- der Region der Laubengänge
Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Bei unserer ersten größeren Tour im Jahr, vom 22. März bis 16. April 2023, sollte es mal wieder ein anderes Land sein, mit einer Mischung aus Neuem und Bekanntem. Die Wahl fiel auf eine Route durch die nördlichen Regionen Italiens. Eventuell könnte auch ein Streifen der Küstenregion Sloweniens hinzu kommen.
Wir sind letztendlich aber in Italien geblieben. Aufgrund des Schneeeinfalls in den Alpen haben wir die Reiseroute gedreht und haben nicht in Südtirol und Friaul begonnen, sondern sind zuerst an den Gardasee gefahren. Durch die Emilia-Romagna und dem nördlichen Bereich der Marken gelangten wir an die Adriaküste. Von dort sind wir entlang der Adria in die Regionen Venetien und Friaul gefahren. Wir haben insgesamt 2.884 km zurückgelegt. Übernachtet haben wir auf einem CP am Gardasee und sonst fast ausschließlich auf Wohnmobil-Stellplätzen.
Mittwoch, 22.03.2023
Heute geht es endlich los, nachdem unser Wohnmobil seinen langen und teuren Aufenthalt in der Autowerkstatt beendet hatte und den TÜV-Stempel bekam. Das Packen muß schnell gehen, und die Wetterlage ist nicht so ganz eindeutig. Aber wir sitzen im Wohnmobil und bereisen die A3.
Ab Würzburg wird der Verkehr aufgrund der Baustellen ein wenig zäher. Bis zu unserer geplanten Übernachtung in Holzkirchen, etwas hinter München, und dem Essen im Hotel-Gasthof „Alten Post“ werden wir es nicht schaffen. Außerdem sehe ich im Internet, dass dort der Mittwoch als zusätzlicher Ruhetag eingeführt worden ist. Unter den weiteren Möglichkeiten bietet sich jetzt nichts Besonderes an.
Ohne viel zu überlegen fahren wir in Ingolstadt von der Autobahn ab und zum Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 5,50/24 Std.) am Hallen-Bad in der Jahnstraße. Wir finden sogar noch einen Platz für unser Wohnmobil.
Das Wetter ist in Ordnung, nur mittlerweile ein wenig kühler, und es spricht nichts gegen einen Streifzug durch die nahe Altstadt.
Dabei stehen weniger irgendwelche Sehenswürdigkeiten im Vordergrund, unser Interesse gilt mehr den Speisekarten. Beim „Weissbräuhaus zum Herrnbräu“ ist für uns beide etwas im Angebot.
Anschließend können wir satt und zufrieden zurück zum Wohnmobil schlendern.
Tagesstrecke: 393 km
Donnerstag, 23.03.2023
Nach einer sehr ruhigen Nacht und einem guten Frühstück mache ich schnell noch ein Foto von unserem Übernachtungsplatz, und weiter gehts. Am Kassenautomaten werden zu meiner Überraschung nur EUR 3,30 verlangt. Mögliche Lösung: Wir sind keine 24 Stunden auf dem Stellplatz gewesen.
Trotz des vielen Verkehrs kommen wir zügig voran, bis uns eine Baustelle bei München ausbremst. Auf der Raststätte am Irschenberg besorge ich mir das „Pickerl“.
Danach kommt der Brenner-Zuschlag von EUR 11,00 und die italienische Maut bis Bardolino mit EUR 15,90. Trotz des starken LKW-Aufkommen sind wir flott unterwegs und verlassen um 15.00 Uhr die Autostrada bei Bardolino. Unser Ziel ist am Gardasee der CP Serenella in Bardolino.
Unser Stellplatz liegt gut und lädt so richtig zu einer ausgiebigen Erholungsphase ein, bevor wir am See entlang in die Altstadt von Bardolino spazieren.
Bardolino liegt an der Ostseite des Gardasees. Bei den angebauten Weinen des gleichnamigen Weinanbaugebietes ist der rote Bardolino und der Rosé, der auch Chiaretto genannt wird, sehr gefragt.
Es ist noch früh im Jahr und die Osterurlauber kommen erst im April, dementsprechend ruhig ist es noch überall.
Selbst beim Flanieren auf der „Fressmeile“ verliert man sich im freien Raum.
Kleine Leckereien gibt es trotzdem für uns.
Am Abend gehört uns die Altstadt fast alleine.
Tagesstrecke: 501 km
Freitag, 24.03.2023
Nachdem wir gestern das links von uns liegende Bardolino aufgesucht haben, wenden wir uns heute nach rechts, um nach Garda zu gehen. Mit den um uns herum sausenden E-Bikes ist es ein wenig schwierig.
Auf dem Gebiet des heutigen Garda gab es schon eine sehr frühe Siedlungstätigkeit. Belegt wird dies mit Funden von Pfahlbauten. Außerdem hat hier auf einem Felsplateau über dem Ort Theoderich im 5. Jhdt. eine „uneinnehmbare“ Burg errichtet. Erst im 16. Jhdt. konnte sie von den Venezianern zerstört werden.
In Garda ist auf der Uferpromenade großer Markt. In mehreren Reihen wird Bekleidung jeglicher Art angeboten. Von Lebensmitteln ist nichts zu sehen. Erst später finden wir die in der letzten Reihe ganz versteckt stehenden paar Stände mit Nahrungsmitteln.
Wir lassen uns durch die Gassen treiben und trinken noch an der Promenade einen Cappuccino und einen Caffè Corretto, bevor wir wieder zu unserem Wohnmobil gehen.
Das Wetter ist so schön, dass wir beschließen, noch einen Tag länger hier zu bleiben. Am Abend machen wir nochmals einen Spaziergang in das zur Zeit beschauliche Bardolino.
Bekannte haben uns in Bardolino die Trattoria „Al Commercio“, die sich neben der Chiesa San Nicolo befindet, besonders empfohlen. Nach dem KIrchenbesuch halten wir Ausschau, und sehen nur eine riesige Baustelle, und ein vorübergehend geschlossenes Restaurant. Schade!
Stattdessen gehen wir in eine Bar zum Aperitivo, …
… und lassen den Tag ganz langsam ausklingen.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 25.03.2023
Gestern haben wir uns bereits informiert, wie es sich mit den Fähren nach Sirmione verhält. Im Hafen von Bardolino stellen wir fest, dass es doch ganz schön windig ist, und die Wellen Schaumkronen haben. Wie wir mitbekommen, fahren auch nicht alle Fähren. Wir kaufen trotzdem Karten für die Fahrt um 11.31 Uhr nach Sirmione. Jetzt beginnt das hoffnungsvolle Warten.
Fast pünktlich sehen wir ein Schiff auf uns zukommen. Es ist ein Katamaran, der uns tatsächlich nach Sirmione bringen will.
Nach dem Ablegen nimmt der Katamaran Geschwindigkeit auf und fängt an zu ächzen. Zwischendurch erhält er harte Schläge. Wir haben uns schon beim Einsteigen ins Unterdeck verzogen und betrachten das ganze Geschehen aus einer geschützten Position.
Wir nähern uns Sirmione und umrunden die Landspitze der weit herausragenden Halbinsel am Südufer des Gardasees. Hier ist der Wind noch immer genau so stark.
Nach 20 Minuten Fahrzeit können wir endlich wieder unsere Füße auf festen Boden setzen, der bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. Anlass zur Besiedlung mit Pfahlbauten war. Während der Römerzeit im 1. Jhdt. v. Chr. entwickelte sich die Halbinsel bereits zum Ferienort für höher gestellte Familien. Im 13. Jhdt. und nach den schrecklichen Erlebnissen durch die Inquisition flohen die überlebenden Katharer aus dem Gebiet von Montségur in die Festung von Sirmione. Lange konnten sie sich nicht halten. Im Jahre 1278 wurden die verbliebenen 200 Katharer in der Arena von Verona als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Wir sehen heute aber nur das schöne Sirmione mit den engen Gassen und den tollen Villen aus der Vergangenheit, und dass der Tourismus für dieses Jahr wieder angekommen ist.
Über die Piazza Giosuè Carducci erreichen wir die historische Altstadt. Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich das Castello Caligero aus dem 14. Jhdt.. Mit dieser Festung konnten die Scaliger den Hafen der Gardaseeflotte schützen und hatten die volle Kontrolle der oberen Halbinsel, denn durch das Hafenbecken und den daran anschließenden tiefen rundum angelegten Wassergraben war der Zugang vom Festland unterbrochen. Es gab lediglich die Ponte Levatoio di Sirmione zur Altstadt hin und zwei Zugbrücken zur Festung.
Auf der Via Dante gehen wir zum nördlichen Bereich der Altstadt. Es ist ein ständiges auf und ab, mit vielen schönen Fotomotiven.
Zwischendurch ist schon mal eine Erfrischung fällig.
Und wieder geht es durch die Gassen weiter.
