Text: Hans-Werner (basierend auf Lenas Reisenotizen) Fotos: Hans-Werner und Lena
Für dieses Frühjahr haben wir uns Nord-West-Spanien und Nord-Portugal als Reiseziel vorgenommen. Diese Gegend haben wir im Sommer 1978 schon einmal mit „Ente“ und Zelt bereist. Es ist für uns ganz spannend, die Veränderungen der Region zu sehen, aber auch die zwischenzeitlich veränderte persönliche Wahrnehmung an uns festzustellen. Außerdem möchte ich die Durchquerung Frankreichs auf mautfreien Straßen und trotzdem schnellstmöglich ausprobieren.
Mit diesen Vorstellungen starteten wir am 23.03.2016 unsere Reise, und legten bis zum 30.04.2016 insgesamt 5.694 km zurück. Dabei durchquerten wir Frankreich in Zielrichtung südliche Atlantikküste. Weiter ging es die spanische Atlantikküste entlang bis in Portugals zweitgrößte Stadt, Porto. Durch das Landesinnere arbeiteten wir uns wieder nach Spanien, und befuhren mit wenigen Abstechern den „Camino de frances“ in entgegengesetzter Richtung.
Gerade die Begegnungen mit den Pilgern und die Blicke in die Gesichter der Menschen, die den Unbilden des Wetters getrotzt haben oder die Erleichterung am Ziel, Santiago de Compostella, verspürten, haben mich sehr beeindruckt.
Wie immer waren wir natürlich auch auf die landestypische Küche gespannt.
Übernachtet haben wir auf offiziellen Stellplätzen oder auf Parkplätzen, wo es nicht verboten war oder geduldet wurde. An einem Tag haben wir bei sehr schlechtem Wetter einen ACSI-Platz aufgesucht, um unsere Wäscheschränke wieder aufzufüllen.
Mittwoch, 23.03.2016
Bei allen Vorbereitungen haben wir eines übersehen, wir haben noch kein Spanisch-Wörterbuch. Da wir doch wenigstens wissen wollen, was auf den Speisekarten steht, machen wir einen Abstecher in die Innenstadt und Lena besorgt uns unser neues Spanisch-Wissen.
Jetzt kann es kurz vor Mittag auf die große Reise gehen, denkt vielleicht jeder, der diesen Bericht liest. Wir denken aber anders. Lena hat vor einiger Zeit einen „Groupon-Gutschein“ für ein 4-Gänge-Mittags-Menü in der Wiesbadener „Villa im Tal“ erstanden. Hier lassen wir es uns erst einmal gut gehen, denn große Dinge brauchen eine gute Grundlage.
Gegen 14.30 Uhr starten wir zum zweiten Mal, wie Lena in Ihrem Reise-Tagebuch schreibt, in den Urlaub. Gegen Abend erreichen wir Montier en Der, wenige Kilometer südlich vom Lac de Der. Hier nächtigen wir auf dem kostenlosen Stellplatz mit V+E. Leider stört abends und früh morgens etwas der rege LKW-Verkehr auf der vorbeiführenden Hauptstraße.
Tagesstrecke: 439 km
Gründonnerstag, 24.03.2016
Wir haben trotz allem gut geschlafen und deshalb lassen wir uns auch das frische Baguette und die Croissants vom Bäcker schmecken. Nachdem wir uns gestern Abend an der Beleuchtung der Kirche erfreut haben, drehen wir noch eine Runde durch Montier und besichtigen den staatlichen Reitstall (Harras), in dem die Pferde für die Polizei und das Militär ausgebildet werden.
Bei der Weiterfahrt finden wir an der Route National 77 bei Pontigny einen „Routier“, wo wir gut zu Mittag essen.
Am frühen Abend erreichen wir den kostenlosen Stellplatz mit V+E in Mezières sur Isoire. Der Ort ist etwas verschlafen.
Tagesstrecke: 478 km
Karfreitag, 25.03.2016
Auf schnurgeraden Landstraßen streben wir gen Bordeaux. Nach der kostenlosen „Route Peripherique“ und einem kurzen Stopp beim Supermarkt, zwecks Einkauf und Mittagsimbiss von Merguez und Frites, so etwas darf auch einmal sein, kennt mein Navi ganz besondere Abkürzungen nach Messanges und dem kostenlosen Stellplatz ohne V+E, aber mit Toilette. Das letzte Stück sieht eher nach einem besseren Radweg, den wir auch tatsächlich kreuzen und dann teilweise befahren, als nach einer Straße aus.
Wir sind aber jetzt am Atlantik und es ist trotz des kalten Windes an geschützten Stellen richtig warm. Auf dem Platz sind die Surfer eindeutig in der Überzahl.
Tagesstrecke: 376 km
Samstag, 26.03.2016
Die Sonne lacht uns bereits heute Morgen an. So starten wir eine Radtour über Messanges nach Leon. Dort gibt es anlässlich der Ostertage „Omelette Pascale“ mit Spargel und Speck, Brot, Käse und einen Becher Wein.
Den Rest des Tages sonnen wir uns. Für mich ist Erholung angesagt, da ich mich bereits seit der Abfahrt mit einer Erkältung herumplage und heute auch noch von einer Magen- und Darm-Grippe heimgesucht werde.
Tagesstrecke: 0 km
Ostersonntag, 27.03.2016
Wir wollen in Capbreton entsorgen. Als wir den Stellplatz erreichen, ist er, entgegen anders lautender Kommentare im Forum, voll in Betrieb und gut gefüllt. Sofort suchen wir uns noch einen Platz und beschließen hier zu bleiben.
Wir schnappen uns unsere Fahrräder und fahren in den Ort. Bei tollem Osterwetter setzen wir uns zum Mittagessen in die Außenbewirtschaftung eines Restaurants.
Nach der entsprechenden Mittagsruhe am Stellplatz, spazieren wir am Strand entlang zum Hafen von Capbreton. Das schöne Wetter hat viele Leute zum Osterspaziergang heraus gelockt. Es gibt sogar schon einige mutige Schwimmer.
Im Anschluß an diesen anstrengenden Marsch fühlt sich Lena jetzt auch nicht so gut. Ich glaube, sie hat sich bei mir angesteckt.
Tagesstrecke: 28 km
Ostermontag, 28.03.2016
Heute machen wir einen Ruhetag! Faulenzen und sonnen ist angesagt.
Tagesstrecke: 0 km
Dienstag, 29.03.2016
Es ist so weit! Wir befahren mit dem Wohnmobil Neuland. Nach einer kurzen Fahrt auf der Landstraße, überqueren wir in Hendaye die Grenze nach Spanien ohne es zu merken. Ola Espana!
In Hondarribia stimmen die Koordinaten für den Übernachtungsplatz beim Hafen nicht so richtig. Im Rückspiegel sehe ich aber eine Reihe von Wohnmobilen auf dem großen Parkplatz stehen.
Nach selbst gekochtem Mittagessen und einer kleinen Ruhepause fahren wir mit unseren Rädern die knapp 2 km bis in die Innenstadt.
Wir genießen bei dem Spaziergang durch die Gassen die ersten baskischen Eindrücke, und ich tätige bereits schnell meinen wichtigsten Einkauf, eine echte Baskenmütze von „Elósegui“.
Als Abschluß des Rundganges besuchen wir eine Bar, trinken in diesem Urlaub unseren ersten spanischen Wein und nehmen als Snack eine Portion Chopitos (frittierte Calamares) dazu.
Tagesstrecke: 67 km
Mittwoch, 30.03.2016
Nach einer ruhigen Nacht werden wir von der Sonne geweckt. Von der Mole aus hat man einen schönen Rundumblick in die Bucht, und wir relaxen noch ein wenig in der Sonne.
