Bayerns Südosten Herbst 2017

 

Text: Hans-Werner, nach Aufzeichnungen von Lena                                                                       Fotos: Hans-Werner und Lena

Es ist Herbst und wir möchten noch einmal mit unserem Wohnmobil weg fahren. Unser Ziel soll in Bayern liegen. Mit dem südöstlichen Zipfel, irgendwo hinter dem Chiemsee, haben wir unser grobes Ziel für die Reise vom 18. bis zum 24. Oktober 2017 abgesteckt. Wir haben auf dieser Tour nur auf Stellplätzen übernachtet und insgesamt 1.303 km zurück gelegt.

 

Mittwoch, 18.10.2017

Heute Nachmittag haben wir erst noch unsere Enkelin bespaßt, bevor wir uns um 18.00 Uhr auf die A3 in Richtung Süden aufgemacht haben. Es ist zwar schon fast dunkel, aber warum bis morgen warten? Wir wollen bis nach Marktheidenfeld fahren.

Das geht auch ganz gut, bis uns die Baustellen kurz vor dem Ziel erwischen. Dabei sind die Baustellen nicht das Problem, sondern die hinter uns her fahrenden Brummis. Deren Fahrer sehen nämlich nicht ein, dass man tatsächlich die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 80 km einhalten muß. Es wird so dicht aufgefahren, dass ich mich wie angeschoben fühle, begleitet von Lichtsignalen und Fanfaren. Für den hinter mir Herfahrenden bewirkt dies aber das Gegenteil des Gewollten. Eine blöde Rahmenbedingung ist nur die Dunkelheit.

Welch eine Erlösung muß die Ausfahrt von Marktheidenfeld gewesen sein, denn das einsetzende Konzert schallte vielfach hinter uns her. Im Ort geht es direkt zum Stellplatz (Gebühr EUR 5,00), dessen Randplätze fast alle belegt sind. Wir stellen uns noch in eine ruhige Ecke und beschließen, im Wohnmobil zu bleiben. Wir haben beide keine Lust noch herum zu laufen. Zumal wir Marktheidenfeld schon mehrfach abgelaufen sind.

Tagesstrecke: 157 km

 

Donnerstag, 19.10.2017

Am Morgen erwartet uns dichter Nebel über dem Main. Wir lassen uns beim Frühstück viel Zeit, bevor es wieder auf die A3 geht. So langsam klart es auch wieder auf. Die Fahrt ist flott. Nach einem kurzen Blick auf die „Bayern-Arena“ geht es in Richtung Innsbruck und in einen Stau. Unser Navi nutzt sofort die Gelegenheit uns eine Umleitung „aufs Auge“ zu drücken. Wir sind aber naviresistent und sparen uns eine Stunde Fahrzeit und 30 Mehrkilometer.

In Traunstein verlassen wir die Autobahn auf dem Weg zum Paulbauernhof in Saaldorf-Surheim. In solch einem Moment, auf der Landstraße, und auf dem Weg zu einem vorgegebenen Ziel, muß man sich voll und ganz auf sein Navi verlassen können. Und wir waren verlassen. Unser Navi kennt Schleichwege und führt uns vor eine unüberwindliche nur 3 m hohe Eisenbahnunterführung, direkt auf der anderen Seite liegt der Paulbauernhof. Ich habe mir ihn angeschaut, und bin aber selbst nicht von der Location überzeugt.

Nach kurzer Beratung wenden wir und nehmen den kostenlosen Stellplatz ohne V+E „Parkplatz Fischerhuber“ in Laufen an der Salzach in Augenschein. Er liegt in der Freilassinger Straße am Ortsausgang schräg gegenüber einer Tankstelle. Der Platz ist zweckmäßig und ein Fußweg führt an der Salzach entlang in den Ort.

Wir haben heute genug gesessen, und es ist noch schön, so daß sich ein Spaziergang in das Zentrum von Laufen anbietet. Als wir die wunderbar gearbeitete „Länderbrücke“ erreichen, sind wir ganz erstaunt, dass bereits auf der anderen Seite Österreich ist.

Im Außenbereich des ersten Café’s trinken wir etwas, bevor wir die Besichtigung von Laufen beginnen. Die Stiftskirche ist sehr schön und in deren Umfeld lassen wir noch weitere Prachtbauten auf uns einwirken.

Blick auf die Stiftskirche

Pfarrgarten und im Hintergrund der Wehrturm

Im Bereich der Salzachschleife befindet sich noch ein Wehrturm, der mittlerweile zu einem Privatgebäude gehört.

Beim Europasteg bleiben wir auf der hiesigen Seite, da wir aufgrund aufkommenden Hungers nach einem bayerischen Gasthaus suchen. Internationale Küche ist vorhanden, die Klosterstuben sind uns zu gehoben und das einzige Gasthaus, welches wir finden, hat heute Ruhetag.

