Bei dieser Reise vom 18. bis 25.11.2014 haben wir unser Wohnmobil Zuhause gelassen und sind stattdessen mit Zug, Flugzeug und Bus unterwegs. Das Angebot flatterte uns bereits Anfang des Jahres mit einem Begleitschreiben des Barmer Gesundheitsclub ins Haus. Der Reiseveranstalter ist „hpi-tours“.
Dies ist nach 1975 und 1988 unsere dritte Reise in die Türkei. Auch wenn wir diesmal einige bekannte Sehenswürdigkeiten angefahren haben, konnten wir dort durch weitergeführte Ausgrabungen noch viel Neues sehen. Die Türkei überraschte uns während unserer Rundreise mit viel Sonnenschein und einer angenehmen Wärme.
Bei dieser Pauschal-Rundreise waren wir im großen und ganzen sehr gut untergebracht und hatten fast überall eine sehr gute Verpflegung. Besonders hervor zu heben sind auch die Leistungen unserer Reiseleiterin, die ein phantastisches Wissen weitergegeben hat.
Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Vorbereitungen
Es ist immer ein komisches Gefühl, wenn man seine Abfahrtszeit nicht selbst bestimmen kann. Auch die Frage, was nehme ich zum Anziehen mit und wie bekomme ich alles in meinen Koffer, beunruhigt uns. Wegen des Fluges gibt es dazu noch besondere Bestimmungen für „Flüssig-Transporte“. All diese Fragen interessieren bei unseren Urlauben mit dem Wohnmobil nicht.
Dienstag, 18.11.2014
Um 14.55 Uhr fahren wir mit dem ICE von Limburg direkt zum Flughafen Frankfurt. Es ist noch genügend Zeit bis zum Abflug. Da der Check-In-Schalter von SunExpress schon offen ist, reihen wir uns in die Schlange ein. Aufgrund von einer Änderung der Buchung auf meine gesammelten Vornamen, zwecks Abgleich mit dem Ausweis, stehe ich plötzlich nur noch mit XXX an Stelle der Vornamen auf der Flugliste. Es gibt ein langes hin und her. Ich darf zwar mitfliegen, bekomme aber den Rat, die Daten für den Flughafen Antalya unbedingt korrigieren zu lassen. Für diese Reise geht das erste „Dankeschön“ an „hpi tours“.
Der für 18.40 Uhr geplante Abflug der Boeing 737 der SunExpress Airlines verzögert sich um etwas mehr als 20 Minuten. Draußen schüttet es. Trotzdem verläuft der Flug ruhig und wir landen pünktlich um 23.00 Uhr in Antalya.
Durch eine riesengroße und leere weiße Natursteinhalle geht es zur Gepäckausgabe. So langsam leert sich das Band. Irgendwann kommt dann mein Koffer. Lena’s Koffer bleibt verschwunden. Die Aufregung ist natürlich groß. Ich laufe schnell raus auf den Parkplatz zu den wartenden Mitreisenden und der Vertreterin des örtlichen Reiseunternehmens, itm travel, um sie über den Verlust des Koffers zu informieren. Danach geht es zum „Lost and found“-Büro.
Nach 00.00 Uhr erreichen wir unser erstes Hotel und sind vollkommen demoralisiert. Der nächtliche Imbiss fällt auch recht dürftig und kalt aus.
Mittwoch, 19.11.2014
Lena hat natürlich schlecht geschlafen. Das Frühstück im Hotel fällt auch wieder sehr mager aus. Wir haben keine großen Erwartungen mehr an die Reise.
Aufgrund des straffen Programms geht es schon sehr früh los. Jeder sucht sich seinen Platz in dem Bus, der für die nächsten Tage unser Hauptaufenthaltsort sein wird.
