Tour de France 2022 am La Planche des Belles Filles und in Alpe d’Huez

Text und Fotos: Hans-Werner

Kaum dass die ersten Informationen zur Etappenführung an die Öffentlichkeit kamen, stand für uns (mein jüngster Sohn und ich) fest, es gibt wieder eine „Männertour“ zur Tour de France. Letztendlich haben wir uns für die letzten Kilometer zum La Planche des Belles Filles in den Vogesen, und auf das Etappenziel in Alpe d’Huez festgelegt. Dabei haben wir in der Zeit vom 04. bis zum 16.07.2022 1.852 km zurückgelegt. Übernachtet haben wir auf offiziellen Stellplätzen und den uns zugewiesenen Übernachtungsplätzen.

 

Montag, 04.07.2022

das Team

Am Nachmittag haben wir uns auf den Weg gemacht, und wollen bis Wissembourg im Elsass kommen. Dabei haben wir zwei Ziele, erstens ein paar Kilometer schon hinter uns bringen, und zweitens der abendliche Besuch beim „Royal Wok“ in Wissembourg. Beides klappt sehr gut, und der „Royal Wok“ ist von seinem Büfett-Angebot einfach super.

allein dieser Tellerbelag sagt schon Alles

Übernachten werden wir auf dem Ausweich-Stellplatz am Schwimmbad, obwohl der Parkplatz  dort schon gut mit Wohnmobilen bestückt ist.

Nach der Fahrt gönnen wir uns noch einen Spaziergang durch die Altstadt und Christian schwelgt in Erinnerungen. Eine  weitere Einkehr bietet sich nicht an, also öffnen wir unsere Bar im Wohnmobil.

Tagesstrecke: 200 km

 

Dienstag, 05.07.2022

Nach dem Frühstück stoppen wir noch kurz am eigentlichen Stellplatz zur Entsorgung, und weiter geht es nach Kaysersberg, unserem nächsten, von Christian gewünschten, Übernachtungsziel. Er sucht halt Auffrischungen von Orten, die er früher schon mit uns besucht hat.

Eine Überraschung erleben wir in der Nähe von Strasbourg. Wir werden auf eine großzügige Umfahrung geleitet, bei der wir nach meiner Intervention für Classe 2 EUR 5,80 bezahlen müssen. Okay, wir kommen ohne Stau und Verzögerung an Strasbourg vorbei.

Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E in Kaysersberg kostet am Automaten EUR 10,00 für 24 Stunden.

Pflicht ist natürlich in Kaysersberg ein Gang durch den gesamten Ort, und eine Einkehr zum Verzehr eines „Flammekuche“.

ein Storch beim Herausputzen

Tagesstrecke: 137 km

 

Mittwoch, 06.07.2022 bis Donnerstag, 07.07.2022

Nun ruft aber die Pflicht. Auf der kostenlosen Autobahn und endlosen kleinen Regionalstraßen fahren wir in Richtung des La Planche des Belles Filles. In dem kleinen Ort Plancher les Mines stehen schon unzählige Wohnmobile.

Auf wen warten die schon?

Wir fahren weiter. Ich halte schon vorsichtshalber nach Stellplatzmöglichkeiten Ausschau. Nach ein bis zwei Kilometern folgt eine Kehre nach der anderen,  immer höher. Da stoppt uns, etwa drei Kilometer vor dem Ziel am La Super Planche des Belles Filles eine junge Polizistin und bittet uns um Umkehr. Alles ist gut, sie hält uns sogar b eim Wenden den Gegenverkehr in Form von zahllosen Radfahrern weg.

Kurz vor dem steileren Anstieg habe ich unterhalb der Straße einige Wohnmobile auf einer Wiese gesehen. Dort fahre ich hin. Hier hat sich bereits ein buntes Völkchen aus Franzosen, Deutschen, Belgiern, Holländern und Slowenen gefunden. Es sieht gut aus. Es ist ein Platz ohne V+E , wo wir gegen ein kleines Entgelt stehen dürfen. Die Entsorgung ist oben an der Straße möglich, wo die ASO (Veranstalter der Grand Tours) Dixieklos hat aufstellen lassen.

