Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
In 2016 haben wir uns bewußt neue Reise-Ziele gesteckt. So waren wir im Frühjahr in Nordwest-Spanien und Nord-Portugal, und für den Spätsommer haben wir uns Sardinien vorgenommen. Für diese Insel erschien uns diese Reisezeit als sehr angenehm. Die italienischen Urlauber sind schon weg, Luft und Wasser sind noch warm.
Am 10. September war es dann so weit. Zur Anreise an unseren Fährhafen Livorno wählten wir die Pfalz- und Elsass-Autobahn und die Durchquerung der Schweiz. Sardinien haben wir im Uhrzeigersinn auf wirklich guten Straßen befahren. Die Rückfahrt erfolgte mit kleinen Abweichungen auf dem gleichen Weg. Bis zu unserer Rückkehr am 18. Oktober hatten wir insgesamt 3.811 km zurückgelegt.
Bei den Übernachtungen haben wir eine gute Mischung gefunden und immer mal wieder auf Wohnmobil-Stellplätzen mit V+E bzw. ACSI-Campingplätzen gestanden. Ab 15. September wurden an sehr vielen Strand-Parkplätzen die Park-Automaten abgebaut und die Beschränkungen wurden nicht mehr so ernst genommen.
Selbtverständlich haben wir auf Sardinien nicht nur am Strand faul herum gelegen,
sondern waren auch in Sachen Kultur unterwegs
und haben uns durch die „sardische Küche“ gegessen.
Samstag, 10.09.2016
Es ist heiß und die letzten Reise-Vorbereitungen werden getroffen. Da wir uns für die Anfahrt an den Fährhafen Livorno die Schweiz-Durchfahrung vorgenommen haben, versteht es sich von selbst, dass wir auch die Autobahnen der Pfalz und des Elsass wählen. Unser heutiges Ziel soll Colmar sein. Bis auf eine kurze Verzögerung bereits auf der B 417 in Richtung Wiesbaden, nur ca. 25 km von Limburg entfernt, hier wurden wir von einer Charity-Radtour kurz ausgebremst, erreichten wir ohne Probleme gegen 15.30 Uhr Colmar.
Der Wohnmobil-Stellplatz am Port de Plaisance mit V+E (Gebühr EUR 15,00 zzgl. 22 Cent Taxe p.P.) ist am Wochenende gut besucht. Wir haben trotzdem noch genug Auswahl an Plätzen, wo wir unser Haupt für die Nacht hinbetten können. Die Dame am Empfang ist sehr freundlich und spricht bei Bedarf auch deutsch.
Uns zieht es schnellstens in die nur etwa 1 km entfernte Altstadt. Bis 18.00 Uhr hat noch das „Unterlinden Museum“ geöffnet. In dem ehemaligen Kloster und einem modernen Anbau ist u. a. der Isenheimer Altar von Grünewald, sowie Gemälde von Claude Monet, Pablo Picasso und Otto Dix zu sehen. Es ist eine sehr beeindruckende Gesamtausstellung, die die Entwicklung der bildnerischen Darstellung über Jahrhunderte hinweg dokumentiert.
Der Isenheimer Altar aus dem 16. Jhdt. besteht aus drei Teilen von großen Flügelkombinationen, die getrennt ausgestellt sind, sodaß man immer Vorder- und Rückseiten betrachten kann.
In dem Museum befinden sich darüberhinaus noch viele andere Altarbilder,
… oder Meister der Moderne.
Nun können wir uns treiben lassen und streifen durch die Gassen der Altstadt. Am Place de la Cathedrale bei der Stiftskirche Sankt Martin werden wir von einem Colmarer auf deutsch angesprochen.
Nach einer kurzen Plauderei erhalten wir eine ganz spezielle Führung durch die Altstadt. Wir lernen etwas über die Monats-Sonnenuhr und die älteste Elle an der Stiftskirche Sankt Martin;
sehen das Geburtshaus von Frédéric-Auguste Bartholdi, der die Freiheitsstatue auf Liberty Island (New York) erbaut hat; am Place de l’Ancienne Douane beim Koihus erfahren wir unbekanntes über den 10-Städte-Bund, den Vorläufer und Anschauungsobjekt der Deutschen Hanse;
stehen vor dem Geburtshaus von Marie Bigot de Morogues, einer Klavierschülerin von Beethoven, Freundin von Haydn und selbst Klavierlehrerin von Felix Mendelsohn Bartholdy.
Nach einem Aperitiv im Bistro „du Koifhus“ wechseln wir zum Abendessen in die „Koifhus Winstub“.
Zur Verdauung spazieren wir noch etwas durch die abendlichen Gassen des Altstadtbereichs Petit Venice.
Tagesstrecke: 328 km
Sonntag, 11.09.2016
Nach einem geruhsamen Frühstück starten wir gegen 11.00 Uhr die nächste Etappe bis zum Lago Maggiore. Dabei wechseln wir kurz vor Mulhouse auf die A5, umfahren Basel auf der A98 und gelangen ohne Stau auf die schweizer A2 in Richtung Gotthard-Tunnel. Um 16.30 Uhr erreichen wir Cannobio am Lago Maggiore und fahren zu dem Stellplatz in der Via San Rocco mit V+E (Gebühr EUR 16.00 ).
Auf dem Weg zur Ufer-Promenade holen wir uns noch 2 x frische Pizza al Taglio (Pizzastücke) bevor wir gemütlich am See entlang spazieren. Wir sondieren die Lage in den Bars und entscheiden uns, für den abendlichen Aperol-Spritz in das „Dolce & Caffe“ einzukehren, und erhalten zu den Getränken gegen einen kleinen Aufpreis noch eine Platte mit Käse, Salami und Gebäck.
Tagesstrecke: 350 km
Montag, 12.09.2016
Gestern hatten wir uns bereits auf dem ACSI-Campingplatz mit Schwimmbad (Gebühr EUR 17,00) einen Platz reserviert. Der Umzug verläuft reibungslos. Bei der Hitze ist das Schwimmbad eine Wohltat.
Es ist ein schöner Morgen und so streifen wir noch ein wenig durch die Altstadt von Cannobio.
Für das Mittagessen haben wir eine ganz versteckte Trattoria gefunden, die man von der Ufer-Promenade aus auf einer kleinen Treppe erreicht. Einige Tische stehen im sonnendurchfluteten Innenhof des alten Palazzo Omacini.
Nach einer sehr freundlichen Begrüßung in der Trattoria „Emporio del Gusto“ empfiehlt uns der Patron als heutiges Extraangebot das Büfett aus kalten und warmen Speisen; alles wird von seiner Frau Patrizia nach alten kalabrischen Rezepten aus der Familie gekocht. Sobald eine Schüssel leer ist, bringt Senora Patrizia sofort ein neues Gericht herbei. Und wie innerhalb der Familie üblich, kommt sie auch schon mal mit einem Topf an den Tisch und teilt selbst aus. Das Essen und der Wein sind hervorragend.
Nach einer angemessenen Ruhezeit ist Schwimmen angesagt.
Tagesstrecke: 0 km
Dienstag, 13.09.2016
Vor der Weiterfahrt nutzen wir noch einmal die Möglichkeit, einige Runden zu schwimmen. Als wir Verbania schon fast durchfahren haben, werden wir für die letzten zwei Kilometer in eine sehr lange und umständliche Umleitung gezwungen. Auf der Autobahn in Richtung Genua lässt es sich anschließend ausgesprochen ruhig fahren, dafür erwischt uns das Chaos auf der Autobahn bei der Durch- bzw. Umfahrung von Genua. Dabei wechseln sich ständig nicht unbedingt vertrauenserweckende Tunnels und Brücken ab (Maut EUR 29,40).
Bei Marinella di Sarzana verlassen wir die Autobahn und fahren zu dem Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 13,00). Achtung!!! Die Gebühr gilt nur bis zum nächsten Tag 09.00 Uhr. Danach ist eine weitere Zahlung fällig. Der Platz ist ruhig und das Meer liegt auf der anderen Seite der Straße.
Und abends sitzen wir in der benachbarten Pizzeria vor einer Riesen-Pizza.
Tagesstrecke: 361 km
Mittwoch, 14.09.2016
Die Neun-Uhr-Regelung ist für Urlauber nicht normal. Wir fahren vom Stellplatz runter, tanken in der benachbarten Tankstelle und halten kurze Zeit später am Straßenrand und frühstücken in aller Ruhe.
Ab jetzt fahren wir auf der Via Aurelia, was sich als sehr nervig gestaltet. Viele Orstdurchfahrten, zugebaute oder versperrte Strände säumen die Straßen. Aber das kennt man ja von dieser Region.
Wir machen noch einen Abstecher nach Torre del Lago Puccini an den Lago di Massaciuccoli (Parkgebühr EUR 2,00), schwelgen in Erinnerungen und finden nichts zu essen.
Das uns bekannte Lokal, etwas außerhalb, hat leider heute Ruhetag. Trotzdem müssen wir nicht verhungern. Auf der Weiterfahrt finden wir ein kleines Lokal wo wir uns an Primo: Spaghetti Marinara und Secondo: Hähnchen bzw. Scaloppina mit Cotorno: Spinat und gegrilltem Gemüse stärken.
Bis zum Hafen nach Livorno ist es nun nicht mehr weit. Dort befindet sich ca. 200 m vom Check-In entfernt ein kostenloser Wohnmobil-Stellplatz mit V+E. Frischwasser würde ich dort aber nicht aufnehmen, und nur das Grauwasser lässt sich problemlos entsorgen.
Wir haben die Fähre nicht im vorhinein gebucht, so mache ich mich nun auf den Weg. Problemlos halte ich um 15.33 Uhr die Tickets von MobyLines für EUR 247,92 (hin und zurück mit Deckpassage) in Händen.
Im Laufe des Nachmittages erscheinen Carabinieri und machen Stichproben bei den wartenden Wohnmobilen. Wir sind dabei, warum weiß der „Geier“. Es werden Ausweise, Führerschein, Fahrzeugpapiere und Fährpapiere überprüft. Außerdem möchte er überall hineinschauen, aber ohne das Wohnmobil zu betreten (?).
Um 19.00 Uhr stellen wir uns zur Beladung an. Unser Schiff ist die „Moby Wonder“. Gegen 22.00 Uhr beginnt die Verladung. Unser Wohnmobil muss nach ganz unten in den Schiffsbauch. Es ist jetzt schon heiß dort unten. Schnell verteilen wir die vorbereiteten Kühlakkus und eine eingefrorene Wasserflasche im Kühlschrank, da wir das Wohnmobil verlassen müssen. Kurz nach 23.00 Uhr setzt sich das Schiff in Bewegung.
Noch hatten wir das Außendeck für uns.