Vom Giardino Pubblico noch ein kurzer Blick aufs Meer, der die Beobachtung von vier speziellen Ruderern zulässt.
Vom Bürgergarten aus gehen wir abwärts und passieren die Überreste der Abbazia di San Salvatore (Abtei) aus dem 8. Jhdt..
Über die Via San Salvatore, …
… und dann rechts hoch auf der Via Giuseppe Viana, und noch ein gutes Stück aufwärts auf der Via Caio Valerio Catullo, erreichen wir endlich unser nächstes Ziel – die „Villa di Maria Callas“. Während ihrer Ehe mit Giovanni Battista Meneghini lebte Maria Callas hier in Sirmione. In diesem Jahr wird zum 100. Geburtstag der großartigen Opernsängerin mit verschiedenen Aktionen besonders gehuldigt.
Wir haben für unseren Geschmack jetzt genug gesehen, und machen uns auf den „Abstieg“ in Richtung Hafen. Da sich mittlerweile Hungergefühle einstellen, kaufen wir uns unterwegs zwei „Pizza Taglio“ (Pizzastücke) und essen sie aus der Hand.
Unsere Fähre kommt. Diesmal ist es kein Schnellboot.
Noch ein Blick zurück auf Sirmione …
… und die „Grotte di Catullo“, den Überresten einer römischen Villa von 150 n. Chr., die auf den Ruinen eines ehemaligen Thermalbades errichtet wurde.
Bardolino im Blick merken wir erst wie müde unsere Beine sind, obwohl wir nur 2 1/2 Stunden durch Sirmione gelaufen sind.
Die letzten 1,5 km zum Campingplatz schaffen wir noch. Nun heißt es Füße hochlegen und etwas Kühles trinken. Prost!
Tagesstrecke: 0 km
Sonntag, 26.03.2023
Von einigen Bekannten mit denen wir die letzten Tage über Whatsapp Kontakt hatten, kam immer die Frage: „Und, hat der Gardasee wirklich so wenig Wasser?“. Wir können nichts dazu sagen. Hier scheint es aber nicht so ein großes Problem darzustellen. In der deutschen Presse geht das Thema dafür ständig rauf und runter.
Heute verlassen wir den Gardasee. Unterwegs tanken wir und machen im nächsten EUROSPIN noch einen Großeinkauf.
Die Reise führt uns nach Mantua, und dort zuerst auf den Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 24,00/24 Std. inkl. Strom), Area Attrezzata Sparafucile, Via Legnago 1. Zu Fuß ist man in ca. 800 m in der Altstadt. Von dem gegenüber liegenden Parkplatz Campo Canoa fährt aber auch ein Pendelbus zur Innenstadt.
Auf dem Stellplatz bekochen wir uns selbst, bevor wie in die Stadt gehen.
Da wir heute schon wieder frisch und ausgeruht sind, spazieren wir in Richtung Stadt.
Mantua war die Hauptstadt des einstigen gleichnamigen Herzogtums. Die eigentlich Besiedlung fand schon viel früher durch die Etrusker statt. Später eroberten Römer, Goten, Langobarden und römisch-deutsche Kaiser die Stadt. Letztere setzten die Adelsfamilie der Gonzaga als Grafen ein. Diese wurden 1530 zu Herrschern des neuen Herzogtums erhoben. Danach ergab sich für die so wichtige Stadt eine sehr wechselvolle Geschichte.
Mantua hat aber auch Fußspuren in der Kunst hinterlassen. In Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ war dies der Verbannungsort von Romeo, und Verdi hat für seine Oper „Rigoletto“ Mantua als Handlungsort gewählt.
Beeindruckend sind auch die Ausmaße der geschlossenen Bauweise des Palazzo Ducale und der benachbarten Bauwerke. Die hohen Stadtmauern und Befestigungen lassen die Stadt wie eine riesige Trutzburg wirken.
Auf unserem Weg zum Wohnhaus des Hofnarren des Herzogs von Mantua, Rigoletto, kommen wir an der Bäckerei „Pane al pane“ vorbei, und ich kann einer örtlichen Spezialität, dem Mandelgebäck Sbrisolona, nicht widerstehen.
Direkt am Eingang zur Piazza Sordella steht rechts das „Casa di Rigoletto“. An den Hofnarren erinnert eine Skulptur im Vorhof. Das Gebäude wird für wechselnde Ausstellungen genutzt.
Gegenüber befindet sich der Palazzo Ducale, ein Gebäudekomplex auf 35.000 m² aus dem 14. bis 17. Jhdt., der aus vielen Einheiten mit ungefähr 1.000 Räumen besteht, die durch Galerien und Gänge miteinander verbunden sind. Die freien Flächen zwischen den Gebäuden sind als quadratische Gärten gestaltet.
Natürlich sind nicht alle Wohnräume zu besichtigen. Die Zimmer, die aber angeschaut werden können, sind in ihrer Anzahl und Ausstattung dermaßen beeindruckend, daß man anschließend regelrecht überreizt ist.
Die Eintrittskarten für den Gesamtkomplex erhalten wir am Eingang des Palazzo Ducale. Der eigentliche Rundgang wird aber von der Piazza Castello im Castello di San Giorgio begonnen.
Es folgt die Camera Degli Sposi (Brautleutezimmer). Die Gemälde sind von Andrea Mantegna. Es ist wohl das bedeutendste Zimmer.
Nach einem kleinen Spaziergang über die Piazza wechseln wir in den Palazzo Ducale.
Die unvollendeten Wände der Restaurierungsmaßnahmen.
Die Außenwelt hat uns wieder. Wir überqueren die Piazza Sordello und genehmigen uns zwei Cappuccino.
Währenddessen wird es draußen plötzlich dunkel, und ein Regenschutt kommt herunter. Da in der kleinen Bar schon alles für das Betriebsende vorbereitet wird, müssen wir leider raus. Es ist immer noch am regnen.
Beim Palazzo Ducale stellen wir uns nochmals unter und sehen dabei, daß hier der Pendelbus zum Parkplatz Campo Canoa anhält. Wir nehmen den nächsten Bus und ersparen uns einen langen Gang durch den Regen.
Tagesstrecke: 61 km
Montag, 27.03.2023
Der Regen ist weiter gezogen, und die Sonne scheint wieder. Außerdem haben wir noch einige Stunden zur Verfügung bis unsere Parkzeit auf dem Stellplatz abläuft, Es spricht also nichts gegen einen nochmaligen Besuch der Altstadt von Mantua. Wir nehmen wieder den Pendelbus und steigen an der Piazza Sordello aus.
Rechts am unteren Ende des Platzes finden wir einen kleinen überbauten Durchgang der uns zur Piazza Broletto und zur Piazza delle Erbe führt. Hier reiht sich ein Spezialitäten-Geschäft an das Andere. Den Rest zur Vertreibung von Hungergefühlen erledigen die zahlreichen Restaurants. Wir haben leider nicht unendlich Zeit und wollen heute noch weiter.
Bei den Sbrisolone (Mandelkuchen) kann ich nicht widerstehen. Ich habe jetzt zwei ganze Kuchen.
Den Besuch der Rotonda di San Lorenzo machen wir aber auf jeden Fall noch. Im 11. Jhdt. in Anlehnung an die Grabeskirche in Jerusalem erbaut, verfiel die Rotonda im Laufe der Zeit immer mehr, bis sie im Jahre 1579 wegen Baufälligkeit gesperrt wurde. Erst Anfang des 20. Jhdt. wurde eine Renovierung begonnen, die gerade in der Ausmalung nicht immer glücklich ausgeführt wurde.
Gleich gegenüber der Rotonda befindet sich die Basilica di Sant’Andrea aus dem 15. Jhdt. Mit dem Portal eines Triumpfbogens und der barocken Innengestaltung, wirkt sie sehr wuchtig.
Wir drehen noch eine kleine Runde durch die Gassen der Altstadt und landen wieder an der Piazza Sordello, wo wir mit dem Pendelbus rechtzeitig abfahren, um mit dem Wohnmobil pünktlich unseren Stellplatz verlassen zu können.
Unser nächstes Ziel ist das kleine Dorf Brescello, direkt am Po liegend, und Vorbild sowie Drehort für die Filme über „Don Camillo und Peppone“ mit den Schauspielern Fernandel und Bruno Cervi. In den Episoden wird das ländliche Leben in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 60er Jahre sehr lustig dargestellt.
Auf dem Weg dorthin liegt Guastella mit unserem angedachten Wohnmobil-Stellplatz für die Nacht. Doch bereits kurz hinter Mantua stehen wir an einem Kanal, dessen Brücke entfernt worden ist. Es wird auf eine Umleitung hingewiesen. Diese Umleitung führt uns immer weiter von unserem Zielpunkt fort. Dann überqueren wir den Kanal an einer anderen Stelle, wo wir mit 10 km/Std. steil abwärts (10 % Gefälle) über eine wacklige Pontonbrücke fahren müssen, und ohne Schwungholen auf der anderen Seite wieder steil hoch (10% Steigung) fahren sollen. Zum Glück hält der Gegenverkehr auf der anderen Seite an.
