Le Tour 2021 am Mont Ventoux mit einem kurzen „Ritt“ in die Camargue

Text: Hans-Werner                                                                                                      Fotos: Hans-Werner und Christian

In 2013 habe ich mit meinem jüngsten Sohn anläßlich der 100. Tour de France eine Männertour zum Mont Ventoux und nach Alpe d’Huez unternommen. Es hat einige Jahre gebraucht, bis wir wieder unserer Tour-de-France-Leidenschaft nachgegeben haben und zu solch einem Ereignis gestartet sind. In diesem Jahr wird der Mont Ventoux am Mittwoch dem 07.07.2021 auf der Strecke von Sorgues nach Malaucène zweimal überfahren. Solch eine „Höllenetappe“ lockt. Und wenn wir schon mal so weit im Süden sind, nutzen wir dies zu einem kurzen Abstecher in die Camargue nach Les Stes. Maries de la Mer.

 

 

 

Kurztrip vom Samstag, 03.07. bis zum Dienstag, 13.07.2021

Wir nutzen die kostenlosen Autobahnen über Luxemburg, Metz, Nancy bis in Höhe von Toul, und wechseln dann auf die Nationalstraße nach Langres, Dijon, bis kurz hinter Macon. Hier fahren wir auf den uns bekannten kostenlosen Stellplatz mit V+E in La Chapelle-de-Guinchay, den wir noch aus 2013 kennen. Man soll sich aber nie auf Vergangenes verlassen. Denn der Pizzawagen kommt abends nicht mehr an den Platz. Corona?

Wir gehen zur Hauptstraße zu einem Pizza-Imbiss. In etwa drei Stunden können wir unsere Pizza abholen. Das wollen wir nicht. Heute ist bei den Vorbestellungen Hochbetrieb. Wir gehen zurück in das eigentliche Ortszentrum abseits der Straße, etwa 1,5 Kilometer. Das einzige Restaurant hat geschlossen. Der Besitzer feiert im Gemeindezentrum eine riesige Hochzeit. Mein Beifahrer schimpft wie ein Rohrspatz, weil es den ganzen Tag nur Snacks zu essen gab. Also koche ich schnell im Wohnmobil ein Nudelgericht.

Am Sonntag geht es bei Villefranche auf die Autobahn gen Süden. In Lyon staut sich der Verkehr. Ich bin ein wenig unter Zeitdruck, da ich zur Mittagszeit unbedingt in Montelimar zum China-Wok möchte. Auf dem Beifahrersitz wird schon wieder jemand unruhig. Ich schaffe es gerade noch zu einer Zeit, die den Bediensteten genehm ist. Für uns hat es sich auf jeden Fall gelohnt.

Hier nur eine kleine Auswahl der Leckereien eines französischen China-Büfetts:

Nun kann es mit dem Wohnmobil auf dem schnellsten Weg nach Bédoin, am Fuße des Mont Ventoux, gehen. Auf dem ausgeschilderten Stellplatz stehen schon einige, aber nicht so viele, Wohnmobile. Und da es bis Mittwoch noch einige Tage sind, wollen wir heute Abend die Gastronomie in Bédoin beglücken.

Wir machen uns auf den Weg in den Ort, Als aber einige Wohnmobile in Richtung Mont Ventoux an uns vorbei fahren, werde ich so langsam unruhig. Wir planen um, und fahren doch schon heute hoch.

Kaum haben wir Bédoin verlassen und sind kurz vor Ste. Colombe, stehen mehrere Polizeiautos uns im Weg. Mir wird mitgeteilt, dass die Straße gesperrt ist und niemand mehr auf dem Gipfel übernachten darf. Ich muß, wie die anderen auch, drehen! Da ich nach einer so langen Anfahrt nicht aufgeben möchte, fahre ich nochmals zur Polizeisperre. Auch mein Hinweis, dass ich nur auf das Plateau oberhalb vom Chalet Reynard möchte, wird abgewiesen. Wir einigen uns aber darauf, daß ich über den Gipfel hinaus weiter fahren darf.