Auf den Decks im Schiff ist die „Hölle“ los. Einige Schulklassen breiten bereits ihre Schlafsäcke aus, ohne aber zur Ruhe zu kommen. Wir quetschen uns auch noch auf eine Bank, vor mir liegen mehrere junge Damen wie die Heringe auf dem Boden. Gemütlich war es nicht, doch haben wir wir einige Stunden schlafen können.
Tagesstrecke: 84 km
Donnerstag, 15.09.2016
Wenige Minuten nach 08.00 Uhr erreichen wir den Hafen von Olbia. Sardinien ist für uns totales Neuland. Jetzt beginnt die Suche nach dem richtigen Parkdeck. Die Decknummer ist ja klar, doch welche Farbe hatte unser Aufgang? Alles wird gut und wir landen bei unserem Wohnmobil. Hier unten, im untersten Deckbereich, ist es total heiß. Das Wohnmobil hat sich innen auch bis ins unerträgliche aufgeladen.
Endlich draußen, heißt es für uns nur noch: das herrliche Wetter genießen, Fenster runter und das Wohnmobil mit dem Fahrtwind durchlüften. Da wir die Insel im Uhrzeigersinn umrunden wollen, haben wir uns den kleinen Ort Porto San Paolo als erstes Ziel vorgenommen.
In der Nähe des Sportplatzes wird auch ein großer Parkplatz als Wohnmobil-Stellplatz angekündigt (von 8 – 20 Uhr Uhr Gebühr EUR 14,00) . Eine V+E ist nicht vorhanden. Einige Wohnmobile stehen schon dort. Als aber Gemeindebedienstete zum Entleeren des Parkautomaten erscheinen, verschwinden diese, Einer nach dem Anderen. Da wir für einen ansonsten nutzlosen Parkplatz nicht so viel bezahlen wollen, verlassen auch wir nach dem Frühstück den Parkplatz.
Als wir beim Wegfahren sehen, dass in der Nähe der Hauptstraße ein Wochenmarkt aufgebaut worden ist, halten wir kurz an und sammeln erste Eindrücke des sardischen Angebotes.
Wir sind von der unruhigen Nacht ein wenig zerschlagen und suchen deshalb einen Übernachtungsplatz, wo man auch im Meer schwimmen kann. Die Straße zu dem Strand Lu Impostu darf mit Fahrzeugen von über 5 m Länge nicht befahren werden. Der Parkplatz etwas nördlich davon ist für Wohnmobile und Wohnwagen strikt verboten. So landen wir auf einem kleinen Platz im Naturschutzgebiet Stagno di San Teodoro, einer kleinen Lagune, wo Bootsfahrten zur Beobachtung der Vögel angeboten werden. Und nebenan stehen viele Korkeichen.
Hier bleiben wir erst einmal und bekochen uns selbst. Auch wenn hier „Camping verboten“ ist, sollte ein ausgiebiger Mittagsschlaf erlaubt sein.
Etwas ausgeruhter versuchen wir es, so weit wie möglich an den Strand von Lu Impostu heran zu fahren. Den Rest laufen wir zu Fuß und gehen auch mit selbigen in die nur knöcheltief heran rollenden Wellen. Leider haben wir keine Badesachen mitgenommen, um das warme Wasser richtig genießen zu können.
Mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Wir entschließen uns nach Porto San Paolo zurück zu fahren, spazieren zum Strand, wo sich nochmals ein Parkplatz mit den gleichen Beschränkungen befindet, und freuen uns, mangels offener Bar, auf unseren eigenen Apero mit kleinen Leckereien im Wohnmobil. Es ist immer noch heiß!
Tagesstrecke: 55 km
Freitag, 16.09.2016
Es regnet. Unsere Einstellung zum Sardinien-Urlaub ist ein wenig getrübt. Diese Beschränkungen sind wir nicht gewohnt, und wir haben noch vier Wochen Insel-Urlaub vor uns. Was kommt auf uns zu?
Kurz nach 08.00 Uhr verlassen wir unseren Platz und frühstücken im Ort auf einem Parkplatz an der Hauptstraße. Dort warten wir auch das Ende des Regens ab. Danach fahren wir kurz vor San Teodoro zum Strand La Cinta, wo wir auch auf keinen Parkplatz dürfen. Wir parken kurz vorher am Straßenrand und schlängeln uns an Pfützen vorbei zum Strand. Hier sieht es tatsächlich schlimm aus. Heute Nacht muss es nur wenige Kilometer von uns entfernt fürchterlich geschüttet haben. Der Strand ist aber herrlich.
So fahren wir nach San Teodoro und parken vor dem Euro Spin. Diesen Supermarkt findet man auf der ganzen Insel. Er ist wirklich empehlenswert. San Teodoro selbst ist ein reiner Touristenort. Andenkengeschäfte, Bars und Restaurants finden sich reichlich.
Nach einem Aperol wollten wir eigentlich nur noch Pizza ai Taglio zu uns nehmen. Da es diese aber nur am frühen Abend gibt, haben wir auf wieder einmal überdimensierte Pizzen zurückgegriffen.
Bei unserem Weg zurück zum Wohnmobil „stolpern“ wir plötzlich über dieses Plakat. Ein Fest in der Lagune mit einem solchen Menü liest sich gut. Das „wo ?“ haben wir für uns auch geklärt: Lagune und unter Mitwirkung des Vereins „Stagno …“. Das kann nur in dem Naturreservat sein, wo wir gestern Mittag gestanden haben. Außerdem wurden gestern auch Bänke und Tische dort hin geliefert.
Ein Programm-Punkt für morgen steht somit schon fest. Was machen wir nur in der Zwischenzeit? Zuerst einmal besuchen wir den Euro Spin. Neben notwendigen Lebensmitteln kaufen wir Weißwein ein. Den Vermentino gibt es in Bars und Restaurants überall als Vino da Casa. Er ist ein feiner trockener Weißwein mit einer leicht fruchtigen Note. Bei dem Rotwein haben wir uns für den Cannonau di Sardegna entschieden, einen nicht ganz so schweren Rotwein. Trotzdem ist es für die sardischen Weine ganz normal, dass sie bei 14 % vol. liegen.
Bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz steuern wir unterhalb von San Teodoro bei Agrustos den Parkplatz von der Pineta Sant Anna an. Ein großer Parkplatz bei einem schönen Wäldchen mit einem tollen Strand davor; nur dürfen wir hier nicht übernachten.
Etwas wieder in nördlicher Richtung sehen wir aber einen großen Parkplatz am Strand. Wir kurven also zurück und finden auch den Zugang zum Parkplatz Sa Capannizza an der Baia di Budoni. Seit dem 15. September kostet der Parkplatz keine Gebühren mehr und es stehen bereits einige Wohnmobile hier. Der einzige Wermutstropfen sind diese blöden Verbotsschilder für die Übernachtung von Wohnmobilen, und es kursieren ja die wildesten Gerüchte im „Netz“.
Uns zieht es auf jeden Fall erst zum Wasser. Die riesige Bucht mit tollem Strand und einer offenen Bar ist einfach traumhaft. Wir genießen es, ins Wasser hinein zu laufen. Das Meer ist wirklich warm. Trotzdem kühlt es natürlich den überhitzten Körper; wir können gar nicht genug bekommen.
Gegen Abend fehlt uns dann aber die Traute, hier zu übernachten. Wir fahren zurück nach Budoni. Bei der Durchfahrt habe ich einen etwas versteckten Parkplatz gesehen. Nach einem kleinen Spaziergang durch den in den Abendstunden erwachenden Ort haben wir eine ruhige Nacht in unserem Wohnmobil.
Tagesstrecke: 41 km
Samstag, 17.09.2016
Ganz früh fahren wir wieder an den Strand – frühstücken, schwimmen und faulenzen. Gegen Mittag geht es auf unserer eigentlich gedachten Route noch weiter zurück und über San Teodoro hinaus zur Stagno di San Teodoro zum Fest des örtlichen Fußballvereins. Irgendwie machen wir etwas falsch und kommen nicht wirklich vorwärts. Aber wir haben ja vier Wochen auf der Insel. Das tröstet uns.
Es sind schon viele Gäste dort. Tische und Bänke sind mit Hilfe von Pavillons beschattet. Am Eingang werden Bons verkauft, mit denen man sich dann Essen und Getränke holen kann. Für EUR 15,00 gibt es als Primo: Nudeln, Secundo: gegrillten Fisch mit Brötchen und Wein. Später wird noch süßes Gebäck als Dessert verteilt.
Mittlerweile stürmt es ganz schön, und immer wieder kommen starke Böen unter dem Pavillon hindurch. Bei einem Windstoß fegt es auch eine Reihe der Plastikschalen mit den Nudeln und einige Weinbecher vom Tisch.
Nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf begeben wir uns wieder auf die Straße. Der Wind hat nachgelassen. Nach einem Abstecher zum Porto Ottiolu, wo es uns aber aufgrund der Enge nicht gefällt, fahren wir wieder zum Strand Sa Capannizza. Einige Wohnmobile haben gestern schon hier gestanden, also wagen wir es auch! Das Bad in den Fluten ist wunderschön, auch wenn der Wind die Oberfläche des Wassers etwas kühler erscheinen lässt.
Nach einem Bad in der Sonne verziehen wir uns ins Wohnmobil. Ein Wagen mit Carabinieris macht seine Runde und schaut, ob alles in Ordnung ist, und verschwindet wieder. Alles ist gut (!), und die Angst ist weg. Mit dem Sonnenuntergang ist Mückenalarm. D. h. wirklich alles zu machen, denn die Biester kommen durch die Mückengitter durch.
Tagesstrecke: 50 km
Sonntag, 18.09.2016
Wir sitzen gemütlich beim Frühstück, da fährt ein weißer Lieferwagen mit dem in Deutschland zu Sperrmüllterminen oft gesehenen Kennzeichen vor, und baut den Park-Automat ab! Wir denken nur noch: Welch eine Dreistigkeit! Doch kurze Zeit später wird das Vorurteil ausgeräumt! Ein Kleinlastwagen der Comune kommt, und der Park-Automat wird aufgeladen. Oder war es eine konzertierte Aktion?
Nachdem wir nun etwas beruhigter an die Übernachtungsplätze heran gehen können, beenden wir dieses Schnecken-Verhalten und fahren vorwärts. Auf der Küstenstraße kommen wir nach Posada. Schon von weitem sehen wir die sich an den Berghang schmiegenden bunten Häuser.
Wir parken am Fuße der Altstadt beim Friedhof, und lassen uns durch die Altstadtgassen treiben, bis hoch oben zum Castello della Fava.
Gegen Mittag erreichen wir San Giovanni. In einem Restaurant mit Terrasse lassen wir uns nieder und essen Calamares bzw. gekochtes Fleisch mit Kohl und Kartoffeln.