Unsere Lebensrettung liegt wohl auf der anderen Seite. In Österreich, genauer in Oberndorf, sehen wir als erstes einen „Chinesen“. Bei der Befragung von zwei jungen Frauen bekommen wir einen „Italiener“ empfohlen. Welch ein Werteverfall! Erst auf Rückfragen mit festen Vorgaben, nennt man uns das Gasthaus „Zur Bahn“.

In dem Moment ist es wirklich eine Offenbarung. Die Kellner bedienen uns in Lederhosen, und die Speisekarte enthält „Beucherl mit Semmelknödel“. Lena entscheidet sich für einen „Wildschweinrücken“. Wieder wohlgestimmt erreichen wir in stockfinsterer Nacht unser Wohnmobil.

Tagesstrecke: 470 km

 

Freitag, 20.10.2017

Wir haben gut geschlafen, und draußen ist es sonnig. Heute wollen wir noch nach Oberndorf zur Stille-Nacht-Kapelle. So starten wir den Tag mit einem Spaziergang an der Salzach entlang bis zum Europasteg. Hier überqueren wir die Salzach nach Österreich und steigen hoch zum Kalvarienberg.

Europabrücke

Kalvarienberg

Es gibt kein Hinweisschild zur Stille-Nacht-Kapelle. Als wir einen Bauern fragen, wo sich diese befindet, zeigt er sie uns unten an der Salzach inmitten des alten Ortskerns von Oberndorf. Wir könnten sie aber auch weiter hinten über einen Steig erreichen. Da wir nun mal hier oben sind, gehen wir noch zu der vor uns liegenden Wallfahrtskirche „Maria Bühel“. Dabei umweht unsere Nasen der Duft von frisch verteiltem „Puddel“.

Wallfahrtskirche „Maria Bühel“

Irgendwie erreichen wir auf unserem Zickzack-Kurs tatsächlich den Abstieg zum alten Ortskern von Oberndorf. Mittendrin liegt auf einer kleinen Anhöhe die Stille-Nacht-Kapelle. Hier erschallte zum ersten Mal das vom Hilfspriester Joseph Mohr geschriebene und vom Organisten Franz Xaver Gruber vertonte Gedicht „Stille Nacht“.

Stille-Nacht-Kapelle

Auswüchse des Tourismus

Die Gemeinde Oberndorf hat sehr viel Aufbauarbeit geleistet und den Bezirk neu gestaltet. Denn das alte Dorf, dass an der Außenseite der Salzachschleife lag, wurde regelmäßig von Überschwemmungen der Salzach heimgesucht und verwüstet. Deshalb wurde das neue Oberndorf um 500 m in ein nicht so gefährdetes Gebiet verlegt.

Blick auf die Salzach-Schleife

Uns zieht es jetzt zum Mittagstisch in den Gasthof „Bauernbräu“ zu Griesnockerlsuppe und Käsespatzen mit Salat zu EUR 6,90.

Den Rückweg zum Wohnmobil machen wir bei herrlichem Sonnenschein. Nach einer kurzen Mittagsruhe fahren wir auf kleinen Nebenstraßen in Richtung Inzell. Kurz vorher geht es dann ab in den Ortsteil Hutterer. Hier wollen wir bei dem Gasthof Rauschbergblick übernachten. Nach Rücksprache mit dem Wirt ist dies kein Problem. Der Betrieb ist auch offen, nur wird noch ein weiteres Gästehaus gebaut. Aber bei Dunkelheit ist bestimmt alles ruhig.

Blick auf Hutterer

Die Aussicht über das Tal ist wunderschön. Wir nutzen das herrliche Wetter und machen für heute die zweite Wanderung. Auf dem Weg entlang den Wiesen und Weiden passieren wir die Siedlung Reith und kommen dann in die Außenbezirke von Inzell. Etwas weiter links sehen wir den Wohnmobil-Stellplatz liegen.

Auf Zuruf ist die Herde auf dem Heimweg.

Bei den Hotels sieht man die Fahrzeuge der verschiedenen Nationalmannschaften, die dort ihre Eisschnellläufer untergebracht haben. Überall laufen die Vorbereitungen für die Olympiade in Pjeungchang. Wir spazieren am Ortsrand entlang immer weiter ins hintere Tal hinein zur Eissporthalle, die man schon von weitem mit ihrem auffallenden Dach sieht.

Die Sonne hat mich verführt, die Kleidung ein wenig zu luftig zu wählen. Hier hinten ist es im Schatten schon ganz schön kühl. Und Eintritt für das Training der Nationalmannschaften in einer kalten Eishalle zu bezahlen, macht jetzt auch keinen Sinn.