Links ist die Einfahrt zu der Wiese; rechts hinten geht es auf den Berg

offizieller Fanclub von Tadej Pogacar

Auch wenn wir irgendwie im Niemandsland stehen, sind wir mit unserem Vorrat aus dem Wohnmobil gut versorgt. Wir laufen in den Ort und sehen keinerlei Geschäfte oder Lokale (Wir hätten noch ein paar hundert Meter weiter laufen sollen.). Plancher les Mines ist eine typische vergessene Bergwerkstadt. Und im Winter rauscht der Verkehr zu den Skistationen hoch, ohne hier einen Halt zu machen.

In Frankreich zählt Jan Ullrich immer noch was!

Geschlossen!

Nur mit der Tour wird es bunt.

Tagesstrecke: 106 km

Auf der Wiese schläft man herrlich. Es gibt kein Theater oder Gegröle, nur Ruhe.

So nach und nach tut sich immer mehr auf der Straße nach oben. Außer den offiziellen Fahrzeugen darf niemand mehr hoch. Auch die Radfahrer werden zurück geschickt, da nun die Tour-LKWs erwartet werden.

Am Vorabend der Tour gehen wir aber nochmals bis zum Holzkünstler am Anfang von Placher les Mines. Dort gibt es Musik und Verpflegung. Den Burger im Wohnmobillager hätten wir uns  sparen können. Er wird, wie in Frankreich üblich, mit halb rohem Hackfleisch angeboten.

Tagesstrecke: 106 km

 

Freitag, 08.07.2022

Heute ist der große Tag. Den ganzen Morgen über werden oben an der Straße schon Werbeartikel vom Departement Haute Saône mit den heutigen Tourdaten verteilt. Fußgänger und Radfahrer beherrschen das Bild. Autos sind verboten. Im Vorfeld der Tour konnten Interessierte sich Tickets für den Bus-Shuttle-Verkehr zum Zielbereich besorgen.

Mit einem Ehepaar aus Butzbach machen wir uns kurz vor 12.00 Uhr auf den Weg. Wo wir genau landen werden, wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall geht es langsam aber stetig bergauf. Als wir das 5 km-Banner erreichen, haben wir bereits zwei Kilometer hinter uns gebracht. Wir befinden uns schon in dem Spitzkehrenbereich. Es ist heiß, und wir sind wählerisch in Bezug auf unseren Zuschauerplatz. Ich gehe nur noch mit langsamen Schritten unter dem  4 km-Banner hindurch.

Zwischendurch werden wir von den Shuttle-Bussen überholt.

Und nach der nächsten Spitzkehre entscheiden wir uns für einen Platz ungefähr 3,5 km vor dem Ziel. Von hier aus können wir für lange Zeit die Straße nach unten und nach oben beobachten.

Und es quälen sich immer mehr Menschenmassen in Richtung Ziel.

Kurz nach 15.00 Uhr kommen ein paar Radfahrer aus dem nationalen Juniorenbereich-Bereich mit Begleitfahrzeugen vorbei …

… oder lassen sich ziehen.

Die jungen Rennfahrer müssen sich aber beeilen, denn schon um 15.34 Uhr kündigt die „Micky Maus“ die nahende Werbekarawane an.

Es ist wie ein Fastnachtsumzug für Erwachsene, die sich, wie sonst die Kinder, auf alles stürzen, was von den Wagen herunter geworfen wird.

Und zum Abschluss verkaufen mehrere Merchandising-Fahrzeuge: Tüten mit der Sportzeitung „L’Equipe“, einigen Illustrierten, und Schirme oder Mützen mit dem ofiziellen Tour de France-Signet.

Das Brummen der Hubschrauber, von denen die herrlichen Luftaufnahmen der Tour für die Fernsehzuschauer kommen, nähern sich immer mehr. Es sind schon waghalsige Manöver der Piloten, die ganz langsam und nur wenige Meter über den Baumwipfeln fliegen, damit die Rennfahrer von oben gefilmt werden können. Den Rest erledigen die Kameraleute auf den Motorrädern.