Übernachten wollen wir auf dem ACSI-Platz „Selema Camping“ in Santa Lucia. Dieser liegt fast ganz in einem Hain und ist etwas duster. Einige Wohnmobile stehen an einem vom Gewitterregen aufgeweichten offenen Streifen entlang. Wir gesellen uns dazu, da ich am frühen Abend „Formel 1“ sehen möchte. Weil ich etwas ungünstig stehe, muß ich zur Sendezeit trotzdem noch etwas nach vorne auf den Fahrweg rangieren. Lena nutzt die Zeit zum Wäsche waschen. Da es wieder etwas zu regnen anfängt, wird die Wäsche bei dem benachbarten Ferienhaus auf der Terrasse getrocknet. Eine Regenpause nutzen wir, um bei einem kleinen Spaziergang über den Campingplatz den Strand zu besichtigen.
Tagesstrecke: 22 km
Montag, 19.09.2016
Wir hatten wieder unseren nächtlichen Regen. Heute Morgen scheint aber die Sonne mit aller Macht auf uns herab. Bevor wir weiter fahren, schauen wir uns noch den Ort Santa Lucia an, und sind über die netten Restaurants in einem bunten, dörflichen Charakter erstaunt.
Auf dem Weg zu unserem heutigen Ziel, Orosei, bleiben wir immer auf der SS 125. Wir parken im Ortskern von Orosei und streifen ein wenig durch die Altstadt. Bei Sonnenlicht erstrahlen die vielen mit hellen Farben angstrichenen Häuser.
Auf der kleinen Piazza Marconi sehen wir das anheimelnde Lokal „La Taverna“, was uns auf Anhieb gefällt. Mit seiner typischen sardischen Küche ist es etwas teurer, aber auch unwahrscheinlich gut. Wir entscheiden uns für Tagliatelle al nero (mit Sepia gefärbte Tagliatelle mit Meeresfrüchten), Vino rosso, Aqua naturale, caffe und caffe coretto (für mich mit etwas Grappa). In dem zu bezahlenden Coperto sind verschiedene Sorten Brot u. a. das hauchdünne sardische Knusperbrot enthalten.
Bevor wir an den Strand fahren, wollen wir uns noch im etwas außerhalb von Orosei gelegenen Euro Spin versorgen. Aber nichts da – Mittagspause bis 16.00 Uhr. Da es nicht so notwendig ist, fahren wir jetzt an den Strand Su Petrosu. Namensgeber für diesen Strand ist die, lt. dem „Wohnmobil-Tourguide“ von Peter Höh aus dem Reise-Know-How-Verlag, Che-Guevara-Gedächtnis-Bar „Su Petrosu“.
In und um das Pinienwäldchen tummeln sich zahlreiche Wohnmobile. Zum Strand kommt man über eine Brücke, die einen Kanal überquert. Der feine Kies-Strand führt hier sehr schnell und steil ins Wasser.
Bei diesem schönen Wetter ist ganz einfach faulenzen angesagt.
Tagesstrecke: 38 km
Dienstag, 20.09.2016
Faulenzen und lesen kann sooo schön sein. Mittags machen wir unsere eigene Pasta mit Vorspeisen. Am Abend beehren wir dann die Bar „Su Petrosu“ und kämpfen uns durch die riesigen Vorspeisenplatten mit Sardischem Käse, Salami, Schinken und Oliven, und unterhalten uns mit einem schweizer Ehepaar, das spartanisch nur mit einem PKW, aber zwei Fahrrädern, unterwegs ist.
Tagesstrecke: 0 km
Mittwoch, 21.09.2016
Es ist fast schon Mittag, als wir uns auf den Weg zum Euro Spin machen. Anschließend besuchen wir noch eine andere Ecke der Oroseier Altstadt, holen uns mit unserem kleinen Kanister in der Vineria Enorosei 3 Liter Vino sfuso bianco (Weißwein vom Fass) und nehmen an der Hauptstraße in der Pizzeria Pastificcio einen kleinen Imbiss.
Hinter Orosei durchqueren wir auf der SS 125 einen riesigen Marmo-Steinbruch auf dem Weg nach Orgosolo. Nach ca. 15 km verlassen wir die Küstenstraße und begeben uns ins Landesinnere.
Orgosolo schmiegt sich lang gezogen oben an den Berg. Armut und soziale Ungerechtigkeit führten Ende des 19. Jhdts. dazu, dass Orgosolo durch sein organisiertes Bandenwesen zu einer traurigen Berühmtheit gelangte. Außerdem war Orgosolo Anfang des 20. Jahdt. Schauplatz einer ausufernden Blutfehde, die 50 Menschen das Leben kostete. Heute strömen die Touristen in diese einsame Gegend um die wunderbaren Murales, Wandmalereien, an den Fassaden der Häuser von Orgosolo zu sehen.
Diese Wandmalereien an öffentlichen Mauerflächen entstanden aus einer Künstlerbewegung nach der Revolution in Mexiko in 1910 mit den Themen von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. Die Bilder werden mit Acryl direkt an der Hauswand aufgebracht. Nach dem Staatsstreich am 11.09.1973 errichtete General Augusto Pinochet in Chile ein unerbittliches totalitäres Regime. Infolgedesssen flüchteten viele Künstler nach Frankreich und Italien, und brachten die Kunstform der Murales mit nach Europa.
In 1969 brachten einige junge Anarchisten um Giancarlo Celli das erste Murales mit einer politischen Aussage an eine Hauswand in Orgosolo. Francesco Del Casino, Künstler und Kunstlehrer an der Mittelschule in Orgosolo, startete 1975 ein Projekt mit seinen Schülern zum 30. Jahrestag der Befreiung von den Faschisten. Dieses Ereignis und andere aktuelle Themen sollten auf Plakaten dargestellt werden. Del Casino wollte aber etwas Bleibendes schaffen und ließ die Schüler ihre Arbeiten auf die Hauswände übertragen. Viele Jahrgänge von Schülern taten es ihnen nach. Hinzu kamen viele Arbeiten von örtlichen Künstlern wie Pasquale Buesca, die Künstler der Gruppe „le api“ und Massimo Cantoni. So gestaltete sich ein immer weiter wachsendes Gesamtkunstwerk.
Wir irrten, trotz Nachfragen bei Einheimischen, da ich es nicht richtig verstanden habe, ich kann halt nur wenige Brocken Italienisch, etwas ziellos durch die Gassen, bis uns eine ältere Dame den Weg zum Corso Republica zeigte. Hier kann man die dichteste Anhäufung der Murales vorfinden.
Nach 2,5 Stunden und einigen Kilometer Betrachtungen beenden wir unsere Tour durch die Stadt und wollen wieder zurück ans Meer. Wir hatten unser Wohnmobil unterhalb der Altstadt am Friedhof geparkt, wo wir aber nicht übernachten wollen. Für die Besichtigung der Murales hätte es sogar noch andere Parkplätze in der Oberstadt gegeben.
Statt bergab, fahren wir weiter bergauf in die Foresta di Montes bis auf über 1.000 Meter. Unser Navi führt uns auf immer schmalere Straßen. Freilaufende Schweine begegnen uns am Straßenrand. Die freilaufenden Schafe, Ziegen und Kühe sind ja schon normal, aber Schweine hatten wir noch nicht. Es ist uns ein wenig unwohl, und so vergessen wir zu fotografieren. Mit ein wenig Abstand kommt uns die Erkenntnis, dass wir dort auch hätten übernachten können.
Irgendwann erreichen wir dann die neu ausgebaute SS 389, auf der wir zügig durch die Hochebene fahren. Als wir aber auf die SS198 in Richtung Tortoli einbiegen, geht es nur noch steil in Serpentinen hinunter. Unsere Bremsen stinken. Unser Ziel ist der ACSI-Campingplatz „Camping Village Orri“, der südöstlich von Tortoli in Lido di Orri liegt.
Der Campingplatz ist sehr gepflegt und liegt direkt am Strand. Achtung!!!: Die V+E liegt direkt hinter dem Eingangstor, weit vor der Reception und dem schönen Bereich des Platzes, zentral mit allen Einrichtungen. Hier bekommt man seinen Stellplatz zugewiesen. Auf dem an die V+E anschließenden Bereich können sich die Wohnmobile bei gleichem Preis ihre Plätze selbst aussuchen.
An der Reception wird fließend deutsch gesprochen. Es ist alles stimmig, und wir beschließen, zwei Nächte hier zu bleiben.
Besonders auffällig ist die konsequente Mülltrennung.
Tagesstrecke: 132 km
Donnerstag, 22.09.2016
Wir haben schönes Wetter und genießen das Faulsein! Zur Erfrischung wechseln wir morgens und nachmittgs zum Strand suhlen uns in dem warmen Wasser. Am Abend gehen wir in die ca. 400 m entfernte Pizzeria und sitzen noch lange draußen (bei den Mücken – trotz Autan).
Tagesstrecke: 0 km
Freitag, 23.09.2016
Oberhalb von Tortoli liegt Arbatax mit seinen berühmten „roten Felsen“. Auf dem Weg dorthin, nicht weit vom Campingplatz entfernt, wollen wir noch eine Nuraghe (steinerne Turmbauten aus der Zeit von 1600 – 400 v. Chr.) besichtigen. Leider wird niemand mehr eingelassen, da schon die Mittagspause „vor der Tür steht“.
Als großes Fahrzeug dürfen wir Tortoli umfahren und gelangen auf die Landzunge Arbatax. An der Straße entlang zum Hafen sieht man noch die Überreste der alten Schmalspurbahn mit Drehscheibe. Ganz am Ende der Hafenzufahrt befindet sich auf der rechten Seite ein großer Parkplatz mit dem direkten Zugang zu den roten Felsen.
Jetzt ist wirklich Mittagszeit und nach einiger Suche finden wir ein Restaurant, was uns zusagt. Der Kellner ist wohl nicht so ganz auf der Höhe, und es sind auch nicht mehr alle Speisen zu bekommen. Die von uns gewählten „Malloreddus campidanese“ (mit klein gerupfter Salsiccia in der Tomatensoße), die Lieblingspasta der Sarden, schmecken aber hervorragend.
Es geht auf der SS125 weiter nach Süden. Eigentlich wollen wir im Hafen von Porto Corallo übernachten, aber erstens dürfen wir nicht und zweitens ist es auch gar nicht schön dort. Wenige Meter weiter gibt es rechts einen Camperstopp, und auf der anderen Seite tummeln sich die Wohnmobile im Gebüsch oberhalb der Felsküste. Dort wollen wir auch hin und treffen sogleich auf ein Wohnmobil aus einem heimatlichen Nachbarort. Das Ehepaar hat hier zwei Nächte gestanden und sie hatten keinerlei Probleme mit der Polizei – aber, kein Camping!!!
Um uns noch ein wenig zu bewegen, besteigen wir die hinter uns liegende Erhebung mit dem Sarazenenturm. Solche Türme findet man entlang der gesamten Küste Sardiniens.