Beim Chalet Reynard sehe ich schon die Polizeistreife, die mich heran winkt. Wieder werde ich auf das Übernachtungsverbot hingewiesen, darf aber über den Gipfel weiterfahren.

Nach ca. 300 m sehe ich schon auf dem von mir anvisierten Plateau die weißen Dächer stehen. Ohne Blinker zu setzen und irgendwelche Fragen zu stellen, verschwinde ich in dem Gewühl der Wohnmobile, und suche uns einen Platz. Mein Sohn sieht uns schon in einem französischen Gefängnis übernachten.

Nachdem wir jetzt einen Platz haben, werden Tisch und Stühle rausgestellt. Wir öffnen unsere eigene Bar. So langsam klärt sich alles. Der Mont Ventoux ist UNESCO Weltkulturerbe und die Naturschützer haben strenge Maßnahmen durchgesetzt. Es dürfen bei Großveranstaltungen, wie der Tour de France, keine Fahrzeuge mehr unbefestigt entlang der Straßen stehen, und es darf nur noch eine zahlenmäßig reglementierte Anzahl Wohnmobile auf dem eingezäunten Plateau stehen.

Kurz nach unserem Eintreffen sind bei der Einfahrt Sicherheitsposten eingerichtet worden. Zahlreiche Wohnmobile, die auch irgendwie durchgeschlüpft sind, werden abgewiesen. Nachts gibt es aber noch einigen Zuwachs in unserer Nähe.

Die Einfahrt ist jetzt gesperrt.

Chalet Reynard unterhalb unseres Platzes. In dem Restaurant gibts gute Pizza.

Heute Morgen sind schon einiger Ranger über den Platz gelaufen und haben die Wohnmobile gezählt.

Für Ver- und Entsorgung ist vorbildlich gesorgt.

Die Wartezeit bis zu dem großen Tag, nutzen wir zu einem Spaziergang auf den Gipfel. Danach bekommen wir noch Besuch von meinem Neffen, der mit dem Fahrrad aus Sault kam, runter nach Bédoin fuhr, um dann von unten den Berg zu befahren. Nach einem Kaffee machte er sich wieder auf Rückfahrt. Er reist schon seit Tagen mit der Tour und fährt ausgewählte Strecken vorher ab.

Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein über dem Mont Ventoux – eine Seltenheit.

Und dafür kämpfen die Naturschützer.

Es ist ein schweißtreibender Weg nach oben.

Blick zurück auf unseren Stellplatz.

Bei dem „roten Kreuz“ das sind wir.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Berg zu befahren.

Gedenkstein für den Rennfahrer Tom Simpson

Blick über das Tal in Richtung Sault.

Die haben es geschafft.

Um das alte Gebäude führt die Straße runter nach Malaucène.

Wir kümmern uns um unser leibliches Wohl.

Mit dem halbrohen „Boef haché“ kann ich mich nicht anfreunden. Es gibt aber nichts anderes.

Mittlerweile haben schon einige Wohnmobilisten geflaggt.

Unser Besuch ist da.

Am Mitwoch ist dann der große Tag. So langsam kommen die Zuschauer an den Straßenrand. Es ist wie immer ein lustiges Völkchen. Die Werbekarawane rauscht vorbei. Und wie bei Karneval wird viel Werbematerial geworfen.

Es dauert nicht lange. dann hören wir um 15.21 Uhr die Hubschrauber näher kommen.

Die Radrennfahrer sind jetzt um 15.23 Uhr schon seit 12 km in dem etwas leichteren Anstieg aus Richtung Sault, und trotzdem saußen sie die noch kommenden 6 km an uns vorbei hoch zum Gipfel. Etwa 5 Minuten vor dem Hauptfeld befindet sich die Spitzengruppe.

INEOS macht hier noch in voller Stärke die Führungsarbeit im Hauptfeld.

