Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Dieses Jahr ist alles anders. Für den Jahresabschluß zieht es uns nach Saintes Maries in die Camargue. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet. Durch Bekannte haben wir nur erfahren, dass es zwischen den Feiertagen dort sehr schön sein soll.
Auf der Fahrt vom 27.12.2016 bis zum 04.01.2017 nutzen wir für die An- und Heimreise die Strecke: Luxembourg, Nancy, Autobahn durch das Rhone-Tal. Wir fahren durchgängig Autobahn, da in diesem Fall der Faktor Zeit wichtiger ist. Dabei sind wir an fünf von sechs Mautstellen, trotz unserer Höhe von 3,12 m, korrekt in Klasse 2 eingeordnet worden. Nur in Bolène steht dort auf einmal Klasse 3. Trotz meiner Reklamation an der Sprechanlage der Mautstelle konnte angeblich die Klassifizierung nicht geändert werden.
Übernachtet haben wir zweimal auf dem kostenlosen Stellplatz in Beaune und auf dem CP „La Brise“ in Saintes Maries. Insgesamt haben wir auf der Reise 2.128 km zurückgelegt.
Was vorher gar nicht so geplant war, sich aber dann bei Sichtung der Bilder heraus stellte, ist die Tatsache, daß wir wieder einmal sehr gut gegessen haben.
Und für diejenigen, die sich im Französischen nicht so sicher fühlen, und deshalb die Restaurants meiden oder nur Bekanntes auswählen, gibt es Hilfe. Mit dem Untertitel „Endlich essen können wie Gott in Frankreich“ hat der Reise Know How Verlag das „Schlemmerlexikon für Gourmets Französich – Deutsch“ im Programm.
Dienstag, 27.12.2016
Die Weihnachtstage sind überstanden. Schnell wird heute Vormittag das Wohnmobil gepackt. Um 12 Uhr kommen wir von Zuhause weg. In Luxembourg tanken wir unser Wohnmobil randvoll bevor wir weiter fahren. Zum Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den kostenlosen Stellplatz in Beaune an der Avenue Charles de Gaulle (gebührenpflichtige Ver- und Entsorgung). Der Platz ist sehr gut besucht. Hinweis: Die einfachere Zufahrt ist aus südlicher Richtung.
Es ist kalt. Trotzdem rappeln wir uns zu einem Spaziergang durch das frostige Beaune auf. Bereits beim Hotel Dieu sehen wir, dass die Hauswand mit einer Bilderschau angestrahlt wird. Bei vielen anderen öffentlichen Gebäuden ist es ebenso.
In der Brasserie Le Carnot setzen wir uns bei einem Glas Chablis und kleinen Apero-Happen in den Außenbereich und genießen nach der Autobahn-Fahrt die Ruhe.
Tagesstrecke: 587 km
Mittwoch, 28.12.2016
An der Tankstelle gegenüber des Stellplatzes bekomme ich frische Backwaren zu ganz normalen Bäckereipreisen! Getankt wird beim benachbarten Carrefour, und ab geht’s wieder auf die Autobahn. Gefrorene Wiesen säumen am Anfang noch den Weg. Wie immer bleiben wir bei Lyon auf der Autobahn und fahren durch das Zentrum und in knapp einer Viertelstunde haben wir Lyon hinter uns.
Auf der ereignislosen Wegstrecke machen wir uns Gedanken, wie es denn so in Saintes Maries sein könnte. Sind die Geschäfte offen, oder welche Restaurants haben überhaupt auf? Werden wir Bekannte treffen?
Bei Bolène, etwas oberhalb von Orange, verlassen wir die Autobahn, da wir zur Mittagszeit ein uns bekanntes und sehr gutes Routier-Restaurant aufsuchen wollen. Fehlanzeige! Es ist über die Feiertage bis Mitte Januar geschlossen; also auch für die Heimfahrt nicht geeignet.
Wir bleiben auf dem Parkplatz und essen nur eine Kleinigkeit. Es ist so warm in der Sonne, dass wir beim Essen die Aufbautür auflassen können.