Nach dem Sonnenuntergang empfängt uns die „schwarze Nacht“, und als sich die Augen daran gewöhnt haben, offenbart sich ein unbeschreiblicher Sternenhimmel.
Tagesstrecke: 89 km
Samstag, 24.09.2016
Es ist bewölkt und in der Ferne sehen wir Regenschleier. Uns zieht es weiter nach Süden. Bei der Durchfahrung von Muravera sehe ich ein Schild „Cantina del Sarrabus“ und unten drunter „Vini Sfusi“. Einparken und mit dem Drei-Liter-Kanister losziehen ist ein Leichtes. Und schon sind wir wieder Besitzer von drei Liter Roten. Nebenbei besuchen wir noch den örtlichen Lebensmittelmarkt und studieren die Nudel- und Käse-Angebote.
Der Abstecher zum Capo Ferrato hat sich nicht gelohnt. Der dortige Stellplatz unter den Pinien ist sehr einsam und kostet in der Saison EUR 10,00/Nacht. Jetzt ist er kostenlos, aber auch trostlos.
Plötzlich verändert sich die normale Landstraße in eine Prachtallee, die schnurgerade auf ein riesiges Gebäude zuläuft. Rechterhand ist eine kleine Kirche, die dem Heiligen Basilide geweiht ist, einem römischen Legionär, der zum christlichen Glauben übertrat, und eine Tankstelle. Links befinden sich zwei Häuser gleichen Stils wie der große Bau. In dem Einen befindet sich jetzt im Erdgeschoß ein Restaurant. Ansonsten ist alles totenstill. Das große Gebäude entpuppt sich bei näherem Hinsehen als „Colonia Penale“ aus dem 19. Jhdt., also einer Strafkolonie, deren Insassen zur Zwangsarbeit herangezogen wurden.
Kurze Zeit später erreichen wir Cala di Sinzias. Hier soll es am Strand Tamatete einen Parkplatz zum Übernachten geben. Von der Straße führt noch ein breiter Schotterweg zum Strand, und schon sehen wir vor uns die „weißen Dächer“. Es ist ein sehr unebener aber gut besuchter Platz.
An dem Fußweg zum Strand und auf den darunterliegenden Wiesen ist alles mit PKW zugeparkt. In der Beach-Bar wird bis in die Nacht eine Hochzeit gefeiert. So etwas hatten wir schon einmal auf Chalkidiki in Griechenland. Für uns bedeutet dies, Self-Service ist bei der Verpflegung angesagt. Wir nutzen den nahen Strand und erfrischen uns im Meer.
Am Spätnachmittag kommt noch ein Bauer vorbei, der Schafskäse verkaufen möchte. Es bedarf einer langwierigen Verhandlung über Maxigrößen von Käse mit utopischen Preisen, und einer Beendigung des Verkaufsgespräches von meiner Seite aus, bis wir uns auf eine für uns ausreichende Menge und auf einen, wie ich denke, normalen Preis einigen können.
Abends sitzen wir noch lange draußen, bis uns die Mücken vertreiben. Unsere italienischen Nachbarn haben in den Stunden vorher eifrig Brennholz aus den umliegenden Wäldern herangeschleift, und mit Hilfe einer großen Tonnen ein Lagerfeuer gemacht, um das sie sich noch etwas länger geschart haben.
In der Nacht haben wir ein kurzes aber heftiges Gewitter mit einem ebensolchen Regenschutt.
Tagesstrecke: 61 km
Sonntag, 25.09.2016
Es ist bewölkt, und bei unserer Fahrt entlang der Küste, wir klettern immer höher, um dann wieder steil hinab zu fahren, fängt es an zu regnen. In Villasimius werden wir um das Zentrum herum geleitet. Wir versuchen nochmal zum Strand und zum Stellplatz zu kommen. Durch den Regen und die tiefen Furchen auf den nicht befestigten Straßen sieht aber alles nicht sehr ansprechend aus.
Auf der Küstenstraße geht es mal wieder bergauf. So gelangen wir zu einem Aussichtspunkt, von wo wir die schönen Strände von Villasimius und das Capo Carbonara sehen können.
Mittlerweile hat es aufgeklart, und als wir bei Solanas von oben in die weite Bucht schauen, sehen wir unter uns Wohnmobile am Strand stehen. Sofort kommt uns der Gedanke, dass dort unser Tagesziel liegt. Durch Ferienhäuser und sonst nichts, gelangen wir zu dem Parkplatz. Vor uns liegt ein wunderschöner Sandstrand, klares Wasser und eine nahe Strandbar.
Auf der Suche nach einem Restaurant durchstreifen wir so viele Straßen, aber leider ohne Erfolg. Zwei Restaurants waren zu und ansonsten gibt es hier nur Ferienhäuser. Letztendlich werden wir bei „unserer“ Strandbar fündig. Wir essen eine sardische Vorspeisenplatte und ein Nudelgericht. Alles gut!
Danach zieht es uns ins Wasser – warm, klar und vollkommen ruhig. Hier kann man in aller Ruhe entlang des Strandes seine Bahnen schwimmen. Es ist eine herrliche Stille rund herum.
Tagesstrecke: 33 km
Montag, 26.09.2016
Schweren Herzens verlassen wir den schönen Strand, und als wir die Hauptstraße erreichen, sehen wir dort ein Restaurant und einen Weinhändler mit offenen Weinen. Wir umrunden den Golfo di Cagliari, wobei die Umfahrung von Cagliari durch die vielen Ampeln zwar etwas nervig ist, aber trotzdem einfacher als erwartet vonstatten geht. Auf der anderen Stadtseite fahren wir am Flughafen vorbei, und durchqueren ein riesiges Gebiet mit Industrie, daß sich an den Lagunen, wo sich zur Zeit die Flamingos aufhalten, entlang zieht.
Bei Pula verlassen wir die alte Hauptstraße, wir sind nicht auf die neue SS 195 gewechselt, und parken nahe des Ortskerns von Pula direkt rechts hinter der Brücke auf dem großen Parkplatz beim Stadion.
Bei der Anfahrt dorthin haben wir schon von weitem links von uns ein großes Schild „Zio Dino – Restaurant“ über den Dächern von Pula schweben sehen. Dort wollen wir hin. Doch leider sieht es treppauf zu dem Restaurant sehr mau aus. Wir stehen vor einem verschlossenen Zugang und viele Werbeblätter liegen auf dem Boden. Hinter uns ruft aber schon ein älterer Herr mit Küchenschürze, dass wir in die Bar hinein kommen sollen. Es ist Dino, der mit seiner ganzen Familie: Frau, Sohn und Schwiegertochter, Bar und Restaurant betreibt. Und ausserhalb der Hochsaison ist halt nur die Bar auf. Sie ist ein wenig duster und der Fernseher läuft. An einem anderen Tisch sitzen ältere Männer bei einem Glas Wein.
Dino kommt sofort zu uns an den Tisch und erklärt uns das Menü-Terra für EUR 15,00. Wir entscheiden uns für
Primo: Maloreddus mit Salsicciasoße
Secondo: Salsicciaschnecke bzw. Schweinekotelett
und Salat
incl. Wein, Wasser und Caffé
Dino ist sehr zufrieden mit unserer Wahl und zieht frohgelaunt vondannen.
Das Essen ist hervorragend, wahrscheinlich steht die Nonna (Oma) in der Küche. Die Bezeichnung „satt“ ist für unser Befinden eigentlich nicht der richtige Ausdruck, es ist mehr als satt. Zur Verdauung trinken wir unseren ersten Mirto. Dieser sardische Myrten-Likör wird uns in einem geeisten Glas serviert, und in dem Eis steckt ein kleiner Myrtenzweig.
Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, fahren wir auf eine Landzunge vor Pula zu den Ausgrabungen von Nora. Der Palmenparkplatz kostet EUR 1,00/Std.. Die Ausgrabungen selbst kann man nur mit einer Führung besichtigen.
Bei der Ruinenstadt Nora handelt es sich um Überreste eines phönizischen Hafens. Etwa 1.000 v. Chr., als die Nuraghenkultur ihre Blütezeit hatte, kamen die Phönizier übers Meer und siedelten an strategisch günstigen Punkten im Süden Sardiniens um einen Handel mit dem Volk der Nuraghen aufzubauen. Später übernahmen die Punier die Stadt, bevor sie dann ab 238 v. Chr. von den Römern weiter ausgebaut wurde. Die Blütezeit Noras war etwa im 2. bzw. 3. Hdt. nach Chr. noch unter römischer Herrschaft. Aus dieser Zeit stammt auch ein Großteil der Ruinen.
Bis wir uns auf den Fußweg zum Eingang der Ausgrabungen machen, hat sich der Himmel total zugezogen. Schwere Regenwolken breiten sich aus.
Unsere Ausgrabungsführerin ist eine junge Dame, die die Erläuterungen in rasantem italienisch und dann in englisch an uns weiter gibt.
In Nora haben wir es mit einer aktiven Ausgrabungsstätte zu tuen. Dabei versucht man zur Zeit immer weiter in die tieferen Schichten und Bebauungen zu gelangen.
Blick über die Siedlung hinweg. Die drei Häfen und einige andere tiefer liegenden Bauten sind durch den Anstieg des Meeresspiegels bereits unter der Wasseroberfläche verschwunden.
Ein paar Tropfen Regen haben uns auf dem Weg zum Wohnmobil erwischt, was aber nicht weiter schlimm ist. Nach den gewichtigen kulturellen Eindrücken heißt es jetzt, für das Naheliegende zu sorgen. Direkt unterhalb von Pula am Strand von Santa Margherita di Pula liegt der ACSI-Campingplatz „Flumendosa“. Der erste Eindruck war nicht so toll, doch nachher haben wir uns recht wohl gefühlt. Wenn nur die vielen Fliegen und Mücken nicht wären.
Tagesstrecke: 89 km
Dienstag, 27.09.2016
Lena hat heute den großen Waschtag. Wir lassen uns eine Waschmaschine freischalten und los geht es. Zwischendurch können wir faulenzen, schwimmen und das Wifi-Netz des CP nutzen.
Am Abend beehren wir das Restaurant und essen zwei richtig schöne Pizzen (Aussage zum Zweiten: Wenn nur die vielen Fliegen und Mücken nicht wären.)
Tagesstrecke: 0 km
Mittwoch, 28.09.2016
Gut ausgeruht fahren wir noch einmal nach Pula zurück, gehen im Supermarkt einkaufen, wo wir uns unter anderem eine Flasche Mirto besorgen, schauen uns noch etwas um und essen dann an der Piazza del Popolo in einem Restaurant zu Mittag.