Die ersten Begleitfahrzeuge der Teams sausen schon an uns vorbei, …

… da sehen wir den Deutschen, Lennard Kämna vom Team Bora-Hansgrohe, alleine zu uns kommen. Bis kurz vor Plancher-les-Mines war er noch Teil einer Ausreißergruppe, die sich über 120 km einen guten Vorsprung herausgefahren hat. Dann verschärfte er das Tempo dermaßen, dass die Gruppe regelrecht auseinanderflog. Er sieht gut aus, und wir jubeln schon, da nur noch ca. 3,5 km vor ihm liegen.

Lennard Kämna

Da ist der Chronist doch tatsächlich links in Gelb im Fernsehen zu sehen.

Mit gleichmäßigem und festem Tritt zieht Kämna an uns vorbei. Als Einziger konnte ihm noch Simon Geschke folgen. Doch auch er musste ihn am Anfang der Spitzkehren ziehen lassen.

Simon Geschke

Dylan Teuns und kurz darauf auch noch Luke Durbridge, ebenfalls Mitglieder der ehemaligen Ausreißergruppe, können sich gerade noch so vor dem „Hauptfeld“ halten. Maximilian Schachmann ist schon eingeholt worden.

Dylan Teuns

Mit einem Rückstand von nur noch 1:04 Minuten jagt das mittlerweile stark dezimierte Hauptfeld mit den Gesamtführenden Pogacar, Powless und Vingegaard heran. George Bennett und Rafal Majka von UAE machen für das Gelbe Trikot, Tadej Pogacar, die Nachführarbeit.

Und noch einmal bin ich ein wenig später im Bild.

rechts im Bild: Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) hält sich noch etwas zurück und wird von seinem Teamgefährten Sepp Kuss (Nr. 14) gesichert. Etwas verdeckt durch Vingegaard fährt mit der Nr. 151 Nairo Quintana von Arkea-Samsic.

Fast am Ende des Hauptfeldes quält sich der von Sturzverletzungen geplagte Kapitän von Bora-Hansgrohe, Aleksandr Vlasov (41), hoch ins Ziel.

Maximilian Schachmann (47), rechts, war auch noch ein Mitglied der ehemaligen Ausreißergruppe, und hat sehr viel für Lennard Kämna gearbeitet. Links neben ihm fährt Jakob Fuglsang (194). Für die Beiden und die zwei anderen Mitstreiter zählt als Schlußlichter der Hauptgruppe jetzt nur noch das Ankommen.

„Gezeichnete“ Gesichter der Fahrer, die bis vor wenigen Metern noch in der Hauptgruppe waren.

Nils Politt mit dem deutschen Meistertrikot.

Momentan werden die Handys strapaziert. Es wird gemeldet, dass sich Pogacar und Vingegaard vom Hauptfeld abgesetzt haben, und der Abstand zu Kämna immer geringer wird. Kämna befindet sich schon auf der Schotterstraße. Er hat noch einige Sekunden Vorsprung. Als es aber ca 150 m vor dem Ziel in die 24%-Steigung hieingeht, fliegen Pogacar mit Vingegaard am Hinterrad regelrecht heran, und passieren Lennard Kämna. Welch ein Drama auf den letzten Metern. Kurz vor dem Ziel wird der völlig demoralisierte Kämna auch noch von Primoz Roglic überholt. Nach dieser bravourösen Leistung gibt es für Kämna heute noch nicht einmal einen Podiumsplatz.

Jetzt hat sich bereits eine größere Lücke von 15 Minuten aufgetan, und alles wartet auf die Nachzügler.

Nachdem der „Besenwagen“ an uns vorbeigefahren ist, machen wir uns sofort auf den Weg nach unten. Wir haben vor, noch bis morgen auf der Wiese zu bleiben. Von einigen anderen Wohnmobilisten haben wir aber gehört, dass sie schon heute fahren wollen.