Für die Weiterfahrt bleiben wir nun auf der Landstraße und überlassen uns (fast) ganz dem Navi. Z. B. werden wir bei Avignon auf die westliche Seite der Rhone geleitet, fahren an Beaucaire vorbei und umfahren auf einer wesentlich kürzeren Strecke Arles auf der gegenüberliegenden Rhoneseite. Auf dem letzten Stück Strecke in Richtung Saintes Maries kommen uns einige Wohnmobile entgegen. Wieder die Gedanken, was da wohl los ist?
Beim Ortseingang von Saintes Maries halten wir uns gar nicht lange auf und fahren gerade in Richtung CP „La Brise“, da die Einrichtungen westlich des Ortes geschlossen sein sollen. Der Campingplatz hat offen und es stehen schon ein paar Wohnmobile zum einchecken in der Warteschleife. Wir sind beruhigt. Das Problem mit der Stromversorgung ist gelöst. Der CP kostet für uns mit EUR 13,00/Nacht genau so viel wie der Stellplatz und man hat viel mehr Service und Raum zur Verfügung. Hinzu kommen bei Bedarf EUR 5,50/Tag für Strom. Wir haben ihn gebucht und reichlich genutzt.
Wir suchen uns einen Platz und landen zum Glück direkt neben Astrid und Peter aus dem Wohnmobilforum, die mit Ihren schweizer Bekannten eine Parzelle mit Strom haben. Denn wir hätten uns ansonsten einen anderen Platz suchen müssen, da die Stromanschlüsse rar sind.
Der Campingplatz hat nur bestimmte Flächen geöffnet, er soll am 03.01. zu machen und die Reception vom 30.01. abends bis zum 01.01. mittags geschlossen sein. Binnen kurzem waren aber alle Beschränkungen vergessen. Der Stellplatz Plage Est ist voll bis auf den letzten Platz, der Stellplatz im Ort ist voll, bei dem Campingplatz kommen minütlich neue Wohnmobile an. Man erzählte sich, dass in Saintes Maries ca. 500 Wohnmobile seien.
Wir haben auf jeden Fall einen schönen Platz und Strom. Somit steht einem Spaziergang durch die Gassen des Ortes nichts im Wege. Zu unserer weiteren Beruhigung sind fast alle Geschäfte offen, ebenso die Restaurants. In der Arena ist ein Weihnachtsmarkt unter einem Zeltdach aufgebaut. Der Glühwein schmeckt übrigens gut. Und auf den elektronischen Anzeigetafeln werden zahlreiche Veranstaltungen für die nächsten Tage angekündigt. Herz was willst du mehr. Genau dafür haben wir Saintes Maries bei unseren zahlreichen Besuchen im Frühjahr und Sommer immer geliebt.
Natürlich haben wir uns nach den zwei Fahrtagen ein gutes Essen verdient. Nach eingehender Inspizierung entscheiden wir uns für das Restaurant „L’Escaluna“ und
Fischsuppe, Moules Marinières bzw. Dorade und Tarte de pommes bzw. Mousse au Chocolat
Tagesstrecke: 468 km
Donnerstag, 29.12.2016
Bei blauem Himmel und Sonnenschein sind wir für die ersten Programmpunkte bereit. Im Relais Culturel gibt es heute über den ganzen Tag verteilt Kochshows mit Verkostung mit Köchen aus Saintes Maries, die auch Mitglieder der Vereinigung „Conservatoire Grand Sud des Cuisines“ sind, und die sich besonders der Camargueser-Küche und den Produkten der Region verbunden fühlen. Hinzu kommt noch eine Weinverkostung eines Caves aus der Umgebung, und die Verkostung der Zauberwerke eines Chocolatiers. Das Beste ist aber, es ist alles kostenfrei!
Nach dem wir uns mit der ersten Verkostung Appetit geholt haben, nutzen wir die Pause und gehen ins benachbarte „La Cabane aux Coquillages“. In der Sonne sitzend genießen wir frische Austern und Tellines à la Plancha in einer Persillade bei einem Becher Chardonnay.
Gegenüber, vor der Arena, sammelt sich eine Tanztruppe mit camarguesen Trachten und Instrumenten zum Tanz.
Wir streifen noch ein wenig durch die Gassen, und nach einem kurzen Besuch der Kirche landen wir wieder im Relais Culturel, wo es mit den Köchen weitergeht.
… mit dem Nougat Glacé und einer karamelisierten Mandel am Zuckerfaden …
… in einem Zuckerfadennetz.