Danach fahren wir nur wenige Kilometer weiter nach Süden, zu einem von vielen Stränden von Chia. Einige Parkplätze sind bereits geschlossen, oder für uns ist die Durchfahrt gesperrt. Aber schon ca. 200 m weiter ist der Parkplatz Domus de Maria Sa Colonia. Es ist eine herrliche Bucht zum Schwimmen. Die Kite-Surfer sind in der Nachbarbucht (Diese hat aber nur einen Tages-Parkplatz.).
Gegen Abend entscheiden wir uns aber doch, noch einmal weiter zu ziehen. Wir wollen zu dem südlichsten Übernachtungspunkt unserer Reise, Capo Malfatano. Die letzte Abzweigung war nicht ganz so gut ausgeschildert. Die Einfahrt zu steil und der Rest ein Holperweg. Wir verzichten und fahren wenige hundert Meter zurück auf einen Parkplatz an einer Kreuzung. Wir haben eine schöne Aussicht und es ist erstaunlich ruhig.
Tagesstrecke: 46 km
Donnerstag, 29.09.2016
Damit der Tag nach unseren Wünschen beginnen kann, suchen wir uns an der Costa del Sud für das Frühstück einen richtig schönen Parkplatz mit Aussicht, …
… und dem dazu gehörigen Strand.
Danach machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Porto di Teulada, …
…, bevor es ins Landesinnere nach Teulada geht. Hier suchen wir ein schönes Lokal, wo wir zu Mittag essen können. Vielleicht waren wir durch die falschen Straßen gegangen? Auf jeden Fall haben wir nichts gefunden, dafür aber in einer kleinen abseits gelegenen Gasse ein schönes Brot erstanden.
Durch ein Bildhauersymposium, das vor einiger Zeit in Teulada stattfand, gibt es überall wunderschöne Skulpturen.
Auf unserer Weiterfahrt ins Landesinnere zur Tropfsteinhöhle Is Zuddas, sie liegt an der Landstraße zwischen Teulada und Santadi, durchqueren wir eine karge und offensichtlich arme Gegend, wie man an dem fast verlassenen Ort Is Carillas sieht.
Auf dem Parkplatz vor der Tropfsteinhöhle macht Lena für uns Semmelknödel mit einer Soße aus frischen Champignon. Jetzt lohnt es sich doch, dass ich in den letzten Tagen das Restbrot getrocknet und in kleine Würfel geschnitten habe.
Die Grotta Is Zuddas wurde 1971 entdeckt und ist insgesamt 1.650 m lang. Davon können 500 m besichtigt werden. Der Einstieg befindet sich bei 236 m über dem Meeresspiegel und man steigt auf Treppen über 100 m hinab. Dort unten erwartet uns eine 530 Mio. Jahre alte bizarre Welt. Die Lufttemperatur liegt bei 16 ° und die Luftfeuchtigkeit beträgt 97 %.
Die in der Welt einzigartigen Fiori di Grottta, die aus Aragonit bestehen.
Nach dem mehr als einstündigen Rundgang verzichten wir auf den Besuch der Nekropoli Montessu (alte Begräbnisstätte) und wollen zurück ans Meer. In Porto Pino fahren wir bis fast zum Strand auf den dortigen Stellplatz mit V+E (jetzt kostenlos).
Der Strand ist etwa 200 m entfernt und in der Ferne sieht man die weißen Sanddünen, die im militärischen Schutzgebiet liegen.
Tagesstrecke: 74 km
Freitag, 30.09.2016
Außerhalb von Porto Pino soll es noch einen weiteren Stellplatz „La Dune“ geben. Hierfür biegen wir von der Straße nach rechts ab, sehen den Flamingos im seichten Brackwasser zu, und drehen auf der Privatstraße zum Privatparkplatz, da die Schlaglöcher auf dem unbefestigten Boden das Wohnmobil zu sehr hin und her schaukeln lassen.
Im nördlichen Teil des Golfi Palmas liegt Porto Botto, dort draußen stehen auch einige Wohnmobile. Uns ist es aber zu staubig und zu öde.
Um von dort auf die Isola di Sant‘ Antioco zu gelangen, nehmen wir die Zufahrt über den Damm. So gelangen wir direkt in den größten Ort der Insel, Sant‘ Antioco.
Wir parken an der Straße und quälen uns bei großer Hitze bis zur Altstadt und dann noch über viele Treppen und kleine Gassen in das Zentrum der Altstadt hinein. Vielleicht ist dieser Bezirk doch nicht so touristisch erschlossen, denn es gibt hier nur Wohnhäuser und Kirchen, und das interessiert uns momentan nicht so sehr. Mit schon knurrenden Mägen verlassen wir die Altstadt und gehen in Richtung Hafen.
Siehe da, hier ist es regelrecht paradiesisch, ein Restaurant neben dem Andern. Einen Parkplatz für unser Wohnmobil hätte es auch hier in der Nähe gegeben. Wir entscheiden uns für die Fischer Cooperative „I due Fratelli“ und essen das Menü Fisso.
bzw.
LIDL-Einkauf und Auffüllung des Weinbestandes bei der Cantina Sardus Pater beschließen den Besuch von Sant‘ Antioco. Wir wollen zur Südspitze der Insel an das Capo Sperone. Der Parkplatz am Torre Channai ist lehmig und rumpelig, deshalb fahren wir etwas zurück auf den Parkplatz vom Strand Coaquaddus. Die Strandbars sind geschlossen und werden bereits abgebaut, und der Parkplatz ist jetzt auch kostenlos.
Tagesstrecke: 55 km
Samstag, 01.10.2016
Wenn wir auf den Kalender schauen, können wir es gar nicht fassen, dass es immer noch so warm ist. Wir verlassen heute die Küste noch einmal und fahren auf der SS126, die später in die autobahnmäßige SS130 übergeht, in einer großen Schleife in das Künstlerdorf San Sperate. Dieser Ort liegt nördlich von Cagliari, und gehört zu den vier berühmten Murales-Orten.
Bei Iglesias durchqueren wir die vom Eisenerz-Abbau geprägte Landschaft, bevor wir dann die von Bergen eingebettete Hochebene nach San Sperate befahren. Dort finden wir auch nach etwas kreiseln einen Parkplatz. Wieder ist es diese leidige Mittagszeit mit den Gelüsten. Doch das einzig offene Restaurant ist etwas teurer. So landen wir im ArtCafè Ada. Dort sind ganz viele Tische reserviert, und nach uns strömen noch mehr Gäste in das kleine Restaurant.
Das Essen war sehr gut. Nun können wir uns in aller Ruhe auf unseren Kunst-Spaziergang begeben. Die Wandmalereien oder Installationen in San Sperate sind im Gegensatz zu Orgosolo aber eher künstlerischer und nicht politischer Natur.
Ausser diesen Murales ist San Sperate für die Klangsteine des hier geborenen Bildhauers, Pinnuccio Sciola, bekannt. Das Wohnhaus von Sciola ist aber verschlossen und seine Werkstatt sieht verwaist aus. Wie wir später erfahren haben, ist Sciola im Mai dieses Jahres im Alter von 74 Jahren verstorben.
Weitere seiner Werke stehen im örtlichen Skulpturengarten im Stadtpark.
Als wir San Sperate auf der Via Monastier verlassen, fällt uns auf der linken Straßenseite ein „etwas anderes“ Haus auf. Die Gartenumfriedung ist voller künstlerischer Elemente aus ganz verschiedenen Materialien. Wir halten sofort an und wollen uns diese Besonderheit ein wenig aus der Nähe betrachten. Ein etwas kleinerer Herr lädt uns freundlich ein, doch in die Villa Paolo Concu herein zu kommen. Es ist der Künstler selbst. Er hat über viele Jahre hinweg mit Pinuccio Sciola zusammen gearbeitet und den Muralismo voran getrieben. Unter seinen Händen wird jedes Material zu Kunst. Selbst ein Pfirsichkern wird liebevoll zu einem Halsschmuck bearbeitet.
Auf Autobahn und Landstraße geht es nach Norden zur Ausgrabungsstätte der Nuraghen-Festung Su Nuraxi. Hier übernachten wir direkt dabei in dem Örtchen Barumini. Wir bummeln noch ein wenig durch den alten Ortskern. Auf der Terrasse der Bar ist kaum noch Platz. Die Männer verfolgen bei einem Glas Wein oder einem Bier ein spannendes Fußballspiel im Fernsehen.
Auf unserem Übernachtungsplatz, etwas außerhalb des Ortskerns, ist es stockduster.
Tagesstrecke: 146 km
Sonntag, 02.10.2016
Schon sehr früh fahren wir zur Nuraghen-Festung. Auf dem zwar etwas schrägen Parkplatz hätten wir auch übernachten können. Su Nuraxi ist seit 1997 UNESCO Weltkulturerbe. Die Anlage kann nur mit einem Führer betreten werden.
Die Burganlage besteht aus einem Hauptturm, und vier weiteren Türmen, die ihn in einer Rautenform umgeben. Im Laufe der Zeit bildete sich ein Hüttendorf um diese Befestigungsanlage. An der Siedlung wurde von 1500 bis 500 v. Chr. gebaut. Genial für die damalige Zeit war die Ummantelung des Hauptturmes mit einer Doppelmauer. Dazwischen verbarg sich die Treppe, auf der man die anderen Etagen erreichen konnte.
Mit den Eintrittskarten von Su Nuraxi, kann man auch das Polo Musea le Casa Zapata (hier hat man unter dem Haus bei Ausgrabungen Reste einer Nuraghen-Siedlung gefunden) in Barmini und das Centro Giovanni Lilliu (Kulturzentrum für Ausstellungen um Su Nuraxi und Sardinien) besuchen. Wir besuchen nur das Casa Zapata.
Lena hat gestern ein Plakat gesehen, auf dem für heute ein pastorales Fest in dem Nachbarort Gesturi mit Prozession, Trachten und Musik angekündigt wird. Fahren wir doch mal nach Gesturi!
Außer ein paar Fisch-Grillständen um die Kirche herum ist noch alles ruhig. Ein deutsch sprechender Einheimischer erklärt uns, dass die Prozession erst am frühen Abend stattfindet. Wir kaufen uns einen gegrillten Fisch und gegrillte Kalamares, die wir im Wohnmobil zünftig verzehren.
Da noch so viel Zeit ist, nutzen wir die günstige Bergseite und fahren auf die 4 km entfernte Hochebene Giara di Gesturi. In engen Kurven windet sich die Straße nach oben. Das Gatter beim National-Park ist offen. Eintritt wird auch keiner erhoben.
Auf unserer Suche nach den Wildpferden, kommen wir an den Paulis vorbei. Dies sind ausgetrocknete Wasserstellen, die während der Vulkantätigkeit entstanden sind. Überall liegt auch vulkanisches Gestein.
Dahinten im Gebüsch bewegt sich was. Es sind Kühe.
