Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Lena hat das Glück eine 3-wöchige Reha auf der Insel Föhr machen zu können. Und ich habe das Glück, sie dort mit dem Wohnmobil abzuholen und dadurch ein paar wunderschöne Tage auf Föhr verbringen zu können.
Direkt nach der Reha-Bestätigung habe ich mich am 30.04.2021 per Telefon und Internet mit den Betreibern des Wohnmobilstellplatzes in Utersum auf Föhr in Verbindung gesetzt und einen Stellplatz vom 28. bis zum 31.05.2021 gebucht. Das ist normalerweise bei solch einem exponierten Feriengebiet so kurzfristig gar nicht möglich. Aber durch Corona ist Alles anders. Es gibt einige administratorische Auflagen, damit ich die Insel betreten darf.
Als erstes habe ich die schriftliche Einwilligung gegeben, daß ich an dem Modellprojekt Nordfriesland teilnehme, und alle bestehenden Bedingungen einhalte. Da ich im Mai meine erste Impfung erhalten habe, die nächste Impfung folgt am 07.06.2021, muß ich bei der Anlandung auf Föhr einen negativen Schnelltest vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden alt sein darf. Nach der Ankunft auf Föhr ist spätestens nach 48 Stunden wieder eine Folgetestung vorzunehmen. Bei einem längeren Aufenthalt ist das Prozedere im gleichen Rhythmus fortzuführen.
Bei dem Kurztrip habe ich auf dem zu buchenden Wohnmobilstellplatz Föhr übernachtet, und ansonsten nur auf normalen Stellplätzen gestanden.
Mittwoch, 26.05.2021
Auf der Fahrt in den Norden habe ich die A45 und die A1 genutzt. Die Letztgenannte ist aufgrund der Baustellen nicht gerade meine Lieblingsautobahn. Heute hält sich aber alles im normalen Rahmen und ich bin schon vor 17.00 Uhr am Elbestellplatz Grünendeich, wo ich übernachten möchte.
Zu meiner Enttäuschung hat der Stellplatz coronabedingt nur eine beschränkte Kapazität, und die ist ausgeschöpft. Es haben auch fast alle Betreiber der verschiedensten Imbissbuden geschlossen. Ich kaufe mir eine Currywurst mit Pommes, die ich auch nicht vor Ort verzehren darf, und setze mich ins Wohnmobil. Da hier keine Übernachtung möglich ist, versuche ich mein Glück in Glückstadt. Vielleicht hat der Name ja sein Gutes.
An der Fähre in Wischhafen brauche ich nicht lange anstehen. Um 18.30 Uhr kreuze ich bereits auf der Elbe (1 x Erwachs. 2,50 EUR/Wohnmobil 18,00 EUR).
In Glückstadt fahre ich zu dem Wohnmobil-Stellplatz „Am Hafen“. Mittlerweile stürmt und regnet es ganz stark. Ein schöner Platz ist für mich noch frei. Jetzt ist nur noch Erholung angesagt.
Donnerstag, 27.07.2021
Auf der B 5 möchte ich heute bis Niebüll fahren, mache aber zwischendurch noch einen Abstecher nach Tönning. Für die kurze Besichtigung fahre ich auf den öffentlichen Parkplatz am Hafen. Von hier aus kann ich bequem meinen Spaziergang durch die Innenstadt starten.
Der Spaziergang beginnt zuerst mit einer kleinen Stärkung.
Ab 1563 stand auf der kleinen Insel das herzogliche Schloss. Nach dem Nordischen Krieg wurde das Schloß auf Befehl des dänischen Königs Friedrich IV. abgerissen.
Die vier Sandstein-Skulpturen von 1687 sind noch die einzigen Überreste der Schmuckelemente des Schlosses.
Zum Abschluß gibt es dann noch eine kleine Mahlzeit.
In Niebüll habe ich mich sofort nach der Lornsenstraße und dem dortigen Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 5,00 / 24 Std.) gerichtet. Nebenan gibt es eine Teststelle, die ich sofort genutzt habe. Und wieder zieht es mich zu einem kleinen Streifzug durch die Innenstadt.
Ich komme ja aus Hessen und zur Zeit haben wir einen Lockdown. Alle Cafés und Restaurants sind geschlossen, bzw. nur ToGo-Einrichtungen. Hier sehe ich in der Fußgängerzone einen offenen Eissalon und kann mich mit meinem Negativ-Test draußen an einen Tisch setzen und in Ruhe einen Eisbecher verzehren. Welch ein Genuß. Nach wenigen Minuten kommt die Bedienung an meinen wirklich großen Tisch und fragt, ob sich eine Dame zu mir setzen könne, diese sei auch negativ getestet. Ich stimme dem zu und habe als besonderes Erlebnis noch einen fremden Gesprächspartner. So etwas bin ich in der Öffentlichkeit gar nicht mehr gewohnt.