Nach einigen Kilometern, und nicht mehr weit von Brescello entfernt, erreichen wir unseren angedachten Übernachtungsplatz Guastella. Der „Stellplatz“ ist ein unangenehmer Teil eines Parkplatzes, und die Nachbarschaft sieht nicht sehr vertrauenswürdig aus. Außerdem liegt der Po hinter einem hohen Deich. Dies mag ja mehr Sicherheit geben. Unseren Geschmack an schöner Aussicht hat es aber nicht. (Zwei Monate später wären wir dankbar gewesen.)
Jetzt stehen wir vor den Fragen: Ob uns der Filmort Brescello wirklich etwas bringt? Wo wir übernachten können? Oder ob wir weiter nach Carpi fahren sollen? Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt nach Carpi. (Später treffen wir einen Bekannten der in Brescello war und auch dort sehr schön am Po übernachtet hat. Wir haben unsere vorherige Entscheidung bedauert.)
Carpi ist eine Stadt in der Emilia-Romagna mit über 71.000 Einwohnern und liegt östlich der A22 zwischen Mantua und Modena. Es ist keine besonders attraktive Stadt. Sie hat aber einen kostenlosen Stellplatz mit V+E beim Schwimmbad, der einfach anzufahren ist. Bei unserem ersten dortigen Besuch haben wir noch nicht einmal das historische Stadtzentrum gefunden. Dieses Mal waren wir erfolgreicher.
Wir überqueren die Straße und halten uns in östlicher Richtung. Nach einigen hundert Meter kommen wir in den Bereich des Zentrums mit der Piazza dei Martiri. Dieser Platz ist das Aushängeschild von Carpi. Wobei die Ausgestaltung der Stadt im 16. Jhdt. hauptsächlich auf den Renaissencefürsten Alberto III. zurückgeht, der dem Herrschergeschlecht der Familie Pio entstammte.
Die langgestreckte Piazza dei Martiri wird von alten Herrschafts- bzw. Kaufmannshäusern mit feudalen Laubengängen, der Cattedrale di Santa Maria Assunta, dem Palazzo dei Pio und dem Teatro Communale eingerahmt.
Auf der Suche nach Möglichkeiten für ein Abendessen durchstreifen wir erfolglos die Straßen und Gassen drumherum (Montag Ruhetag).
Schließlich landen wir an der Piazza dei Martiri in der Außenbewirtschaftung des „Dorando“ caffé e cucina, bei einer Piatto Salumi und einer Degustazione Parmigiano.
Es war etwas teurer als gedacht, hat aber auch sehr gut geschmeckt.
Auf unserem Parkplatz wird es mit der Zeit ruhiger, die Schwimmer zieht es nach Hause.
Tagesstrecke: 71 km
Dienstag, 28.03.2023
Wir haben sehr gut geschlafen, und fahren nach dem Frühstück auf der SS9 in Richtung Dozza, einem mittelalterlichen Hügelstädtchen kurz vor Imola. Gegen Mittag halten wir Ausschau nach einem Restaurant an der SS9 – erfolglos (Dienstag Ruhetag).
Kurz nach 12.30 Uhr erreichen wir den kostenlosen Stellplatz ohne V+E, kleiner Bereich eines Parkplatzes, in der Via Don Giovanni Minzoni unterhalb der mächtigen Mauern von Dozza. Momentan haben wir aber noch keine Blicke für die alten Bauten übrig. Unsere Hoffnung ist das Auffinden eines offenen Restaurants. Aufgrund der Vorsaison ist fast alles noch im Winterschlaf. Nur das Ristorante „La Corte di Caterina da Fis-Cin“ an der Piazzale Rocca erlöst uns.
Auf den ersten Blick macht es einen verschlafenen Eindruck. Im Raum sind nur zwei Tische belegt, der Rest ist frei. Die Bedienungen laufen gemäßgten Schrittes hin und her. Später stellen wir fest, dass in einem dahinter liegenden Raum mit toller Aussicht alle Tische voll besetzt sind. Die Speisekarte besteht aus lauter regionalen Gerichten.
Wir entscheiden uns für
Fantasia di bruschetta (Vorspeise)
Als Hauptgerichte –
Tagliatella al cioccolato con funghi porcini e scaglie di formaggio di fossa
und Balanzoni.
Das Essen war sehr gut und dementsprechend teuer.
Bevor wir uns Dozza anschauen, halten wir erst noch ausgiebig Siesta in unserem Wohnmobil. Es liegt ja alles sehr nah beisammen.
Nach der Ruhepause spazieren wir wieder hoch in den mittelalterlichen Bereich Dozzas, der von dicken Festungsmauern geschützt ist. Besonders auffällig ist die Burg der Sforzas. In deren Inneren ist heute die „Enoteca Regionale Romagnola“ mit einem Weinmuseum untergebracht. Dort kann man die besten Weine der Emilia-Romagna verkosten.
Wir beginnen dort, wo wir vorher aufgehört haben, und besuchen die Enoteca im Burggewölbe und staunen über die vielen Regale mit exquisiten Weinen aus der Region. Ich mache mir den Spaß, gehe an die Probierstation, legitimiere mich mit meiner Kreditkarte und kann jetzt ausgewählte Weine probieren. Bezahlt werden nachher meine abgerufenen Weine.
Das war schon mal ganz lecker. Dozza ist aber auch für seine Biennale del mure dipinto berühmt. Nationale und internationale Künstler treffen sich hier um die Häuserwände mit Wandgemälden zu gestalten.
Wir lassen uns einfach durch die Gassen treiben und genießen.
Was für ein schöner Tag. Und auf dem Stellplatz ist eine Ruhe mit schöner Aussicht.
Tagesstrecke: 100 km
Mittwoch, 29.03.2023
Für heute haben wir uns vorgenommen, bis in den Raum San Marino zu fahren. San Marino selbst wollen wir aber ausklammern, da wir dort schon zweimal waren. Deshalb haben wir uns den Ort Santarcangelo di Romagna im Hinterland von Rimini ausgewählt. Der Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 12,00 – 18,00) in der Via della Resistenza ist mit einer Schranke versehen und die Bezahlung ist nicht eindeutig. Außerdem gefällt er uns nicht. Deshalb fahren wir auf den Parkplatz nebenan und besichtigen erstmal den Ort.
Wir kommen ganz unvoreingenommen in einen gewachsenen Ort und sind begeistert. Die alte Bausubstanz ist toll und zieht sich bis zum Castello am Berg hinauf. Aber wie immer, wenn wir mittags in einen neuen Ort kommen, ist die Speisung der hungrigen Mägen das Wichtigste. Im „Oltre Borgo“ haben wir nach reiflicher Suche das Richtige gefunden.
Wir lassen es bei dem folgenden Rundgang durch die Altstadt langsam angehen, denn der Aufstieg in die mittelalterlichen Viertel ist ganz schön anstrengend.
Fest steht, daß wir weiter wollen. Und wir haben in den letzten Tagen so viel Historisches gesehen, dass uns der Kopf ganz einfach nur nach ein wenig Ruhe steht. Die weiteren angedachten Orte im Umfeld von San Marino, wie San Leo, Urbania oder Urbino lassen wir sein. Wir fahren nach Fano. Diese Stadt und der kostenlose Stellplatz mit V+E am Parking Viale Kennedy ist uns durch die Nähe zum Fährhafen von Ancona bekannt und oft angefahren worden. Weil ich auch ganz einfach in Ruhe fahren möchte, nehme ich die A14 und zahle halt die Maut (EUR 4,40) für das kurze Stück.
Mit Fano befinden wir uns jetzt in der Region Marken. Und die Altstadt ist noch fast vollständig von der mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Zur Zeit der Römer war hier die Via Flaminia zu Ende.
Um uns noch ein wenig in der Altstadt aufhalten zu können, machen wir uns schnell auf den Weg. Wir überqueren den Canale Albani und gehen bei dem Corso G. Matteotti in die Fußgängerzone hinein.
Zahlreiche Grundmauern von römischen Gebäuden befinden sich unter den heutigen Bauten, teilweise sind auch Nachbauten erstellt worden.
Letztendlich landen wir auf der Piazza XX. Septembre um dort die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, und nehmen noch einen Aperitivo mit den dazugehörigen Snacks zu uns.
Auf dem Heimweg halten wir dann noch bei der „Pizzeria del Corso“ an und holen uns verschiedene Sorten Pizza al taglio für EUR 1,90/Stück.
Der Parkplatz, der eigentlich auch tagsüber von PKWs genutzt wird, hat sich am Abend zusehends mit Wohnmobilen gefüllt.
