Neben unseren Fahrten mit dem Wohnmobil, nutzen wir in den letzten Jahren auch mal andere Transportmittel für unsere Reisen. So haben wir uns für eine Sizilien-Tour zu einer Busreise mit dem regionalen Unternehmen „Schuy-Exclusiv-Reisen“ entschieden. Das Augenmerk der Reise liegt auf der Ostküste Siziliens und Palermo im Norden.
Das Reiseziel „Sizilien“, es ist eine lange Geschichte, war bereits 2020 für eine Tour mit unserem Wohnmobil durchgeplant. Doch dann kam Corona und der Lockdown. Wir haben die gebuchte Fähre stornieren müssen und in Guthaben bei Grimaldi-Lines umgewandelt. Bis wir endlich wieder mit dem Wohnmobil überhaupt fahren durften, war die Lust auf Sizilien vergangen.
In 2024 haben wir in einer Zeitung die Anzeige des obengenannten Unternehmens mit der Reise „Sizilien zur Orangenernte vom 20. bis zum 27.11.2024“ gelesen und sofort gebucht.
Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Mittwoch, 20.11.2024
Nach einer sehr kurzen Nacht melden sich mehrere Wecker um 02.30 Uhr. Wir gönnen uns Zuhause noch eine Tasse Kaffee, dann fahren wir auf leeren Straßen nach Elz. Dort wartet bereits der neue 5* Superior Bistro Bus „Platin Edition“ auf uns. Es ist ein riesiger Bus mit nur 31 Sitzplätzen (die Beinfreiheit ist gigantisch) und einem Bistro-Bereich im Unterdeck.
Punkt 04.00 Uhr ist Abfahrt. Auf der Autobahn rollen wir dahin. An das Schlafen im Bus muss ich mich erst gewöhnen.
Es ist kurz vor 07.00 Uhr als wir zum Bordfrühstück gebeten werden. Dies gehört übrigens zu den Reiseleistungen. Die Reiseleiterin macht dabei einen Superjob, und ist auch noch die zweite Busfahrerin.
Zwischendurch werden die vorgeschriebenen Pausen für den Busfahrer eingelegt und mit Toilettengängen verbunden. Irgendwo um Freiburg geht dann die Sonne auf.
Über Basel fahren wir immer weiter in Richtung St. Gotthard Tunnel. Dabei verändert sich so langsam die Aussicht. Aus den grünen Wiesen, werden verschneite Hänge.
Am Rastplatz St. Gotthard Nord machen wir ebenfalls einen Halt. Auf den Autobahn-Toiletten in der Schweiz kann man mit Schweizer Franken und Euro bzw. mit Kreditkarten bezahlen.
Hinauf zum Tunnel wird das Wetter nicht besser. Wir kommen aber ohne Stau hinein.
Und wie so oft, haben wir auf der anderen Seite herrlichen Sonnenschein.
Lena und ich gehen gegen Mittag runter ins Bordbistro und bestellen eine Erbsensuppe mit Würstchen und eine Gulaschsuppe. Wein und gezapftes Bier sind auch vorhanden.
Im Bereich des Luganer Sees ist es sehr windig. Schaumkronen bilden sich auf dem Wasser.
Kurz vor 18.00 Uhr erreichen wir unser Hotel für die Nacht. Es ist das Hotel „West Point“ in Dossobuono di Villafranca, in der Nähe von Verona. Das Hotel ist für eine Übernachtung auf der Durchreise gut geeignet, und die dortige Küche hat extra für uns ein Abendmenü zusammengestellt. Andere Gäste erhalten keinen Zutritt zum Speisesaal. Wir sind schon etwas früher hinuntergegangen und trinken vor dem Essen noch einen Aperol-Spritz in der Bar.
Den ersten Tag im Bus haben wir gut überstanden. Es war gemütlich, und doch sind wir jetzt müde.
Donnerstag, 21.11.2024
Für uns ist es eine Umstellung, wenn wir auf Reisen sind und doch nicht in unserem Wohnmobilbett schlafen. Aber es war gut.
Heute werden wir über Modena, Bologna und über den Apennin hinweg gefahren. Danach passieren wir die Toskana und Rom.
Gegen Abend erreichen wir die Außengebiete von Neapel und stehen im Stau. Unser Busfahrer fährt uns mit Ruhe und Gefühl durch den dicksten Berufsverkehr in Richtung Hafen. Das geht alles gut, bis ein Mofafahrer meint, mit Unverstand und Fehlverhalten unseren neuen Bus streifen zu müssen. Da wird es auf einmal laut von unten.