Freitag, 28.05.2021
Ich fahre schon ganz früh nach Dagebüll zum Fährhafen und buche meine Fähre für die Hin- und Rückfahrt (Wohnmobil EUR 143,95 / Erwachsener EUR 14,80). In Nichtcoronazeiten sollte man dies auch tunlichst schon lange vorher übers Internet buchen.
Um 08.25 Uhr startet die Fähre nach Wyk/Föhr. es deutet sich schon so langsam Niedrigwasser an. Die Fahrrinne wird schmaler, und links und rechts kommen immer mehr Sandbänke heraus. Über der Insel sieht der Himmel schon viel blauer aus. und hinter mir hängen noch die dunkelgrauen Wolken.
Auf direktem Weg fahre ich auf der Insel über Nieblum und Borgsum nach Utersum auf den Wohnmobil-Stellplatz. Den kann ich nämlich schon ab 09.00 Uhr aufsuchen. Bei der Anmeldung zeige ich meine Buchungsunterlagen und die Papiere zum Modellprojekt Nordfriesland vor, und kann mir sofort einen freien Platz aussuchen. Von hier aus ist es nicht weit zum Strand, und die Klinik von Lena ist auch nicht so weit weg.
Auf Föhr hat man Megalithgräber aus der Jungsteinzeit gefunden, und Grabfunde aus der Bronzezeit belegen eine erste Besiedlung in der Zeit von 3.000 bis 1.000 v. Chr.. Im 8. bis 10. Jhdt. siedelten sich Friesen und Wickinger auf Föhr und Amrum an. Die erste urkundliche Erwähnung als Teil Dänemarks gibt es von 1231.
Lena hat ihre Anwendungen bereits am Vormittag erledigt und kommt auf den Stellplatz. Jetzt hat sie das Wochenende frei.
Da ich unsere beiden Fahrräder mitgebracht habe, können wir uns sofort auf einen Inseltrip begeben. Wir fahren am Deich entlang bis zum Café „Zum Wattenläufer“, letzte Raststätte vor Amrum. Von dem gegenüber liegenden Parkplatz beginnen die geführten Wattwanderungen nach Amrum.
Das Café hat einen schönen Außenbereich, eine gute Küche und leckere Torten.
Gestärkt radeln wir weiter über Süderende zur Gemeindekirche für alle Dörfer im Inselwesten, St. Laurentii. Es ist ein romanischer Granitbau, der Anfang des 13. Jahrhunderts mit Backsteinen erweitert wurde. Das beeindruckenste ist aber der Friedhof mit seinen alten Grabsteinen, die viele Geschichten aus dem Leben der vestorbenen Gemeindemitglieder erzählen.
Besonders bekannt ist der Grabstein des Fischers Matthias Petersen, der auf seinen Fahrten nach Grönland 373 Wale gefangen hat. Aufgrund des sagenhaften Erfolges bekam er den Beinamen, der „Glückliche“.
In dem Inneren der Kirche befindet sich ein geschnitzter Altar von 1430 …
… und ein romanisches Taufbecken aus dem Übergang vom 12. in das 13. Jhdt..
Nicht weit entfernt befindet sich der Ringwall Lembecksburg von Borgsum. Der Ringwall mit einer Höhe von 10 m umschließt einen Innenraum mit einem Durchmesser von 95 m. Bei der Ringwallöffnung wird sich der Haupteingang befunden haben. Von der Burganlage aus dem 9. Jhdt. ist nichts mehr übrig. Grabungen aus den Jahren 1951/1952 haben ergeben, daß es frühe Siedlungen mit vielen Häusern gegeben haben muß. Ab dem 10. Jhdt. soll dies auch für einige Zeit eine Garnison der Wikinger gewesen sein. Wie es die Luftaufnahmen zeigen, könnte eine spätere Burg in der Mitte der Anlage postiert gewesen sein. Sie war aber nur bis ins 14. Jhdt. bewohnt.
Samstag, 29.05.2021
Heute Morgen bin ich nach Utersum rein zum Bäcker und habe frische Brötchen geholt. Dabei darf ich mich in eine lange Schlange einreihen. Für morgen werde ich auf dem Stellplatz eine Bestellung aufgeben. Die Brötchen werden dann auf den Stellplatz geliefert.