Berg runter zu gehen ist zwar leichter, geht aber ganz schön auf die Schienbeine. Seit einigen Minuten saußen die Rennfahrer auf dem Weg zu ihren Tourbussen wieder an uns vorbei, die in Plancher-les-Mines stehen. Dabei machen sie mit Trillerpfeifen auf sich aufmerksam.

Ich sitze mit Christian vor dem Wohnmobil, und tatsächlich fährt ein Wohnmobil nach dem anderen vom Platz, ohne dass es von der Straße her zu einem Rückstau kommt.

Gleich ist es 19.00 Uhr und es ist noch lange hell. Es könnte noch klappen. Unsere Utensilien sind schnell eingepackt, und schon machen wir uns auf den Weg. Ich habe die Idee, über Landstraßen bis Villars-les-Dombs zu fahren, um auf dem Parkplatz des Vogelparks zu übernachten. Dann haben wir schon einen Großteil der für morgen geplanten Strecke zurückgelegt, und sind schneller in Le Bourg d’Oisans unterhalb von Alpe D’Huez.

Es ist eine blöde Idee gewesen, denn nach wenigen Kilometern stehen wir im Tourstau, da verständlicherweise die offiziellen Tourfahrzeuge Vorfahrt haben, und nicht nur ich solch eine Idee hatte. Wir kommen danach auf der Landstraße ohne viel Verkehr gut voran, aber auch durch viele Ortschaften mit noch mehr Kreiseln.

Nach 296 km kommen wir erst ein paar Minuten nach Mitternacht in Villars-les-Dombs an. Wir sind total fertig, und wollen nicht mehr viel essen, obwohl die letzte richtige Mahlzeit unser Frühstück war. Mein Beifahrer ist stocksauer auf mich. Verständlich!

Tagesstrecke: 296 km

 

Samstag, 09.07.2022

Im Vogelpark kann man noch mit dem Wohnmobil übernachten, doch die kostenlose Ver-und Entsorgungsstation ist abgebaut worden.

Wir fahren noch mal in den Ort zum Super U tanken und einkaufen, und holen uns nebenan beim Bäcker Croissants, sowie einen Kakao und einen Cappucino. So gestärkt fahren wir durch die Seenlandschaft auf dem schnellsten Wege in Richtung Autobahn.

 

Auf der Umfahrung von Lyon zahlen wir zwei Mal Maut für PKW (EUR 1,40/EUR 2,20). Für die Strecke bis kurz vor Grenoble werden wir mit EUR 27,40 zur Kasse gebeten. Das habe ich aber erst zuhause bei der Kreditkartenabrechnung festgestellt, denn die Anzeige am Kassenautomaten war defekt. Ich habe so etwas sofort geahnt. Wir wurden in Classe 3 eingestuft, ohne dass ich reklamieren konnte.

Dafür habe ich aber auch auf der Raststätte „Aire de L’Isle d’Abeau“ die Entsorgung vorgenommen, und an einer etwas entfernten Trinkwasserstelle meinen Frischwassertank befüllt. Es ist immer wieder grauenhaft zu sehen, dass es Wohnmobilisten gibt, die ihre Toilettenkassetten in den Ablauf unter dem Wasserhahn zur Reinigung der Kassetten entsorgen. und die ganze Anlage verdrecken. Dabei brauch man neben der Anlage nur einen Metalldeckel im Boden abnehmen, und schon klappt alles auf sauberem Wege.

Vor uns tauchen die Berge auf. Nach Grenoble fahren wir auf der D1091 in die Gorges de la Romanches.

kurz vor Le Bourg d’Oisans

In Le Bourg d’Oisans stehen schon in allen Ecken Wohnmobile herum. Wir parken beim Supermarkt unweit des Kreisels, wo die Straße nach Alpe d’Huez abzweigt. Wir sind noch unschlüssig wie es weiter gehen soll.

Aber zuerst besuchen wir den Ort, streifen ein wenig durch den alten Ortskern und suchen uns eine Pizzeria. Nachdem wir gestern hungern „mussten“, wollen wir heute ordentlich zulangen.