Mittlerweile ist auch die Nachricht reingekommen, dass unsere Fähre nach Palermo (Sizilien) nicht pünktlich um 20.15 Uhr in Neapel ablegen kann. Dadurch fällt auch das Abendessen auf der Fähre aus. Es wird ganz schnell umgeplant. Der Busfahrer fährt uns in ein Viertel am Hafen, wo sich in fußläufiger Entfernung ein Ristorante befindet, was uns Pizza serviert.
Auf dem Weg zum Abendessen kommen wir an einem Hotel vorbei, wo sich richtig wichtige Prominenz getroffen haben muss, denn es ist alles total mit Polizei abgesperrt.
Aufgrund der großen Gruppe haben wir bereits vom Bus aus unsere verschiedenen Pizzen vorbestellt. Wir wären aber nicht in Italien, wenn die Kellner nicht Verwirrung gestiftet hätten, und uns nicht die großen Speisekarten vorgelegt hätten. Es brauchte viele Worte und das Eingreifen des Chefs um die Sachlage zu klären. Die Pizza schmeckte aber phantastisch. Es ist halt Neapel. Als Dessert konnten wir ein Stück „Matschekuchen“ essen.
Draußen ist es fürchterlich am Stürmen. Ich kann die Kamera für die längere Belichtungszeit kaum ruhig halten. Wir werden gleich zum Hafen fahren. Wann die Fähre losfährt ist aber ungewiß. Auf dem Tyrrhenischen Meer soll der Sturm noch viel schwerer wüten.
Im Hafengelände herrscht das reinste Chaos. Die Lastwagen stehen kreuz und quer. Es ist kaum noch eine Gasse zur Durchfahrt vorhanden. Nach großem Theater landen wir auf unserem Schiff GNV „Antares“.
Die Vergabe der Kajüten dauert unheimlich lange. Bei anderen Fähren geht das ruckzuck. Hier werden wir zuerst von einem Wartesaal in einen anderen geschickt, dann wieder zurück geholt um die Schlüsselkarten zu erhalten. Viel zu viel Personal läuft kopflos durch die Gegend.
Wir schlafen bereits einige Zeit, als ich spüre, dass das Schiff sich bewegt. Es ist kurz nach 01.00 Uhr. Unsere Abfahrtszeit hat sich um fünf Stunden verzögert. Außerhalb des Hafens fängt das Schiff schon an zu schaukeln. Auf dem Meer verstärkt das Schaukeln sich noch.
Freitag, 22.11.2024
An die geplante Ankunft um 07.30 Uhr ist überhaupt nicht zu denken, da wir gestern Abend schon um viele Stunden zu spät abgefahren sind. Heute Nacht konnte das Schiff nie die normale Geschwindigkeit fahren. Selbst am Morgen rollen die geschäumten Wellen von der Seite heran. Der Bug sackt ständig in ein Wellental um sich danach immer wieder aufzurichten.
Einige Mitreisende haben Probleme wegen der unruhigen Nacht. Die Bars und Frühstücksräume sind leer.
Als wir uns Palermo nähern wird es auf dem Wasser ruhiger und der Wind schläft ein. Der Monte Pellegrino begrüßt uns schon von weitem. Über Palermo hängen dunkle Wolken.
Es ist sage und schreibe 14.30 Uhr als wir den Hafen erreichen. Wir wollen runter vom Schiff, da heute noch der Besuch von dem romantischen Fischerstädtchen Cefalù mit seiner charakteristischen Altstadt auf dem Programm steht.
Wir stehen mit gepackten Koffern und Taschen in den Gängen und es tut sich nichts. Niemand darf das Schiff verlassen, und die Autos stehen alle noch unter Deck. Es macht die Nachricht die Runde, dass zuerst alle Fahrzeuge auf den sicheren Transportzustand überprüft werden müssen. Sie mussten bei dem Sturm alle sicher angekettet sein. Muss dass aber im Nachhinein überprüft werden? So etwas gehört an den Anfang, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist! Oder war es vielleicht ein anderer Grund? Wir sind auf Sizilien!
Es ist 16.00 Uhr als wir endlich bei Regen von dem Schiff kommen. Unser Fahrer quält sich mal wieder durch den Stadtverkehr. Der Besuch von Cefalù wird gecancelt, und wir fahren direkt, dass heißt, die nördliche Küste von Sizilien entlang, und einen Teil der östlichen Küste hinunter zu unserem Hotel „Hellenia Yachting Hotel & Spa“ in Giardini Naxos. Dass Cefalù nun ganz gestrichen wird bedaure ich sehr, da es ein wichtiges Ziel der Sizilien-Reise war.