Danach lassen wir San Sebastian rechts liegen und fahren etwas ins Landesinnere nach Hernani. Die Altstadt liegt mit ihren engen Gassen auf einem Hügel, deshalb müssen wir etwas außerhalb am Sportgelände parken. Das Sehenswerte von Hernani beschränkt sich auch tatsächlich nur auf die in dem Reiseführer erwähnten Gebäude. Wobei wir hier zum zweiten Male vor einer verschlossenen Kirchentür stehen (Auf der weiteren Fahrt durch Spanien sollte dies noch desöfteren vorkommen.).
Eine weitere Erkenntnis ist, dass wir kaum Restaurants finden. Es gibt in den engen Gassen nur kleine Bars und Cafés. Und es sollte noch einige Zeit dauern, bis wir herausbekommen, dass es hinter dem kleinen Barbereich noch größere Räume zum Essen gibt. An die Essenszeiten müssen wir uns auch erst noch gewöhnen. Gegen 14.00 Uhr kann man Essen gehen, ohne negativ als „Frühaufsteher“ aufzufallen; es ist aber auch um 15.30 Uhr noch durchaus möglich.
Wir sitzen also gegen 13.30 Uhr in einem Lokal und haben eine Speisekarte vor uns. Einige Namen von Gerichten kennen wir von diversen „Spaniern“ in Deutschland. Doch was wir hier lesen, steht noch nicht mal alles im Wörterbuch. Wir sind im Baskenland. Auch eine Küchenhilfe, die angeblich Englisch kann, kommt bei den Erklärungen nicht weiter. Sie kann so gut Englisch, wie wir Spanisch. Um Lena das ausgesuchte Essen zu erklären, nimmt sie einem anderen Gast den Teller weg und zeigt ihn Lena als das ausgesuchte Essen. Mich nimmt sie kurzerhand mit in die Küche und zeigt in den entsprechenden Topf. Eines muß gesagt werden, wir hatten viel Spaß dabei und das Essen war supergut. Auch wurde uns zum Menü eine Flasche Weißwein und Wasser auf den Tisch gestellt.
Durch schier endlose Wälder und Täler geht es bergauf und bergab nach Azpeitia (Stunddurchschnitt von 30 km). Diese Gegend ist für die Vielzahl der Caserios, aus Naturstein erbaute Bauernhöfe, bekannt.
Azpeitia selbst ist aber berühmt für sein Santuario Ignatius von Loyola, dem Begründer des Jesuitenordens. Nach einer kurzen Zeit als Soldat für den spanischen König, wurde Ignatius bei der Verteidigung von Pamplona gegen die Franzosen schwer verwundet und nach Hause gebracht. Die heutige Wandlungskapelle ist der Raum, in dem Ignatius gepflegt wurde und dabei seine tief religiösen Erfahrungen machte. Das Geburtshaus des heiligen Ignatius wurde im Laufe der Jahre mit vielen weiteren Bauten eingerahmt und alles zusammen bildet heute das Heiligtum.
Die heutige Etappe beschließen wir wieder an der Küste in Zumaia, westlich von San Sebastian. Der kostenlose Stellplatz mit V+E liegt zwischen eher schmucklosen und teilweise aufgegebenen Industriehallen. Die Aussicht nach vorne geht allerdings ins Grüne und auf einen Fluß.
Nach dem anstrengenden Tagesprogramm lassen wir es ein wenig ruhiger angehen. Danach spazieren wir in den ungefähr 1 km entfernten Ortskern.
Gegen Abend beginnt so langsam das Leben. Wir haben dazu gelernt, holen uns an der Bar Wein und dazu einen kleinen Teller mit Tapas, die hier im Baskenland aber Pinchos heißen, und setzen uns draußen auf die Mole. Gegen 20.00 Uhr sind es noch immer 24°. Auf dem Wasser wird in großen Ruderbooten eifrig trainiert.
Tagesstrecke: 97 km
Donnerstag, 31.03.2016
In der Nacht ist Sturm und Regen über uns gekommen. Wir wurden heftig durchgerüttelt. Deshalb sind wir am Morgen in eine Lücke in der ersten Reihe umgezogen. So haben wir etwas Schutz von der Seite. An eine Weiterfahrt ist bei dem Wetter nicht zu denken. Draussen trotzen die Ruderer dem Wetter und stemmen sich gegen den Druck der Wellen. Ab und zu kommt ein klatschnasser Jogger vorbei. Wir machen uns ein paar Würstchen und warten.
Am Spätnachmittag klart das Wetter auf und wir gehen raus. Zwischen den Häusern merkt man nicht viel von dem noch immer vorhandenen Sturm. Wir holen uns frisches Brot, Medikamentennachschub in der Apotheke und laufen in den höher gelegenen Ortskern von Zumaia. Die dort befindliche Wehrkirche ist natürlich geschlossen.
Als es wieder anfängt zu regnen, verziehen wir uns in eine Bar und treffen auf ein deutsches Wohnmobilisten-Ehepaar und zwei deutsche Pilger, die auf dem Küstenweg nach Santiago de Compostela wollen. Die beiden jungen Männer haben heute ihr geplantes Tagespensum nicht erfüllen können. Total durchnässt haben sie bei dem kalten Wind ganz schön gefroren. Dem gegenüber ist der Hagelschauer, der uns auf unserem Heimweg erwischt noch ein Klacks.
Tagesstrecke: 0 km
Freitag, 01.04.2016
Hurra, die Sonne ist wieder da! Wir fahren die Küstenstraße weiter nach Westen. Immer wieder windet sich die Straße hoch oberhalb der Küste hinauf, um dann in einen der malerischen Orte, in einer Bucht liegend, abzufallen. Unterwegs gibt es sogar Aussichtsplätze, die wir mit unserem Wohnmobil anfahren können.
Bei der Durchfahrt von Mutriku, gefällt uns die Aussicht so gut, daß wir spontan einen Parkplatz suchen, den wir aber erst am Ende des Ortes in einer Seitenstraße finden. Wir laufen nun steil bergab durch die engen Gassen bis in den Hafen. Die sehenswerten Gebäude sind alle mit Tafeln zur Geschichte ausgestattet.
Kurz danach erreichen wir bei unserer „hop off, hop on“-Tour Ondarroa. Wir parken vor dem Ort am Straßenrand. Auf unserem Spaziergang in den Ort, der sich noch viel von seinem mittelalterlichen Aussehen bewahrt hat, und vorbei an den bunten Fischbooten, überqueren wir den Rio Artibal auf der noch aus der Römerzeit stammenden Puente Viejo. Auf der anderen Seite der Brücke befindet sich linker Hand die Markthalle für die Fischhändler.
Nach einer ausgiebigen Suche finden wir ein Lokal mit Tagesgericht, und essen eine zünftige Linsensuppe und Nachtisch. Übrigens, in dieser Bodegoi, baskische Bezeichnung für Bodega, wird als Besonderheit ein Riesling von Anselmann aus der Pfalz ausgeschenkt.
Nur wenige Kilometer weiter kommen wir nach Lekeitio mit seinen schönen Villen an der Strandpromenade. Wir halten vor dem Ort auf einem Parkplatz, der an einem riesigen Strand liegt. Nach einer Siesta spazieren wir am Strand entlang. Vor uns liegt die kleine Insel San Nicolás, zu der man bei Ebbe über einen Damm zu Fuß gelangen kann. Leider müssen wir feststellen, dass wir von unserer Seite nicht auf den Damm kommen, und die Bucht nicht so schnell zu umrunden ist, um in den Ort zu gelangen.