Die Tagesetappe führt uns von Antalya über das Taurusgebirge ins Hinterland nach Aphrodisias, etwas südwestlich von Denizli. Vorhergehende Besiedlungen von Aphrodisias gehen bis 3000 v. Chr. zurück. Die Namensgebung auf „Aphrodisias“ und der wirtschaftliche Aufschwung wird aber ins 3. Jhdt. v. Chr. gelegt. Wie der Name es bereits ausdrückt, ist der Ort der Göttin Aphrodite und ihrer Schönheit geweiht. Die Ansiedlung einer damals weltbekannten Bildhauerschule, aber auch die Hinwendung zu Rom, machten Aphrodisias zu einer der eindrucksvollsten Städte des östlichen Mittelmeerraumes. Die Führung durch das riesige Areal der Ausgrabungsfläche war schon beeindruckend, und die perfekt deutsch sprechende Reiseführerin hat uns die Antike durch umfassendes Wissen sehr anschaulich näher gebracht.
Durch so viel Eindrücke ausgelaugt, lassen wir uns das Mittagsmenü schmecken. Im Bus geht es nun weiter durch fruchtbare Gegenden wieder ans Meer nach Kusadasi. Hier erwartet uns für die nächsten drei Nächte ein Hotel mit allem Komfort. Eine lange Treppe führt hinunter zum Strand. Die Reiseführerin kann uns noch immer keine Auskunft über den Verbleib des Koffers geben. Lena, und deshalb auch mir, bleiben leider die schönen Wellness-Einrichtungen des Hauses aufgrund des Kofferverlustes verwehrt. Ab morgen, wenn wir bis dahin nichts gehört haben, wird Lena mit der Besorgung ihrer Ersatzkleidung beginnen. Das vorzügliche Abendbüfett im Hotel entschädigt uns ein wenig.
Donnerstag, 20.11.2014
Das Frühstücksbüfett sieht genau so toll aus. Mir ist aber leider ein mieser Fehler unterlaufen. Ich habe die Zeitumstellung heute irgendwie nicht einbezogen und wir wurden von unserer Reiseleiterin mit bösen Blicken vom Frühstückstisch abgeholt. Die ganze Truppe sitzt bereits im Bus und wartet auf uns. Von dem Koffer gibt es noch immer keine Spur.
Unser erstes Ziel ist heute Ephesos. Wir halten mit dem Bus beim oberen Eingang, und können so die Hauptstraße hinab laufen. Wir sind total gespannt, denn bei unserem ersten Besuch in Ephesos konnten wir überhaupt nicht hinein, da der Schah von Persien zu Besuch war. Beim zweiten Versuch 1988 war ein Staatsbesuch aus Japan zugegen und wir konnten nicht überall hin. Schaun wir mal.
Ephesos war eine der bedeutendsten griechischen Städte Kleinasiens. Überreste der ersten wesentliche Siedlungen in der Ebene lassen sich ab 1500 v. Chr. nachweisen. Das heutige Ausgrabungsgebiet stammt aus der Besiedlung um 296 v. Chr. durch den griechischen König Lysimachos von Thrakien. Die Stadt hatte nun auch einen großen Hafen mit Meerzugang. Ab 133 v. Chr. gehörte Ephesos zum Römischen Reich und entwickelte sich trotz vieler Unruhen mit seinen ca. 200.000 Einwohnern zu einer der größten Städte des Römischen Reiches. Auch für die Ausbreitung der christlichen Lehre war Ephesos eine der ersten Anlaufstationen im Mittelmeerraum. So sollen bereits 20 Jahre nach dem Tod Jesu die ersten Apostel Ephesos besucht haben.
Weiter geht es in das nur wenige Kilometer entfernte Selcuk. Hier befindet sich auf dem Stadthügel Ayasoluk die von Kaiser Justinian im 6. Jhdt. erbaute Kirche über der vermutlichen Grabstätte des Apostels und Evangelisten Johannes. Der 110 m lange, kreuzförmige Bau mit seinen sechs Kuppeln zählte zu den größten Sakralbauten des Byzantinischen Reiches und blieb bis zum 11. Jhdt. unversehrt.
Nach dem Mittagessen, etwas außerhalb von Selcuk, fahren wir in die Innenstadt von Kusadasi, und haben genügend Zeit um ein wenig in der Altstadt herum zu laufen. Lena erweitert ein wenig ihr Kleidersortiment und ich gehe zum Friseur.