Heute sind wir geschafft. Wir trotten nur noch auf unsere Zimmer und freuen uns auf das Abendessen. Das Hotel sieht schön aus. Der Name sagt ja schon einiges über den Stil des Hotels aus. Es ist aber auch der Hinweis, das Sizilien ab etwa 1200 v. Chr. von den Griechen besiedelt wurde.
Die unruhige Nacht auf dem Schiff fordert jetzt ihren Tribut. Der Tag ist schon sehr früh für uns zu Ende.
Samstag, 23.11.2024
Wir haben wirklich gut geschlafen, und die aufgehende Sonne weckt unsere Lebensgeister. Von unserer großen Terrasse haben wir einen direkten Blick zum schneebedeckten Ätna, und um die Ecke herum können wir auf das Meer schauen.
Für das Frühstücksbüfett sind wir noch etwas zu früh. Wir nutzen die Zeit, um uns etwas umzuschauen und zu sehen, wo wir gelandet sind.
Das Frühstücksbüfett war sehr gut ausgestattet. Nun kann der Tag beginnen. Es gibt auch ein anstrengendes Programm: Ausflug zum Ätna, Besichtigung einer Orangenplantage und als krönender Tagesabschluss die Altstadt von Taormina.
Wir verlassen Giardini Naxos in südlicher Richtung und nähern uns immer mehr dem Ätnagebiet. Zitronen- und Orangenbäume säumen unseren Weg, und wir durchqueren einige kleine Ortschaften. Noch deutet nichts auf die Nähe des aktiven Vulkans hin.
Mitten auf dem Kreisel blühen echte Strelitzien.
Wir verlassen nun die bewohnte Region und sehen bald die ersten Lavafelder.
Auf der südlichen Zufahrt zur Seilbahn hinauf zum Ätnakrater machen wir in der Nähe des erloschenen Crateri Silvestri auf ungefähr 1900 m unseren Besichtigungsstopp.
Bei dem Ätna handelt es sich nicht nur um einen Vulkanberg. Es ist ein Massiv auf einer Fläche von 1.170 Quadratkilometern mit vielen Kratern. Mit seiner schwankenden Gipfelhöhe von ca. 3.300 m ist er Europas höchster Vulkan. Im Bereich des Gipfels befinden sich vier Krater. Der Ätna ist immer noch aktiv. Auch in den letzten Jahrzehnten gab es schwere Ausbrüche verbunden mit Erdbeben, wie z.B. in 1983 und 1991. Wobei der Ausbruch in 1991 am 14. Dezember begann und erst am 30. März 1993 beendet war. Den letzten großen Ausbruch mit vielen Schäden gab es 2001. Seitdem kommt der Vulkan einfach nicht zur Ruhe. Ständig qualmt es aus den Tiefen der Krater und es reißen Spalten an den Seiten auf, aus denen die Lava strömt.
Wir befinden uns hier in einer Höhe von ca. 2000 m und besichtigen den erloschenen Crateri Silvestri, und bekommen umfassende Informationen unserer sizilianischen Reiseführerin. Es ist hier oben so was von kalt.
In der Ferne sehen wir viele weitere schon erloschene Krater.
Bei einem kleinen Drink nutzen wir die Sonnenstrahlen um uns ein wenig aufzuwärmen.
Auf der Straße hinunter sieht man die Folgen der Lavaströme.
Das Hotel hat Glück gehabt.
Es ist unglaublich, dass die Einwohner der Ortschaften um den Ätna herum mit der andauernden Gefahr leben können.
Und weiter geht es zur Orangenplantage. Unterwegs sehen wir schon, dass am Straßenrand vom Kleinlaster aus das Kilo Orangen für 60 ct. angeboten wird. Der Preis ist für uns unvorstellbar.
Die Einfahrt zur Plantage ist ein schmaler ca. 200 m langer geteerter Weg, und kann von unserem großen Bus gerade so befahren werden. Auf der rechten Seite geht es sofort 3 m – 4 m steil hinunter.
Vor der Führung und den Erläuterungen zum Orangenanbau gibt es für uns einen Mittagsimbiss aus verschiedenen Zitrusprodukten und typisch italienischen Antipasti.
Nach dem Essen geht es sofort raus. Die Pflanzenwelt ist hier ganz anders als bei uns.
Wir erhalten einige einleitende Worte zu den verschiedenen Orangensorten und die Erntezeiten. In dieser Plantage werden seltenere Sorten angebaut, die jetzt noch nicht reif sind. Also ist es nichts mit unserem geplanten Einkauf.