Wir haben ja schon viel gesehen und werden noch mehr besichtigen können. Mit dieser Erkenntnis fahren wir weiter nach Gernika, oder auch Guernica. Vorher hatten wir Gernika nicht mit Picasso in Verbindung gebracht. Wir sollten eines besseren belehrt werden.
Für die Basken ist Gernika aber die Wurzel des baskischen Volkes. Sinnbild hierfür ist der verdorrte Stamm der ältesten hier erhaltenen Eiche (16. Jahrhundert), der Gernikako Arbola. Später gepflanzte Eichen wurden und werden immer aus Eicheln der ursprünglichen Eiche gezogen. Die Eiche und das baskische Parlament der Provinz Vizcaya befindet sich unweit des Parque de los Pueblos de Europa.
In dieser herrlichen Grünanlage stehen Skulpturen von Henry Moore und Eduardo Chillida.
Wenn man sich vom Park in Richtung Parlament bewegt und dann an der Straße nach links geht, gelangt man nach wenigen hundert Metern zu einem großen Wandfries, dass eine Nachbildung des von Picasso gemalten Anti-Kriegs-Bildes „Guernica“ ist. Das Gemälde sollte laut Picasso an die großflächige Zerstörung Gernikas im spanischen Bürgerkrieg durch die Luftangriffe der deutschen Legion Condor und der italienischen Corpo Truppe Volontarie erinnern, die sich bei dem Bürgerkrieg auf die Seite von General Franco gestellt haben.
Der Besuch von Gernika hat sich wirklich gelohnt. Und wir sind froh, dass wir alles wichtige gefunden haben. Da wir keine braunen Hinweisschilder gesehen haben, waren wir schon fast wieder aus Gernika draußen, und haben dann gedreht und den Einstieg noch einmal über eine andere Straße versucht. Hierdurch gelangten wir an den Hintereingang des Parkes.
Unser heutiges Übernachtungsziel ist der Stellplatz von Bilbao. Unser Navi leitet uns diesmal gut über die Umgehungsstraße und dann den Berg in Serpentinen hinauf in Richtung Stellplatz. Nur die Einfahrt will es über einen Eselspfad oder so was ähnliches nehmen. Freundliche Menschen zeigen aber vom Bürgersteig sofort die richtige Richtung an.
Wir finden noch einen Platz in der ersten Reihe mit einer phantastischen Aussicht. Direkt vor uns ist das Fußballstadion von Athletic Bilbao und etwas dahinter das Guggenheim-Museum. An der Rezeption, dort spricht man auch Englisch, erfolgt eine sehr gewissenhafte Anmeldung. In der Gebühr von EUR 15,00 für 24 Std. ist V+E und kostenloses Wifi im Bereich der Rezeption enthalten.
In der herein brechenden Dunkelheit sehen wir Blinklichter durch die Straßen Bilbaos fahren. Kehreinheiten machen ihre Arbeit, damit die Stadt am nächsten Morgen wieder in Sauberkeit erstrahlt.
Tagessstrecke: 107 km
Samstag, 02.04.2016
Die Sonne scheint zwar schon ins Wohnmobil hinein, doch draußen sind es nur 2 °. Mit dem Bus, die Haltestelle ist unterhalb des Stellplatzes, wird man für EUR 1,25 bis an die Altstadt zur Puente de San Anton gefahren. Links davon befindet sich die Markthalle des Mercado de la Ribera. Das Angebot an Frischware und die im hinteren Teil befindlichen Tapas-Bars sind überwältigend. Gerade kommt mir der Begriff „Frischware“ doppeldeutig vor. Denn kurz vor dem Erreichen der Altstadt durchfährt die Stadtlinie das Prostitutionsviertel Bilbaos.
Wir lassen uns durch das Viertel der „Sieben Gassen“ bis hin zur Catedral de Santiago (Gotik, 14. -15. Jhdt.) treiben.
Am Plaza de Santiago befindet sich mit der gleichnamigen Kathedrale eine der wenigen offenen Kirchen.
Danach gehen wir durch einen unscheinbaren Durchgang und landen auf der etwas mondänen Plaza Nueva. Hier ist alles ein wenig teurer, und es darf auch nicht in jede Bar hinein fotografiert werden.
In einer kleinen Seitengasse haben wir uns aus dem Riesenangebot, für eine kleine Bar entschieden, wo wir uns draußen hinsetzen können und frittierte Calamares und Patates Ali Oli essen.
Und es gibt in den Gassen noch so viele andere Leckereien.
Wir spazieren durch den Park am Plaza Arriaga, überqueren dann auf der Puente de Ayuntamiento den Ria de Bilbao und laufen am Fluß entlang bis zum Guggenheim-Museum. Schon auf dem Weg dorthin begeistern uns die Skulpturen an der Promenade.
Dieser Bau, mit seiner Außenhaut aus Titan, wurde von dem Architekten und Designer Frank O. Gehry geplant und 1997 fertiggestellt. Für den Betrachter verändert sich aus jeder Blickrichtung die Gestalt und Form des Gebäudes. Auch die Innenraumgestaltung erreicht hier eine neue Dimension. Ich habe noch nie etwas vergleichbares in der Moderne gesehen.
Schon vor dem Museum haben uns Skulpturen-Nachbildungen von Louise Bourgeois (1911 – 2010) beeindruckt. Im Museum gibt es eine Sonderausstellung als Retrospektive von Louise Bourgeois.
Aus dem Bestand des Museums sehen wir großformatige Bilder der Moderne von Anselm Kiefer, Baselitz, Rothko und Motherwell. Über Kunst läßt sich ja manchmal streiten. Es ist halt immer Geschmacksache. Dies trifft bei Lena und mir ganz bestimmt auf ein Gemälde von Motherwell (1915 – 1991) zu. Und wir stellen uns vor, dass der Künstler irgendwo in einer Ecke steht, die Besucher beobachtet und sich kaputt lacht, wenn er hört, was in sein Bild „Iberia“ (Entstehung 1958) hinein interpretiert wird. In diesem Fall ist es ein Riesenformat in Schwarz und in der unteren Ecke links ist ein kleiner weißer Fleck. Die Bedeutung, die dahinter stehen soll: Die Trauer über das Spanien Francos mit einem kleinen Stückchen Hoffnung. Bei diesen Künstlern durfte leider nicht fotografiert werden.
Innovation ist alles: In einem kleinen Raum wird für viel Geld ein Kurs für Kinder im Alter zwischen 6 – 24 Monaten angeboten. Die Kinder können ohne Frust bei Body- und Pamperpainting den spielerischen Umgang mit Farben erlernen. Ist das nicht toll?
Nach soviel Kultur durchqueren wir das Viertel Abando und erreichen bei der Estación de Santander (La Concordia) wieder die Brücke hinüber in die Altstadt (Casco Viejo). Mittlerweile herrscht Feierabend-Betrieb und die Bars füllen sich. Wir genehmigen uns noch ein Glas Wein und fahren mit dem Bus wieder zum Stellplatz hinauf.
Tagesstrecke: 0 km
Sonntag, 03.04.216
Heute Nacht hat es wieder das Wohnmobil durchgeschüttelt. Mit der Zeit wird das Wetter besser. Über die kostenlose Autobahn fahren wir an Santander vorbei nach San Vincente de la Barquera, wo wir vor einer Ewigkeit schon einmal waren. Die Erinnerung ist aber gleich null. Ansonsten wären wir nicht zur Mittagszeit in einem Lokal in der ersten Reihe gelandet. Es ist Sonntagsbetrieb in einem Touristenort. Wir wissen aber hoffentlich für die Zukunft, das wir uns für ein Restaurant in der nächsten Straße entscheiden müssen.
