Text und Fotos: Hans-Werner
Mit einem Zitat von F. J. Strauß „Warum nur in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah. Deutschland braucht Bayern ….“ starten wir am 12. Oktober nach der Arbeit in unseren Urlaub. Auf der A 3 ist bereits ab Limburg ein Megastau in beiden Richtungen aufgrund eines umgestürzten Gefahrgutlasters, auch die umliegenden Landstraßen sind nach kurzer Zeit zu.
Trotzdem schaffen wir es auf Umwegen auf die ab Idstein freie Autobahn. Hinter Aschaffenburg steuern wir spontan den Stellplatz am „Wertheim Village“ an. Der Stellplatz ist schon sehr voll, die Geschäfte leider bereits zu, aber gut geschlafen haben wir.
Die Fahrt am nächsten Tag (13.10.) geht ohne Stau vonstatten. Die traditionelle Mittagsrast in Holzkirchen hinter München findet für mich ihren Höhepunkt in einer Portion „saures Lüngerl mit Semmelknödeln“. Jetzt bin ich wirklich in Bayern angekommen. Die Weiterfahrt bringt uns zu unserem ersten Ziel nach Ruhpolding. Wir fahren auf den etwas außerhalb liegenden Stellplatz beim Campingplatz (Strom am Stellplatz; V+E auf dem CP nur während der Öffnungszeiten möglich).
Ruhpolding hat wie alle bayerischen Orte sehr schöne Winkel. Abends liegt eine herrliche Ruhe über dem Tal und dem Stellplatz. Nachts wird es sehr kalt und morgens wabern Nebelschwaden über die mit Raureif überzogenen Wiesen und es ist ein ganz tolles Licht.
Es ist ein herrlicher Tag (14.10.) und wir fahren mit der Seilbahn auf den hinter uns liegenden Rauschberg. Solch eine Kabinenbahn kostet mich immer Überwindung, lieber fahre ich Sessellift. Lena überzeugt mich, dass bereits viele Menschen ohne Schaden mit der Bahn auf den Berg gekommen sind. Oben erwartet uns eine ganz tolle Fernsicht.
Paraglider stehen reihenweise Schlange, um auch loslegen zu können. Zurück geht es per pedes auf dem Fahrweg. Auf dem steinigen Weg ist ein ständiges Rutschen vorprogrammiert und der folgende Muskelkater auch. Der begleitet uns noch die nächsten Tage, trotz Schwimmen und weiteren Spaziergängen.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz besichtigen wir das Biathlonstadion. Entschließen uns aber, wieder zur Seilbahn zurückzufahren. Hier schreibt uns ein Bauer auf, dem angeblich der Parkplatz gehört. Er besitzt mittlerweile mehrere Schulhefte mit Kfz.-Kennzeichen. Nun erlaube ich mir ein Verfolgungsspiel (nach Steven Spielbergs „Duell“) und bleibe dem PKW des Bauern auf den Fersen. Nach einigem „stop and go“ gibt der Bauer entnervt auf und hält auf einem kleinen Parkplatz; ich hinter ihm. Fazit: Er beklagt sich über den Müll der Wohnmobile und die Fäkalien in dem umliegenden Waldbereich. Ich gebe ihm Recht, verweise aber auf die vielen PKW-Fahrer ohne Toilette und ohne Mülleimer. Wir trennen uns im Einvernehmen und ich fahre wieder an die Seilbahn. Lena und ich haben dort eine sehr ruhige und einsame Nacht.
Heute (15.10.) wollen wir unseren Muskelkater im Wellenbad von Ruhpolding pflegen. Anschließend geht es nach Reit im Winkl. Im Ort sind Wohnmobile nicht erwünscht. Der Parkplatz ist weit außerhalb. Deshalb geht es eben weiter. Hinter der Grenze begrüßt uns Tirol mit einer günstigen Tankstelle (EUR 1,11) und einem tollen Mittagessen. Wir wollen eigentlich auf dem Stellplatz in Kiefersfelden übernachten. In der Stadt finden wir den Platz nicht. Der Stellplatz am See ist leer und um diese Jahreszeit trostlos.
Also geht es zu dem Stellplatz „Bayerischzell – Tiroler Stüberl“. Das erste Problem taucht in Oberaudorf auf. Der Torbogen ist laut einem Passanten angeblich zu niedrig für uns. Wäre vielleicht aber doch gegangen. Dadurch fahren wir einen kleinen aber tollen Umweg über die „Tatzelwurmstraße“. Eine gebührenpflichtige Privatstraße bergauf durch eine immer enger werdende Schlucht.
Bei herrlicher Spätnachmittagssonne erreichen wir die „Tirolerstuben“ oben auf dem Berg in 1.200 m Höhe. Die letzten Kilometer ging es auf schmalen Wirtschaftswegen hoch. Wir haben ein traumhaftes Bergpanorama vor uns und mit Siggi, dem Wirt, ein Unikum als Gastgeber. Der Stellplatz ist der Parkplatz vor dem Haus und könnte 3-4 Womos aufnehmen. Dreißig Meter entfernt ist noch ein Parkplatz einer Skiliftanlage. Am Abend geht es rein in die Wirtsstube, wo sich auch nach und nach die Almenbewohner zum Plaudern einfinden.