Die Besitzer erläutern ihre Ausrichtung mit den Problemen beim Absatz der Waren. Es kommt sehr darauf an, dass man die Orangen in der Umgebung verkaufen kann. Selbst ein Transport durch Italien ist schon zu teuer. Um diese Kosten in einen Einzelhandelspreis der Standardware einzurechnen, würde der Erzeugerpreis noch mehr gedrückt. Schon jetzt beeinflußt der außereuropäische Orangenimport die Marktpreise sehr stark. Hinzu kommen durch den Klimawandel die Kosten für die zusätzliche Wasserversorgung der Bäume, da die Leistung der eigenen Brunnen nicht mehr ausreicht.
Bepackt mit diesen Erkenntnissen begeben wir uns zu unserem Bus, um in Richtung Taormina zu fahren. Ich frage noch unseren Busfahrer ob er denn auf dem kleinen Parkplatz wenden könne, und erhalte die Antwort, dass er den Weg mit dem Bus rückwärts fahren würde. Das sei sein Hobby. Ich schlucke erst mal und denke an die 200 m lange und schmale Fahrstrecke. Er hat es tatsächlich geschafft!
Während der Weiterfahrt können wir uns im Bus ein wenig ausruhen, bis Taormina vor uns auftaucht. Die Stadt zieht sich heute in Terrassen den Monte Tauro hinauf. Bereits etwa 1300 v.Chr. haben die Sikeler an den Hängen des Berges gesiedelt. Also noch vor den Griechen. Einer der ersten Touristen von Taormina soll Johann Wolfgang von Goethe gewesen sein, der im Jahre 1787 die Gegend besuchte und in seinem Buch „Italienische Reise“ darüber berichtete. Später folgten noch weitere Künstler u. a. Oscar Wilde und Thomas Mann.
Die heutige Stadt, so wie wir sie sehen können, ist im Mittelalter wieder aufgebaut worden, nachdem die Araber die antike Stadt vollständig zerstört haben.
Wir wollen hoch in die Altstadt. Dafür schlängelt sich der Bus auf der Straße immer höher bis er das „Parcheggio Lumbi“ erreicht hat. Von hier aus gehen wir zu Fuß weiter. Wir können alleine durch die Gassen ziehen, nachdem wir einen Treffpunkt und die Uhrzeit ausgemacht haben.
Der Eingang zur Altstadt ist auf dieser Seite die Porta Messina, und dahinter beginnt der Corso Umberto, die einen Kilometer lange Fußgängerzone. Am anderen südlichen Ende befindet sich die Porta Catania.
An der Piazza Santa Caterina steht neben dem Palazzo Corvaja die Chiesa di Santa Caterina d’Alessandria aus dem 17. Jhdt..
Entlang des Corso Umberto werden wir durch die Eindrücke der Läden, Bars und Restaurants und deren besonderes Erscheinungsbild regelrecht „überrannt“.
Fast schon am Ende der Fußgängerzone steht auf der Piazza IX. Aprile die Chiesa di San Giuseppe, ebenfalls aus dem 17. Jhdt.. Dort ist gerade eine Trauung zu Ende und es werden noch kräftig Brautfotos „geschossen“. Auf das Ehepaar wartet ein sehr spezielles Hochzeitsauto.
Gegenüber der Kirche stehen bereits die Schaulustigen auf dem Belvedere, um den Sonnenuntergang hinter dem Ätna auf Bildern festzuhalten.
Auf der Nordseite des Gipfels zieht sich bereits ein Schneeband herunter, und aus einem der Krater dringt der Qualm tagaus tagein heraus.
Durch das Torre dell‘ Orologio e Porta di mezzo geht der Corso Umberto noch weiter, und führt zur Piazza Duomo, wo der Duomo di Taormina, auch Festungskathedrale genannt, steht.
In einer kleinen Kapelle erspähen wir noch eine bunt beleuchtete Krippendarstellung.
Es ist spät geworden und wir machen uns so langsam auf den Rückweg.
Müde von der Lauferei besteigen wir den Bus und freuen uns schon auf unser heutiges Abendmenü.
Als Dessert gibt es wieder den schon bekannten Kuchen. So geht der nächste ereignisreiche Tag zu Ende.
Sonntag, 24.11.2024
Morgens um 07.00 Uhr blickt mir unser Speisesaal noch jungfräulich entgegen, …
…, der Strand ist auch noch unberührt, …
… und die aufgehende Sonne beleuchtet unser Hotel.
Heute haben wir einen anstrengenden Tag mit den Besichtigungen von Syrakus, und den antiken Stätten von Siracusa, und der vulkanischen Stadt Catania.
Auf der Autobahn fahren wir zuerst in südlicher Richtung nach Syrakus. In der Antike war Syrakus Zentrum der mächtigsten und kulturell herausragensten Region Siziliens. Cicero schwelgte in unendlichen Lobeshymnen auf diesen Stadtstaat Griechenlands. Heute zählt Syrakus über 110.000 Einwohner und breitet sich immer mehr aus. Der Kern der Altstadt liegt aber auf der 40 ha großen Insel Ortygia.