Tagesstrecke: 153 km
Donnerstag, 30.03.2023
Es war eine ruhige Nacht und wir haben beide gut geschlafen. Die Entscheidung, noch einen Tag hier zu verbringen, fällt uns sehr leicht.
Heute wollen wir mal zum Strand spazieren. Dies ist nicht so einfach, da wir irgendwie die zweigleisige Eisenbahnstrecke überwinden müssen, und es gibt nicht so viele Brücken. Zuerst halten wir uns in Richtung Rocca Malatestiana. An dieser Festung sind wir gestern Abend schon vorbeigekommen.
Danach folgen wir der Via Nolfi, und schwenken dann nach links in die Via Arco D’Augusto. Nach der Überquerung der Bahnlinie geht es nur noch geradeaus in Richtung Strand. Wir verlassen damit den Bereich der Altstadt.
Dabei halten wir noch kurz bei einem Metzger an, der gerade sein Geschäft zur Mittagszeit schließen wollte, und kaufen noch mit Hilfe eines Kauderwelschs aus Italienisch und Französisch ein paar Salsicchia. Hier vorne sind lückenlos Hotels und Ferien-Appartements entstanden. Plötzlich liegt der Strand vor uns. Man kann noch viele Schäden der Winterstürme sehen. Die Aufräumingsarbeiten sind aber für Ostern im Gange.
Auf dem Weg zurück bleiben wir ab der Brücke auf der Via G. Garibaldi. Hier bewegen wir uns wie in einer schmalen mittelalterlichen Häuserschlucht, …
… und finden dabei die Caffeteria Garibaldi, wo wir etwas essen können. Die Bedienung ist super freundlich. Das Essen schmeckt. Und so abseits vom pulsierenden Leben ist das Glas Wein sofort um EUR 1,50 preiswerter. Innen sitzen auch nur Einheimische.
Es dauert danach nicht lange und wir sind wieder mitten im Geschehen. Und wie überall ist das Thema „Mode“ sehr wichtig.
Wir passieren die Piazza Garibaldi …
… und gehen noch in Richtung des Arco di Augusto.
Von hier aus sind wir schnell wieder bei unserem Wohnmobil, um uns von unserem langen Spaziergang auszuruhen. Am Abend zieht es uns dann noch einmal für den abendlichen Aperitivo zur Piazza Garibaldi.
Tagesstrecke: 0 km
Freitag, 31.03.2023
Heute verlassen wir Fano und fahren an der adriatischen Küste in Richtung Norden. Ich habe mir einen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E in dem Badeort Lido di Dante, quasi der Badeort von Ravenna, ausgesucht. Da ich nicht weiß, was für ein Betrieb dort herrscht, möchte ich schnell los. Ich tanke noch und ab geht es auf die Autobahn. Bei Cesena Nord verlassen wir die A14 (Maut EUR 6,10).
Direkt am Ortseingang von Lido di Dante ist der Stellplatz, eine Wiese mit Schranke. Auf dieser Wiese steht bereits ein Dauercamper, ansonsten ist alles leer. Wir parken ein und wenig später kommt der Betreiber, bestätigt uns, dass wir uns ordnungsgemäß hingestellt haben und kassiert EUR 10,00. Auf der Quittung steht – „Ricevuta Nr. 1 / 31.03.2023“. Wir sind die ersten Gäste für das Jahr 2023.
Jetzt schauen wir uns mal den Ferienort an. Das Ergebnis: Lido di Dante ist schlimmer als tot. Es ist alles leer. Der Strand noch nicht aufgeräumt. Die Zugänge stecken noch immer im Sand der Winterstürme fest. Es ist alles im Winterschlaf, bis auf eine Imbissbude am Strand.
Nach einem Piadine am Strand gibt es Zuhause dann noch Orrecchietti mit Gemüse und Salsiccia.
Später erhalten wir noch Besuch eines älteren Herren. Vielleicht so alt wie ich? :-)) Dieser erzählt uns, dass er ja der Besitzer der Wiese ist. Der Pächter, der sich uns heute schon vorgestellt hat, stamme aus der Toskana. Er ist aber ganz in Ordnung, meint der ältere Herr. Es entwickelt sich ein längeres Gespräch, in dem wir erfahren, das Lido di Dante das kleinste Dorf an der Adria ist und die Saison am 08.04. (Karfreitag) erst beginnt. Dann sei hier alles voll belegt.
Für den abendlichen Aperitivo sorgen wir selbst, nur die Mücken von dem Sumpfgebiet nebenan sind schon lästig.
Tagesstrecke: 119 km
Samstag, 01.04.2023
Nun haben wir genug geruht. Wir wollen wieder etwas vom Leben haben. Wir umfahren Ravenna und kommen dannrf4 auf die SS309, die uns durch lange Pinienwälder entlang der Küste nach Comacchio führt. Bei Ravenna besuchen wir noch einen LIDL und stellen fest, dass es bei der Besteuerung der Lebensmittel eine reichhaltige Palette von 4 % bis 22% gibt.
In Comacchio ist auf einem Parkplatz an der Via Fattibello ein kleiner kostenloser Stellplatz ohne V+E. Die bereits zahlreich vertretenen Wohnmobile haben bereits eine benachbarte Wiese okkupiert. Wir finden noch eine Lücke und stellen uns dazu.
Comacchio liegt am Rande des größten Lagunensees Italiens, der Valli di Comacchio. Der frühere Küstenort hat den Kontakt zum Meer durch mehrere Kilometer Schwemmland verloren. Den Ort selbst durchziehen viele Kanäle, da er wie Venedig und Chioggia auf kleinen Inseln erbaut ist. Wir waren schon einmal auf einer früheren Reise hier und es hat uns damals sehr gut gefallen.
Die Geschichte Comacchios ist von Reichtum geprägt. Etrusker und Griechen siedelten hier bereits bevor die Römer kamen. Die hiesigen Herrscher hatten auch eine der größten Kriegsflotten der nördlichen Adria. Doch Reichtum weckte Begehrlichkeiten. Venezianer und Sarazenen zerstörten Comacchio restlos. Später wechselte die Herrschaft über Comacchio ständig.
Bei traumhaftem Wetter zieht es uns in die Stadt, die nur ca. 200 m entfernt ist, und ihren Beginn direkt bei der Ponte Trepponti, einer Brücke mit fünf Treppen, die im 17. Jhdt. über dem Zusammenlauf von 3 Kanälen erbaut wurde.
Wir finden einen schönen Platz beim „La Squarie“, Cucina tipica comacchiese, und bestellen uns einen Weißwein und Fritto misto.
Danach unternehmen wir einen Streifzug kreuz und quer entlang der Kanäle und Gassen.
Der Rest des Tages gehört dem Faulenzen.
Tagesstrecke: 49 km
Sonntag, 02.04.2023
Wir haben sehr gut geschlafen, gut gefrühstückt, und möchten noch in Comacchio heute Mittag gut essen. Das ist für einen Sonntag schon mal ein guter Anfang. Danach können wir weiter nach Chioggia fahren.
Gestern haben wir uns bereits zahlreiche Speisekarten angesehen. Deshalb gehen wir gezielt zum Ristorante „L’Anguilla“ und bestellen uns zweimal das Fischmenü mit Spaghetti Vongole und Fritto misto.
Mit einem Blick zurück zur Ponti Trepponti verabschieden wir uns von Commacchio.
Direkt nach der Abfahrt meldet sich das Wohnmobil mit hochdrehendem Motor, ohne dass ich Gas gebe, und total harten Bremsen fast ohne Bremswirkung. Durch konstantes Bremsen bringe ich die Drehzahl wieder runter, und danach ist alles wieder gut. Es sind die gleichen Merkmale wie nach unserem teuren Werkstattbesuch in Limburg. Es hat sich also nichts auf den vergangenen Kilometern reguliert, wie der Werkstattmeister meinte.
Für die Fahrt nach Chioggia bleiben wir auf der Küstenstraße SS309. Zum Glück ist es Sonntag und kaum LKWs unterwegs. Ansonsten wäre diese Tour fürchterlich.
In Chioggia OT Sottomarina fahren wir zu dem uns bekannten Wohnmobil-Stellplatz „2 Palme“ Lungomare Adriatico mit V+E (Gebühr EUR 20,00/24 Std.). Wir bekommen einen nummerierten Platz zugewiesen, wo wir es uns gemütlich machen.
Am späten Nachmittag gehen wir durch die Häuserzeile von Alt-Sottomarina …
… spazieren entlang der Laguna del Lusenzo in das Centro Storico (Altstadt) von Chioggia, …
… das wir erst nach dem überqueren dreier Brücken erreichen.
Als erstes von Chioggia sehen wir den Fischereihafen, einem der größten der Adria.
Danach kommen wir in den ersten Wohnbereich der Altstadt dessen gesamte Gassen in Ost-West-Richtung angelegt sind.