Also begeben wir uns wieder auf den Heimweg. Jetzt merken wir, dass wir ganz schön weit gelaufen sind, und auch den Weg von heute Vormittag noch in den Knochen haben. Die Sonne geht hinter den Bergen unter, und die Temperaturen werden unangenehm. Nach mehr als neun Kilometer Wanderweg sind wir wieder bei unserem Wohnmobil.

Mittlerweile hat auch das Restaurant geöffnet und wir werden von den Wirtsleuten und der Bedienung sehr freundlich begrüßt. Das Essen und die Getränke schmecken gut.

Freitags gibt es frisch geräucherte Forellen.

Für morgen bestellen wir noch Brötchen und bekommen die Zusicherung, dass der helle Scheinwerfer vor dem Haus nach dem letzten Gast ausgemacht wird. Und wirklich, etwas später ist draußen alles dunkel und wir haben eine sternenklare Nacht mit himmlicher Ruhe.

Tagesstrecke: 41 km

 

Samstag, 21.10.2017

Um 05.00 Uhr zerreißt ein lauter Knall den Schutzmantel der Nacht. Begleitet von männlichem Gejohle folgen in Abständen noch weitere Schüsse. Stille! Kaum dass wir uns beruhigt haben und wieder eingeschlafen sind, geht es um 06.00 Uhr und im stündlichen Rhythmus wieder los.

Die Ruhe ist vorbei. Zudem steigt unten bei einem Bauernhof eine riesige Rauchwolke auf. Beim Abholen der Brötchen frage ich die Wirtin, was denn los sei und erhalte die Erklärung, dass auf einem nicht weit entfernten Bauernhof (!) im Tal an dem Wochenende eine Hochzeit gefeiert würde, und die Burschen hätten den Junggesellenabschied gefeiert. Herrlich, mit Knall und Rauch!!!

Bei unserer Weiterfahrt nach Ruhpolding, passieren wir den besagten Bauernhof und sehen auch das verkohlte Junggesellenbett, was jetzt wohl nicht mehr gebraucht wird.

Die Straße geht, wie gestern,  rauf und runter. Nach zwölf Kilometern erreichen wir Ruhpolding. Wir fahren auf einen Parkplatz am Ortsrand und streifen durch die Straßen. Ein Nieselregen ist herein gezogen. Viel Spaß macht uns der Rundgang bei dem Wetter nicht. Wir steigen hoch zur St.-Georgs-Kirche. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht über das Tal.

Punkt 12.00 Uhr schließen alle Geschäfte, auch der Laden, wo wir eigentlich noch etwas einkaufen möchten. Pech für beide Parteien. Fürs Essen haben wir uns das „Maibaumstüberl“ ausgesucht. Die Speisekarte liest sich gut und wir entscheiden uns für Hirsch und Schweinshaxe. Nur war die Größe meiner Schweinshaxe abnormal. Ich war schon vom Anschauen satt. Außerdem fühlte ich mich heute irgendwie nicht gut. Das kommt bestimmt von meiner gestrigen Anzugsordnung, die einfach zu dünn war. Tatsache ist, ich bekomme die Schweinshaxe nicht all und lasse mir noch den Rest einpacken.

Wir fahren auf den Parkplatz der Rauschbergbahn und machen, nachdem das Wetter wieder besser geworden ist, einen Spaziergang um den Taubensee am Fuße des Rauschbergs.

Blick auf den Taubensee

Attraktionen entlang des Wanderweges:

Die Karawane zieht weiter.

In Ruhpolding begeben wir uns noch mal ergebnislos auf die Suche nach einer offenen Apotheke. Also fahren wir wieder zurück und auf den Wohnmobil-Stellplatz (Gebühr EUR 9,00) am Ortnerhof. Die Ver- und Entsorgung ist nebenan auf dem dazu gehörigen Campingplatz.

Außer uns verirrt sich später nur noch ein VW-Bus auf den Stellplatz.

Tagesstrecke: 27 km

 

Sonntag, 22.10.2017

Wie Lena schon befürchtete, hat das gestrige Abendrot schlechtes Wetter gebracht. Nachts trommelte der Regen auf das Dach. und auch jetzt sieht es nicht viel besser aus. Sich hier noch länger aufzuhalten macht keinen Sinn. In Traunstein ist Blattlmarkt. Mal schauen, was da los ist.

Auf jeden Fall ist schon mal Stau um Traunstein herum. Wir suchen uns den nächsten Parkplatz und folgen den anderen Besuchern ins Zentrum. Hier ist Jahrmarkt, Flohmarkt und verkaufsoffener Sonntag. Der Regen hat aufgehört, sodaß wir uns in Ruhe alles anschauen können. Nach einer ersten kleinen Runde, lockt es uns aber schon ins proppenvolle „Höllbräu“.  Obwohl die Bedienung schon abwinkt, können wir uns bei einem netten Herrn mit an den Tisch setzen. Das Essen war wirklich gut und sehr preiswert.