Wir gehen hoch zur Festung, schauen uns ein wenig um, …
… und fahren dann aber an einen Strand in östlicher Richtung (Playa de Merón (Bederna). Hier ist im Sommer bestimmt ein Balken. Doch gegenüber wird von einem Bauern eine Wiese als Parkplatz betrieben.
Tagesstrecke: 158 km
Montag, 04.04.2016
Der Regen, der am Abend einsetzte, dauerte bis zum Morgen. Etwas zögerlich klart es wieder auf. Die Sonne tut ihre Arbeit. Heute fahren wir erst ein wenig zurück in östlicher Richtung nach Comillas. Dort parken wir viel zu weit außerhalb, und gehen zur Universidad Pontificia, einem regelrechten Prachtbau.
Von da aus laufen wir in die Ortsmitte. Dort gibt es genug Parkplätze. Unser Ziel ist „El Capricho“ oder auch Villa Quijano(1883 – 1885), ein Frühwerk des Archtekten Antoni Gaudi (1852 – 1926). Dieses Gebäude wurde räumlich ganz nach der Sonne ausgerichtet. Morgens weckte die Sonne die Bewohner, und führte sie im Verlaufe des Tages über Arbeitszimmer, Esszimmer bis in den abendlichen Salon. An der Außenfassade führt uns Gaudi mit den Sonnenblumen auf den Kacheln ganz nah in die Natur. Arabische Elemente und Spielereien tauchen immer wieder auf.
Der Garten ist eines der wenigen erhaltenen Gartenkunstprojekte von Gaudi. Trotzdem tauchen in anderen Projekten immer wieder Bestandteile diese Gartens auf.
Das schöne Wetter hat sich mittlerweile verabschiedet. Wir verziehen uns in eine Bar und verzehren laut Rechnung:
2 pulga jamon (belegte Brote mit Schinken)
1 anchoas (eingelegte Sardellen)
1 Chorizo ( Schälchen mit heiß gemachten Chorizoscheiben)
4 rueda-verdejo (Wein)
Für spanische Verhältnisse beginnt jetzt um 14.30 Uhr die Mittagszeit. Wir haben also noch einen langen Tag für die Weiterreise vor uns. Unser nächstes Zwischenziel ist Santillana del Mar, welches aber nicht am Meer liegt. Jean Paul Sartre hat diesen Ort in seinem Roman Der Ekel als schönste Stadt Spaniens eingearbeitet. Tatsächlich beeindrucken zahlreiche aristokratische Steinhäuser aus dem 15. – 18. Jahrhundert im alten Ortskern an der Calle del Santo Domingo und ihren parallel verlaufenden Straßen. Leider passt das Wetter nicht ganz zu der Charakterisierung Sartres.
Auch hier erfreut sich das Pilgerbüro eines regen Besucherandrangs. Eine Übernachtungsmöglichkeit würde sich ebenfalls für uns auf dem Parkplatz bei der Touristinformation anbieten. Doch der Weg ist das Ziel.
Mit Santillana del Mar beschließen wir unsere kleine Rückwärtsschleife und fahren auf die kostenlose Autobahn nach Ribadesella. Dies ist eine alte Hafenstadt beiderseits der Mündung des Rio Sella. Zwecks Übernachtung überqueren wir den Fluß und fahren auf den Parkstreifen vor der Cueva de Tito Bustillo, die montags und dienstags geschlossen hat. Für uns jetzt gut; ein Besuch wäre aber auch bestimmt interessant gewesen.
Der kurze Fußweg in den älteren Bereich von Ribadesella scheint sich für uns schon nicht gelohnt zu haben, da es keine ansprechenden bzw. offenen Tapas-Bars mit dem in dem Reiseführer angepriesenen frischen Fisch zu finden sind, der Ort selbst sieht auch nicht so toll aus, da landen wir auf einmal in unserer ersten asturischen Sidreria.
Als erstes werden wir bei unserer Bestellung darüber aufgeklärt, dass man den Sidra nicht in Gläsern sondern per Flasche (EUR 2,50) bestellt, außerdem sind wir für Tapas noch etwas zu früh. Sie sind noch in der Vorbereitung. Dafür erleben wir die asturische Kunst des Sidra-Ausschanks. Die etwas später angelieferten Bigaros (kleine Meeresschnecken) passen hervorragend dazu.
Im Laufe des Abends zeigt sich, dass unser Übernachtungsplatz doch nicht so ruhig ist. Hinter uns liegt noch ein großes Sportzentrum mit viel PKW-Verkehr. Und wie wir schon bemerkt haben, sind die Spanier ein sehr sportliches Volk. Joggen bzw. Walken ist ein Sport für Jedermann.
Tagesstrecke: 130 km
Dienstag, 05.04.2016
Es hat die ganze Nacht geregnet. Und auch bei dem jetzt noch strömenden Regen folgen wir einer Empfehlung vom „Schulz“ und machen einen kleinen Abstecher in die Berge zur Cuevona de Cuevas. Dies ist eine Tropfstein-Höhle, durch die man auf einer Straße hindurch fahren kann, welche aber direkt dahinter im Dorf Cuevas endet. Eine Wendemöglichkeit besteht auf dem kleinen Parkplatz direkt am Ausgang der Höhle.
Bei dem Wetter bietet sich ja nichts anderes an, also fahren wir auf die Autobahn und bringen ein paar Kilometer unter die Räder. Bei Gijon kann ich Lena die Geschichte von der Schande von Gijon erzählen, wo die österreichische und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 1982 durch Inaktivität einen Spielstand von 1:0 für Deutschland akzeptierten, wodurch Algerien trotz ebenfalls zweier Siege ausscheiden musste.
Bei Tapia de Casariego verlassen wir die Autobahn und fahren in dieses kleine Hafenstädtchen. Ich habe dafür mein Navi mit den Koordinaten vom ACSI-Stellplatzführer gefüttert. Statt auf einem SP mit V+E zu landen, werde ich durch ein Durchfahrtverboten-Schild vor dem kleinen Hafen gestoppt. Auch bei einem zweiten Versuch lande ich wieder dort. Bei meinem Wendemanöver, was durch die parkenden Autos noch erschwert wird, bietet ein netter Mann mir seinen Parkplatz am Straßenrand an.
Zum Glück ist jetzt Mittagszeit und wir ziehen zielgerichtet ins „Meson El Puerto“, wo wir schon zweimal mit dem Wohnmobil vorbei gekommen sind. Bei dem Menu del Dia für EUR 10,00 essen wir Fischsuppe bzw. deftigen Eintopf, Fisch bzw. Kalbsschnitzel mit Käsesoße und Flan. Nach der Flasche Wein hätte es auch noch einen Kaffee gegeben, auf den wir aber verzichtet haben.
Der Kellner erklärte uns zum Schluß noch den Weg zum kostenlosen Stellplatz mit V+E, der auf einen Parkplatz außerhalb des Ortes verlegt worden ist.
Bei nunmehr strahlender Sonne drehen wir noch eine große Runde durch den Ort.
Tagesstrecke: 197 km
Mittwoch, 06.04.2016
Die Sonne ist uns auch heute hold. Bei der Umfahrung einer großen Bucht des Ria de Ribadeo o del Eo machen wir in Castropol einen Halt. Hier soll es Überreste einer keltischen Siedlung geben. Wir ziehen durch den gesamten Ort, können aber keine Hinweisschilder finden.