Daraufhin überqueren wir den Canale Vena …
und landen auf dem Corso del Popolo, der die Altstadt in Nord-Süd-Richtung durchschneidet. Der heutige Wochenmarkt geht so langsam zu Ende.
Hier oben an der nördlichen Spitze von Chioggia befindet sich das Fährterminal für die Fahrten nach Venedig. Mit der Kombination Schiff/Bus/Schiff landet man direkt an der Haltestelle Canale Grande/Markusplatz.
Westlich davon ist ein neues Hafenbecken angelegt worden, in dem jetzt Kreuzfahrtschiffe anlegen können, um die teuren Liegegebühren von Venedig zu vermeiden.
Hier auf dem Corso del Popolo ist uns momentan noch zu viel Trubel. Wir verziehen uns lieber parallel hierzu an den Canale Vena. Dort gibt es so schöne kleine Bars, wo man in den letzten Sonnenstrahlen seinen Aperitivo zu sich nehmen kann.
Eigentlich sind wir ja schon satt, doch kommen wir gerade an der Bar vorbei, wo es uns beim letzten Mal so gut gefallen hat. Wir kehren nochmals ein.
Der Tag neigt sich dem Ende zu.
Tagesstrecke: 70 km
Montag, 03.04.2023
Draußen ist es sehr stürmisch. An eine momentane Weiterfahrt ist nicht zu denken. Bei strahlendem Sonnenschein und heftigem Wind spazieren wir nochmals ins Centro storico von Chioggia. Heute sind keine Fischerboote rausgefahren. Beim Fisch-Großhandel ist auch alles ruhig. So streifen wir ein wenig in der viel ruhigeren Altstadt herum …
… bis wir gegen Mittag im Ristorante Pizzeria al porto landen. Dies ist auch eine „Adresse“, die wir von vorherigen Besuchen Chioggias kennen.
Vorspeise:
Hauptgerichte:
Draußen weht immer noch ein kalter Wind.
Alles ist eingepackt und verschnürt.
Nur ein paar warm Bekleidete sitzen noch in der Sonne.
Beim Wohnmobil angekommen, suchen wir nach der windgeschützten Seite und sonnen uns. Über Sottomarina senkt sich ein Schleier von Sand, der vom Strand aufgewirbelt wird. Gegen Abend machen wir trotzdem noch einen kleinen Strandspaziergang.
Tagesstrecke: 0 km
Dienstag, 04.04.2023
Draußen ist die Situation noch unverändert. In der Nacht hat es das Wohnmobil einige Male durchgeschüttelt. So bleibt uns nur der tägliche Spaziergang in den Ort. Heute haben auch ein paar kleine Stände in der Fisch-Markthalle geöffnet. Ich kaufe zwei Thunfischsteaks und ein paar Gamberi.
Den Aperitif gibt es noch im Centro storico, …
… gekocht wird aber im Wohnmobil.
Heute Nachmittag ist der Wind schon schwächer geworden. Die Hoffnung steigt, dasss wir morgen weiter fahren können.
Tagesstrecke: 0 km
Mittwoch, 05.04.2023
Ich bin schon in der Nacht mal aufgewacht, weil es draußen so ruhig war. Nach dem Frühstück machen wir das Wohnmobil startklar, und ab geht es nach Grado an die Küste kurz vor Slowenien.
So haben wir es uns vorgestellt. Doch unser Wohnmobil rührt sich wieder und treibt die Drehzahl von selbst nach oben. Nach ein paar hundert Metern beruhigt es sich und fährt normal weiter. Etwa 20 km vor Mestre passiert es aber wieder. Ich halte sofort an und suche im Internet nach einer Auto-Werkstatt. Die nächste Werkstatt ist nicht weit entfernt. Nur ist schon Mittagspause, und die dauert in Italien bis 14.30 Uhr. Wir warten bis das Tor sich öffnet, und bekommen mit Bedauern mitgeteilt, dass der Meister leider alleine ist, weil seine beiden Mitarbeiter krank sind. Er gibt uns aber die Adresse einer anderen Werkstatt in dem Nachbarort.
Dort wird sofort das Diagnosegerät angehängt, Schaden erkannt und mir gesagt, dass die Werkstatt voll ist, und er es nicht sofort machen kann. Aber, er ruft eine weitere Werkstatt an und erhält das „Okay“ für eine sofortige Reparatur.
Mit dieser nächsten Auskunft fahren wir zur Werkstatt in Dolo. Dort wird wieder das Diagnosegerät angehängt, der Übeltäter bei einer kurzen Besichtigung lokalisiert und das Ersatzteil sofort per Handy bestellt. Wir können auf dem Werkstatthof übernachten.
Es war ein langer Tag ohne Essen für uns. Schnell zaubern wir uns aus Culurgiones, Tomatensoße und Basilikum ein leckeres Mahl.
Tagesstrecke: 51 km
Gründonnerstag, 06.04.2023
Wir haben auf dem Hof der Werkstatt sehr gut geschlafen. Kaum haben wir am Morgen die Vorhänge bei dem Wohnmobil aufgezogen, da bekommen wir schon angezeigt, wo wir unser Auto hinstellen sollen.
Während das rechte Vorderrad abgemacht und die Antriebswelle ausgebaut wird, dürfen wir trotzdem im Wohnmobil frühstücken. Jetzt sieht man auch, dass der Zahnkranz der Antriebswelle gebrochen ist. Da nutzte auch nichts, dass in Limburg nur der ABS-Sensor ausgetauscht worden ist, der aber auch kaputt war. Mit kritischem Blick folge ich dem Geschehen.
In der Zwischenzeit ist auch das Ersatzteil angekommen und kann sofort eingebaut werden.
Nach einer Probefahrt und um einige hundert Euro leichter können wir endlich wieder ohne Sorgen weiterfahren. Wir umfahren Mestre und dann auf der A4 zügig bis zur Abfahrt Grado (Maut EUR 9,00).
Kurz vor Grado erreichen wir den Ort Aquileia. Dort gibt es zahlreiche römische Ausgrabungsstätten, die wir uns vor ein paar Jahren gar nicht angeschaut haben. Dies wollen wir heute aber nicht versäumen. Seit 1998 gehört Aquileia zum Weltkulturerbe der UNESCO, und beherbergt die wichtigsten Ausgrabungen im Nordosten Italiens.
Wir parken gegenüber des Sportplatzes und folgen der Ausschilderung zu den Ausgrabungen. Dabei passieren zuerst das „Forum Romanum“, das in seinen Ausmaßen durch die Hauptstraße halbiert wurde. Von der römischen Wohnbebauung ist nicht so viel erhalten geblieben. Die Hunnen Attilas haben bei ihren Kriegszügen im 5.Jhdt. fast alles zerstört. Danach haben die Venezianer die Überreste als Steinbruch genutzt.
Ein Relikt aus der Neuzeit ist der alte Bahnhof von Aquileia, Hier hielt der Zug 1921, der von Aquileia nach Rom fuhr und das Gedenken an den „unbekannten Soldaten“ (Milite Ignoto) weitertrug.
Ein Stückchen weiter befindet sich der wichtigste Gebäudekomplex, die Basilika von Aquileia. Die Anfänge der heutigen Basilika stammen aus dem 4.Jhdt. und wurden unter Kaiser Konstantin als dreigliedriges Hallenkonstrukt in Hufeisenform errichtet.
Die Südhalle, die nun zu besichtigende Basilika, war für liturgische Bedürfnisse vorgesehen und ganzflächig mit einem Mosaikboden ausgestattet worden. Der Boden gilt als das größte und wichtigste frühchristliche Mosaik Europas.
Die Aquileier ließen sich auch durch fortwährende Zerstörungen nicht davon abhalten, ihre Kirche immer wieder aufzubauen. Im Mittelalter verschwand dabei durch Höherlegung des Bodens das Mosaik, welches dann erst Anfang des 20.Jhdt. durch Archäologen wiederentdeckt wurde.
Rechts von den Treppen des Altares befindet sich der Eingang zur Krypta der Fresken. Die Fresken stammen aus dem 12. Jhdt..
Außerdem fand man bei den Ausgrabungen unter einem Bereich der Basilika noch Grundmauern und Mosaike von römischen Wohnräumen aus dem 1. Jhdt. n. Chr..
Auf dem Weg um die Basilika herum, kommen wir zu dem kleinen Soldatenfriedhof für die Toten des 1. Weltkrieges (Milite Ignoto).
Ausgrabungsbereiche von Wohnbebauung auf der anderen Seite der Hauptstraße:
Wir haben die Ausgrabungen von Aquileia noch nicht vollständig gesehen. Für uns genügt es aber heute. Es treibt uns nach Grado. Die Feiertage stehen bevor und es könnte einen großen Ansturm an Wohnmobilen geben.
Grado liegt etwas ausserhalb in der Lagune und ist nur über einen mehrere Kilometer langen Autodamm zu erreichen.