In Le Bourg d’Oisans kommt man nicht an der Tour de France vorbei. Im Ort und in den Schaufenstern ist alles auf die Tour ausgerichtet. Denn am kommenden Donnerstag ist hier der Einstieg in die 21 Spitzkehren den Berg hinauf, und am nächsten Tag wird hier die neue Etappe gestartet. Komischerweise stehen an der Straße auch schon Schilder, dass von heute Abend die Straße nach Alpe d’Huez  bis Sonntagabend gesperrt wird.

Ständig sehen wir geführte Radtouren.

Christian möchte gerne nach Alpe d’Huez hoch. Ich habe gegen die Bergauffahrt auch keine Bedenken. Mich stören eher die Gedanken an die Bergabfahrt. Ich lasse mich aber überreden und los geht’s. Mittlerweile ist auch der Parkplatz des Supermarktes wie leer gefegt von den Wohnmobilen.

Mutig fahre ich auf die Wand zu, an der sich die Straße mit den 21 Spitzkehren hochschraubt. Dass ist für einen Fahrer wie mich, der aus dem Flachland kommt, schon eine Herausforderung. Ich sage mir, du hast schon andere Pässe und Schotterstraßen in den Gebirgen Griechenlands und in der Türkei geschafft, du schaffst auch dies.

Vereinzelt stehen bereits Wohnmobile in den Kurven. Für uns habe ich noch nichts gesehen, wo ich mich platzieren würde. Wir passieren die Häuser von Huez, und weiter geht es nach oben.

Mittlerweile sind wir aus dem Bereich der Spitzkehren raus und die Fahrt wird angenehmer.

Als wir nach Alpe d’Huez hineinfahren, und nach der Überwindung von 1.100 Höhenmetern auf 12 Kilometern an den ersten Kreisel kommen, sehe ich vor uns eine Menge Polizei. So, das war’s. Jetzt dürfen wir wieder umkehren. Erst auf  den zweiten Blick sehe ich, dass rechts auf dem Parkplatz schon alles voller Wohnmobile steht.

Wir werden von einem Polizisten höflich gefragt, ob wir zur Tour de France wollen, dann sollen wir bitte dem vor uns stehenden Polizeiwagen folgen.

Auf unserem Stellplatz bekommen wir genau gesagt wo wir uns hinstellen sollen, erhalten Infos zu den den bereitgestellten Dixie-Klos und dem Behälter für die Toilettenkassetten-Entsorgung. Die Frischwasserversorgung ist 50 m weiter. Wir empfinden es als einen vorbildlichen Empfang für einen Super-Stellplatz ohne jegliche Gebühren.

Hinter uns beginnt die Natur, wenn man mal von den Seilbahnen absieht. Und ein Reiterhof mit großem Reitplatz und tollen Pferden kann doch nur ein Höhentrainingslager sein.

Nach einer ausgiebigen Ruhepause starten wir kurz nach 18.00 Uhr zu einem Erkundungsgang durch Alpe d’Huez. Die Temperaturen sind hier oben sehr angenehm und nicht mit der Hitze unten im Tal zu vergleichen.

Überall stehen die typischen holzverkleideten Häuser.

Blick ins Unterdorf.

Die wichtige Infrastruktur hat geöffnet.

Das Schwimmbad und die benachbarte Eisbahn (!!!)  haben auch offen.

Für den Drink zum Sonnenuntergang haben wir schnell eine schöne Bar gefunden.

Zwischen den großen Hotelburgen gibt es immer noch ein paar ältere Häuser.

An der Hauptstraße steht eine Markierung für die „Finisher“ des Erreichens von Alpe d’Huez.

Unsere heutige Erkenntnis:

So wie im Winter Alpe d’Huez den Skifahrern gehört, sind im Sommer Wanderer, aber vor allem Mountainbiker angesagt.