Wir verlassen Asturien und kommen nach Galizien. Wir wollen in Foz auf dem kostenlosen Stellplatz mit V+E zwischen Schwimmbad und Hafen bleiben. In den letzten Tagen haben wir uns so viel angeschaut, dass wir jetzt einfach mal wieder faulenzen wollen.
Vorher gehen wir in den Ort, brechen dabei leider vorzeitig, wir haben noch immer nicht dazu gelernt, die Suche nach etwas Essbarem ab und landen in dem erstbesten Lokal mit Pizza (Fertigpizza?). An der Hauptstraße, etwas weiter entfernt, wäre der Mittagstisch preiswerter und besser gewesen.
Ansonsten lesen wir, sitzen in der Sonne und quatschen ein wenig mit Helene und Herbert, die auf ihrer langen Tour aus dem Süden kommend ebenfalls hier gelandet sind.
Tagesstrecke: 55 km
Donnerstag, 07.04.2016
Die Nacht war sehr ruhig. Die Sonne scheint. Nach und nach verlassen uns die anderen Wohnmobile. Kurz vor 11.00 Uhr kommt eine Bäckerin vorgefahren. Obwohl wir schon lange gefrühstückt haben, kaufe ich ihr noch etwas ab. Sie hätte mehr verdienen können, aber unsere Uhren ticken anders als die der Spanier. Daran müssen wir uns noch gewöhnen.
Bei der Weiterfahrt an der Küste entlang sehen wir viele Tankstellen, die V+E für Wohnmobile anbieten. Wir machen einen Abstecher nach Cedeira und merken überdeutlich was 40 Jahre bewirken können. Aus einem kleinen Fischerstädtchen mit schnuggelischen Fischlokalen ist ein großer Badeort geworden. Trotzdem werden wir in dem Restaurante Vila Vella fündig. Die Verständigung ist etwas schwierig, dafür schmeckt das Essen um so besser.
Nach einer ausgiebigen Mittagsruhe fahren wir noch wenige Kilometer bis Valdovino, und stellen uns dort auf den Parkplatz am Strand, neben eine Strandbar. Die beiden Campingplätze im Ort haben noch zu.
Bei dem Spaziergang durch die herrliche Dünenlandschaft fängt es wieder an zu regnen. Etwas später versuchen wir nochmals unser Glück und laufen in die andere Richtung. Wir trinken in der Bar noch einen gebietstypischen Ribeiro (Weißwein) zu einem Schälchen mit Oliven und genießen die Aussicht, bevor wir uns in unser Wohnmobil verziehen, da die Bar schon um 20.00 Uhr schließt.
Im Verlaufe des Abends schaut die Polizei mal nach dem Rechten, ohne etwas zu beanstanden. Es ist eine himmliche Ruhe. Man hört nur den Wind und die heran rollenden Wellen.
Tagesstrecke: 129 km
Freitag, 08.04.2016
Bei der erfolglosen Suche nach dem Campingplatz in der Nähe von Valdovino, auf dem wir vor 40 Jahren genächtigt haben, machen wir einen Abstecher zu dem Leuchturm Punto Frouxeira. Hier haben wir eine herrliche Aussicht auf das stürmische Meer. Unter unseren Füßen befinden sich zahlreiche versteckte Gänge zu Geschützstellungen aus dem 2. Weltkrieg.
In Ferrol fahren wir auf die Autobahn, umfahren A Coruna (Maut insgesamt EUR 6,85) und besuchen, nachdem wir wieder zur Mittagszeit auf der Landstraße unterwegs sind, ein Restaurant.
Bei dem Mittagsmenü für EUR 8,50 gibt es neben Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch, Wein und Wasser, auch noch Kaffee, und auf Wunsch sogar mit „Schuß“.
Danach geht es weiter zum Cabo Finisterre. Wir fahren so weit nach vorne, wie es uns als Wohnmobilisten erlaubt ist. Nachdem wir den Leuchtturm passiert haben, sehen wir auf dem Felsvorsprung auch einige verbrannte Stellen, wo sich Pilger von ihren Schuhen oder Socken getrennt haben. Denn einige Pilger nehmen zu dem Weg nach Santiago de Compostella, noch die Strapazen bis „ans Ende der Welt“ auf sich. Vorn am Leuchtturm spielt ein Gaita-Musiker. Für die Pilger hält ein Linienbus auf dem Vorplatz, um diese wieder nach Santiago zu bringen.
Wir fahren zurück nach Fisterra zu dem Stellplatz mit V+E (Parken EUR 5,00/V+E extra. Er scheint neu zu sein.
Gegen Abend machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang durch die Gassen von Fisterra. Am Hafen gibt es eine große Fischhalle mit Fischversteigerung und schöne Bars zum verweilen.
Auf dem Stellplatz sind wir noch immer ganz alleine. Spät am Abend wird dann sogar das Eingangstor zugesperrt. Die Betreiber wohnen auf dem Areal darunter.
Tagesstrecke: 186 km
Samstag, 09.04.2016
An der Küste entlang kommen wir nach Ézaro, und biegen dort in die kurze Mündungsbucht des Rio Xallas ein. Es gibt nach einer schmalen Zufahrt mehrere Möglichkeiten, um mit dem Wohnmobil zu parken. Hinter dem Elektrizitätswerk beginnt der kurze Weg zur Cascada de Ézaro. Gewaltige Wassermassen stürzen sich dabei in die Tiefe.
Schade, dass es wieder anfängt zu regnen. Dadurch fällt der Aufenthalt etwas kürzer aus. Entlang eines ausgedehnten Fjordes fahren wir nach Noya. Laut einer Sage ist Noya oder auch Noia von einem Urenkel Noahs gegründet worden. Momentan ist die Stadt Zwischenstation für eine Auto-Rallye. Ständig hört man die Motoren aufheulen und es kommt ein kleiner Flitzer vorbei. Für uns bedeutet dies eine etwas längere Parkplatzsuche.
Die Stadt bietet uns nicht viel, so fahren wir über Porto de Son zum Castro de Barona. Jetzt haben wir endlich mit dieser Befestigungsanlage unsere keltische Siedlung aus der Eisenzeit. Von der Hauptstraße führen mehrere Wanderwege runter zum Meer. Am besten nimmt man den ausgeschilderten Weg, damit man nicht wie wir kreuz und quer laufen muß.
Unser heutiges Übernachtungsziel ist der Stellplatz mit V+E in Santiago de Compostella. Er ist Teil eines Großparkplatzes, hauptsächlich für Busse. Die Gebührenregelung ist etwas verwirrend. Von 20.00 Uhr ab kostet der Stellplatz für 24 Std. EUR 12,00 (Dies ist eigentlich die Übernachtungsgebühr.). Kommt man aber z. B. um 17.00 Uhr an, bezahlt man die Tagesgebühr von EUR 3,50 und ab 20.00 Uhr nochmals EUR 12,00 als Übernachtungsgebühr. Die V+E ist im Preis enthalten. Hierfür erhält man einen Schlüssel beim Wärterhäuschen.
Wir sind natürlich zu früh da und haben dafür aber die Möglichkeit, noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt zu machen. Vom Stellplatz aus gelangt man schnell in die Altstadt von Santiago. Der Fußweg ist ca. 1,5 km lang. Wer das nicht möchte, kann von etwas unterhalb des Stellplatzes mit einem Bus direkt in die Stadt fahren.
Wir laufen kreuz und quer durch die Gassen. In jedem Winkel begegnen uns Pilger. Leider kommen wir nicht in die Kathedrale hinein. Sie ist für Besucher wegen eines Gottesdienstes gesperrt.