Wir müssen durch den ganzen Ort fahren. Bei den großen Bauten, die wir passieren, erinnert fast nichts mehr an das einstige Fischerdorf.
Unser Ziel ist der Parcheggio in der Viale Italia. Dort gibt es einen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Area Sosta Camper für EUR 16,00 Gebühr) und einen Parkplatz für PKW und Wohnmobile. Bei Letzderem dürfen die Wohnmobile außen herum parken. Es ist trotz der Osterfeiertage noch Vorsaison und die Parkuhren sind noch nicht in Betrieb. Die Schranke auf dem Wohnmobil-Stellplatz ist ebenfalls noch nicht in Betrieb. Oder kaputt?
Es ist bereits Hochbetrieb. Trotzdem finden wir noch einen Platz ohne Straßenlampen-Beleuchtung.
Der Strand und die Promenade sind nur 100 m entfernt. Deshalb machen wir am Strand entlang noch einen kleinen Spaziergang in Richtung Ortsmitte. Das nicht vorhandene Wasser der Adriaküste erinnert an die Nordsee, denn irgendjemand muß auch hier den Stöpsel gezogen haben. Als Kite-Surfer hat man dann so seine Probleme und einen weiten Anmarsch vor sich.
Nach wenigen hundert Metern erreichen wir den eingezäunten städtischen Strand. Noch sind aber die Tore offen und die Kassenhäuschen nicht besetzt. Es ist Vorsaison.
Nach einigen Betonruinen, die momentan in ein großes Sport- und Hotelzentrum umgebaut werden, kommen wir zu den alten Strand-Villen, die noch aus der Kaiserzeit stammen, als Grado eine Sommerresidenz auf österreichischem Hoheitsgebiet war. Im Jahre 1892 wurde gemäß Erlass von Kaiser Franz Josef I. die „Kur- und Badeanstalt Grado“ gegründet.
Der Kaiser logierte mit seiner Gattin Sisi immer in der etwas zurück versetzten Villa Erica, und hatte einen eigenen Durchgang als direkten Zugang zum städtischen Strand..
Für heute reicht es uns. Wir haben genug gesehen und drehen um. Am Stellplatz herrscht Hochbetrieb, denn auch der benachbarte Parcheggio Viale del Sole ist von den Surfern voll in Beschlag genommen. Ständig kreiseln bis spät in die Nacht Wohnmobile auf der Suche nach einem Platz.
Tagesstrecke: 141 km
Karfreitag, 07.04.2023
Und wieder geht es nach Grado rein. Vor allem aber zieht es uns in die Gassen des Centro storico. Welch ein Unterschied zwischen der Strandbebauung bzw. Fußgängerzone und der direkt sich anschließenden Altstadt.
Inmitten des kleinen Platzes bei der Basilika Sant’Eufemia befindet sich das Croce Patriarcato Gradese.
Die jetzige dreischiffige Basilica entstand im 6. Jhdt. aus einer vorhergehenden einschiffigen Saalkirche des 4.Jhdt.. Seit den Restaurierungsarbeiten in 1949 wurde das Innere der Kirche immer mehr auf seine ursprüngliche Form zurückgeführt.
Nebenan befindet sich das achteckige Baptisterium San Giovanni Battista, das wahrscheinlich bereits zu Zeiten des Vorgängerbaus der Basilica errichtet wurde, da der sich im Inneren befindliche Bodenbelag um 1 m tiefer liegt als bei dem jetzigen Kirchenbau. Die äußere Form ist dementsprechend auch an die frühchristlichen Bauten Ravennas angelehnt.
Hinter dem Baptisterium gibt es in einem geschützten Aussenbereich außerdem eine sehr gut beschriebene Ausstellung von Steinreliefarbeiten. Es wird angenommen, dass sehr viele Reliefs von Aquileia herübergebracht worden sind, um die eigenen Kirchen auszustatten.
In direkter Nachbarschaft steht die Chiesa Santa Maria delle Grazie, die ab dem 4.Jhdt. in mehreren Phasen ausgebaut worden ist. Wie die Basilica, wurde auch die barockisierte Kirche im 20. Jhdt. auf das frühmittelalterliche Aussehen zurückgebaut.
Von dem kleinen Platz bei den Kirchen geht es direkt zur Piazza Duca D’Aosta. Dies ist aber kein Platz, sondern eine lange Straße mit „unzähligen“ Restaurants. Wir bekommen einen Tisch im Außenbereich der Trattoria/Pizzeria „In Stralonga“. Dieses Restaurant kennen wir schon aus dem letzten Beuch in Grado.
Fußmüde kehren wir zum Wohnmobil zurück und faulenzen.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 08.04.2023
Es fahren weiterhin ständig Wohnmobile auf dem Parkplatz herum und suchen einen Stellplatz. Für uns ist es mittlerweile vollkommen klar, dass wir über die Feiertage in Grado bleiben. Hier haben wir einen guten Stellplatz, und die Umgebung stimmt auch.
Wir wollen heute noch ein wenig einkaufen und einen Bancomaten beehren.
Danach zieht es uns gegen Mittag an den vorderen Bereich des Hafenkanals zum Fischrestaurant „Zero Miglia“ der COOP Pescatori Grado. Dort sind wir das letzte Mal am Ruhetag gescheitert, und heute haben wir auch wieder Pech. Es kommt, wie in den letzten Jahren häufiger, die Frage, ob wir reserviert haben. Wir haben es natürlich nicht. Das Restaurant ist durch die Vorbestellungen restlos ausgebucht.
So landen wir wieder in unserem Gradoer Stammlokal zu einem Menü:
Am Strand ist mittlerweile auch schon alles für die Feiertage gerichtet.
Gegen Abend unternehmen wir mal einen Spaziergang in die andere Richtung am Strand entlang, passieren den Camping al Bosco und sehen eine Strandbar, die genau so auch in Griechenland stehen könnte. Die „Stabilimento balneare Pineta beach“ hat es uns angetan. Heute scheint es nichts mehr zu geben, aber morgen ist auch noch ein Tag.
Tagesstrecke: 0 km
Ostersonntag, 09.04.2023
Es ist Ostern und der Osterhase war schon da.
Draußen weht ein guter Wind für die Kiter, die schon wieder in großer Zahl ihrem Hobby nachgehen.
Aufgrund der letzten Erfahrungen machen wir uns heute früher auf den Weg, um in tollem Ambiente zu essen.
Zum Aperitif bestellen wir uns einen Aperol Spritz.
Danach gibt es zum Vino Rosato eine „Padellata di mare“
Zur anschließenden Entspannung ziehen wir mit unseren Liegestühlen an einen schattigen Wiesenplatz mit Blick auf den Strand.
Am Abend sind alle Regeln gebrochen. die Wohnmobile haben nun auch den Innenraum des Parkplatzes eingenommen.
Tagesstrecke: 0 km
Ostermontag, 10.04.2023
Wir gehen davon aus, dass es heute wieder viele Wohnmobilisten Nachhause zieht. Somit können auch wir einen Stellungswechsel wagen.
Über den Damm fahren wir wieder zurück auf das Festland. Die Luft ist vollkommen klar und man kann bis zu den schneebedeckten Dolomiten sehen.
Unser heutiges Ziel ist Palmanova, die als Planstadt Ende des 16. Jhdt. erbaut, den Idealtypus der radialen Straßenführung erhalten hat. Umrahmt wird die Stadt von Festungsbauten in Form eines 9-zackigen Sterns. Palmanova sollte als Festungsstadt ein Bollwerk im Kampf gegen die Türken sein.
Den kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz mit V+E außerhalb der Festungsmauern haben wir schnell gefunden. Alle Plätze sind belegt. Wir stellen unser Wohnmobil am Rand der Einfahrt ab. Morgen bei Schulbetrieb müssen wir aber weg sein.
Heute, am Ostermontag, ist nicht weit von uns entfernt, auf den Wiesen außerhalb der Festungsmauern, ein großes Picknickfest. Es kann sich jeder sein eigenes Essen mitbringen und grillen, oder sich fertiges Essen kaufen. Ich habe mich auch angestellt um zwei Piadine mit Wurstel zu ergattern, die Pasta war leider schon aus. In der Warteschlange haben Lena und ich schon mal den Platzhalter getauscht, damit ich zwei Becher Wein holen kann. Lena besorgt die zweite Runde.
Durch den Festungsgraben sind wir anschließend weiter gezogen, um durch die Porta Udine in die Stadt zu gelangen. Dabei kommen wir auch noch an einem alten venezianischen Aquädukt vorbei.
Im Zentrum von Palmanova liegt die Piazza Grande. Heute total überdimensioniert, war sie für militärische Aufmärsche geplant. Rund um die Piazza befanden sich die Offizierswohnungen.
Heute ist Markttag.
Wir haben nach der Stadtbesichtigung unser Wohnmobil umquartiert und sind auf einen Parplatz an der Porta Cividale innerhalb der Festungsmauern gefahren. Ausschlaggebend hierfür war das zufällige Zusammentreffen mit einem uns bekannten Wohnmobilisten aus Limburg.