Wir steuern als erstes den Parco Archeologico della Neapolis an. Hier befinden sich die Überreste der alten griechischen Stadt. Direkt hinter dem Eingang passieren wir den 200 m langen Opferaltar von Hieron II.. An den Festtagen wurden hier über zwei Rampen 450 Opfertiere auf den Altar getrieben.
Wie so oft liegt der Steinbruch in direkter Nähe zur Stadt. Dadurch hatten die Griechen kurze Wege zu den zu errichtenden Bauten. Hier ist es der Latomia (Steinbruch) del Paradiso. Von den Arbeitern wurde der festere Kalkstein aus der Tiefe geholt. Dadurch bildeten sich riesige Höhlen.
Und schon stehen wir vor dem „Ohr des Dyonisios“. Einer Grotte, in der der Schall unheimlich verstärkt wird.
Die Anfänge des Theaters entlang des leicht ansteigenden Hügels stammen noch von den Griechen aus der Zeit um 500 v. Chr.. So wie wir es sehen beinhaltet es die Erweiterungen der Römer aus dem 3. Jhdt. n. Chr.. Von den 60 Sitzreihen sind noch 42 erhalten. Insgesamt faßte das Theater damals 15.000 Zuschauer.
Oberhalb des Theaters auf einer Terrasse befand sich eine Gräberstraße mit Bildern der Ahnen und Helden. Im Scheitelpunkt spuckt noch heute das Nymphaion in der Grotta del Ninfeo den breiten Wasserstrahl aus, dessen Quelle aus zwei Aquädukten gespeist wurde.
Lena ist auf halber Höhe geblieben und wartet auf mich.
Nun fahren wir zu dem neueren Teil von Syrakus, auf der Insel Orthygia, so wie wir sie heute auf jeden Fall sehen. Die Ursprünge liegen allerdings auch um 730 v. Chr.. Die Insel wird von zwei Naturhäfen eingerahmt. Und vor dem großen Hafen fand 413 v. Chr. die Seeschlacht gegen die Athener statt, die für die Syrakuser so erfolgreich verlief.
Syrakus hat es auch in die deutsche Literatur gebracht, denn es findet sich in einer Zeile von Friedrich Schillers „Bürgschaft“ wieder.
Wir halten auf einem Großparkplatz kurz vor der Ponte Santa Lucia, auf der wir den schmalen Kanal, der das Festland von der Insel trennt, zu Fuß überqueren. Wir halten uns rechts und spazieren anschließend an der Uferpromenade entlang bis zur Quelle der Aretusa.
An die Strandpromenade Foro Vittorio Emanuele II. reihen sich zahlreiche beschattete Bars und Restaurants …
…bis hin zum Giardino Aretusa, wo ein mehrere hundert Jahre alter Gummibaum steht.
Nebenan befindet sich eine Süßwasserquelle, die Fonte Aretusa. Der Sage nach ließ sich eine junge Frau mit Namen Aretusa mit Hilfe der griechischen Göttin Artemis in eine Quelle verwandeln. Bei den Griechen ist es eine Prinzessin, und bei den Sizilianern eine Nymphe.
Die von Papyrosstauden eingerahmte Süßwasserquelle liegt nur wenige Meter vom Meer entfernt und war bei der Gründung der Stadt eine wichtige Grundlage und ein sicherer Halt bei Belagerungen der Stadt.
Von der Fonte Aretusa gehen wir durch eine schmale Gasse, der Via Pompeo Picherdali, und vorbei an der Piazetta (kleiner Platz) San Rocco mit ganz tollen Fischlokalen, zur Piazza Duomo.
Hier öffnet sich die Gasse und vor uns liegt ein langer und breiter Platz, mit großen weißen Steinplatten (Marmor?) ausgelegt, und zahlreichen Prachtbauten.
An der rechten Ecke steht die Barockkirche Santa Lucia della Badia vom Ende des 17. Jhdt..
Im Anschluß an den erzbischöflichen Palast steht der Duomo, die Cattedrale Santa Maria delle Colonne (Heilige Maria der Säulen). Der Dom wurde im 7. Jhdt. aus dem Umbau des Tempels der Athene errichtet.
Die Fassade im Stil des sizilianischen Barocks wurde im 18. Jhdt. davor gesetzt.
An dieser Wandseite kann man noch vier Säulen des Tempels aus dem 5. Jhdt. v. Chr. sehen.
Am nördlichen Abschluß der Piazza steht der Palazzo del Vermexio, in dem sich heute das Rathaus befindet.