Ausblick zum Pic du Lac Blanc mit 3.323 m (in der Mitte die kleine Spitze)

Endpunkt mit der Seilbahn auf dem Pic du Lac Blanc

unser allabendliches Panorama aus dem Wohnmobil: Sonnenuntergang an der gegenüberliegenden Bergwand

Tagesstrecke: 205 km

 

Sonntag, 10.07.2022

Heute Nacht war es ganz schön kalt. Die dünne Sommerdecke war oben und unten zu kurz, und das Außenthermometer zeigte morgens 7° an. Ansonsten haben wir sehr gut geschlafen. Es war sehr ruhig, was mich zuerst sehr irritierte, bis mir auffiel, dass aufgrund der fehlenden Bäume auch keine Vögel zu hören waren.

Nachdem unser Feld voll war, haben wir auf der Wiese vor uns Zuwachs bekommen.

Bei tollem Wetter lasse ich mich nach dem Frühstück zu einer Seilbahnfahrt (EUR 7,00/Person) auf den westlich von uns liegenden Berg, La Grande Sure (2.114 m ), überreden. Wir sind ja fast von allen Seiten mit Seilbahnen eingerahmt. Bei meiner vor vielen Jahren plötzlich aufgetretenen Höhenangst meide ich normalerweise Kabinenbahnen, Sessellifte sind schon eher drin, und große an einer steilen Wand aufsteigende Großkabinen gehen gar nicht.

Nach vorne zu schauen ist einfach.

Jetzt kommt ein vorsichtiger Blick zurück.

Und schon sind wir fast oben.

Die Aussicht über Alpe d’Huez auf die umliegenden Dreitausender ist von hier aus grandios.

Im Hintergrund ist das Massif des Ecrins zu sehen.

Limks auf den Wiesen sieht man deutlich die Spuren der Mountainbiker-Bahnen.

Wer möchte, kann sich bei verschiedenen Schwierigkeitsstufen mit dem Mountainbike ins Tal stürzen.

Wir bevorzugen die ruhige Art per Pedes.

Blick auf den Lac de Verney

Auf dem Weg nach unten achten wir die ganze Zeit darauf, dass hinter uns kein Mountainbiker angesaust kommt. Vor uns die zwei kleinen Röhren sind Tunnels für die Biker, die als zusätzliche Schwierigkeit eingebaut sind.

Auf dem Weg nach unten hat die Natur so viel zu bieten.

Die Röhre der Biker.

Als ich heute Morgen vom Bäcker Croissants und ein Baguette geholt habe, sah ich wenige hundert Meter unter unserem Stellplatz ein vollständig aufgebautes Zielinstrumentarium. Ich konnte mir das nicht erklären, da die Tour doch erst in vier Tagen hierher kommt.

Nach einem kurzen Mittagessen im Wohnmobil machen wir einen Spaziergang in den Ort. Dort löste sich ganz schnell das Rätsel auf.

Heute machen sich über 15.000 Hobbyradsportler im Wellenstart bei dem Jedermann-Rennen der „L’Étape du Tour de France“ auf den Weg, um 167 km mit 4700 Höhenmetern zu überwinden. Der Start ist in Briancon, geht über den Col de la Croix de Fer und den Col du Galibier hoch nach Alpe d’Huez. Dabei bewältigen sie genau die gleiche legendär gewordene Strecke von der „Tour“ 1986, auf der damals Greg Lemond und Bernard Hinault Hand in Hand ins Ziel fuhren. Dieses Jedermann-Rennen wird heute zum 30. Mal ausgetragen.

Didi, der Tour-Teufel, hat hierzu ebenfalls eine Einladung erhalten, und klatscht auf Wunsch die Finisher ab und steht für Selfies bereit.

Didi ist ein sehr angenehmer Mensch, den wir 2013 in Le Bourg d’Oissans kurz vor dem Aufstieg nach Alpe d’Huez kennengelernt haben. Hier oben haben wir wieder einige Zeit zusammen gestanden, uns unterhalten und schauen gemeinsam das Ende der heutigen Touretappe von Aigle zum Wintersportgebiet Châtel les Portes du Soleil. Er fährt aber heute Abend wieder runter, weil er am Mittwoch am Galibier sein möchte.

Ich gönne mir anschließend zum Sonnenuntergang noch ein schönes Guinness.