Also versuchen wir es in dem nächsten Zeitfenster irgendwann nach 20.00 Uhr. In der Zwischenzeit streifen wir noch weiter durch die Gassen, bestaunen die Tapas-Auslagen der Bars und spazieren durch den riesigen Park. Bevor wir wieder zur Kathedrale gehen, genehmigen wir uns einen Wein und ein Bier (0,5 l) für je EUR 1,50.
Die Kathedrale ist entweder wieder oder noch geschlossen. Als wir aber Leute durch einen Seiteneingang hinein gehen sehen. Machen wir es genau so und kommen mitten in ein Konzert von zwei Jugendchören. Der eine Jugendchor gehört zur Kathedrale (Escolania de la Catedral de Santiago), der andere ist von einer Musikschule (Escolania de LLUC). Die meisten Zuhörer sind wohl Familienmitglieder. An uns stört sich niemand und wir kommen in den Genuss von einem wunderschönen Konzert. Nebenbei haben wir auch genug Muße, unsere Blicke durch die Kathedrale schweifen zu lassen.
Mittlerweile ist es draußen dunkel geworden und die Gassen strahlen in einem warmen Licht. Leider fängt es an zu regnen, sodaß wir uns in einen Irish Pub verkriechen. Das Guinness schmeckt uns auch in Spanien sehr gut.
In einer kurzen Regenpause machen wir uns wieder auf den Heimweg. Kurz nach unserer Rückkehr, fängt es richtig an zu schütten und es stürmt ganz fürchterlich.
Tagesstrecke: 169 km
Sonntag, 10.04.2016
Es schüttet und stürmt noch immer. An einen nochmaligen Besuch der Altstadt ist nicht zu denken. Wir entsorgen und fahren weiter. Schon seit einigen Tagen habe ich Probleme mit der Zündung des Gasbetriebes beim Kühlschrank. Jeden Abend murkse ich erst eine zeitlang daran rum. Ab heute lasse ich den Kühlschrank im Dauerbetrieb über Gas laufen.
Auf dem Weg nach Süden wird das Wetter auch nicht besser. Zwischendurch hagelt es sogar. In Pontevedra fahren wir zu dem kostenlosen Stellplatz mit V+E. Ja, er liegt wie beschrieben am Fluß. Ansonsten ist er sehr bescheiden. Vor uns die Straße, hinter uns die Eisenbahn. Der Platz selbst ist geschottert und mit tiefen wassergepfüllten Pfützen übersät. Die Innenstadt ist zu weit entfernt. So landen wir in einer kurzen Regenpause in dem ersten möglichen Restaurant. Es ist fast voll besetzt. Nach unserem Geschmack sind die Gerichte nicht so gut, dafür bezahlen wir aber mehr als das Doppelte wie sonst.
An der spanischen Atlantikküste geht man nicht ohne Schirm aus dem Haus. Alle Restaurantgäste haben Schirme dabei. Für die es sogar Ständer mit Schlössern gibt. Eigentlich ist uns das Phänomen schon die letzten Tage aufgefallen, nur ist es uns nicht so bewußt geworden.
Was sollen wir machen. Wir bleiben bei Regen, Sturm und Hagel auf dem trostlosen Platz und vertreiben uns die Zeit mit lesen, spielen und Fernseh schauen. Sofern uns das Bild durch Starkregen nicht zerpixelt wird.
Tagesstrecke: 74 km
Montag, 11.04.2016
Es gibt sie wirklich noch. Die Sonne ist wieder da.
Auf dem weiteren Weg gen Süden bevorzugen wir zwar die Landstraße, doch die Umgehung von Vigo hätte uns auch gepasst. Unser Navi meinte aber, wenn schon, denn schon. So geht es eben mitten hindurch, was uns vielleicht Kilometer erspart, aber auf jeden Fall Zeit kostet. Bei weiterhin gutem Wetter legen wir in Nigran einen kurzen Stopp ein, weil wir schon von weitem die vielen Dächer eines Wochenmarktes gesehen haben. Während der Sturm immer mehr zunimmt, kaufen wir schnell noch einige Leckerchen ein. Einige Marktbeschicker beschweren schnell ihre Stände, andere packen vorsichtshalber ein.
Wir schleichen uns langsam an der Küste entlang in Richtung A Guardia. Hinter Bajona bietet uns das Meer ein herrliches Schauspiel.
In Guardia ist es immer noch sonnig und wir begeben uns mal wieder auf die Suche nach gutem Essen. Im Restaurant Xantar werden wir fündig. Es gibt zwar kein Menü, und es steht jede einzelne Position (auch Wasser und Brot) auf der Rechnung, der Wein ist auch etwas besonderes, dafür gibt es aber Navajas (schwertförmige Scheidenmuscheln). Und die haben wir bisher noch nicht gegessen. Alles war super zubereitet.
Draußen schüttet es wieder. Wir machen, dass wir zum Wohnmobil kommen, halten noch einmal beim Lidl an und fahren über die Minho-Brücke nach Vila Nova de Cerveira. Jetzt haben wir Portugal erreicht. Im dritten Anlauf erreichen wir den kostenlosen Stellplatz mit V+E. Zuerst war uns eine Eisenbahn-Unterführung und dann eine ummauerte Altstadt mit ihren Gassen im Weg. Warum kann sich ein Navi nicht mit einer Umfahrung anfreunden.
Wir müssen unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen!!! Es gesellen sich noch zwei weitere Wohnmobile zu uns. Zur Abwechslung schüttet es wieder wie aus Eimern. Zum Glück ist der gesamte Parkplatz gepflastert.
Gegen Abend hört es mal zu regnen auf. Wir nutzen die Gelegenheit, um unsere Besichtigungstour zu machen. Die im Reiseführer angepriesene Burg ist irgendwie tot. Es gab einmal Versuche mit modernem Material eine Symbiose herbei zu führen und eine Bewirtschaftung zu installieren. Alles ist gestrandet. Von den schönen Herrschaftshäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist auch nicht allzuviel zu sehen. Hinzu kommen die Auswirkungen der Wirtschaftsmisere, wie bei uns, und zeigen sich in Leerstand. Irgendwann muß es aber einen großen Workshop in Sachen Kunst gegeben haben. Als Ergebnis sind viele Skulpturen in der Stadt zu sehen.
Hier sind schon die ersten Häuser mit den typischen Außenverkleidungen aus farbigen Fliesen.
Tagesstrecke: 106 km
Dienstag, 12.04.2016
Es ist mühselig zu erwähnen, dass es immer noch stürmt. Langsam fahren wir nach Viana do Castelo. Der kostenlose Stellplatz ohne V+E ist in der Nähe des Hafens. Doch auch hier sind viele Wasserpfützen.
Als wir in den Ort gehen, stellen wir fest, das in Portugal scheinbar schon um 12.00 Uhr mit dem Essen begonnen wird. Wir entscheiden uns für das Restaurante a Gruta. Im Gegensatz zu Nordspanien spricht man mit uns auch Englisch oder Französisch. In dem Mittagsmenü ist Suppe, ein großes Hauptgericht, Wein und Café enthalten. Couvert, Brot und Wasser wird extra berechnet. Hüten sollte man sich vor abgepackten Pasten, die als Appetizer auf den Tisch gestellt und auch alle extra berechnet werden. Aus diesem Grund lehnen die Einheimischen so etwas meistens sofort ab, wenn es an den Tisch gebracht wird.
Da das Menü wahrscheinlich noch nicht ganz fertig ist, gibt es für uns als Gruß aus der Küche einen kleinen Teller mit Schinken. Wir sind sehr zufrieden und es hat insgesamt super geschmeckt.