Am späten Vormittag machen wir wieder eine kleine Ausfahrt mit den Rädern. Unser erstes Ziel ist Nieblum. Das ist mit seinen wundervollen Häusern der Vorzeigeort auf Föhr. Die ältesten Häuser, einige mehr als 300 Jahre alt, befinden sich im historischen Ortskern in der Nähe des Friesendoms. Und wenn man die Insel von Ost nach West mit dem Auto durchfährt, merkt man spätestens an dem Kopfsteinpflaster, dass man sich in Nieblum befindet.
Auch für uns hat Nieblum etwas angenehmes parat.
Der „Friesendom“ aus dem frühen 13. Jhdt. ist die größte Kirche auf Föhr und hat 1000 Sitzplätze.
Und weiter geht es nach Alkersum. Wo sich das MKDW (Museum Kunst der Westküste) befindet. Das gemeinnützige Museum wird als Stiftermuseum geführt. Die Idee des Stifters, Prof. Dr. Frederik Paulsen,dessen Familie aus Alkersum stammt, basiert auf der Geschichte von „Grethjens Gasthof“, hier inmitten des Dorfes, in dem schon im 19. Jhdt. immer wieder Künstler aus Deutschland, Dänemark und auch von der Insel eingekehrt sind. Dies in dem gleichen Sinne zu beleben war seine Idee. Mit den Basiswerken aus der Stiftung wurden nach und nach immer mehr Werke unter dem Thema „Meer und Küste“ aus den Ländern Norwegen, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden angeschafft.
Vom 28. Februar 2021 bis zum 13. Februar 2022 wird die Ausstellung „Neue Schätze im MKDW – Von Max Liebermann bis Jochen Hein“ gezeigt. Hierbei wird ein Teil des Sammelbestandes den Neuerwerbungen gegenüber gestellt. Wir sind beeindruckt von diesem Kleinod in Alkersum. Der Besuch des Museums ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Vor Oldsum sehen wir eine große Ankündigung für das „Ual fering Wiartshüs“.
Leider ist das Restaurant zur Zeit aber geschlossen.
Lena kennt von ihren Spaziergängen aber noch das Café „Stelly’s Hüüs“. Von den Inhabern wird in dem Haus auch noch eine Töpferei betrieben.
Das war wieder mal ein schöner Abschluß unserer Radtour.
Sonntag, 30.05.2021
Für heute haben wir den Besuch von Wyk vorgesehen. Wir schwingen uns wieder auf unsere Räder und fahren auf der Strandstraße bis zum Südstrand. Ab hier wollen wir zu Fuß weitergehen.
Wyk wurde 1611 das erste Mal urkundlich als „bey de Wieke“ erwähnt – in der Bucht. Und 1819 wurde hier das erste Seebad in Schleswig-Holstein eröffnet.
In der Fußgängerzone von Wyk herrscht Hochbetrieb. In den Sommermonaten müssen sich die etwas über 4.000 Einwohner die Straßen noch mit über 20.000 Urlaubern teilen. Jetzt sind es noch nicht ganz so viel. Mit Sicherheit spielt Corona eine große Rolle.
Nach dem Mittagessen auf der Terrasse mit Meerblick eines ital. Ristorante verlassen wir die Flaniermeile durch eine Gasse in den Bereich der älteren Häuser. In Wyk findet man aber kaum Häuser, die viel älter als 100 Jahre sind. 1857 und 1869 verwüsteten zwei Brände den historischen Ortskern. Nur ein kleiner Bereich mit den alten Kapitänshäusern und ihren Rosenstöcken in der Carl-Häberlin-Straße haben diese Schrecken überstanden.
Der lange Fußmarsch zurück zieht sich nun doch ganz schön. Wir sind froh unsere Fahrräder wieder nehmen zu können. Für den Rückweg wählen wir die Straße am Flugplatz vorbei. Der Start- und Landeverkehr der Sportflugzeuge stört die Vierbeiner in keiner Weise.
Den letzten Abend auf Föhr verbringen wir am Utersumer Strand – bei der Seebrücke.
Montag, 31.05.2021
Unsere Fähre soll heute um 13.50 Uhr fahren. Einige Fahrten wurden bereits wegen Niedrigwasser gecancelt. Wir lassen es mit dem Frühstück langsam angehen und holen anschließend die Koffer von Lena ab.
Wir parken das Wohnmobil schon mal am Hafen und nutzen die Zeit noch mal für eine kleine Stärkung.
Etwas später begebe ich mich dann zum „CheckIn“ und erhalte die Auskunft, dass wir uns sofort auf die Fähre begeben sollen. Wir fahren schon wegen des Niedrigwassers eine Stunde früher mit.
Es ist nicht mehr viel Wasser um uns herum.