Eigentlich hatten wir heute Abend im Wohnmobil kochen wollen. Dies hat sich aber jetzt nach den vielen Verkostungen erledigt. Es war aber auch sehr schön und von den Speisen her wirklich exqusit.
Mittlerweile steht auch die Sonne vor dem Ende Ihres Tagwerks. Auf dem Campingplatz werden die Flächen zur Belegung mit Wohnmobilen ständig ausgeweitet.
Tagesstrecke: 0 km
Freitag, 30.12.2016
Heute ist Markttag in Saintes Maries. Dabei gruppieren sich die Marktstände auf kleinerer Fläche um die Achterbahn und weitere Fahrgeschäfte. Wir kaufen einige Zutaten für unser Raclette an Silvester ein. Der Wein im kleinen 3 l Fass ist sowieso Pflicht.
Am Nachmittag wird unser Essensplan für morgen aber schon wieder umgeworfen, da unsere schweizer Nachbarn uns zum Käse-Fondue eingeladen haben.
Es ist heute ein wenig bewölkt und es regnet etwas, als wir uns in die Kirche zu dem Konzert „Noel Provencaux“ begeben. Auch nach Weihnachten breitet sich noch eine festliche Stimmung aus.
Um 18.30 Uhr haben wir dann für heute den letzten Programmpunkt mit dem „Abrivado aux flambeaux“. Dabei treibt eine mit Fackeln bestückte Reiterescorte einen Stier durch die Hauptstraße von Saintes Maries. Viele Menschen säumen die Straße und warten auf das Spektakel, was dann in wenigen Sekungden vorbei ist.
Der Campingplatz ist jetzt vollkommen belegt. Die kolportierten 500 Wohnmobile im Ort sind mittlerweile bestimmt zu niedrig gegriffen.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 31.12.2016
Der Silvestermorgen bringt uns schon sehr früh wieder die Sonnenwärme zurück. Und nach einem schnellen Einkauf im Supermarkt, schwingen wir uns auf die Fahrräder um auf dem schmalen Streifen zwischen Mittelmeer und den Etangs zu dem 15 km entfernten Phare de la Gacholle zu kommen.
Anschließend bleibt kaum Zeit um sich in der Sonne zu erholen. Da unsere Nachbarn bereits um 16.00 Uhr mit dem Käse-Fondue beginnen möchten.
Lena macht schnell noch einige Häppchen zum Aperitif und schon geht es los. Ganz zünftig werden im Stehen die Weißbrotstücke in die Fonduetöpfe getaucht. Ein Fondue ist mit Weißwein, Knoblauch und Charlotten angemacht, und das Zweite mit Bier.
Die gesellige Runde hat sich erst kurz vor unserem nächsten Termin aufgelöst. Da heißt es schon wieder, ganz schnell zum Hotel de Ville zu gehen. Dort gibt es um 19.00 Uhr ein Spektakel „Son et lumière“. Unter Einspielung von Musik werden Bilder an die Wand projeziert und ein Feuerwerk gezündet. Vorher erleben wir noch etwas von der „Animation de la Princesse des Glaces“, die wir uns heute Nachmittag nicht anschauen konnten. Nicht zu Vergessen sind die Grußworte des Bürgermeisters, auch im Namen von Hollande!
Auf dem CP sitzen wir noch lange bei gutem Rot- bzw. Weißwein zusammen. Bevor wir uns alle zum Aufwärmen in die Wohnmobile verziehen, wird aber noch der nächste Treff um Mitternacht vereinbart. Mit mehreren Gläsern Champagner begrüßen wir das Jahr 2017.
Tagesstrecke: 0 km
Sonntag, 01.01.2017
Nach einem schönen Sonnenaufgang kommt jetzt ein Wolkenband auf uns zu. Die Temperatur ist aber noch immer angenehm. Im „La Cabane“ bestellen wir uns nochmal „Tellines a la Plancha“, da wir diese zuhause nicht bekommen.
Um 12.30 Uhr gibt es wieder ein „Abrivado dans les rues des village suivie d’une Roussataio des jeunes Cavaliers“.
Während nun die Sonne wieder scheint, vergnüge ich mich am Fernseher mit dem „Neujahrs-Skispringen“ in Garmisch. Natürlich gibt es bei den Schweizern noch mal ein nachmittägliches Stelldichein mit Gebäck und Wein.