Am Abend besichtigen wir noch ein wenig die Befestigungen der Verteidigungsanlagen.
Tagesstrecke: 34 km
Dienstag, 11.04.2023
Am späten gestrigen Abend und heute Morgen haben schon viele Wohnmobile den Platz verlassen. Wir haben Zeit. Eigentlich sollte ein gewichtiges Ziel unserer Reise die verstärkte Erkundung des Friaul-Julisch Venetien sein. Da wir aber schon vorher unsere Tour immer wieder verlangsamt haben und außerdem der Schneefall in den Dolomiten sich wieder verstärkt hat, stellen wir unseren Fahrplan um. Es wird kein Udine geben, und keine Fahrt nördlich davon. Wir fahren nach San Daniele del Friuli. Der Schinken ruft.
San Daniele del Friuli ist bekannt für seinen Schinken. der mindestens 12 Monate dort an der Keule gereift sein muss. Statt Pizzerien findet man hier „Prosciutterien“.
Der kostenlose Stellplatz mit V+E in der Via Udine liegt unterhalb der Altstadt. Das bedeutet für uns, Kräfte sammeln und auf geht’s.
Da es aber kurz vor der Mittagszeit ist, gilt für uns: erst das Vergnügen und dann die Arbeit. Das uns bekannte urige Restaurant „Trattoria al Teatro“ ist bald gefunden.
Viel Platz ist hier nicht. Als Vorspeise gibt es einen Teller mit Schinken und unterschiedlich lange gereiftem Käse.
Es folgen Gnocchi mit Gemüse …
… und Mezze mit Sahne und Schinken. (Wobei das Hauptaugenmerk, so wie ich es sehe, auf dem Schinken liegt.)
Bei unserem Spaziergang durch San Daniele geht es noch immer bergauf. Über die Via Giuseppe Garibaldi erreichen wir den Duomo di San Michele Arcangelo aus den Anfängen des 18. Jhdt..
Der Bau des sich anschließenden Campanile begann bereits 1531.
Abseits der breiteren Straßen sieht man durch di Via Cavour die kleine unscheinbare Chiesa di San Maria della Fratta.
Wir umrunden den Duomo und erreichen durch eine schmale Gasse ein wirkliches Kleinod San Danieles, die Chiesa di Sant’Antonio Abate aus dem 14.Jhdt. mit einem Chorraum aus dem 15. Jhdt.. Die Kirche ist mit Fresken aus der Zeit der Renaissance reichlich ausgeschmückt.
Es ist wie ein Wunder, dass trotz des schweren Erdbebens von 1976, wo große Teile der Stadt zerstört wurden, noch so viele historische Bauten erhalten geblieben sind.
Nach den bisher gefahrenen 54 km und der noch frühen Tageszeit, entscheiden wir uns zu einer Weiterfahrt nach Spilimbergo. Dies soll eine kleine Stadt auf einer Terrasse über dem Flussbett des Tagliamento sein, der als letzter Wildfluß der Alpen noch alle Voraussetzungen für diese Bezeichnung erfüllt. Außerdem ist Spilimbergo bekannt für seine Mosaiken-Schule. Die hiesige Mosaikkunst reicht mit ihrer Geschichte bis ins Ende des17.Jhdt. zurück, als Steinmetze aus den Dörfern um Spilimbergo an den Bauten in Venedig arbeiteten. Lassen wir uns also überraschen.
Kurz vor Spilimbergo überqueren wir das über 100 m breite Flussbett des Tagliamento. Von Wasser ist nicht viel zu sehen, nur ein weiß-graues Kiesbett. Danach führt die Straße auf eine Anhöhe, auf der die Stadt liegt.
Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 5,00/24 Std.) ist einTeil des Parkplatzes beim Studentenwohnheim und befindet sich unweit der Altstadt.
Von einem Camper-Ehepaar, was jetzt doch weiterfährt, erhalten wir freundlicherweise den noch gültigen Parkschein. Wir halten uns nicht mehr lange am Platz auf, sondern gehen in Richtung des gotischen Duomo Santa Maria Maggiore, der vom Parkplatz aus zu sehen ist.
Die Piazza del Duomo dient als Ausstellungsgelände für moderne Kunst.
Direkt neben der Kirche gelangt man über eine Brücke zu dem Kastell der Spengenberger, von denen der Name der Stadt abgeleitet wurde. Das Kastell besteht aus mehreren aneinandergebauten Palazzi, von den der Palazzo Dipinto, der bemalte Palast, am meisten auffällt.
Der Corso Roma ist mit Kieseln gepflastert und durchquert die Altstadt bis zum Torre Occidentale.
Nach dem Rundgang durch die Altstadt von Spilimbergo setzen wir uns ins Caffè Roma zu unserem abendlichen Apero. Zwei Gläser Weißwein incl. zwei belegte Brote samt Kräcker für EUR 2,40. Unglaublich!
Tagesstrecke: 72 km
Mittwoch, 12.04.2023
Das Wetter scheint sich zu ändern. Es wird unbeständiger. Auf dem heutigen Programm steht entweder die Prosecco-Stadt Conegliano, Treviso oder Bassano del Grappa. Wir sind noch unentschlossen. Dies nimmt unser Wohnmobil zum Anlass, uns die Entscheidung abzunehmen. Kaum sind wir bei Pordenone auf die Autobahn gefahren, da sehe ich zufällig, dass die Kühlwasseranzeige sich dem roten Bereich nähert, und der Zeiger immerfort kurz davor hin und her schwankt.
Wir entschließen uns, nach Treviso (Autobahnnaut EUR 4,10) in eine Autowerkstatt zu fahren. Im Internet finde ich den Hinweis auf eine Werkstatt, die an der Haupteinfallstraße liegt. Natürlich ist schon wieder Mittagspause. Wir nutzen eine Parklücke vor der Werkstatt und machen uns aus einer Dose der „Notration“ eine Leberknödelsuppe heiß. Die restliche Zeit bis 14.30 Uhr vertreiben wir uns mit der Lektüre eines „guten Buches“.
Dem Werkstattmeister erkläre ich mein Problem. Er sagt mir sofort, daß das Kühlwasserthermostat kaputt ist. Nach meiner Reparaturzusage zückt er sofort sein Handy und ordert das Ersatzteil. Mit dem Hinweis, daß wir morgen um 09.00 Uhr wieder da sein sollen, verabschiedet er uns.
Wir fahren zu dem nahe gelegenen kostenlosen Stellplatz mit V+E am Stadio Tenni, wo wir von einem abfahrenden Ehepaar einen schönen Eckplatz übernehmen.
Kurz nach 16.00 Uhr starten wir unseren Rundgang durch Treviso. Der Fußweg in die Altstadt ist nicht weit. Eine noch fast vollständig erhaltene Stadtmauer umschließt das alte Treviso, eine wohlhabende und von Kanälen durchzogene Stadt, in der sich auch noch der Zusammenfluß von den Flüssen Sile und Botteniga befindet.
Auf einer Insel im Fluß Botteniga befindet sich der Fisch- und Gemüsemarkt Peschiera.
Auch Treviso ist eine Stadt der Laubengänge. An den reich verzierten Kaufmannshäusern sieht man den Reichtum vergangener Jahre.
Die Loggia dei Cavalieri ist ein Beispiel für die Macht des Adels im 13.Jhdt.. Das Gebäude diente dem Adel als Ort für Konferenzen, Gespräche und Spiele.
Direkt rechts um die Ecke erreichen wir die Piazza Indipendenza mit dem Palazzo dei Trecento. In seiner Loggia sind zwei Cafés untergebracht. Dort ist aber zur Zeit nicht so viel los. Den Einheimischen ist es etwas zu kalt.
Etwa 50 m hinter der Piazza dei Signori nutzen wir einen kleinen Durchgang zwischen den Geschäften, um den Innenhof mit der Fontana delle Tettte zu erreichen. Dies ist ein Brunnen in Gestalt eines nackten Frauentorsos mit großen Brüsten, der heute Wasser speit. Früher sollen die neu gewählten Bürgermeister die Einwohner drei Tage lang mit Weiß- und Rotwein bewirtet haben.
Bei dem weiteren Weg fällt sofort der rückwärtige Teil der mit mehreren Kuppeln bestückten Cattedrale di San Pietro Apostolo ins Auge. Insgesamt hat der Dom sieben Kuppeln. Der Eingang der Cattedrale befindet sich auf der Piazza del Duomo und ist mit sechs hohen Säulen ausgestattet.
Die Krypta ist mit zahlreichen Fresken ausgestattet.
An der Balustrade des Balkons vom Bischöflichen Palais ist das bischöfliche Wappen angebracht. Ich bin ja kein Lateiner, deshalb verstehe ich den Hinweis mit dem „Gratis Date“ nicht. Habe ich dort die Möglichkeit eines kostenlosen Treffens, aber mit wem?