Am Morgen des 16.10. werden wir von der Stille (!!!), nur von vereinzelten Vogelrufen unterbrochen, geweckt. Siggi ist schon wieder auf, und werkelt bereits in der Küche herum. Er bedauert, dass wir schon fahren wollen – aber wir müssen. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war dies eine sehr gute Entscheidung. Eine Nacht mehr und wir wären morgens bei 15 cm Neuschnee wach geworden.
Wir fahren jedenfalls über Schliersee (ausdrückliche Erlaubnis zum Übernachten für Womos bis 2,85 t für 24 Std.), den Silvenstein-Stausee und zuletzt über eine gebührenpflichtige Privatstraße nach Hinterriss zum Ahornboden. Leider gibt es keinen Indiansummer mehr. Die Ahornbäume haben bereits ihre Blätter zum größten Teil abgeworfen. Trotzdem haben wir bei einem Spaziergang durch das Tal einen herrlichen und sonnigen Nachmittag. Auf dem Hauptparkplatz stehen einige Wohnmobile, teils auf Keilen. Deshalb nehmen wir an, dass hier auch übernachtet wird. Wir fahren aber gegen Abend nach Bad Tölz.
Der Stellplatz ist eine Baustelle. Die Gebühr wird nach Stunden abgerechnet und die V+E ist in einem schlechten Zustand. Abends gehen wir noch mal in den Ort. Es ist sehr schwierig, ein Lokal für ein Abendessen zu finden (vor Jahren gab es noch erheblich mehr Gaststätten) und den „Bullen von Tölz“ haben wir auch nicht gesehen.
Dafür war am nächsten Morgen (17.10.) der Spaziergang vom Stellplatz aus links herum, hoch zur Wallfahrtskapelle und dem Kalvarienberg umso schöner. Noch ein kleiner Bummel durch die Stadt und dann wieder nach Holzkirchen zum Mittagessen (muß sein).
Dann über Wasserburg am Inn (als kurzer Zwischenstopp sehr empfehlenswert) nach Erding. Der Stellplatz an der Therme gefällt uns überhaupt nicht. Wir entschließen uns kurz zur Fahrt rein nach München zum Parkplatz am Olympiaturm. Heute Abend sind wir hier das einzige Womo. Um den Sonnenuntergang zu genießen gehen wir rüber auf den Olympiahügel und trinken bei der Fortsetzung des Rundgangs noch mal schnell ein Weißbier bei der „Olympiaalm“. Nachts fängt es an zu regnen.
Heute (18.10.) wollen wir nach München rein. Es ist kalt, der Wind pfeift und eine Schneeschauer bekommen wir auch noch ab. Mit der U-Bahn (kurzer Weg vom Stellplatz; 24 Std. Ticket) geht es in die Stadt. Nun wird das Schuhzeug strapaziert. Heutige Stationen: Rundgang durch den Englischen Garten, Feldherrnhalle, Fußgängerzone, Viktualienmarkt, Dürnbräu (teuerstes Weißbier 4,10 EUR für 0,5 l), Maximilianeum, Fußgängerzone (Abendessen im Sushie-Express 1,5 Std. „all you can eat“ für 12,90 EUR), kurze U-Bahn-Fahrt zur Giselastraße zum Besuch eines Irish-Pub mit Live-Musik als Abendausklang. Fertig aber zufrieden bringt uns die U-Bahn anschließend wieder zum Olympiastadion. Mittlerweile sind zwei weitere Womos angekommen.
Gut ausgeruht geht es heute (19.10.) weiter in Richtung Heimat. Bei Ingolstadt besuchen wir den Zwilling des Outlet-Centers vom Wertheim Village. Bei Sauwetter werden hier ein paar Käufe getätigt. Lena hatte ja bereits in Wertheim Pech, deshalb war der jetzige Besuch des Centers für mich Verpflichtung. Weiter geht es nach Dettelbach am Main.
Wir sind von dem Stellplatz sehr positiv überrascht. Schön gelegen und gut ausgestattet ist er sehr empfehlenswert. Der Ort hat auch seinen Reiz, und er beherbergt Gastronomie für jeden Geschmack. In einer Besenwirtschaft haben wir sofort Kontakt zu anderen Gästen, und die Wirtin erklärt uns, dass die Gemeinde den Stellplatz aufgrund der Nachfrage und der für den Ort positiven Resonanz und Werthaltigkeit vergrößern will (!!!).
Heute Nacht hat es wieder gefroren. Schnell geht es nach Limburg (20.10.) und nach dem Mittagessen weiter nach Weilburg. Denn dort warten noch einige Forumsleute auf uns. Nach einem lustigen Grillabend (-nacht?) im Freien, kuscheln wir uns in unseren Womos unter die warmen Decken. Das Prasseln der Regentropfen begleitet uns in den Schlaf.
Am 21.10. geht für uns nach 22 km die letzte Etappe unseres Herbsturlaubes wieder in Limburg zu Ende. Wir haben insgesamt 1.600 km hinter uns gebracht.