Zurück beim Hotel, gehen Lena und ich noch ein wenig zum Meer hinunter, genießen die Aussicht und den Sonnenuntergang.
Freitag, 21.11.2014
Morgens geht es immer früh aus den Betten, da wir ein wirklich gut gefülltes Programm abwickeln. Wir haben nicht gedacht, dass wir in so kurzer Zeit mit so vielen Eindrücken bepackt würden.
Heute haben wir uns rechtzeitig an das Büfett gemacht. Gut gestärkt besuchen wir die Ausgrabungen von Milet, wo sich der größte Hafen der antiken Welt befand. Milet wurde seit den Anfängen im 4. Jahrtausend v. Chr. mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Der durch den Hafen begünstigte Handel stärkte immer wieder die gewichtige Position der Stadt. Im 6. Jhdt. v. Chr. wurde Milet zur Wiege der griechischen Wissenschaften und galt als Geburtstätte des rationalen Denkens und der Philosophie im antiken Griechenland. Da die Römer aber Ephesos als Provinzhauptstadt wählten, verlor Milet mit der Zeit an Bedeutung.
Ab dem Haupttor von Milet führt eine 15 km lange Marmorstraße, die sogenannte Heilige Straße, bis zum Apollon-Tempel in Didyma.
Als nächster Besichtigungspunkt steht der gewaltige Apollon-Tempel-Komplex mit seinen 8 x 21 Säulen in Didyma auf dem Programm. Mit dem Bau des Apollon-Tempels wird um 330 v. Chr. begonnen. Mit seinen Ausmaßen von 51m x 109 m zählt er zu den am besten erhaltenen Großbauten des Altertums und beherbergte damals eine bedeutende Orakelstätte.
Am Ortsrand von Didyma werden wir in einem großen Lokal verköstigt, wo nach und nach, wie eigentlich überall, noch andere Busbesatzungen eintreffen. Ganz egal ob das Café mit Verkaufsraum bei einem Zwischenstopp oder das Restaurant mit Geschäftsanbindung, sie gehören alle zu einem gut organisierten Versorgungsnetz.
Als letzte Station für heute haben wir noch Sirince auf dem Programm. Der Ort liegt auf einer Anhöhe in einem kleinen Seitental acht Kilometer von Selcuk entfernt. Wahrscheinlich wurde das Dorf im 15. Jhdt. von Ephesern gegründet, die auf der Flucht vor den Mongolen waren, die ihre Stadt eingenommen haben. Sie lebten hauptsächlich von Wein- und Obstanbau, sowie von Oliven. Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts lebten vor allem Griechen christlichen Glaubens in Sirince. Die Griechen wurden vertrieben und es zogen Türken aus der Gegend um Thessaloniki und Kavala, die von den Griechen vertrieben worden sind, in die Häuser ein. Ende 2012 wurde Sirince von Besuchern regelrecht erdrückt, da dieser Ort nach dem Ende des Maja-Kalenders und dem damit verbundenen Weltuntergang, aufgrund der Marienverehrung und den „positiven Energien“ nicht zerstört werden sollte.
Samstag, 22.11.2014
Heute frühstücken wir zum letzten Mal in unserem Super-Hotel. Von dem Koffer ist noch immer keine Spur. Wir haben mittlerweile die Hoffnung aufgegeben.
Heute geht es in nördlicher Richtung nach Izmir. Der Bus lässt uns für einen kurzen Rundgang bzw. Café-Besuch in der Nähe einer Fußgängerzone nicht weit von der Uferpromenade ab.
Von Izmir aus fahren wir in ein langgestrecktes fruchtbares Tal zwischen zwei Gebirgszügen und gelangen in die ehemalige lydische Hauptstadt Sardes. Ihren größten Aufstieg, aber auch den Untergang, erlebte die Stadt unter dem lydischen König Krösos im 6. Jhdt.. Danach konnte sie nie mehr an ihre Größe und den Reichtum anknüpfen. Vor allem amerikanische Universitäten haben von 1910 bis 1914 und wieder ab 1958 die Ausgrabungen unterstützt und auch durchgeführt.
Unser heutiges Mittagessen gab es in einem Nomadenzelt nachempfunden Gebilde.