Kurze Zeit später sehen wir sie. Es ist eine kleine Herde von Wildpferden, die langsam immer näher kommen. Sie befinden sich wahrscheinlich auf ihrem festen abendlichen Weg.
Außerdem finden wir hier oben auch Myrtensträucher, aus deren Früchten der gute Mirto gemacht wird.
Nach dem zweistündigen Spaziergang reicht es uns und wir fahren hinunter nach Gesturi, und kommen gerade rechtzeitig zur Prozession.
Es ist schon spät und wir wollen nicht abwarten, bis die Prozession und die Gebete zu Ende sind. Also fahren wir über Barumini nach Tuili zum Stellplatz mit V+E. Kurz vor Tuili sehen wir vor uns eine große Rauchentwicklung. Lena meint: „Das wird doch nicht beim Stellplatz sein?“. Es war ein großes Feld neben dem Stellplatz, und fast alle Männer aus dem Dorf standen um das Feld herum und beobachteten die letzten Flammen des Feuers.
Der Stellplatz ist ummauert und man fühlt sich eingesperrt. Wir stellen uns, wie andere auch, einfach davor. Wir haben zwar Hunger, Pizza gibt es aber erst später. Also setzen wir uns auf eine Bank und beobachten das Treiben. Lustig ist es mit einem alten FIAT 500. Der ist wirklich klein, und anschließend kam noch eine Ape vorbei.
Das Warten hat sich gelohnt. Für zwei große Pizzen, Wein und Bier bezahlen wir in der „Dorfkneipe“ EUR 16,10.
Tagesstrecke: 25 km
Montag, 03.10.2016
Am frühen Morgen begebe ich mich auf die Suche nach einer Bäckerei. Für kein Gewerbe gibt es Schilder in dem Ort. Plötzlich sehe ich aus einer Gasse einen Mann mit Brot kommen. Ich gehe ganz langsam weiter und rieche dann bei einem ganz normalen Hauseingang frisches Brot. Nach dem ich die paar Stufen erklommen habe, mache ich die Tür auf und stehe in einer Backstube mit Verkaufstheke.
Heute wollen wir wieder ans Meer, in den Golfo di Oristano. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch viel Landschaft und den Ort Masullas mit seinen engen Straßen. Dieser kleine Ort hat aber auch noch anderes zu bieten. Zum Beispiel wurde bei der Renovierung des Kirchplatzes ein altes Grab mit Knochen aus dem 11. Jhdt. gefunden. Außerdem fand man noch eine kreuzförmige frühchristliche Taufstätte aus dem 6. bzw. 7. Jhdt.. Nicht umsonst wurde die Gegend um Masullas auf Landkarten aus dem 15. und 16. Jhdt. immer als Area Sancta aufgeführt.
Unser Ziel ist für heute der Stellplatz am Strand von Marina di Arborea. Der Ort Arborea wurde 1928 nach Plänen von Benito Mussolini streng geometrisch im Schachbrettmuster angelegt und Mussolinia genannt. Nach dem 2. Weltkrieg kam dann die Umbenennung in Arborea. Es ist ein sehr fruchtbares Gebiet, wo aber auch noch genügend Platz für Milchbetriebe ist. Auf Sardinien wird in den Supermärkten fast ausschließlich Milch aus Arborea angeboten.
Der Stellplatz mit V+E liegt in einem Schirmpinien-Wald, etwa hundert Meter vom Strand entfernt. Die Gebühr wird in der Strandbar „Corsaro“ bezahlt. Wir machen uns selbst etwas zu Essen, schwimmen und faulenzen. Den ersten richtigen Sonnenuntergang an der Westküste der Insel genießen wir am Strand mit einem Cremant de Bourgogne, welch ein Fauxpas. Geschmeckt hat er trotzdem. Etwas später gab es noch einen schönen Mond in der Phase des Neulichtes.
Tagesstrecke: 55 km
Dienstag, 04.10.2016
Heute wird nur gefaulenzt, mit Besuch am Strand.
Tagesstrecke: 0 km
Mittwoch, 05.10.2016
Es geht weiter! Wobei wir erst durch Santa Giusta kommen, und bei einem sehr gut sortierten Simply einkaufen. Die im blauen Führer beschriebene schöne alte Kirche an der Straße haben wir aber nicht gesehen.
In Oristano fahren wir zu dem Stellplatz mit V+E am Friedhof. Dort parken wir und laufen in die Stadt. Das alte Zentrum hat schöne alte, und jetzt zur Mittagszeit sonnendurchflutete (herrliches Wort) Gassen. Dabei landen wir zur Mittagszeit im „Renoir“ (gegrillter Thunfisch und Schnitzel).
Etwas näher befassen wir uns mit der Cathedrale di Santa Assunta, wo gerade Nonnen von ihrer Mitschwester Abschied nehmen.
Bevor wir auf die Penisola (Halbinsel) di Sinis fahren, halten wir in Cabras, dem Zentrum der Herstellung des Bottarga (sardischer getrockneter Roggen der Meeräsche). Bottarga wird sehr oft über Pasta gerieben. Wir hatten es in Orosei auf den „Tagliatelle al nero“. Leider hat zur Zeit kein Hersteller offen.
Nun geht es wie auf einem breiten Damm auf die Halbinsel Sinis. Links befindet sich der Golfo di Oristano und rechts der Stagno di Cabras. Bei der Weggabelung in Richtung San Giovanni di Sinis (links) bzw. zur kleinen Pilgerkirche Ipogeo di San Salvaroe (rechts) entscheiden wir uns für das Kirchlein, welches auf ein Brunnen-Heiligtum der Nuraghenkultur zurück geht. In neuerer Zeit dienten die Kirche und die umliegenden Pilgerhäuser auch bei einem Italo-Western als Kulisse.
In San Giovanni di Sinis soll es in Strandnähe einen gebührenpflichtigen Parkplatz geben. Doch bereits kurz hinter dem Ortsschild ist die Abzweigung zum Strand für Wohnmobile verboten. Wir schauen uns kurz etwas um, besichtigen mit der Chiesa di San Giovanni di Sinis die älteste Kirche Sardiniens. Als byzantinische Kirche mit Kuppel im 5. Jhdt. erbaut, wurde sie im 9./10. Jhdt. als dreischiffiges Gotteshaus im vorromanischen Stil ausgebaut. Da wir uns bereits die phönizische Siedlung Nora besichtigt haben, verzichten wir auf Tharros.
Weil wir hier nicht übernachten können, fahren wir weiter zum „Reiskorn-Strand“ Is Arutas. Die letzten Meter durchfahren wir eine Palmenallee. Auf der linken Seite ist ein großer Parkplatz, wo bereits einige Wohnmobile stehen. Wir fahren noch ein kleines Stückchen weiter zu einem bereits geschlossenen Restaurant.
Der Quarzkiesstrand prickelt unter den Füßen und das Wasser ist traumhaft.
Eine himmlische Ruhe liegt über dem Strand.
Tagesstrecke: 54 km
Donnerstag, 06.10.2016
In der Ferne sehen wir den Strand Mari Ermi mit ganz vielen „weißen Dächern“. Wir haben ja sonst nichts anderes vor, also schauen wir mal nach, was es dort so gibt.
Hier gefällt es uns nicht so gut. Wir kochen noch unser Mittagessen, genießen die Sonne, und fahren wieder zurück nach Is Arutas. Das Wetter schlägt um. Erst fängt es an zu nieseln, dann kommt noch der Wind dazu. Wir spaziern noch zur offenen Strandbar, trinken einen Cappucino und verziehen uns ins Wohnmobil.
In der Nacht stürmt es heftig.
Tagesstrecke: 36 km
Freitag, 07.10.2016
Als wir aufstehen, ist es draußen bewölkt. Dies ändert sich aber zusehends, bis wir all unsere Wohnmobil-Aufgaben erledigt haben. In Putzu Idu, wo wir auf dem Wohnmobil-Stellplatz entsorgen wollen, ist kurz vorher die Straße wegen Baumaßnahmen voll gesperrt. Wir fahren also runter von der Halbinsel und auf der SS 292 weiter in Richtung Norden.
Bei S’Archittu halten wir kurz zu einem Fotostopp an, da die Küste so tolle Ausblicke bietet. Während wir so an der Küstenpromenade entlang laufen, spricht uns ein Radfahrer an, und empfiehlt uns, etwas weiter aus dem Ort hinaus zu gehen, dort könnte man einen wunderschönen Arco (Felsbogen) im Meer sehen.
Kurz vor Bosa holt uns das Navi von der Hauptstraße runter. Wahrscheinlich kennt es eine Abkürzung. Auf jeden Fall geht es dabei von der Höhe in Serpentinen hinab durch einen kleinen Ort mit engen Straßen, und einem Hindernis.
Weiter geht es nach Bosa. Dort soll es eine V+E geben. An den Koordinaten befindet sich nur ein Bauzaun und rund herum ist im Umkreis von 100 m nichts zu finden. Wenn keine Entsorgung möglich ist, wollen wir uns wenigstens gut versorgen. Wir geben den Restaurants in den Hauptgassen nicht so große Beachtung, sondern entscheiden uns für die etwas abseits liegende Trattoria „Sa Cariasa“.
Zu dem Menü Mare erhalten wir eine Spezialität der Region, einen Malvasia di Bosa D.O.C.(Weißwein) und Obststückchen, die mit geraspeltem sardischen Käse bedeckt sind.
Primo: Tagliatelle, Cozze und Bottarga bzw. Troffie, Cozze, Pommodori und Safran
Secondo: Fritto Misto Melanzane bzw. …
… Pesca Spada (Schwertfisch) und Insalata Mista
Es hat ganz einfach köstlich geschmeckt, und wir haben Lust, noch etwas durch die engen Gassen der Altstadt zu laufen.
Nach der Erledigung unseres Verdauungs-Spaziergangs beschließen wir auf den Stellplastz am Strand zu fahren. Jedoch liegt der Stellplatz nicht vorne am Hafen, Bosa Marina liegt um den Berg herum weit außerhalb von Bosa. Der Stellplatz „S’Abba Druche“ mit V+E ist außerdem noch der Badeplatz von Bosa. Dafür gibt es extra PKW-Parkplätze. Die V+E liegt in der Nähe des Kassenhäuschens. Von dort aus fährt man noch ca. 800 m bis zu den Wohnmobil-Parzellen.
Tagesstrecke: 92 km
Samstag, 08.10.2016
Es ist bewölkt und deutlich kühler als gestern. Nach einem ordentlichen Hausputz mit Staubsaugen und Betten neu beziehen, fahren wir weiter nach Norden. Auf der Küstenstraße können wir immer wieder neue beeindruckende Ausblicke genießen. Auch die Sonne lacht vom Himmel.
In Alghero begeben wir uns mit Navi auf die Suche nach den Stellplätzen. Den SP an der Via Vittorio Emmanuele gibt es nicht mehr. Der Stellplatz in der Via Corsica ist zu weit außerhalb. Also stellen wir uns auf einen einfachen Parkplatz nicht weit von der Altstadt entfernt.