Viana do Castelo ist ein schmucker Ort. Überall gibt es Blumenbepflanzungen. Die Gassen sind sauber. Der zentrale Punkt der Altstadt ist der Praca da Republica mit dem auf gotischen Bögen restaurierten Rathaus und der Igreja da Misericórdia mit der anschließenden Kirche, die im Innenbereich mit blauen Bilderfliesen ausgestaltet ist.
Mit dem Elevador fahren wir hoch zur Walfahrtsbasilika zu Ehren von Santa Luzia. Die Basilika wurde 1926 in starker Anlehnung an Sacré-Coeur in Paris errichtet.
Zum Ende unseres Rundganges besuchen wir noch eine Bar, da es nach sechs Stunden Sonne wieder zu regnen angefangen hat. Wir trinken ein Glas Weißwein und probieren anschließend noch ein Glas roten Portwein. Wir finden beide den Portwein sehr lecker. Im benachbarten Supermarkt kaufen wir schnell noch Wein und eine Flasche guten Portwein und eilen ins Wohnmobil zurück.
Nicht weit vom Stellplatz entfernt führt die historische Eiffel-Brücke über den Mündungsarm des Rio Lima. Die Brücke wurde 1878 von Gustave Eiffel geplant und erbaut. Der obere Teil der Brücke ist für den Autoverkehr. Darunter ist noch eine Ebene für den Schienenverkehr eingehängt. Und damit sich die beiden Nutzer an den Brückenenden nicht in die Quere kommen, müssen die Autofahrer große Schleifen fahren, während die Eisenbahn geradeaus weiter fährt.
Tagesstrecke: 38 km
Mittwoch, 13.04.2016
Heute Nacht gab es ein schweres Gewitter mit Sturm, Regen und Hagel.
Für die Weiterfahrt nach Süden nutzen wir die Eiffelbrücke. Die Auffahrt ist nur etwas verzwickt. Unser heutiges Ziel soll der ACSI-Campingplatz in Estela/Rio Alta zwecks Ver- und Entsorgung, aber vor allem zum Aufbessern der Wäscheschränke, sein. Bei der Durchfahrt von Esposende sehen wir ein Hinweisschild zu einem Wohnmobil-Stellplatz. Wir biegen ab und entsorgen schnell.
Richtig befreit können wir unseren Plan ändern und fahren stattdessen nach Barcelos. Dort gibt es donnerstags einen riesigen Wochnmarkt, auf dem man von der Bekleidung über Lebensmittel bis hin zu lebenden Tieren alles kaufen kann. Im ACSI-Stellplatzführer wird ein Platz unterhalb des Schwimmbades am Fluß zur Übernachtung empfohlen. Wir sind das dritte Wohnmobil was ankommt.
Bei dem ersten Spaziergang durch Barcelos, stoßen wir schon nach wenigen hundert Metern zum ersten Mal auf den legendären „Hahn von Barcelos“. Diese Figur ist in Barcelos allgegenwärtig. In der Tourist-Information holen wir uns einen Stadtplan und erhalten sofort eine Beratung auf Englisch, welche Sehenswürdigkeiten wir uns auf jeden Fall anschauen sollen. Zuerst gehen wir in die nahe Rundkirche Bom Jesu da Cruz.
Kaum draußen, spricht uns eine portugiesische Touristin auf Englisch an, und empfiehlt uns unbedingt auf den Torre da Porta Nova zu steigen. Von dort oben hätte man eine wunderbare Aussicht. Zuerst wollen wir aber das Hungergefühl im Bauch beseitigen. In einer kleinen Gasse finden wir ein Café mit Mittagstisch für EUR 5,50, bestehend aus Suppe, Hauptgericht (Fisch), Brot, Wein und Kaffee. Das Wasser wurde separat abgerechnet.
Danach steigen wir auf den Turm. Schon auf den Treppen im Inneren hört man den Wind brausen. Oben angekommen kann man bei den Erinnerungsfotos kaum die Kamera ruhig halten.
Auf dem Weg abwärts widmen wir uns ausgiebig der Ausstellung mit vielen ganz unterschiedlichen Figuren.In der Stadt gibt es sehr viele Kunsthandwerker, die sich mit den Arbeiten aus Ton befassen.
Das spektakulärste Ereignis der Stadt, das „Fest der Kreuze“ wird bereits auf den Plakaten angekündigt. Leider findet es erst am 22. April statt. Trotz der Sturmböen versuchen die Arbeiter mit Kranwagen noch mehr dieser großen Bildtafeln für das Fest aufzustellen.
Die Kirche Nossa Senhora do Terco des ehemaligen Benediktiner-Klosters sieht von außen so unscheinbar aus, und hat doch einen reich verzierten Innenraum mit Azulejo-Darstellungen (Keramikfliesen) aus dem Leben des Hl. Benedikt.
Durch viele Gassen spazieren wir zum Töpfer-/Keramik-Museum. Zur Zeit wird eine Sonderausstellung mit Werken von Julia Ramalho zum 70. Geburtstag und zum 60. Jahr ihres künstlerischen Wirkens gezeigt. Hinzu kommen noch Arbeiten ihrer Großmutter Rosa Ramalho, die von 1888 – 1977 lebte. Die Familie Ramalho gehört zu den wichtigsten Vertretern der lokalen, als auch nationalen Töpfereien.
Viele schöne alte Bauten stehen noch am Weg hinunter zur mittelalterlischen Brücke über den Rio Cávado.
Auf dem sogenannten Stellplatz sind noch viele Wohnmobile hinzugekommen. Am Abend zählt Lena 21 Womos.
Tagesstrecke: 45 km
Donnerstag, 14.04.2016
Heute Nacht hat es wieder einmal gestürmt und geschüttet. Ob das heute wirklich ein so großer Markt wird? PKWs kreiseln um die Wohnmobile herum und suchen noch Parkplätze. Hier sehen wir auch zum ersten Mal die Arrumadores, die gegen ein Trinkgeld sich als Parkplatzeinweiser betätigen. Die Sonne schaut mal wieder vorbei, und wir gehen in die Stadt. Auf dem Postamt in der Nähe des Marktes werfen wir nach Rücksprache mit dem örtlichen Polizisten unsere Postkarten in den entsprechenden Schlitz. (Anmerkung: Die Karten benötigten 4 Wochen bis nach Deutschland.)
Auch wenn einige Plätze leer geblieben sind, ist es wirklich ein riesiger und toller Markt. Es werden auch bereits große Tragetaschen voller Waren fortgetragen. Einige Einkäufe werden bei Ständen deponiert, da man ja noch weiter schauen möchte. Auch wir werden fündig. Unter anderem haben wir so etwas gekauft, was wie platte gelbe Bohnen aussieht. Es schmeckt gut. Später erfahren wir, das es Früchte von besonderen Lupinen sind.
Es ist noch nicht 12.00 Uhr, trotzdem sind schon viele Lokale belegt. Wir verköstigen uns mit einem großen Fisch bzw. einem typischen Reisgericht und Nachtisch. Auch hier ist die Flasche Wein und sogar das Wasser im Preis enthalten.
Für heute wollen wir nur wenige Kilometer weiter zur Wallfahrtskirche „Bom Jesus do Monte“ auf einen Berg oberhalb von Braga. Die Durchfahrt von Braga macht keinen Spaß. Wir stellen uns auf einen Parkplatz etwas unterhalb der Kirche, wo schon etliche Wohnmobile stehen, und haben nur noch einen Fußweg von ca. 200 Metern bis zum Ascensor (vertikaler Aufzug, der hier mit Hilfe von Wassertanks bewegt wird), der uns hoch zur Wallfahrtskirche bringt.