Tadej Pogacar (in gelb) wird von seiner Mannschaft beschützt.

Der Job mit der Kamera ist schon waghalsig!

Bei den Nachzüglern, vorne ist Thomas de Gendt, sieht es schon langsamer aus.

Es ist schon 15.32 Uhr als der Sprinter Mark Cavendish mit zwei Helfern vorbei kommt.

Man vertreibt sich die Wartezeit bis zur zweiten Durchfahrt.

Dort ist dann aber nicht Schluß. Es geht die Nordroute hinab nach Malaucène und über zwei kleinere enge Anstiege nach Bédoin, um daqnn 22 km berghoch zu fahren. Das Ziel ist nach einer halsbrecherischen Abfahrt in Malaucène.

Bei der zweiten Runde über den Berg ist von der vorhergehenden Ausreisergruppe nur noch wenig zu sehen. Jetzt sind fast nur noch die Klassementfahrer und einige Bergspezialisten vorne platziert.

Als Erster kommt bei uns Wout van Aert (Jumbo) um 16.56 Uhr vorbei. Er ist der einzig Verbliebene aus einer ehemals 16-köpfigen Spitzengruppe. …

… gefolgt von seinen ehemaligen Weggefährten Kenny Ellisonde und Bauke Mollema.

Bauke Mollema

Der Hubschrauber „kündigt“ wieder eine größere Gruppe an.

Die Nachzügler haben jetzt Zeit.

Julian Alaphilippe, bei der ersten Überquerung noch in der Spitzengruppe, liegt jetzt schon hinter dem Gelben Trikot und ca. 5 Minuten hinter Van Aert zurück.

Sepp Kuss

Emanuel Buchmann tut sich auch schwer.

Jesus Herrada und Simon Geschke

Nils Politt war am Anfang auch in der 16-köpfigen Spitzengruppe. Jetzt geht es nur noch ums Überleben.

Chris Froome ist zwar Leader seiner Mannschaft. Seine Leistungen sind davon aber meilenweit entfernt, und hier ist er bereits 24 Minuten hinter Van Aert.

Nairo Quintana, der Träger des Bergtrikots und einstiger Spitzenfahrer ist nochmals 3 Minuten weiter hinter dem Führenden.

Im Wohnmobil sehen wir dann die Zieleinfahrt von Wout Van Aert in Malaucène auf dem Fernseher.

Nach Kenny Elissonde und Bauke Mollema kommt die Vierergruppe mit Tadej Pogacar, Rigoberto Uran, Richard Carapaz und Jonas Vingegaard ins Ziel.

Unser Highlight dieser Reise – die Tour ist vorbei. Auf dem Platz wird teilweise schon gepackt. Ich halte dies noch für viel zu früh, denn weiter unten sind bestimmt noch zahlreiche Fußgänger unterwegs. Wir haben deshalb beschlossen, erst morgen den Berg runter zu fahren.

Über Carpentras, Avignon und Arles fahren wir am Donnerstag, den 08.07.2021, in das Gebiet der Camargue. Les Stes. Maries de la Mer ist unser Ziel. Wir fahren zum Campingplatz „La Brise“ und genießen noch einige schöne Tage.

Wir nähern uns Avignon.

Kulturkomplex Luma Arles von Frank Gehry entworfen

Les Saintes Maries de la Mer ist für uns seit 1974 „Kult“. Für unseren jüngsten Sohn ist es auch einer seiner liebsten Urlaubsorte. Unsere Wohnmobilbleibe ist für die nächsten Tage geklärt, also nichts wie ab in den Ort.

Essen mit Musikuntermalung

Camping „La Brise“

Am Freitagmorgen ist in Sts. Maries großer Markt.

In den Restaurants wird so langsam mit den Vorbereitungen begonnen.

Wir schauen im „O Pica Pica“, gegenüber der Arena, vorbei und lassen uns eine Portion Tellines bringen. Die Küche ist auf „A la plancha“-Gerichte spezialisiert.