Der offizielle Besichtigungsgang ist vorerst zu Ende, und es ist Mittagszeit. Wir gehen noch ein paar Schritte weiter in einen kleinen Imbiss und erfreuen uns an einer Pizza al taglio (Pizzastück) mit verschiedenen Schinken, Oliven und einem Arancinu agli spinaci.
Und bald heißt es schon wieder zu dem Treffpunkt Piazza Duomo zu gehen. Wir werden heute noch nach Catania gebracht. Also spazieren wir wieder in Richtung Ponte Santa Lucia, dabei passieren wir die Piazza Archimede mit der Fontana di Diana. Archimedes von Syrakus ist hier überall gegenwärtig, denn er gilt als der bedeutendste Mathematiker der Antike und lebte hier.
Wieder in der Neustadt, macht uns Archimedes auf den Test nach dem Archimedischen Prinzip aufmerksam, ob das Ei noch zum Verzehr geignet ist.
Wir erreichen Catania kurz vor Sonnenuntergang, und finden ganz tolle Lichtverhältnisse vor. Unser Busfahrer setzt uns direkt vor den Toren der Altstadt, in der Via Cardinale Dusmet ab. Der dortige Straßenflohmarkt liegt in den letzten Zügen.
Die Hafenstadt Catania ist die zweitgrößte Stadt Siziliens, und gehört mit dem Spätbarocken Baustil zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die nachhaltige Besiedlung unter dem Namen Katane wird auf das 8 Jhdt. v. Chr. festgelegt. Danach wechselte ständig die Herrschaft zwischen Syrakus, Karthago und Rom. Heute ist sie eine wichtige Universitätsstadt mit ca. 38.000 Studenten und einem „Schatz“ an Prachtbauten. Die Stadt hat aber auch immer wieder Probleme mit dem nahen Ätna.
Durch die Porta Uzeda betreten wir die Altstadt und kommen sofort zur Piazza del Duomo mit der Fontana dell’Elefante, dem Elefantenbrunnen und Wahrzeichen Catanias. Der Elefant besteht aus schwarzem Lavagestein und trägt einen ägyptischen Obelisken.
Die Kathedrale von Catania ist der Hl. Agathe gewidmet, und nach einem verheerenden Erdbeben zu Beginn des 18. Jhdt. wieder aufgebaut worden. An einem Hauptfeiler zwischen Hauptschiff und rechtem Seitenschiff haben wir die Grabstätte des Komponisten Vincenzo Bellini gefunden.
Die Fresken sind in ihrer Gesamtheit sehr beeindruckend.
Es ist Sonntagabend in Catania und wir befinden uns in der Via Etna, einer der Haupteinkaufsstraßen von Catania. Die Menschen strömen von da nach dort. Es ist trotzdem ein angenehmer Trubel. Auch der Ätna rührt sich.
An der Piazza Universita ist aber noch viel Platz.
Wir finden eine schöne Bar für einen Aperitif und treffen dabei noch zwei Damen aus unserer Reisegruppe, die sich dazugesellen.
Auf dem Weg zum Treffpunkt mache ich noch ein paar Aufnahmen mit abendlicher Beleuchtung.
Unsere Reiseführerin hat uns wieder und schaut noch nach den letzten Nachzüglern.
Das war für heute genug, und wir freuen uns auf den bequemen Bus und das Hotel.
Heute ist unser letzter Abend in diesem Hotel. Es ist wieder alles wunderschön eingedeckt. Der Service ist gut und die Kellner sind sehr nett. Doch eines muss festgehalten werden – Fleisch können die Sizilianer nicht, oder es muss trocken sein.
Wir hatten aber erholsame Tage in dem Hotel. Ach ja, am Samstag vielen so viele Italiener zu ihrem Wochenendausflug ein. Sie warteten schon darauf, dass wir endlich mit dem Essen fertig werden, und sie in den Speisesaal dürfen. Und an dem Abend wurde es etwas lauter. Solch eine Erfahrung haben wir auch schon in einem Hotel auf Malta gemacht. Am Sonntagnachmittag sind alle Wochenendurlauber wieder verschwunden und es war ruhig.
Montag, 25.11.2024
So langsam heißt es Abschied zu nehmen von den schönen Sonnenaufgängen. Wir gebehmigen uns noch ein ausgiebiges Frühstück vom Büfett, und los geht es in Richtung Palermo.
Auf der A19 durchqueren wir die Insel. Mit einem letzten Blick auf den qualmenden Ätna verlassen wir die Ostküste. Ständig wechselnde Landschaften ziehen an uns vorbei.
