Die Eifel und ihre Vulkane Juni 2020

Text: Hans-Werner                                                                                                                                           Fotos: Hans-Werner und Lena

Unsere 3. Corona-Tour machten wir vom 19. bis zum 22.06.2020 in die Eifel. Dabei übernachteten wir auf den Wohnmobil-Stellplätzen in Mendig, Hillesheim und Gillenfeld. Insgesamt haben wir bei dieser Fahrt 323 km zurückgelegt.

In diesen Zeiten, wo sich Lockerungen einstellen, wir aber nicht wissen ob dies alles so bleibt oder sogar besser wird, besuchen wir weiterhin unsere nähere bzw. weitere Heimat, die uns fast gänzlich unbekannt ist.

 

Freitag, 19.06.2020

Wir schaffen es tatsächlich noch am Vormittag mit unserer Abfahrt in die Eifel. Über die A3 und die A48 erreichen wir problemlos mit Mendig unser Ziel. Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E in Mendig ist kostenlos und zur Zeit gut besucht. Wir finden trotzdem noch einen Platz in der hinteren Reihe.

Auf der Suche nach einem Restaurant zur Mittagszeit gehen wir bergab in Richtung Innenstadt. Die meisten Gebäude sind aus Lavasteinen gebaut.

… gegen eine kleine Spende – so geht Direktvermarktung

die „Ratsstuben“ in Coronazeiten

Bei ehemals 28 Brauereien darf der König des Bieres „Gambrinus“ nicht fehlen.

Etwas frustriert drehen wir am Bahnhof um und schleppen uns bergauf und von der Schwüle geplagt  wieder zurück. Dabei fällt mir ein, dass sich doch in der Nähe des Stellplatzes die Vulkan-Brauerei befindet, in direkter Nachbarschaft des Museums „Lava Dome“.

Vulkan-Museum „Lavadome“

Bei der Brauerei ist ein anständiges Brauhaus mit Biergarten, und besonders wichtig, voll auf Corona durchorganisiert. Maskenpflicht und Desinfektionssprays, Tische mit Abstand und Bestellungen per Handy-App. Es klappt alles super und wir bekommen unsere Bestellungen ordnungsgemäß und schnell. Bei einem kurzen aber heftigen Regenschutt wechseln wir schnell an einen Tisch unter einem ausladenden Sonnenschirm.

Braten vom Eifelschwein

Brauhaussalat mit Lachs

Anschließend besuchen wir den Brauhaus-Store. Lena hatte bei ihrem Essen so ein leckeres Brot serviert bekommen. So gab es für mich noch ein selbst zusammen gestelltes Six-Pack, für uns beide ein Bierbrot und im Wohnmobil eine ausgiebige Siesta.

Gegen Abend machen wir noch einen Spaziergang zur Wingertsbergwand. Wir wissen nicht genau was uns erwartet. Es hat nur etwas mit den Vulkanen zu tun. Auf dem Weg dorthin kommen wir an zahlreichen Steinbrüchen vorbei.

Auch so was sehen wir noch – Gerste für die Brauer

Ob das Wetter noch hält?

Im Laufe der Jahre haben sich Unternehmen zwecks Abbau von Baustoffen immer weiter und tiefer in die Erde gegraben. Dabei ist eine fast 50 m hohe und mehrere hundert Meter lange Wand entstanden, die von Wissenschaftlern zur Erforschung des Laacher Vulkanausbruchs vor ca. 12.900 Jahren genutzt wird.

Die vielen unterschiedlichen Schichten dokumentieren genau Art und Umfang der verschiedenen vulkanischen Tätigkeiten.

Es war der gewaltigste Vulkanausbruch in den vergangenen 200.000 Jahren in Mitteleuropa, der sich in mehreren Intervallen mit unterschiedlichen Intensitäten über das Land ergoss. In der Hauptphase von ca. sechs Tagen traf das heiße Magma auf das Grundwasser unter dem heutigen Laacher See. Durch die Verdampfung baute sich ein enormer Druck auf, der zu Eruptionen führte, bei denen 6,5 km³ vulkanisches Gestein mit einer Geschwindigkeit von ca. 1.000 km/h in die Luft geschleudert wurden. Teilweise bildeten sich Eruptionssäulen von 30 km Höhe. Ablagerungen lassen sich bis nach Dänemark und in der Gegend von Turin nachweisen. Die Endphase soll sich dann noch über mehrere Monate hingezogen haben.