Es ist so schön am Strand. Wir unterbrechen kurzerhand unseren Heimweg zum Campingplatz und kehren auf einen Drink bei der Boho Beach-Bar ein.

Das anschließende Bad im Meer war ein Traum. Am Abend gab es dann wieder eine kleine Stärkung.

Den Samstag lassen wir ruhig angehen. Heute Abend wollen wir dann zu einem Spectacle in die Arena. Dabei sollen sportliche junge Männer mit einem kleinen Handrechen den Stieren Wollschleifen zwischen den Hörnern entreißen. Von Spendern aus den örtlichen Unternehmen werden hierfür Preise ausgesetzt.

Die Bar mit dem weißen Terrassendach, war früher mit einer gelben Plane überdacht. Hier trafen sich in den 70er Jahren die ganzen „Wildcamper“ von dem riesigen Oststrand. Auf der Toilette hing deshalb auch ein Schild „Haare waschen verboten“.

In einer ruhigen Ecke wird aus der Hand gelesen.

 

Im Hafen liegen Fischerboote und Freizeityachten ruhig nebeneinander.

Man kann sich auch über eine Galette mit Schinken und Käse freuen.

Nach unserem nachmittäglichen Bad im Meer gehen wir wieder in den Ort. An der Kirche wird Musik gemacht und nebenan ist ein Flohmarkt mit CDs und Schallplatten.

Mittlerweile sind die Restaurants gut besucht. Auch wir halten deshalb nach einem schönen Lokal Ausschau.

Auch wir sind fündig geworden.

Vorspeisen: Tintenfischringe und Tellines

Fritto Misto di Mare

Der staubige Boden wird noch geswpritzt

Um 21.30 Uhr beginnt das Spectacle mit der Vorstellung der jungen Männer.

Man muß schnell sein. Dies war auf jeden Fall knapp.

Manchmal kommt der Stier auch hinterher.

Um 23.30 Uhr ist Schluß. Draußen pulsiert aber in den Bars noch das Leben.

Wir machen uns aber auf den Weg zu unserem Wohnmobil. Der Tag war lang genug.

Dies ist unsere tägliche „Rennstrecke“ in den Ort.

das Rathaus am Marktplatz

eine angenehme Café-Bar

Hier bekommen wir am Abend unser Abschiedsessen.

Am Montag, den 12.07.2021, fahren wir früh los. Da wir heute möglichst weit kommen wollen, fahren wir schnellstmöglich auf die Autobahn. In Montelimar fahren wir ab und machen beim China-Wok wieder unsere Mittagsrast, zwar spät, aber gerade noch möglich. Danach geht es wieder auf die Autobahn. Ab Lyon fahren wir nur durch Regen. Es wird zäh. In Beaune wollen wir übernachten und fahren zu dem dortigen Stellplatz.

Nach der Autobahnfahrt haben wir Hunger und Durst. Es ist von oben immer noch etwas feucht. Trotzdem starten wir einen Rundgang durch den historischen Ortskern. Unseren Erfolg kann man so beschreiben: Dort wo wir Platz bekommen könnten, war es zu teuer. Wo es preislich annehmbar war, war alles besetzt. Ansonsten waren viele Bars geschlossen. So mussten wir uns doch selbst versorgen.

Und wieder geht es am Morgen auf die Straße. In Langres haben wir Glück und b ekommen doch tatsächlich im einzigen offenen und sehr gut besuchten Restaurant einen Tisch und für jeden eine riesige Pizza. Gut war’s.

Das letzte Teilstück haben wir uns beim Fahren abgewechselt und waren am Abend wieder in Limburg. Alles in allem hatten wir eine schöne Männer-Tour.

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Und schon planen wir für 2022 die nächste Fahrt zur Tour de France zur „Planche de Belles Filles“ in den Vogesen und anschließend zur Etappe nach Alpe d’Huez.

 

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