Alghero wurde im Jahre 1353 nach einer großen Seeschlacht, den die Aragonier gegen die Genueser führten und gewannen, von den Katalanen besiedelt. Noch heute, etwa 300 Jahre nach dem Ende der spanischen Herrschaft, sprechen noch ein Viertel der Bewohner einen katalanischen Dialekt und die Straßenschilder sind zweisprachig.
Wir spazieren gemütlich in Richtung Altstadt, sehen beim Giardino Pubblico ein nettes Restaurant, wo wir unseren Hunger auf sehr angenehme Weise stillen können und schon sind wir am Tor zur Altstadt, dem Porta a Terra. Überall sind Souvenirläden, Schmuckgeschäfte und Geschäfte mit inseltypischen Produkten, denn Alghero wird von großen Kreuzfahrtschiffen angefahren. Trotzdem haben die Gassen auch für uns ihren ganz besonderen Charme.
Zur Meerseite ist die alte Bastion noch erhalten. Zur Landseite stehen nur noch zwei Tortürme. An der Viale Bastioni Marco Polo besuchen wir ein kleines Café und trinken in der Sonne, na ja wir suchen schon den Schatten unter dem Sonnenschirm, unseren Cappuccino.
Bei unserem Spaziergang durch Alghero sehen wir im Hafen und auf einem Parkplatz dahinter einige Wohnmobile stehen. Wir fahren auch dort hin, können uns aber nicht entschließen uns dort zu platzieren. Nur wenige Kilometer entfernt, finden wir, nachdem wir die Bucht von Alghero umrundet haben, auch die Zufahrt zu dem Strand „Lazzaretto“.
Auf dem Parkplatz gibt es noch genügend Freiflächen. Der Strand ist sauber. Zudem gibt es eine Strandbar und ein Restaurant. In der Ferne sieht man Alghero und das außerhalb liegende Kreuzfahrtschiff, dessen Ladung mit einigen Rettungsbooten in die Stadt und wieder zurück gebracht worden ist. An den immer mehr eintreffenden italienischen Wohnmobilien sieht man, dass es Wochenende ist.
Tagesstrecke: 67 km
Sonntag, 09.10.2016
Bei der Weiterfahrt geht es immer noch in nördlicher Richtung. Wir wollen irgendwo auf der Peninsola di Stintino übernachten. Bei der Durchquerung der Lanurra kommen wir durch eine menschenarme Gegend. Nur einsame Bauernhöfe und wenige kleine dörfliche Siedlungen säumen den Weg. Dies ändert sich aber sofort, als wir Stintino erreichen. Oberhalb des Ortes, in der Nähe des Friedhofs, ist ein großer Parkplatz, von dem aus man bequem in Richtung altem Ortskern spazieren kann.
Zur Bewahrung der Tradition hat man hier vor einigen Jahren die Hauswände mit den Bildern ehemaliger Bewohner oder mit traditionellen Darstellungen versehen.
Am Capo Falcone fahren wir zum Spiaggia della Pelosa. Am heutigen Sonntag herrscht dort Hochbetrieb. Wir finden noch einen Platz am Straßenrand und laufen zu Fuß nach vorne in Richtung Cap. Überall sind tolle Strände. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder zurück zu gehen und uns in die Badesachen zu begeben. Das Wasser hat Farben, es ist ein Traum.
Hier ist richtiger Tourismus-Betrieb. Hotels und Ferienhäuser stehen dicht aneinander gebaut. Wir fahren deshalb bis hinter Stintino zurück an den Surferstrand „Tonnara Saline“. Hier ist es richtig windig für die Surfer. Zum Schwimmen ist es nicht so schön, da sehr viel Algen an den grobkiesigen Strand geschwemmt werden. Zum Übernachten eignet sich der große Parkplatz aber sehr gut.
Tagesstrecke: 67 km
Montag,10.10.2016
Bei der heutigen Fahrt an der Nord-West-Küste Sardiniens entlang, passieren wir im Umfeld von Porto Torres goße Industrieanlagen, meist Erdöl-Raffinerien oder von Stromerzeugern. Danach erreichen wir ein langgestrecktes Dünengebiet mit Kiefernwäldern. Wir machen zweimal einen Abstecher zum Strand, dabei sind die Eindrücke sehr unterschiedlich.
Von weitem sehen wir die Häuser von Castelsardo sich am Berg hoch ziehen. Da wir Bedenken vor den engen Straßen haben, was sich später als unbegründet herausstellt, parken wir am Fuße des Ortes am Straßenrand.
Castel Genovese wurde 1102 als Festungsstadt von der genuesischen Familie Doria gegründet. Unter der katalanischen Herrschaft bekam der Ort den Namen, Castel Aragonese, bevor er im 18. Jhdt. auf Castelsardo umbenannt wurde.
Bei unserem Mittagessen probieren wir zum ersten Mal als Dessert: Seadas al miele o zucchero (in Olivenöl frittierte Teigtaschen mit Honig und/oder Zucker.
Anschließend steigen wir in der Altstadt immer weiter hinauf. Als wir über uns hohe Festungsmauern sehen, denken wir an eine Burg-Anlage. Stattdessen kommen wir in eine von Mauern geschützte noch ältere historische Altstadt, mit einer wunderbaren Aussicht. Die Gassen sind sehr eng. Selbst hier oben leben viele Menschen, auch wenn sie auf wesentlichen Komfort verzichten müssen.
Wir fahren an keinem EuroSpin einfach achtlos vorbei. Es gibt immer irgend etwas zum Einkaufen. Zu sehen gibt es aber auf jedenfall, weil er direkt auf dem Weg liegt, den Elefantenfelsen – „Roccia dell’Elefante“. Er befindet sich an der Straße, die von hier nach Sedini führt. Da diese Straße aber geperrt ist, stehen hier zwei ehrenamtliche „Nationalpark-Ranger“. Im Gespräch stellt sich heraus, beide haben 45 Jahre in Deutschland gearbeitet. Der Eine verlebt seine Rentenzeit wieder zuhause auf Sardinien, der Andere lebt noch in Deutschland und fliegt für sein vier- bis sechswöchiges ehrenamtliches Engagement in die alte Heimat.
Zur Übernachtung, und vor allen Dingen Entsorgung, fahren wir kurz vor Valledoria auf den Stellplatz mit V+E von Maragnani, Area Punto Maragnani. Zuerst können wir gar nicht glauben, dass hier ein Stellplatz ist. Der zweite Eindruck ist aber wieder positiv, da wir hier sehr freundlich empfangen werden. Zu der eigentlichen Stellfläche geht es etwas weiter leicht bergauf, die deshalb auch ein klein wenig verborgen liegt. Mittlerweile ist es kühler geworden. Das Wetter scheint umzuschlagen.
Tagesstrecke: 78 km
Dienstag, 11.10.2016
Draußen ist es kalt und stürmisch. Ich habe mir zum ersten Mal seit unserer Ankunft auf Sardinien eine lange Hose aus dem Schrank geholt. Während wir Valledoria durchfahren, sehe ich rechts die „La Vecchia Cantina di Demura Adriano“. Es gibt einen kurzen Stopp, um Vino Sfuso und Bottarga einzukaufen.
Auf mittlerweile nicht mehr so guten Straßen erreichen wir um die Mittagszeit Santa Teresa di Gallura. Hier befinden wir uns in der nördlichsten Stadt Sardiniens. Nicht weit entfernt ist die Südküste von Korsika mit der Stadt Bonifacio.
Die Parkplatzsuche ist in den engen Straßen nicht so einfach. Wir werden aber fündig. Ein kleines Restaurant, welches uns gefällt, ist auch gefunden, da uns die Besitzerin des „Vesuvio“ wieder einmal sofort auf deutsch anspricht. Die Besitzer sind aus Neapel und haben lange in Deutschland gearbeitet. Das Essen ist sehr gut.
Draußen stürmt es. Bei dem auf einer Klippe stehenden Torro Longosardo, einem alten Sarazenenturm, kann man sich kaum auf den Beinen halten.
Unser heutiges Ziel ist Porto Pozzo. Hier stellen wir uns in den kleinen Hafen. Es ist überall im Ort sehr ruhig. Lena meint, dass er schon im Winterschlaf ist.
Tagesstrecke: 75 km
Mittwoch, 12.10.2016
Wir haben hier sehr ruhig geschlafen. Der Sturm hat sich gelegt und Brot gibt es auch beim örtlichen Bäcker.
Bei unserer Weiterfahrt, verlassen wir die SS133 in der Nähe von Porto Pollo und fahren hinaus auf die Isola dei Gabbiani. Parkplätze gibt es genügend, bevor sich die Anfahrt zur Isola wie ein Flaschenhals verengt, links und rechts ist Strand. Hier dreht sich alles ums Surfen.
Auf der Isola selbst befindet sich ein großer Campingplatz mit modernem Eingangsbereich. Um den jetzigen CP herum, gibt es im verwilderten Gestrüpp aber noch viel mehr aufgegebene Nischen (?).
Uns ist es hier zwischen den Wohnmobilen zu eng. Außerdem wollen wir ja noch etwas weiter fahren. In Palau folgen wir der Ausschilderung zum Hafen und finden einen großen kostenlosen Parkplatz.
Während wir uns ein wenig umsehen, kommt uns der Gedanke, ohne Wohnmobil einen Ausflug mit der Fähre auf die vorgelagerte Insel La Maddalena ( 2 Personen = EUR 16,20 hin und zurück) zu machen.
Von der Fähre kommen wir direkt in die Gassen der Altstadt von La Maddalena. Cafés, Restaurants und Souvenierläden bestimmen das Erscheinungsbild der unteren Etagen der alten Häuser.
Zum Mittagessen wählen wir an der Piazza Garibaldi die „Bar Gelateria Madrau“. Dort sitzen bereits viele Menschen beim Essen. Wir bestellen uns Vorspeise und Pasta, die auch ganz gut schmecken, ohne etwas besonderes zu sein. Bei einem späteren Besuch der Toilette, bekomme ich eine Bestellung mit, die aus dem Inhalt einer Fertigpackung, die aus dem Kühlschrank entnommen und in der Mikrowelle erhitzt wird, ihre Erfüllung findet (!!!). Am Nachmittag entsorgt die Müllabfuhr dort säckeweise Verpackungen von Fertiggerichten. Man lernt nie aus!
Wir haben noch so viel Zeit und spazieren weiter durch die Gassen. Etwas außerhalb des inneren Bezirkes in Richtung Osten befinden sich große militärische Anlagen. Deshalb drehen wir wieder um und landen vor einem kleinen Weinlokal in der Via Vittorio Emmanuele. Hier ist es gemütlich und aus dem Lokal erschallt die Musik der Doors. Bei zwei Gläsern Vermentino genießen wir die Stimmung. Da wir uns lobend über die Musik und das Ambiente geäußert haben, erhalten wir noch zum Abschied jeder einen Mirto von der Bedienung.