Nachdem wir die Nordküste erreicht haben, fahren wir von den Außenbezirken Palermos erst einmal wenige Kilometer ins Landesinnere in die am Hang des Monte Caputo liegende Stadt Monreale. Ihr entstehen verdankt die Stadt dem sizilianischen König Guglielmo (Wilhelm) II., der an dieser Stelle 1172 eine Festungsanlage errichten ließ, in die ein Benediktinerkloster, eine Kathedrale, ein erzbischöfliches Palais und einen Königspalast integriert wurde. Um die sich dann die mittelalterliche Stadt entwickelte. Mittlerweile ist aber nur noch die Kathedrale und der angeschlossene Kreuzgang erhalten.
Wir parken mit unserem Bus auf dem Parcheggio Torres, an dem sich auch einige Verkaufsbuden für die Touristen etabliert haben. Von hier aus ereichen wir über Treppen und die schmale Via Torres die Piazza Guglielmo II.. Hier erwartet uns der Duomo di Monreale und der Kreuzgang.
Für die Besichtigung des Domes sind wir in einem späteren Zeitfenster vorgesehen, deshalb machen wir zuerst einen Rundgang durch die Altstadt.
Von dem Belvedere haben wir eine tolle Aussicht auf die Bucht von Palermo.
Bevor wir in eine kurze Pause entlassen werden, nähern wir uns wieder dem Dom an und besichtigen den Kreuzgang. Der Dom ist ein Bauwerk aus der Zeit der Normannen (12. Jhdt.) in dem sich aufgrund der Lage Siziliens romanische, arabische und Byzantinische Baukunst vereinen. Jeder Stil hat seinen „Fußabdruck“ hinterlassen. In einer Ecke des Kreuzgangs befindet sich ein kleiner Brunnen, der an den Brunnen der Alhambra in Granada erinnert.
Es ist zwar etwas verspätet, trotzdem ist jetzt für uns Mittagszeit. In einer kleinen Bar in der Nähe bekommen wir als Mittagstisch typisch sizilianische Gerichte:
Wir haben zum Glück nur eine Portion für uns Zwei bestellt und sind aber sowas von satt. Neben den 15 Euro für das Essen und die Dose Pellegrino musste ich nur noch 2 Euro für das sardische Bier bezahlen.
Der Treffpunkt nach der Pause ist direkt bei dem Besuchereingang der Kirche. Wir betreten die Kirche wie jede andere auch, und sind erst mal total überrascht. Die Innenwände der 102 m langen dreischiffigen Kirche sind mit einer 6.340 qm großen byzantinischen Goldgrund-Mosaikfläche ausgestaltet. Dabei beschränkt sich die Mosaikfläche nur auf den oberen Teil der Wände und die Decke. Der untere Teil und der Boden sind mit Marmor in islamischem Stil verkleidet. Der Innenraum wird durch zwei Reihen von je neun Säulen mit korinthischen Kapitellen aufgeteilt.
Es ist Zeit zu unserer letzten Station aufzubrechen. Wir fahren den Berg hinunter und nach Palermo rein.
Palermo ist die Hauptstadt der autonomen Region Sizilien. Gegründet wurde die Stadt durch die Phönizier im 8. Jhdt. vor Christus und sie wuchs hauptsächlich unter der Herrschaft der Araber, Normannen und Staufer. Palermo war auch Residenzstadt von Kaiser Friedrich II.
Im 5. Jhdt. vor Chr. verteidigten die Karthager als augenblickliche Herrscher über Palermos mehrmals die Stadt gegen Überfälle der Griechen. Im Gegensatz zu den restlichen Gebieten Siziliens kam Palermos nie unter hellenistische Herrschaft. Erst die Römer unter Augustus schafften im 3. Jhdt. mit Hilfe einer Seeblockade die Einnahme von Panermos. Wie die Stadt ab sofort hieß.
Im Mittelalter gab es zahlreiche Wechsel in der Herrschaft über die Insel. Normannen, Araber und Byzantiner beeinflßten hierbei die Entwicklung der Stadt.
In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg war Palermo der Schauplatz der organisierten Kriminalität. Es tobte ein regelrechter Krieg zwischen Recht und Gewalt. Erst in den letzten zwanzig Jahren hat sich Palermo durch großen persönlichen Einsatz, auch leider unter Einsatz des eigenen Lebens, zu einer ruhigeren Stadt entwickelt. Ganz gebannt ist die Gefahr noch lange nicht. So sind bei einer Razzia im Februar 2025 über 100 Festnahmen in dem Milieu erfolgt.
An der Porta Nuova trennen sich die Wege von dem Busfahrer und uns.
Wir gehen jetzt die Via Vittorio Emanuele, Prachtstraße und Einkaufsstraße, ganz durch bis zum Hafen. Eindrücke gibt es dabei zur Genüge.