Nach der Ankunft in Dagebüll fahren wir gleich weiter bis Tönning. Lena möchte dort gerne übernachten. Auf den Stellplatz „Wohnmobilhafen Kapitänshaus“ schaffen wir es nicht. Auf dem kleineren „Wohnmobilhafen Eiderblick“ 200 m weiter in Richtung Sperrwerk finden wir aber eine Nische für uns. Brötchen bekommen wir auf dem „Comfort-Camp Eider“.
Es ist heute so schön, sodaß wir sofort einen Spaziergang in die Stadt machen. Vorher holen wir uns einen neuen Corona-Schnelltest.
Ein Denkmal für einen „großen“ Bürger dieser Stadt. Der „Wirkliche Geheime Rath“ Dr. Johannes Friedrich August von Esmarch wurde am 9 Januar 1823 in Tönning geboren. Nach dem Studium der Medizin und der Teilnahme an mehreren Feldzügen hat er seine Erfahrungen in der Militärchirurgie gesammelt. Er gründete u.a. die „Erste Hilfe“ und erfand noch heute gebräuchliche Operationstechniken und Geräte u. a. auch den Eisbeutel zur Behandlung der Patienten.
Familiär vollzog er ebenfalls einen Aufstieg. Durch die Heirat mit Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein wurde er der Onkel von Kaiser Wilhelm II..
Im „Café Ele’s alte Werft“ machen wir bei kühlen Getränken und etwas Nahrhaftem zuerst einmal unsere Mittagsrast.
In der Innenstadt von Tönning ist tatsächlich ein Schuhgeschäft geöffnet. So etwas kennen wir schon gar nicht mehr. Gibt es das wirklich noch? Wir sind ganz schnell drin und bestaunen die Regale. Lena und ich finden selbstverständlich etwas für uns.
Zum Abschluß sitzen wir noch in einer Bar am Hafen und trinken einen Aperol.
Dienstag, 01.06.2021
Bevor wir unsere Heimreise weiter voran treiben, möchten wir uns noch unbedingt das Eidersperrwerk ansehen. Wir parken unser Wohnmobil auf einem großen Parkplatz und gehen die letzten paar Meter zu Fuß. Der Parkplatz wird bestimmt ab und zu zum Übernachten genutzt.
Die Schleusenbrücke ist gerade hoch gegangen, da ein Ausflugsschiff rausfahren möchte.
An der Böschung der Schleuse ist aber auch eine Brutstätte der Möwen. Der Lärmpegel ist hier deshalb sehr hoch. Die Möwen sind total nervös. Und wer sich zu nahe heran wagt, wird sofort angegriffen.
Es geht weiter zur B 5, die wir aber bei Heide verlassen, um uns die Stadt anzuschauen und etwas zu Essen. Unser Wohnmobil stellen wir auf dem Parkplatz „Marktplatz“ ab. Für EUR 1,50 können wir hier vier Stunden stehen.
Obwohl wir hier im alten Ortskern sind, ist nicht viel Besonderes zu sehen. Auf jeden Fall haben wir es nicht gesehen. Von einer Stadt, die bereits 1434 als Versammlungsort der Bauernrepublik erwähnt wurde, und in der am 10. Dez. 1524 auf dem Marktplatz der ehemalige Mönch Heinrich von Zütphen öffentlich verbrannt wurde, weil er die evangelische Lehre predigte, hätte ich mehr bauliche Vergangenheit erwartet. Ich kann aber auch nirgends etwas finden, ob zum Ende des 2. Weltkrieges bei der Bombadierung der nahen Ölraffinerie Bomben auf die Stadt gefallen sind, oder ob es früher große Stadtbrände gab.
Was wir aber in der Fußgängerzone finden, ist ein asiatischer Imbiss, bei dem wir gut im Aussenbereich sitzen und essen können.
Übrigens, in der gesamten Stadt ist aufgrund der Inzidenz Maskenpflicht.
Auf gehts, zum Wohnmobil und auf die A23. Ich habe mir so vorgestellt, dass wir für die Heimfahrt einmal die Route durch den Elbtunnel wählen. Toll, Baustelle – Stau, Ampelausfall am Elbtunnel – Stau. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich den Hamburger Hafen hinter uns haben und auf der A1 sind.
In Höhe von Bramsche sind wir der Meinung, dass wir für heute genug gefahren sind. Wir verlassen die Autobahn und fahren zu dem kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz Hasebad (ohne V+E) in Bramsche.
Mittwoch, 02.06.2021
Jetzt ist die Heimfahrt auf der A1, auch anschließend über die A45, ein Kinderspiel. Wohlbehalten sind wir wieder zurück.