Bei der Rückfahrt ans Festland sehen wir linkerhand Wohnmobile an der Küste stehen. Wie es sich zeigt, handelt es sich hierbei um die Anlage des CP „Baia Saraceno“. Wir können uns einen Stellplatz selbst aussuchen und werden im vorderen Bereich fündig.
Tagesstrecke: 22 km
Donnerstag, 13.10.2016
Für heute ist schlechtes Wetter vorhergesagt. Wir haben Zeit und super Aussicht in Richtung La Maddalena. Legen wir also mal wieder einen Faulenzertag ein. Dabei schauen wir den Segelschiffen zu, die mit ihren Touristen eigentlich das gesamte La Maddalena-Archipel umrunden wollen, aber bereits nach Verlassen des Hafens nur noch durch Kreuzen gegen den Wind ganz langsam voran kommen. Für die Surfer ist es ebenfalls trostlos. Der Wind ist zu stark, es regnet und das Thermometer fällt auf nur noch 18 °.
In einer Regenpause unternehmen wir einen Spaziergang nach Palau. Dort ist aber nichts los. Uns zieht es wieder zurück ins Wohnmobil. Auf dem Weg dorthin, müssen wir uns mehrmals vor den Regenschauern schützend unterstellen.
Am Abend holen wir uns bei der Pizzeria auf dem Campingplatz eine Pizza Sarda. Als Vorspeise machen wir uns selbst eine gemischte Platte zurecht.
Zu später Stunde will ich die Heizung anmachen, dabei stellen wir fest, dass es draußen wärmer geworden ist. Es sind nachts ungewöhnliche 24 °!
Tagesstrecke: 0 km
Freitag, 14.10.2016
Mit Nebel beginnt unser letzter Urlaubstag auf Sardinien. Besichtigen möchten wir nur noch das Capo d’Orso, das Bären-Kap. Hier lockt oben auf der Bergkuppe die Roccia dell’Orso. Vom Parkplatz (Parkgebühr EUR 3,00) an der Eingangspforte (Eintritt EUR 3,00/Person) steigen wir nun wieder bei Sonne, aber böigem Wind, auf einem gepflasterten Pfad nach oben. Die Aussicht ist toll.
Nur können wir von keinem der begehbaren Aussichtspunkte den Bären in den vor uns herumstehenden Felsen erkennen.
Die Wolken verdichten sich wieder, und es scheint noch ein Gewitter zu geben. Irgendwie landen wir bei der Weiterfahrt auf immer enger werdenden Straßen bis kurz vor Arzachena. Hier essen wir in einer kleinen Pizzeria zu Mittag. Die Tische stehen in einem geräumigen Vorzelt vor dem Lokal. Plötzlich donnert es ganz laut und ein Wolkenbruch mit Hagel ergießt sich über die Stadt. Durch das Vorzelt läuft immer mehr Wasser und es bilden sich schon kleine Bäche.
Wir überbrücken die Zeit mit Cappuccino und verzichten auf den „Fungo“, einen pilzförmigen Felsen. Auf Galluresisch wird er auch “ Monti in Cappidatu“, Berg mit Kopfbedeckung, genannt.
Halbwegs trocken erreichen wir gerade unser Wohnmobil, als der nächste Schutt herunter kommt. Wir können warten und beobachten die anderen Autofahrer, wie sie durch das herunter schießende Regenwasser preschen.
Als es kurz aufklart, halten wir zum letzten Mal bei einem EuroSpin und fahren in den Hafen von Olbia. Auch hier steht alles unter Wasser. Nach dem Check-In werden alle Fahrzeuge in die Warteschlangen für drei unterschiedliche Schiffe eingewiesen.
Wir fahren mit der Moby Tommy zurück. Das ist die ehemalige Ariadne von Minoan und hat ein Camperdeck. Leider werden wir statt in drei Reihen, in vier Reihen verladen. Es ist so eng, dass man die Türen nur noch begrenzt aufmachen kann. Auch dürfen wir leider nicht im Fahrzeug bleiben. So wird es wieder eine ungemütliche Nacht irgendwo auf einer Sitzbank.
Tagesstrecke: 46 km
Samstag, 15.10.2016
Es sind kurz vor 07.00 Uhr als wir in Livorno von Bord fahren. Auf dem Wohnmobil-Stellplatz im Hafen ist die V+E nicht zu gebrauchen, außerdem stehen einige LKWs auf dem Platz. Wir finden noch eine Lücke um uns wenigstens etwas auszuruhen.
Da ich mir in den Kopf gesetzt habe, heute in Canobbio am Lago Maggiore zu Mittag zu essen, fahren wir um 08.00 Uhr auf die Autobahn. Insgesamt bezahlen wir für die Strecke EUR 37,70 an Maut. Dafür erreichen wir aber auch gegen 14.00 Uhr Canobbio. Ich fahre schnell auf einen Parkplatz in der Nähe des Sees. Danach geht es schnurstracks zu unserem neuen Lieblingsrestaurant.
Wir eilen die Treppen hoch und stehen vor leeren Tischen. Kein Anzeichen von Leben. Mit mulmigem Gefühl greife ich nach dem Türgriff der Eingangstür. Von Innen höre ich Stimmen und sehe dann die Wirtsleute mit dem Koch am Mittagstisch sitzen. Auf meine Anfrage nach etwas zu Essen, wird sofort mit der Gegenfrage geantwortet, ob wir bereit seien wie „Familia“ zu essen. So kommen wir zu Spaghetti, Brot mit Gorgonzola, Polenta und frischen Fenschel.
Hinterher gibt es Café mit Grappa, und noch eine Fortbildung über einen Café Calabrese. Lösung: Die noch heiße aber leere Espressotasse wird mit einem Schluck Grappa ausgeschwenkt und leer getrunken.
Die Verabschiedung bis zum nächsten Mal erfolgt auch wie in „Familia“. Es wird sich umarmt und alles Gute gewünscht. Solch eine Herzlichkeit findet man selten. Und zum Abschluß sagt mir Patrizia, dass sie mir meinen Wunsch um Essen einfach nicht hätte abschlagen können.
Auf dem Stellplatz am Bach ist nicht viel los. Wir ruhen uns noch ein wenig aus, bevor wir spazieren gehen, um vielleicht ein paar Esskastanien zu finden. Dabei sehen wir auch ein Plakat, dass heute Abend nicht weit von dem Stellplatz ein zweitägiges Fest der Viehzüchter beginnt. So landen wir abends noch auf dem Züchterball. Es gibt Spezialitäten vom Grill und eine Zwei-Frau-Band mit Tanzmusik. Plötzlich befällt mich mein altes Fuß- und Rückenleiden und wir gehen lieber zum Wohnmobil zurück.
Die erste Gasflasche der Reise muss heute Abend gewechselt werden.
Tagesstrecke: 425 km
Sonntag, 16.10.2016
Während des Frühstücks hören wir die ersten Kuhglocken läuten. Nach und nach kommen noch weitere Herden, die in Richtung Festplatz ziehen. Wir gehen auch noch mal hinunter. Viele Verkaufstände sind mittlerweile aufgebaut, und die Tiere warten auf ihre Prämierung.
Nach einem kurzen Rundgang begeben wir uns wieder zum Womo, da wir den heutigen Tag zur LKW-freien Fahrt nach Norden nutzen wollen. Das angeblich hohe Verkehrsaufkommen aufgrund des Ferienendes bei den Schweizern bleibt uns glücklicherweise erspart. Es geht zügig durch den Gotthard-Tunnel, und kurz vor Basel schwenken wir wieder ab in Richtung Rheinfelden.
Jetzt, wo wir schon mal da sind, möchten wir uns den als „malerisch“ angekündigten Ort anschauen. Wir fahren über den Rhein nach Deutschland und landen in einem neu aufgebauten Rheinfelden (Baden). Das malerische und alte Rheinfelden liegt aber auf der schweizer Seite des Rheines.
Zur heutigen Übernachtung haben wir den Stellplatz ohne V+E (Gebühr EUR 7,00) am „Kreiterhof“ in Kandern-Egerten geplant. Er liegt sehr abseits, Natur pur, sieht aus wie ein Schrottplatz, ist aber eine äußerst beliebte Weinschänke mit guter Küche. Darüberhinaus ist der Hof ein Museum für alles, was man sammeln kann. Es gibt aber auch sortiert gelagertes Baumaterial zum Verkauf. Es gibt einfach alles.
Wir setzen uns draußen zu anderen Leuten an den Tisch, und genießen den lauen Abend bei deftigem deutschen Essen. Es ist richtig viel los hier.
Tagesstrecke: 296 km
Montag, 17.10.2016
Wir haben sehr gut geschlafen. Bei einem kurzen Rundgang durch Egerten mit seinen wenigen Häusern, kommen wir an einem Planetenweg und dem Max-Böhler-Museum vorbei. Dort hinten ist auch noch ein Restaurant, das Jägerhaus, mit etwas gehobenerer Küche.
So langsam möchten wir doch wieder nach Hause. In Neuenburg machen wir einen Tankstopp und essen im „Weisses Kreuz“ zu Mittag. Dies ist zwar ein Hotelbetrieb, bietet aber an den Werktagen einen günstigen Mittagstisch. Das Restaurant ist dementsprechend gut besucht.
Nun wollen wir schnell auf die elsässer Seite, und landen auf der Grenzbrücke im Stau. Zum Glück ist es nur ein Schwertransporter, der ein Turbinenrad zum Wasser-Kraftwerk bringt.
Die elsässer Autobahn lässt sich gut befahren. Bei Seltz fahren wir noch mal zum Super U ein paar Lebensmittel einkaufen und weiter geht es nach Rhodt u. Riedburg zu dem unteren Stellplatz ohne V+E (Gebühr EUR 4,00) auf der Wiese. Als erstes zieht es uns zur Straußwirtschaft Anlag/Nichterlein.
Am Abend machen wir dann noch eine Runde durch den Ort und bleiben bei der Straußwirtschaft „Zum Weinsticher“ hängen. Hier sitzt man schön in geselliger Runde im Innenhof unter Heiz-Pilzen.
Tagesstrecke: 237 km
Dienstag, 18.10.2016
Zuerst fahren wir bis unterhalb des Schlosses Villa Ludwigshöhe. Hier gibt es so tolle große Esskastanienbäume. Wir sammeln zwei große Einkaufstaschen voll. Nun kann sich der Kreis so langsam schließen. In Wiesbaden halten wir noch einmal bei dem ital. Lokal „Da Bruno“ an. Jetzt haben wir es bald geschafft.
Tagesstrecke: 164 km