Unser heutiges Übernachtungsziel, Pamukkale, erreichen wir am Nachmittag und werden in einer Hotelanlage unterhalb des Ortes untergebracht.
Sonntag, 23.11.2014
Wir haben heute Hochzeitstag und in der Eingangshalle werde ich schon von der Reiseleiterin mit der besten Nachricht überhaupt empfangen. Lenas Koffer ist wieder da und wird heute zu unserem nächsten Hotel in Perge gebracht. Während seiner langen Abwesenheit hat der Koffer die Flughäfen von Tokio und Rushville (USA) gesehen, und wurde von letzterem mit einer TUI-Maschine nach Antalya geflogen.
Zwischen Pamukkkale und Denizli liegt Laodikeia, unser nächstes Besichtigungsziel und nur wenige Kilometer entfernt. Das besondere hierbei ist, das es eine aktive Ausgrabungsstätte ist.
Laodikeia wurde unter dem Herrscher Antiochos II. im 3. Jhdt. v. Chr. auf den Resten von alten Siedlungen gegründet und nach seiner Frau benannt. Der besondere Reichtum kam aus den Erträgen des riesigen Baumwollgebietes und von den Kurgästen der nahen Heilbäder in Pamukkale (vormals Hierapolis). Außerdem befand sich in dem Areal eine der ältesten christlichen Kirchen (4. Jhdt.), so daß auch viele Pilger in die Stadt kamen. Die Restaurierungen sollten bis 2012 abgeschlossen sein. Wir durften aber noch nicht hinein.
Am heutigen Nachmittag haben wir unsere erste Verkaufs-Veranstaltung. In der streng bewachten und eingezäunten Teppich-Manufaktur erhalten wir Informationen über die Knüpfkunst und die Qualitätsabstufungen der Teppiche (haben wir schon einmal alles mitgemacht). Wir hatten sowieso vor uns einen kleinen Teppich zu kaufen, und haben auch einen schönen gefunden.
Während der Weiterfahrt zu unserem Hotel in Perge, welches wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichen, können wir uns noch ein wenig ausruhen. Uns erwartet wiederum ein tolles Wellness-Spa Hotel am Meer in der Nähe von Kundu in der Region Antalya. Und Lena’s Koffer steht an der Rezeption.
Montag, 24.11.2014
Lena muss heute erstmals wieder Koffer packen. Nach dem Frühstück erwarten uns die weiteren Verkaufsveranstaltungen: Schmuck und Lederwaren.
Nach einem solchen anstrengenden Morgen heißt es erst einmal Essen fassen, bevor es zu den Ausgrabungen des alten Perge geht. Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. gibt es immer wieder Siedlungen in diesem Gebiet. Als die Gründer des eigentlichen Perge werden zwei Heimkehrer aus den Trojanischen Kriegen, die Seher Kalchas und Mopsos, angesehen. Die meisten heute zu besichtigenden Überreste entstammen der Zeit ab dem 7. Jhdt. vor Christus.
Am Spätnachmittag machen wir noch einen Stopp in Antalya. Hier haben wir etwas Zeit um die Altstadt um den alten Hafen zu durchstreifen.
Die letzte Nacht verbringen wir in einem Hotel im Randbereich Antalyas.
Dienstag, 25.11.2014
Da Lena ihren Koffer wieder hat, kann sie mir heute doch noch meine Geburtstagsgeschenke überreichen. So langsam verlassen immer mehr Reiseteilnehmer die Gruppe, da es vier unterschiedliche Ziel-Flughäfen in Deutschland gibt. Unser Flugzeug hebt um 15.00 Uhr in Antalya ab. Der Winter ist jetzt mit Regen und fallenden Temperaturen urplötzlich in der Osttürkei eingezogen. Wir haben richtig Glück gehabt. Ein wenig können wir noch über den Wolken den blauen Himmel mit der Sonne im Westen genießen, bevor sie versinkt.
Die Ankunft in Frankfurt klappt reibungslos. Unsere beiden Koffer sind auch mitgekommen. Wir entspannen uns noch ein wenig bis der ICE uns wieder nach Limburg bringt.