Hier trifft man sich auch, bezahlt aber dafür.
Wir lassen uns an der Piazza Independenza, da waren wir schon vorher vorbei gekommen, im Außenbereich der „Hosteria dai Nanetti“ nieder. Das ist eine kleine Bar, wo man sich vorwiegend abends zum Apero mit einer gemischten Käse/Wurst-Platte trifft.
Nach diesem leckeren Bestandteil des Spaziergangs machen wir uns auf den Rückweg und lassen den Abend ausklingen.
Tagesstrecke: 107 km
Donnerstag, 13.04.2023
Heute müssen wir etwas flotter frühstücken, um pünktlich in die Werkstatt zu kommen. Dort werden wir, während das alte Kühlwasser-Thermostat ausgebaut wird, mit einem Espresso begrüßt. Kurz darauf kommt auch schon der Kurierfahrer mit unserem Ersatzteil.
Die Arbeiten sind schnell erledigt. Ich bin um EUR 135,00 ärmer und wir können weiterfahren. Jetzt zieht es mich aber nach Bassano del Grappa. Es ist nicht mehr so weit. Trotzdem kostet die Autobahn diesmal EUR 6,10 an Maut.
Der Wohnmobil-Stellplatz Parcheggio Gerosa mit V+E (Gebühr EUR 10,00/24.Std.) liegt an der Viale Alcide de Gasperi. Für längere Wohnmobile ist es ein wenig schwierig einzuparken.
Nach der Fahrt bekochen wir uns heute selbst im Wohnmobil, bevor wir uns auf den Weg in die Stadt machen.
Wir lassen uns auch Zeit, denn zwischendurch kommen immer mal Regenschauern vorbei. Mit Regenjacken ausgestattet, wagen wir es dann los zu gehen.
Bassano liegt am Südfuß der Alpen, und gilt als „Hauptstadt des Grappas“. Vom Palazzo Sturm und der Skulptur „King Kong Rhino“ hat man eine gute Aussicht auf die Brenta und das Wahrzeichen Bassanos, die überdachte Holzbrücke Ponte degli Alpini.
Kaum haben wir die Brücke erreicht, geht ein Regenschutt herunter.
Wie kann man die Zeit am besten nutzen? In dem man einen Grappa von der ältesten Destillerie Italiens (1779), aus dem Hause Nardini, trinkt. Im östlichen Brückenhaus befindet sich ein Ausschank der Familie Nardini.
Der Regen hat nachgelassen. Wir nutzen dies, um trocken zum Poli Museo della Grappa zu gelangen. Die Firma Poli brennt seit 1898 den Grappa. In dem Museum sind Gerätschaften ausgestellt, an denen man die Entwicklung der Destillation nachvollziehen kann.
Selbstverständlich steht aber das Produkt im Vordergrund. Ich nutze die Möglichkeiten des Sehens, …
… des Riechens …
… und des Probierens aus.
Und am Ende sitzt ein glücklicher Mann neben dem Gründer der Destillerie und ist stolz auf seine Einkäufe.
Wir lassen uns von ein paar weiteren kleinen Schauern nicht abhalten und spazieren noch ein wenig durch das Centro storico. Auch hier wieder – Laubengänge und alte Bodenplatten.
An der Piazza Libertà befindet sich die Bottega del Pane Beltrame, eine urige Bäckerei.
Es ist keine Besserung des Wetters in Sicht. Also gehen wir zum Wohnmobil zurück. Wir wissen, dass es von der Kreuzung direkt außerhalb der Altstadt eine Busverbindung zu unserem Parkplatz gibt. Dort stellen wir uns an eine der Haltestellen. Es regnet wieder stärker. Zwei Busse ignorieren uns, trotz meines Winkens, und fahren weiter ohne anzuhalten. Also laufen wir zu Fuß zurück. Denn beim Gehen nass zu werden, ist auch nicht schlimmer als im Regen zu warten.
Im Wohnmobil wird sofort die Heizung angemacht. So wird es uns wärmer, und die nassen Regenjacken können trocknen.
Tagesstrecke: 56 km
Freitag, 14.04.2023
Am Morgen hat es bei uns geregnet, aber der Monte Grappa hat eine weiße Haube. Wir wollen heute bis nach Neumarkt (Egna) in Südtirol fahren. Dafür nehmen wir die Strecke durch das Suganer Tal. Dort wechselt es öfters zwischen der normalen Landstraße und einer kostenlosen 4-spurigen Schnellstraße. Bei Trento erreichen wir wieder die Brennerautobahn, die wir bis Neumarkt befahren (Maut EUR 2,50).
Mittlerweile sind wir aus der Schlechtwetterzone herausgefahren. Die Sonne steht über uns. Ohne große Verzögerungen erreichen wir den Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 10,00) in Neumarkt. Obwohl die V+E momentan außer Betrieb ist, meint die Gemeinde die Gebühr nehmen zu müssen. Na ja, sind wir halt mal Sponsor.
Wir haben Hunger und wollen in Neumarkt irgend etwas aus der Südtiroler-Küche essen, deshalb müssen wir uns beeilen. In der Bar/Café Centrale werden wir fündig.
Jetzt haben wir Zeit, uns die Via Andreas Hofer anzuschauen, und nochmals sind links und rechts Laubengänge. Sie sind nur niedriger, dafür aber breiter.
Am Nachmittag ist Erholung in der Sonne angesagt. Gegen Abend spazieren wir nochmals ins Städtchen und genießen die letzten Sonnenstrahlen im Bistro Portikus, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet.
In einem Garten an der Straße steht ein 400-jähriger Nussbaum …
…mit seinen Gästen.
Es sind weitere Wohnmobile hinzu gekommen.
Tagesstrecke: 125 km
Samstag, 15.04.2023
Bei meinem morgendlichen Spaziergang zum Bäcker, hier ist es der Supermarkt „MPreis“, zeigt sich das Wetter von seiner freundlichen Seite – kein Regen, kein Wind. Es ist alles gut für unsere Fahrt.
Für heute haben wir uns wieder Holzkirchen, südlich von München, als Ziel vorgenommen. Wir haben bewußt die beiden langen Autobahnabschnitte auf ein Wochenende gelegt, damit wir dem großen LKW-Andrang entgehen. Trotzdem haben wir vor der Grenze bei Sterzing einen Stau, der uns eine Stunde kostet. Für die Strecke Auer/Ora – Sterzing bezahlen wir EUR 8,10 an ital. Maut. An der Raststätte besorge ich mir das Pickerl für die Autobahn in Österreich, und weiter geht’s.
Es dauert aber nicht lange, denn am Brenner stehen wir wieder. Wir machen eine kurze Rast und reihen uns wieder ein. Der Stau löst sich dann auch kurz hinter der Brenner-Mautstelle auf.
Ohne weitere Behinderungen landen wir in Holzkirchen. Wir fahren auf den uns bekannten Parkplatz beim Eisstadion. Ob uns dieser Übernachtungsplatz noch länger erhalten bleibt ist fraglich, denn nebenan wird ein großes Gebäude errichtet.
Es ist noch Zeit um im Gasthof einzukehren, deshalb trödeln wir noch ein wenig herum. Doch als wir letztendlich, immer noch früh, denn wir haben Hunger, im Gasthof mit einem freundlichen „Grüß Gott“ unser Ankommen kundtun, kommt sofort die Rückfrage: „Haben Sie reserviert?“ Mit einem total traurigen Blick eröffne ich der jungen Kellnerin, dass dies nicht der Fall ist. Sie schafft es daraufhin doch noch, uns einen Tisch zu geben. Auf allen Tischen in den beiden wirklich großen Schankräumen stehen die Reservierungsschilder.
Nach der vielen italienischen Pasta gibt es endlich wieder Schweinshaxe mit Semmelknödel bzw. Schweinebraten mit Kartoffelklos, und ein Großes Weißbier und noch ein Großes Dunkles hinterher für mich. Welch ein Leben!
Doch nach dem Essen kommt die Reue. Die Schweinshaxe war viel zu groß. Das viele Fleisch sind wir gar nicht mehr gewohnt. Da nutzt auch der wirklich gute kleine Beilagensalat nichts mehr.
Tagesstrecke: 278 km
Sonntag, 16.04.2023
Es geht heute schon früh wieder auf die Autobahn. Bei der Raststätte Feucht legen wir einen Zwischenstopp ein. Dort steht ein 1:10 Modell der amerikanischen Saturn V-Rakete, mit der die Apollo 11-Astronauten 1969 zum Mond geflogen sind. Danach geht es gut weiter bis nach Limburg.
Tagesstrecke: 503 km
Es war eine schöne Tour. Wir hatten gutes Wetter. Und wir haben in den drei Wochen unheimlich viel gesehen und an landestypischen Speisen und Getränken genug gefunden.