Aus unserem gestrigen Einkauf macht Lena uns anschließend noch einen kleinen Imbiss mit gekochten Artischocken, Bigourneaux und selbstgemachter Mayonnaise.
Tagesstrecke: 0 km
Montag, 02.01.2017
Nach anfänglicher Bewölkung ist es wieder sonnig und warm. Der heutige Wochenmarkt wird zum nochmaligen Einkauf von Wein genutzt. Zum Aperitif, einem Pastis, setzen wir uns in den von der Sonne angestrahlten Außenbereich der Brasserie „La Siesta“. Einige Bars und Restaurants sind ab heute geschlossen.
Seit vielen Jahren sind wir schon an dem Restaurant immer wieder vorbei gegangen. Entweder hatten wir uns vorher für ein anderes Lokal entschieden, oder waren schon satt. Jetzt soll es aber „La Mama Sita“ sein. Und es war die richtige Wahl. Der Service ist sehr zuvorkommend und die Küche gut.
Fischsuppe bzw. gratinierte Muscheln
Entrcote de Taureaux mit Pfeffersauce bzw. Lammkotelett
Creme caramel
Bei dem Wohnmobil machen wir selbst erst einmal ausgiebig Siesta. Dabei stellen wir verstärktes Mückenaufkommen fest. Lena beschwört einen Wetterumschwung herauf. Im Internet werden Sturmböen im Bereich der Camargue und dem Rhonetal bis hoch nach Valence angekündigt. Dabei soll es die nächsten Tage sogar noch schlimmer kommen. Wir entschließen uns deshalb schon vorzeitig die Heimreise anzutreten, und morgen so früh es geht abzufahren.
Tagesstrecke: 0 km
Dienstag, 03.01.2017
Nachdem ich gestern schon das Wohnmobil ver- und entsorgt habe, können wir nach dem Abschied von unseren Bekannten früh losfahren. Wir machen noch einen kurzen Stopp beim Supermarkt und los geht es.
Bereits auf der Strecke außerhalb von Saintes Maries spürt man die ständigen Windböen. Leider finden wir nicht mehr die Abkürzung entlang der westlichen Rhoneseite. Stattdessen verfranzen wir uns und fahren einen Umweg von ca. 20 km. Hinter Avignon fahren wir direkt auf die Autobahn. Trotz manchmal stärker aufkommenden Böen und einem heftigen Wind von vorne kommen wir gut voran, und schaffen es wieder bis Einbruch der Dunkelheit auf den bekannten Stellplatz in Beaune. Der Sturm hat tatsächlich in Höhe von Valence aufgehört. Dafür hat uns die Kälte wieder. Bereits ein Stück hinter Lyon sind die etwas höher liegenden Wälder voller Raureif. Die Raureifgrenze pendelte sich nachher auf eine Höhe von 250 m ein.
Über den ganzen Tag hinweg haben wir uns schon darauf gefreut, in Beaune im Restaurant „Dame Tartine“ essen zu gehen. Vor zwei Monaten waren wir bei einer Wandertour mit unserem Städtepartnerschaftsverein schon einmal dort. Da wir sehr früh sind, bekommen wir in diesem gut besuchten Lokal auch einen Tisch, aber leider nicht das von uns so geliebte Boeuf Bourguignon.
Als Aperitif gibt es bei meinem Menü einen Blanc Cassis.
Vorspeisen:
Hauptspeise:
Käse:
Dessert:
Es ist eine kalte Nacht und wir heizen auf ganz kleiner Einstellung durch.
Tagesstrecke: 483 km
Mittwoch, 04.01.2017
Bereits kurz nach der Weiterfahrt am Morgen kommt der Winter in dem Weinanbaugebiet des guten Burgunders vollends zu uns. Das Schneetreiben wird immer dichter und auf den elektronischen Hinweistafeln an der Autobahn wird ständig vor Schneeglätte gewarnt, und auf eine Anpassung der Geschwindigkeit verwiesen.
Ab Nancy beruhigt sich das Wetter wieder. Über Luxembourg scheint sogar einmal kurz die Sonne. Nach einer weiteren Schneeschauer im Bereich der Eifel bei über 570 m Höhe erreichen wir aber problemlos unseren „Heimathafen“.
Tagesstrecke: 590 km