtige Opernfestivalstimmung aufkommen zu lassen.
Ich habe wieder ganz vorne Plätze buchen können, um ganz nah dabei zu sein. Vor der eigentlichen Aufführung darf man noch fotografieren.
Während der Oper genießen wir die Musik von Giacomo Puccini und das einfache aber aussagekräftige Bühnenbild der „Madame Butterfly“. Wir sind begeistert von der Aufführung.
Zum Schlussapplaus kommen nicht nur die Darsteller auf die Bühne, sondern, da es für dieses Jahr die letzte Vorstellung ist, auch die gesamte Crew.
Die angestrebte Heimfahrt mit dem Pendelbus wird zu einem echten Krimi. Erst ist es gar nicht so einfach den Busbahnhof zu finden, dann in der Menschenmenge schnell genug dahin zu kommen, und die Nerven zu behalten bis ganz zum Schluß im Bus sitzen zu bleiben. Wir fahren nämlich zuerst in die vollkommen falsche Richtung und laden fast sämtliche Gäste in der Stadt vor den verschiedensten Hotels ab. Dann geht es gottseidank durch einige Vororte von Bregenz auf die Straße in Richtung unseres Campingplatzes, wo wir „direkt vor der Haustür“ ausgeladen werden.
Tagesstrecke: 56 km
Montag, 22.08.2022
Heute fahren wir wieder in Richtung Norden. Über die A96 und A7 fahren wir bis Giengen und auf den dortigen neuen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 6,00). Er liegt direkt an der Brenz und die Innenstadt ist in fußläufiger Entfernung.
Es sind mittlerweile fast Halbzwei, als wir unseren „Fußmarsch“ in die Stadt antreten. Es herrscht einiges an Leerstand, wie in vielen Städten mittlerweile, und die einzige Möglichkeit für ein Mittagessen finden wir bei einem „Italiener“, was aber gut war.
Unser Grundbedürfniss ist gestillt. Für nichts anderes hatten wir einen Blick. Jetzt wird erst mal ausgeruht. Gegen 18.00 Uhr starten wir dann unsere Erkundungstour durch Giengen an der Brenz. Mittlerweile hat der „Grieche“ in der Fußgängerzone auch auf. Es ist voll. Wahrscheinlich wären wir zu einer Meseplatte und Retsina noch mal eingekehrt. Dafür war er uns aber zu teuer. Das gibt es besser.
Tagesstrecke: 165 km
Dienstag, 23.08.2022
Unser nächstes Ziel ist der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E von Lorsch a. d. Bergstraße (Gebühr EUR 10,00).
Auch hier ist natürlich Kultur angesagt. Durch die klimatischen Gegebenheiten war die Oberrheinische Tiefebene, auch im heutigen Gebiet von Lorsch, bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Auch von einer Besiedlung durch keltische Stämme gibt es Funde. Um 40 n.Chr. kam es zu militärischen Besetzungen der rechtsrheinischen Gebiete durch die Römer. Nach kriegerischen Ausseinandersetzungen folgten um 260 n. Chr. die Alemannen, und um 500 n. Chr. die Franken.
Auf dem Weg zur Klosteranlage passieren wir die Ev. Kirche mit ihrem Kirchgarten, auf dem ein kleiner Weinberg und ein Bereich mit Pfingstrosen angeplanzt wurden.
Mit dem Erreichen des Fußgängerbereiches der Nibelungenstraße stehen wir auch schon vor der karolingischen Torhalle, manchmal auch Königshalle genannt, des Klosterbezirkes. Das schon immer freistehende Gebäude wird aber eher der Gerichtsbarkeit gedient haben, da das Kloster Lorsch nach seiner Gründung im Jahr 764 bereits sehr schnell unter dem Schutz von Karl dem Großen zum Reichskloster aufstieg und 772 den Abt zum Reichsfürsten erhob und ihm die Gerichtsbarkeit in seinem Gebiet übertrug.
Nach vielen Schenkungen hatte das Kloster seinen Aufschwung bis ins 11. Jhdt. halten können, als ihm Markt- und Münzrecht verliehen wurde. Dies scheint auch die Zeit gewesen zu sein, in der sich eine Siedlung um das Kloster herum gebildet hat. Vorher gab es nämlich in den Urkunden immer nur von dem Kloster schriftliche Erwähnungen. Der unaufhaltsame Machtverlust folgte im 11. und 12. Jhdt. auf den Investiturstreit, in dem die deutschen Fürsten eine Trennung der der kirchlichen und weltlichen Macht durchsetzten.
Die wiederaufgebaute Klosterkirche entstand auf Ruinenfragmenten nach alten Unterlagen.
Teil des inneren Komplexes war auch eine Zehntscheune und der dahinter liegende Klostergarten, heute ein Kräutergarten.
Überall sind die Wiesen braun, nur in der Klosteranlage in Lorsch nicht. Aufgrund der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe wird hier alles gepflegt, also auch der Rasen. Eine ausgeklügelte Bewässerungsanlage sorgt für ausreichend Wasser und tadelloses Aussehen.
Nach dem Verlassen der Klosteranlage (Unesco-Weltkulturerbe) erreichen wir den Marktplatz mit dem alten Rathaus …
… und auch einen Eissalon mit herrlichen Erfrischungen. Für den weitgereisten Tartufobecher-Tester gibt es natürlich auch etwas Leckeres.
Bei unserer Heimkehr nach dem ausgiebigen Spaziergang, galt es erst einmal – Füße hoch legen.
Tagesstrecke: 242 km
Mittwoch, 24.08.2022
Heute geht es ganz unspektakulär auf die Heimreise und wir nehmen die letzten Kilometer unter unsere Räder.
Tagesstecke: 100 km