Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner
Alle Jahre wieder zieht es uns am ersten Oktober-Wochenende in diesen elsässischen Weinort zum „Fête des Vendanges“ (Weinlesefest). Barr liegt an der französischen A 35 zwischen Strasbourg und Colmar und ist ca. 280 km von Limburg an der Lahn entfernt.
Der Ortskern besteht aus Fachwerkhäusern ab der Mitte des 17. Jahrhunderts, die in den letzten Jahren fast alle renoviert worden sind. Bei einem von den Franzosen 1678 gelegten Brand ist ein großer Teil der Bebauung vernichtet worden. Die Häuser sind oft so angelegt, das man von der Straße in einen großen Innenhof gelangt, wo noch weitere Häuser dranliegen.
Weitere Ausflugsziele in der Nähe sind:
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Mont St. Odile (Von der Klosterkirche hat man eine herrliche Aussicht auf die Rheinebene; Wandermöglichkeiten; Übernachtungsmöglichkeit auf dem Parkplatz etwas unterhalb des Klosters)
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Haut-Koenigsbourg (Die vorherige Ruine hat sich der Preußenkaiser Wilhelm II. als mittelalterliche Residenz ausbauen lassen.)
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Riquewihr
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Kaysersberg
Aber was macht den Reiz aus? Es ist die gemütliche Lust am Feiern, die die Elsässer haben; es ist der Ausschank des jungen und des „alten“ Weines, den es am Rathaus und an vielen „Brunnenhäuschen“ in der Altstadt dann gibt; aber auch das elsässische Essen mit „Baeckeoffe“ (in einem Römertopf werden Fleisch bzw. Fisch mit Kartoffeln im Backofen gegart) und „Choucroute garni“ (Pökelfleisch auf Sauerkraut und Kartoffeln). Vor allem aber ist es die Musik, die einem in dem Ort an diesem Wochenende überall begegnet.
Freitagabend ist nach der Ankunft entweder ein kleiner Bummel in die Stadt angesagt, oder man trifft sich mit Bekannten zur ersten Trainingseinheit. Solche Übungseinheiten finden bei jedem Wind und Wetter im Freien statt und man begrüßt dann den neuen Tag.
Samstags beginnt schon sehr früh ein Flohmarkt, der sich über die Altstadt verteilt. Hier findet man noch wirklich schöne alte Sachen.
Jetzt sollte man aber bereits schauen, daß man ein Probierglas für EUR 2,50 ersteht. Das ist nämlich die Voraussetzung, daß man ab Nachmittag bereits an einigen Stellen kostenlosen Weinausschank nutzen kann. Vorher sollte man aber wieder ein bisschen üben. Außerdem gibt es bis zum frühen Nachmittag noch die Zugplakette im Vorverkauf für ebenfalls EUR 2,50. Am Sonntag kostet die Plakette EUR 5,00.
Damit die Besucher des Festes weiterhin gute Laune haben, ziehen Gaukler und Musikgruppen durch den Ort. In der einen Ecke hört man einen Fanfarenzug kommen. Aus einer anderen Richtung hört man das Treiben einer Guggemusiktruppe. Außerdem wechseln sich Dudelsackspieler mit den Querflötenspielern einer schweizerischen Matrosengruppe ab.
Um die Mittagszeit sucht jeder Musikzug seinen „Paten“, ein Restaurant, auf, gibt noch ein Platzkonzert und stärkt sich für die weiteren Aktivitäten.
Abends gibt es einen Fackelumzug mit allen Musikgruppen hin zum Rathaus. Dort wird offiziel das Weinfest eröffnet und der Brunnen kann laufen. Hier findet dann ein großes Platzkonzert mit einem Militär- bzw. Polizeiorchester statt. Es waren auch schon Orchester aus Deutschland und England im Einsatz. Anschließend spielen noch die anderen Musikgruppen auf, sofern sie die Feiern in den zahl- reichen Innenhöfen gut überstanden haben. Bei der Feierei zeigt sich jetzt auch, wofür die großen Innenhöfe gut sind. Sie sind ganz wichtige Träger der Kommunikation.
Am Sonntag Vormittag gibt es ein Konzert vor dem Rathaus. Und so langsam kommen auch die weiteren Musikgruppen zum Vorschein. Auf dem Weg zum Zuganfang wird von diesen Gruppen überall noch einmal aufgespielt. Um 14.00 Uhr beginnt dann ein Umzug mit Motivwagen, die aus Dahlienblüten gestaltet werden, den verschiedenen Musikgruppen und zahlreichen Fußgruppen.
Nach all den schönen Darbietungen heißt es nun so langsam Abschied nehmen. Die Gedanken gehen aber schon ins nächste Jahr, wo die Frage wieder auftaucht, „Fahren wir nach Barr?“.
Falls nichts dazwischen kommt, sieht man sich vielleicht dort.