Das damalige Klima soll in dieser Gegend vor dem Zeitpunkt des Vulkanausbruches dem heutigen Klima in Mittelschweden entsprochen haben. Momentan wird in der Nähe des Laacher Sees eine etwas höhere mittlere Temperatur registriert als in der etwas weiteren Umgebung. Dies soll ein Anzeichen für vorhandenes Magma in dem nur schlafenden Vulkan sein.

Und genau all dieses lässt sich an der Wingertsbergwand erforschen, da sie nur 1,5 km vom LaacherSee entfernt ist. Was mir auch völlig unbekannt war, ist die Tatsache, dass Bims ein vulkanisches Produkt ist. Wir sind tief beeindruckt. Es gibt viele Tafeln in denen alles erklärt wird.

Die untere etwas hellere Schicht entstand in den ersten 6 Stunden; die grauere Schicht bis zum ersten breiteren hellen Streifen erhöhte sich in den ersten zwei Tagen, die letzten erkennbaren grauen Streifen bildeten den Abschluß ca. am 18. Tag; der Rest ergoß sich in der Endphase von 4 bis 5 Monaten in kleineren Eruptionen über das Land.

Bei unserer Rückkehr am Stellplatz sehen wir, dass sich in der Zwischenzeit einiges getan hat. Es ist richtig voll geworden.

Tagesstrecke: 77 km

 

Samstag, 20.06.2020

Am Vormittag besuchen wir das Vulkan-Museum „Lava-Dome“. In Bildern, Darstellungen und Animationen wird alles zum Thema Vulkane aufbereitet. Hauptthema ist natürlich der Vulkanausbruch unter dem Laacher See. Und wie sich die Landschaft verändert hat.

vorbereitender Vulkanausbruch vor etwa 20.000 Jahren um den Kraterrand des heutigen Laacher Sees

erste Reaktionen vor 12.900 Jahren für den verheerenden Ausbruch unterhalb des Laacher Sees

Danach gehen wir bei einer Führung 32 m unter die Erde, in die Felsenkeller. Hier wurden die vulkanischen Ablagerungen mit ihren speziellen Eigenschaften im wahrsten Sinne wirtschaftlich genutzt. Nach dem Abbau des Gesteins, nutzten Mitte des 19. Jahrhunderts, die im Ort ansässigen 28 Brauereien die Lavakeller als Lagerstätten und für bestimmte Biere auch als Braustätten, denn hier gab es eine fast gleich bleibende Temperatur von 6 – 9 Grad.

In diesem Haus ist der Einstieg zum Felsenkeller.

Es ist kein Karneval! So sieht man aus, wenn eine Grubenbesichtigung und Corona zusammenkommen.

In der Decke sieht man noch die Basaltabschläge.

Die Brauereien zogen in den ausgebeuteten „Höhlendomen“ wieder Trennungsmauern ein, damit die Lager- und Braustätten von den Grubenarbeiten getrennt waren und das Bier nicht in falsche Hände kam.

Trauungsraum im Felsenkeller

In der nicht weit entfernten Museumslay gibt es noch ein kleines Freilichtmuseum.

das Göpelwerk – von Mensch oder Pferd angetriebener Aufzug

alte Grubenbahn

Zeugnisse aus Stein:

Auf jeden Fall hat sich der Abstecher nach Mendig für uns sehr gelohnt. Wir haben so viel über Vulkane erfahren. Und der Vulkanausbruch des Vesuvs soll ein Klacks gegenüber dem Ausbruch hier am Laacher See gewesen sein.