Tagesstrecke: 0 km

 

Montag, 11.07.2022

Nachdem mir gestern die Fahrt mit der Seilbahn und der anschließende Spaziergang so gut gefallen hat, machen wir heute noch einmal eine Tour auf der anderen Seite des Tales in Richtung des Pic du Lac Blanc. Wir steigen aber schon bei der ersten Zwischenstation auf 2.110 m aus.

Gut gepolstert stürzen sich die Biker über die steinige Piste.

Hier geht es oben los.

von diesem Wasserfall …

… kommt hier unten nicht mehr viel an.

Dort sollte eigentlich der Lac Besson sein, für den es momentan aber kein Wasser mehr gibt.

Die Seilbahnstationen sehen wie Raketenabschussrampen aus.

Die Furchen der Mountainbiker zerschneiden die Hänge.

Auf unserem „Abstieg“ kommen wir am Gasthof „La Plage des Neiges“ vorbei, und kehren natürlich ein. Die Aussicht und das Essen sind gut, haben aber auch ihren Preis.

Plötzlich rauscht es über unseren Köpfen. Die Paraglider haben direkt neben den Wohnmobilen ihren Landeplatz.

Siesta

Der „Adler“ ist gelandet.

Am Nachmittag machen wir noch einmal einen Spaziergang durch Alpe d’Huez und besuchen die Eglise Notre-Dame-des-Neiges.

Tagesstrecke: 0 km

 

Dienstag und Mittwoch, 12. und 13.07.2022

Nachdem wir die ersten Tage in der herrlichen Umgebung von Alpe d’Huez so richtig aktiv genossen haben, lassen wir es nun ruhiger angehen. Auf meinem morgendlichem Weg zum Bäcker kommt mir ein Wanderer mit Angelruten im Rucksack entgegen. Hier oben??? Ich schaue zweimal hin. Das Bild bleibt.

Nach dem Einkauf von Baguette, Croissants und einem Pain Chocolat genieße ich den Morgen bei einem Petit Café noir.

Danach ist chillen angesagt. Nachmittags gehen wir zu unserer „Lieblingsbar“ und schauen uns dort die Alpenetappen der Tour an, da ja unser Fernsehen nicht geht.

Der Mond soll morgen der Erde am nächsten sein. Heute ist er aber auch schon groß.

Dafür zeigen sich am nächsten Abend die Wolken in ganz besonderen Farben. Der Mond ist nicht zu sehen.

Nach 21.00 Uhr gehen wir noch einmal runter in den Ort. Die ersten Trucks der Tour sind auch schon da.

Wie schon am La Planche des Belles Filles beschrieben, gilt in Frankreich „unser“ Jan Ullrich als herausragender Radprofi. Auch hier in Alpe d’Huez wird er in 2001 und 2004 nach der Streichung von Lance Armstrong als neuer Etappensieger geführt.

Weit über 100 Wohnmobile auf dem unteren Stellplatz mussten auf einen weiter entfernten Platz umziehen, weil die Tourorganisatoren die Wiese benötigen.

Am Vorabend des Nationalfeiertages werden mit einer Live-Band und Feuerwerk die Festivitäten landesweit begonnen.

Kurz vor 23.00 Uhr fährt ein Konvoi mit weiteren Tour-Trucks laut hupend durch Alpe d’Huez. Ich glaube, die Fahrer sind alle sehr froh, dass sie bei Dunkelheit die 14 km lange Strecke enger Serpentinen mit ihren langen Trucks überstanden haben.

Tagesstrecke: 0 km

 

Donnesrtag, 14.07.2022

Von weitem sieht man schon das „Gelbe Trikot“ am Hang leuchten. Heute steht alles im Zeichen der „Tour de France“.

Alle Bars und Restaurants sind mit Werbematerial ausgestaffiert.

Über Nacht entstand eine eigene Kolonie für die Arbeiter der Tour.

Überall wird unter Zeitdruck aufgebaut. Jeder Handgriff muß sitzen.