Salinenkapelle

Stadtplatz

Nicht nur hier in Traunstein gibt es Bosna, eine Bratwurst mit Zwiebeln belegt.

Kürbiskartoffelstrudel

Schweinekrustenbraten

Jetzt drehen wir noch die große Runde. Ich erstehe einen neuen grünen Hut. Der Flohmarkt ist aber zu professionell. In dem Innenhof des Landratsamtes präsentieren sich caritative Organisationen. Wir gewinnen bei einer Verlosung noch eine gute Flasche Wein.

altes Salinengelände

Rupertistadl, 1864 erbautes Lagergebäude der Saline

Draußen geht ein kalter Wind. Hier wollen wir nicht bleiben und fahren lieber weiter nach Altötting zu dem kostenlosen Stellplatz mit V+E auf dem Dultplatz. Er ist etwas nackt, aber erfüllt seinen Zweck. Vor allem liegt er nah zum Zentrum.

Das Verkehrsbüro leistet ganze Arbeit, wirbt es doch mit Altötting als dem „Herzen Bayerns“. Auf jeden Fall ist es das „Herz“ für die Wallfahrer Bayerns, ganz besonders der Kapellplatz.

stiftskirche mit Anbetungskapelle

Tilly-Kapelle

Gnadenkapelle „Unsere liebe Frau“, schwarze Madonna von 1330

Kapellplatz

Kunstwerk „U-Bahn“

ehemaliges Franziskanerhaus und päpstliche Basilika St. Anna

Tagesstrecke: 68 km

 

Montag, 23.10.2017

Bei Regen schläft es sich besonders gut. Draußen ist es unangenehm kalt. Nach dem Frühstück fahren wir auf der Landstraße in Richtung Norden weiter. Bereits nach wenigen Kilometern erwischt uns eine Umleitung, die uns fast zur Verzweiflung bringt, denn sie führt uns erst einmal immer weiter weg von unserer Richtung.

Zur Mittagszeit landen wir in Vilsbiburg, und da sich der Hunger bemerkbar macht, suchen wir nach einem zünftigen Wirtshaus. Fehlanzeige! So landen wir zum Mittagessen in dem Café (?) Gabriel. Das scheint hier so üblich zu sein. Bei unserem Rundgang finden wir auch den Hinweis auf einen Wohnmobil-Stellplatz, als Teil eines Großparkplatzes hinter dem Rathaus. Hierfür muß man aber ein „Durchfahrt verboten“-Schild für größere Fahrzeuge ignorieren.

Es zieht uns jetzt doch auf die Autobahn, damit wir ein paar Kilometer machen können. Kurz vor Nürnberg verlassen wir die A3 bei Altdorf. Der eigentliche Stellplatz ist voll belegt, deshalb stellen wir uns auf den benachbarten PKW-Parkplatz. Wird sich im Industriegebiet schon keiner dran stören.

Trotz feuchtem Wetter wollen wir uns noch etwas bewegen und begeben uns in den Innenbereich von Altdorf. Hier ist es wirklich schön. Schade, dass von oben solche „Störfaktoren“ kommen. Hier dreht sich sehr viel um Wallenstein, der 1599 hier wohnte und für ein Semester an der Akademie Altdorfina studierte. Die Akademie „Altdorfina“ wird 1622 durch den Kaiser zur Universität erhoben und ist neben der Universität in Straßburg die einzige reichsstädtische Universität im „Heiligen römischen Reich deutscher Nation“.

Rathaus

alte Universität

In der Nähe der ehemaligen Universität, vor dem Polizeigebäude, steht ein offener Bücherschrank. Hier gibt es wirklich tolle Bücher zum Tauschen. Falls jemand auch ein Liebhaber solcher Tauschbörsen ist, haltet bitte das Niveau. Es ist wirklich sehr ansprechend.

1558 als Schloss der nürnbergischen Pfleger errichtet.

 

Bücherschrank

Da wir schon mal in Franken sind, suchen wir nach einer schönen Weinstube und landen  schließlich im Gasthof „Zur Sonne“ bei Stadtwurst, Schinkenplatte und Bier. Lena rettet aber unser Vorhaben mit einem Silvaner aus Franken.

Tagesstrecke: 226 km

 

Dienstag, 24.10.2017

Bei diesem Wetter wollen wir jetzt nur noch heim. Es ist auf der A3 viel Verkehr. Zwischendurch haben wir wegen eines Unfalls im Baustellenbereich noch eine Vollsperrung.

Tagesstrecke: 314 km

 

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