Seit dem 1. Jhdt. war Palermo eine christliche Diözese. Der Duomo di Palermo, die Konkathedrale Maria Santissima Assunta aus dem 12. Jhdt., ist das bedeutendste Kirchengebäude Palermos.
In der Kirche wird auch des Priesters Giuseppe Puglisi gedacht, der mit seiner Arbeit als Gemeindepfarrer bereits die Kinder über das verbrecherische Handeln der gewalttätigen Syndikate aufklärte. Aufgrund seines selbstlosen Handels und der Aufklärungsmaßnahmen zum Nachteil der Syndikate, wurde er 1993 von der Organisation umgebracht. Die römisch-katholische Kirche hat ihn daraufhin 2013 als Märtyrer für die Sache der Kirche selig gesprochen.
Und weiter geht es auf der Via Vittorio Emanuele. Der abendliche Fußgängerstrom wird immer dichter, und die Restaurants füllen sich.
Wir sind am zentralen Platz der Altstadt angekommen, dem Quattro Canti. Vier Paläste, ausgesstattet mit Brunnen in ihren konkav geschwungenen Frontfassaden, stellen die vier Jahreszeiten dar.
An diesem Platz kreuzt die Via Macueda. Wir halten uns rechts, wo sich direkt die Fontana Pretoria befindet.
Von hier aus gehen wir wieder zurück zum Quattro Canti, bleiben dann aber auf der Via Macueda bis zur Piazza Giuseppe Verdi, wo sich das Teatro Massimo di Palermo befindet.
Hier in der Nähe nimmt uns der Busfahrer wieder auf und bringt uns zu einem Restaurant, wo für uns ein Essen bestellt worden ist.
Vorspeise: Caponato di melanzane
Hauptgerichte: Pasta bzw. Kalbsbraten
Dessert: gebackene Bananen
Unser Schiff, die GNV „La Suprema“, wartet bereits im Hafen auf uns. Wir beziehen unsere Kajüte und gehen anschließend oben auf Deck. Dort stoßen wir mit Wein aus dem Zahnputzbecher auf meinen Geburtstag an. Zum Wohlsein!
Wir haben ein tolles Schiff erwischt, und das Wasser zeigt kaum eine Bewegung. Wir werden sicher sehr gut schlafen.
Dienstag, 26.11.2024
Wir haben in der Nacht überhaupt nicht gemerkt, dass das Schiff sich bewegt. Gut ausgeruht gehen wir zum Frühstück ins Self-Service-Restaurant. Dort gibt es ein reichhaltiges Büfett. Wir haben Gutscheine für das Frühstück mit Getränken. Die zwei Gläser frisch gepressten Orangensaft haben wir aber extra zu bezahlen (EUR 4,20/Becher).
Auf dem Aussichtsdeck ist noch nichts los. Wir sind für uns alleine und können die Sonne und die Aussicht genießen. Aber wie man sieht, wir sehen nichts, nichts als Wasser ringsherum. Kein Festland, keine Insel, rein gar nichts ist zu sehen. Dabei fahren wir doch an Sardinien vorbei und zwischen der Insel Elba und Korsika hindurch. Von anderen Schiffen ist ebenfalls nichts zu sehen. Sowas finde ich langweilig, und die Strecke bis nach Genua ist noch lang.
Es ist schon fast 14.00 Uhr bis wir uns zum Mittagessen begeben. Wir nehmen einen griechischen Salat und Lasagne. Für den Salat gibt es das Dressing aus der Tüte.
Gegen 17.00 Uhr fahren wir in den Hafen von Genua ein. Bis wir aber das Schiff verlassen können, vergeht auch hier noch etwas Zeit.
Es wird schon dunkel, bis wir aus dem Straßen- und Brückenwirrwar von Genau draußen sind. Unser heutiges Hotel, das „Grand Hotel“ befindet sich in Arenzano, ein paar Kilometer von Genua entfernt.
Das „Gran Hotel“ hat natürlich einen überdachten Balkon mit einer Decke aus Stuckvertäfelungen, da konnten sich in der Vergangenheit die Honoratioren dem Volke zeigen.
Und wieder ist ein ein Tag vorbei.
Mittwoch, 27.11.2024
Heute begeben wir uns auf die letzte Etappe unserer Reise. Vorher werden wir beim Frühstückbüfett unseres Hotels noch einmal so richtig verwöhnt.
Zusammen mit der Sonne begeben wir uns auf den Weg durch den Tag.
Nach den Anstrengungen der letzten Tage haben wir immer mal wieder ein klein wenig geschlummert, und so die Zeit bis zum Zielpunkt in Elz „verkürzt“.
Es war eine schöne Reise!