Die Bildungsmöglichkeiten gehen aber noch weiter. In dieser Region gibt es noch die „Genoveva Sage“, die von dem Pfalzgrafen Siegfried und seiner Ehefrau Genoveva von Brabant im 8. Jhdt. handelt, die ihren Burgsitz in Mayen hatten. Sie dreht sich um Kreuzzug und Abwesenheit des Pfalzgrafen, möglichem Ehebruch der Genoveva und deren Flucht in den Wald bei Kordel (Genovevahöhle) in der Nähe von Trier mitsamt ihres Kindes. Der eigentliche Bösewicht und Verleumder war aber der Burgvogt Golo.  Anläßlich der Rettung von Genoveva durch die Mutter Gottes, lässt der Pfalzgraf südöstlich von Thür eine Kirche, die heutige Wallfahrtskirche Fraukirch, errichten. Erstmals wurde die Kirche urkundlich im 13. Jhdt. erwähnt. Der Burgvogt Golo erhält seine gerechte Strafe und wird gevierteilt. 1765 ließ Abt Heinrich von der Abtei Maria Laach die baufällige Kapelle wieder renovieren.

Genoveva-Altar

In Bildern wird die Leidensgeschichte der Genoveva erzählt.

Das originale Golo-Kreuz – es stand vorher an dem Ort, wo Golo gevierteilt worden sein soll.

mögliche Grabplatte von Pfalzgraf Siegfried und Genoveva von Brabant

Normalerweise hätte es hier in dem ehemaligen Klostergebäude auch eine schöne Gaststätte mit Biergarten gegeben. Aber was ist in Zeiten von Corona schon normal.

Wir entscheiden uns deshalb für eine 180°-Wende und fahren zum Laacher See. Alleine für das am Tag zeitlich unbegrenzte Parken dürfen wir mit unserem Wohnmobil EUR 5,00 zahlen. Am Abend müssen wir wieder weg sein.

Uns zieht es zuerst zu den Klostergebäuden der Benediktinerabtei Maria Laach, da wir nun doch etwas hungrig sind. Und was erwartet uns an der Tür des SB-Restaurants, ein Hinweisschild zur Schließung während der Corona-Zeiten. Das Hotel-Restaurant spricht uns preislich jetzt nicht so an.

So gehen wir hungrig weiter zur Kirche,  Die romanische Basilika mit ihrer Klosteranlage wurde zwischen 1093 und 1216 von Heinrich dem II. von Laach und seiner Frau Adelheid als Stiftung erbaut.

die Basilika mit dem vorgebauten Paradies

der Löwenbrunnen innerhalb des Paradies

Blick auf die St. Johanneskapelle

Manna haben wir in der Kirche auch nicht erhalten. Wir werfen noch einen kurzen Blick in die Klostergärtnerei, die aber bei den Rosen ebenfalls nur die Produkte aus dem Rosendorf Steinfurth verkaufen, wo wir uns schon auf der 2. Corona-Tour vor Ort versorgt haben.

Zum Glück gibt es am Parkplatz noch einen Imbiss und einen herrlichen Schwenkbraten im Brötchen. Wir sind gerettet und können noch eine kleine Strecke am See entlang spazieren. Wir finden aber heute keine Stelle mit den für den Laacher See typischen Blasen aus Kohlenstoffdioxyd. Dem Zeichen, dass der Vulkan unter dem Laacher See nur schläft. Er ist noch aktiv und beherbergt genug  heißes Magma.

Beim Wohnmobil erhebt sich die Frage: Was nun, wieder Mendig oder weiter fahren? Wir entscheiden uns für weiter fahren, und zwar nach Hillesheim, der Stadt, in der Siggi Baumeister initiiert von Jaques Berndorf die Kriminalfälle löst. Auf dem Weg in die „Kriminalhauptstadt“ Hillesheim führt uns das Navi bergauf und bergab mit zahlreichen Umleitungen durch die Hügel und Täler der Eifel. Sogar die Nordschleife des Nürburgring liegt auf unserer Eifel-Tour.

Kurz vor Hillesheim passieren wir das kleine Örtchen Berndorf, in dem sich der Journalist und Schriftsteller Michael Preute, alias Jaques Berndorf, 1983/84 zu Recherchezwecken niederließ.

In Hillesheim fahren wir zu dem Wohnmobil-Stellplatz mit V+E am Viehmarktplatz. Die Gebühr in Höhe von EUR 7,00 können wir aber nicht entrichten, da die gesamten Einrichtungen hierfür geschlossen sind.

Als wir dann unseren Rundgang durch die Altstadt von Hillesheim starten, merken wir, dass die erstmals im Jahre 943 urkundlich erwähnte Stadt noch viel mehr als nur Krimis zu bieten hat. Eine mächtige Stadtmauer aus dem 13. Jhdt. umschließt fast vollständig den mittelalterlichen Ortskern mit seinen Fachwerkhäusern.