Und um 10.00 Uhr haben wir, gut mit Stühlen, Sonnenschirmen, Essen und Getränken ausgerüstet, unseren erhöhten Platz im Zielbereich „bezogen“.

Es wird ein langer Tag in der Sonne. Wir rutschen noch etwas weiter nach links in das kleine Dreieck hinein. Die Aussicht muss immer wieder „verteidigt“ werden.

Eine Spezialeinheit der Gendamerie kontrolliert die Mülleimer mit Spürhunden. Anschliessend müssen alle Klappdeckel zugeschraubt werden.

Die Technik steht.

Um 16.30 kommt die Werbekolonne, …

…, und um 18.13 Uhr fährt der Erste, der mittlerweile in viele Fahrer und Duos aufgelösten Ausreißergruppe, bei uns vorbei.

1. Thomas Pidcock (INEOS)

2. Louis Meintjes (IWG)

3. Chris Froome (IPT) Das passiert wahrscheinlich auch nicht mehr so oft.

in Rückenansicht: 5. Tadej Pogacar (UAE), 6. Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma)

im Zielsprint: 17. Bob Jungels (AG2R) und 18. Aleksandr Vlasov (Bora)

Bei der Siegerehrung:

Tagessieger Thomas Pidcock

Gesamtführender: Jonas Vingegaard

bester Sprinter: Wout van Aert (Jumbo Visma)

bester Bergfahrer: Simon Geschke (COF), der ganz tragisch bei der letzten Bergetappe der Tour das Trikot verliert.

Fazit: Alpe d’Huez war als Ort in dieser Landschaft ein wunderbares Erlebnis. Ein Zielort als Tourerlebnis muß aber nicht mehr sein. Vielleicht ist aber auch die Spannung der Situation ausschlaggebend. Irgendwo an der Strecke ist man auf jeden Fall näher dran.

Tagesstrecke: 0 km

 

Freitag, 15.07.2022

Gestern Abend haben wir noch beschlossen, dass wir heute ganz früh vom Berg runter fahren. Um kurz nach 06.00 Uhr fahren wir los. Auf der Straße sieht man schon nichts mehr von den Touraufbauten. Nur die Gatter stehen noch links und rechts. Für mich beginnt jetzt der schwerste Teil – die Fahrt abwärts.

Geschafft, wir sind wieder unten!

Jetzt übergebe ich das Lenkrad an Christian und ich übe mich wieder als Beifahrer.  Bei Grenoble fahren wir auf die Autobahn. Diesmal passe ich bei der nächsten Mautstelle auf und lasse mich auf Classe 2 runterstufen. Und schon bezahle ich nur EUR 19,80. Das Gleiche gelingt mir auch kurz vor Montbéliard (unterhalb von Belfort) mit EUR 48,60 und hinter Belfort mit EUR 4,60.

Danach wechseln wir auf die kostenlose Elsass-Autobahn. Wenn da nicht die neue Umfahrung von Strasbourg wäre. Dem Autofahrer wird aufgrund von gesperrten Abfahrten überhaupt keine Wahl gelassen. An der Mautstelle sage ich, wie auf der Hinfahrt, mein Sprüchlein auf, aber dieses Mal ist die Dame an der Sprechanlage unerbittlich: Classe 3 = EUR 11,60 (das Doppelte von der Hinfahrt).

Kurz nach 17.00 Uhr erreichen wir Wissembourg und fahren auf den Parkplatz vor den Royal Wok. Wir haben den ganzen Tag daraufhin gelebt. Um 18.00 Uhr dürfen wir endlich rein, und für mich beginnt bei dem wundervollen Büfett eine einstündige Essensorgie.

Ich hätte so gerne weiter gegessen. Es war aber wirklich nicht mehr drin.

Gesättigt und zufrieden fahren wir zu unserem Übernachtungsplatz am Schwimmbad.

Tagestrecke: 715 km

 

Samstag, 16.07.2022

Nach dem Frühstück wird noch in Wissembourg entsorgt, dann in Edenkoben getankt, und ab geht es Nachhause.

Tagesstrecke: 195 km

 

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