Fürs Abendessen entscheiden wir uns für einen Tisch auf der Terrasse vom Ristorante Pizzeria „Lo Stivale“, schräg gegenüber vom Kriminalhaus. Obwohl über uns hinweg bedrohlich aussehende Wolken ziehen.

Selbstverständlich schauen wir uns auch, wenigstens von außen, das Krimi-Hotel (ist am Abend mit Restaurantgästen bereits überfüllt) und das Kriminalhaus mit dem Café Sherlock (hat schon geschlossen) an.

Tagesstrecke: 81 km

 

Sonntag, 21.06.2020

Nach dem Frühstück machen wir noch einmal einen kleinen Spaziergang durch die Stadt, weiter auf einem Teilstück des Eifel-Krimi-Wanderweges bis zum Eiskeller, zurück zum Krimi-Hotel (hat noch nicht auf) und zum Kriminalhaus, wo wir im Café Sherlock einen Cappuccino trinken. Dabei schauen wir uns auch drinnen noch ein wenig um. Hier gibt es Themenzimmer und eine Bibliothek mit über 30.000 Krimis.

Bei den Überresten des „Neutor“ erreichen wir das Gebiet der Altstadt

Ruine des Burghofs

Auswaschungen des Buntsandstein in der Nähe des Eiskellers

Eingang zum Eiskeller

im Boden die Tauwasserrinne

„Abteil aus dem Orient-Express“

nur Krimis

Wieder beim Wohnmobil, beenden wir unseren Aufenthalt in der Krimi-Neuzeit und reisen zurück ins Mittelalter nach Manderscheid. In der engen und steil abfallenden Stadt gibt es kaum Parkplätze, für uns schon gar nicht. Wir durchqueren die Stadt, passieren die Niederburg und halten kurz dahinter auf einem Parkstreifen am Straßenrand.

Wir wollen uns die Niederburg anschauen (Eintritt EUR 6,00). Der Aufstieg ist recht mühsam, aber das Bauwerk ist schon beeindruckend. Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, mit welchen Hilfsmitteln alles gebaut und hoch befördert worden ist. Auch die Wohnsituation war bestimmt nicht einfach.

Die Niederburg wird 1201 erstmals als kleinere Vorburg der Grafen von Manderscheid erwähnt. Nach dem Verlust der Oberburg wird sie alleiniger Stammsitz des Manderscheider Grafengeschlechtes. Im 30-jährigen Krieg wird die Burg  stark beschädigt. Die französische Revolution gibt ihr 1794 den Rest. Die Wiederherstellung als Ruine wird 1899 vom Eifelverein mit Aufräumungsarbeiten begonnen, und 1978 werden Restaurierungsmaßnahmen voran getrieben.

Aufgang zur Niederburg

Blick zur Ruine der Oberburg

Pallas

Nach der Besichtigung fahren wir zur Erholung auf den Wohnmobil-Stellplatz mit V+E am Pulvermaar bei Gillenfeld (Gebühr EUR 8,00; Strom und Wasser extra). Es gibt dort zwei Plätze, einen unten am Maar beim Campingplatz und einen oberhalb mit Aussicht in die Ferne am Feriendorf. Wir haben uns oben hingestellt.

Nach der Selbstverköstigung im Wohnmobil starten wir zu einer Umrundung des Pulvermaars. Die Maare sind mit Wasser gefüllte trichter- oder schüsselförmige Mulden, die durch Wasserdampfexplosionen beim Zusammentreffen von Grundwasser und flüssigem Magma entstanden sind. Auf dem Weg zum Pulvermaar führt der Weg erst steil hinab, den wir aber auch nach der Umrundung wieder steil bergauf müssen. Vielleicht wäre der andere Platz doch ganz schön gewesen. :-))

Tagesstrecke: 45

 

Montag, 22.06.2020

Abschiedsblick auf das Pulvermaar und den unteren Wohnmobil-Stellplatz

Auch diese Corona-Tour neigt sich dem Ende zu.  Nach dem Frühstück wird noch ein wenig getrödelt und dann geht es auf dem schnellsten Weg zur Autobahn und wieder nach Limburg.

Tagesstrecke: 120 km

 

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