Zu Fuß steigen wir auf 600 Stufen und vorbei an 14 Stationen des Kreuzweges wieder hinab.
Tagesstrecke: 23 km
Freitag, 15.04.2016
Heute Nacht hatten wir wieder Dauerregen. Es will auch jetzt noch nicht aufhören. Nun fahren wir wirklich nach Estela/Rio Alto auf den ACSI-Platz. Der Campingplatz liegt abseits der Hauptstraße am Meer und kann auf kleinen Straßen durch noch engere Ortschaften erreicht werden. Besondere Navis finden besondere Wege. Trotzdem schaffen wir es, ohne irgendwo stecken zu bleiben, oder in riesigen Pfützen zu versinken, bis dorthin.
Einige Wohnmobile sind scheinbar schon hierher geflüchtet. Ansonsten befindet sich der Platz noch im Winterschlaf. Das Restaurant hat aber schon offen. Wir bekochen uns selbst und Lena bestückt eifrig die Waschmaschine und den Wäschetrockner. Bei dem schlechten Wetter kann man sonst auch nichts anderes machen.
Am späten Nachmittag kommt tatsächlich noch mal die Sonne heraus. Wir wollen zum nahen Strand gehen. Hierfür müssen wir durch riesengroße Kanalrohre gehen, da über uns die kleinen weißen Bälle durch die Gegend geschlagen werden. Zu guter letzt sehen wir vor uns den Strand und das Meer, wie von einem Balkon aus. Denn die Düne fällt steil ab und es gibt keine Treppe hinunter zum Wasser. Also gehen wir notgedrungen wieder zurück und sonnen uns beim Wohnmobil.
Tagesziel erreicht: Die Wäsche ist gewaschen und wieder im Schrank!
Tagesstrecke: 59 km
Samstag, 16.04.2016
Wir haben sehr gut geschlafen, und das monotone klopfen der Regentropfen ist schon normal geworden. Über Póvoa de Varzim wollen wir heute nach Villa de Conde fahren. Der kleine Fischerort Póvoa de Varzim von vor 40 Jahren hat nichts mehr mit dem großen Badeort Póvoa gemeinsam.
Unsere nächste Staiton ist Vila do Conde. Wir parken auf einem Parkplatz an der Uferpromenade in der Nähe der Kleinmarkthalle, wo schon einige portugiesische Wohnmobile ein freies Grundstück in Besitz genommen haben.
Bei unserem Rundgang durch die nähere Umgebung finden wir nichts von dem alten Ortskern. Und auf der Suche nach einem kleinen aber guten Lokal, werden wir nach einigen Kilometern dann doch noch an der Uferstraße fündig. Besonders Lenas gegrillte Dorade ist hervorragend.
Bei der Weiterfahrt kommen wir auch an dem alten Hafen, der Altstadt und sogar an einem Wohnmobil-Stellplatz vorbei.
Jetzt geht es nach Porto. Der Wind und der Verkehr halten sich in Grenzen. Auf breiten Straßen durchfahren wir recht zügig Porto und gelangen auf die andere Seite des Douro nach Vila Nova de Gaia. Hier gibt es am Fluß einen Übernachtungsplatz. Dahin muß man aber eine 10 % steile und sehr enge Straße mit Gegenverkehr hinunter fahren. Als wir dieses Hinderniss geschafft haben, sehen wir vor uns und keine 20 m von dem Übernachtungsplatz entfernt eine Straßensperre samt Polizist. Jeglicher Verkehr wird umgeleitet, Gott sei Dank dürfen wir die kurze Strecke zu dem Platz fahren.
Vila Nova de Gaia liegt gegenüber von Alt-Porto und beherbergt richtig viele Portweinkellereien. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg in die Altstadt von Porto (ca. 2,5 km). Nach kurzer zeit sehen wir schon die Ursache für die Strßensperre. Teile einer Außenwand einer aufgegebenen Portweinkellerei sind heruntergefallen und versperren die Straße. Bergungsfahrzeuge und die Feuerwehr sind schwer zu Gange. Um weiter zu kommen, biegen wir bei einem kleinen Lokal rechts ab in das Gassengewirr und steigen immer weiter hinauf. Ein junger Mann ist so freundlich und führt uns bis zu dem Punkt, wo wir die Abbruchstelle umgangen haben und über Treppen wieder hinunter ans Wasser können.
Vor uns sehen wir schon die Kellereien, die mit Führungen und Verkaufsstellen auf sich aufmerksam machen. Wir kehren in der Außenbewirtschaftung von „Sandeman“ ein und testen deren weißen Portwein und einen Imperial Tawny Reserve. Vor uns flanieren tausende von Touristen am Douro entlang.
Als wir weitergehen, erwischt uns mal wieder ein Regenschauer. Schnell schlüpfen wir bei „Graham’s“ rein. Leider gibt es aber erst morgen wieder eine deutsche Führung.
Über die altehrwürdige Ponte Dom Luis I. gelangen wir in das Altstadtviertel „Ribeira“ Portos. Trotz des wechselhaften Wetters tummeln sich überall Touristen und Einheimische in den Bars. Ohne großen Plan lassen wir uns durch die Gassen immer weiter hinauf treiben …
… und irgendwann geht es wieder hinunter zum Douro, wo wir noch eine Weile in einer Bar die Stimmung genießen.
Bevor wir wieder zum Wohnmobil gehen, kaufen wir noch in einem kleinen Laden ein schönes Sortiment Portwein.
In Vila Nova de Gaia müssen wir erneut den kleiner Schlenker um die Baustelle machen. Bei der Beschreibung des Hinweges hatte ich ein kleines Lokal erwähnt, wo wir rechts abgebogen sind, und genau dort, im „Antiga Casa Zé Da Guida“, kehren wir noch einmal ein. Bei Wein und ein paar Häppchen sitzen wir zwei „Alten“ auf einer alten Metallbank auf der alten Terrasse eines alten Hauses und schauen auf den alten dahin fließenden Douro und sehen, wie die letzten Sonnenstrahlen über die Häuser Portos hinweg wandern, bis hinter uns die Sonne versinkt und sich sofort die abendliche Dämmerung breit macht. Nach einer kurzen Zeit erhellen immer mehr Lichter die Gassen und die Fenster in den Häusern.
Diese himmliche Ruhe wird eigentlich nur von den Autofahrern gestört, die nicht glauben wollen, dass die Straße wirklich gesperrt ist, und ein Stückchen weiter wieder umkehren müssen.
Tagesstrecke: 50 km
Sonntag, 17.04.2016
Draußen ist es so schön, dass sich immer wieder Grüppchen unter den Wohnmobilisten bilden und eifrig Gespräche geführt werden.
Für uns geht es nun wieder in Richtung Norden. Leider müssen wir dabei, so ist meine Meinung, wieder die enge und steile Straße hinauf fahren, um auf die Brückenzufahrt zu gelangen. Wir sind mitten in der Steigung, da kommt Gegenverkehr. Ein Taxi und zwei PKWs wollen runter. Lena muß ihren Seitenspiegel einklappen, damit ich näher an die Hauswand heranfahren kann. Der erste PKW-Fahrer hat Angst und weiß nicht wie breit sein Auto ist. Es hat nach gutem Zureden dann doch hingehauen. Währenddessen hält ein aufmerksamer Rollerfahrer weiteren abwärtsfahrenden Verkehr auf, sodaß wir gut hoch kommen. Endlich geschafft und im nächsten Kreisel angekommen, kann mir mein Navi nicht folgen und ich verpasse die Ausfahrt und lande wieder, genau, in der steilen und engen diesmal abwärtsführenden Straße. Die Leute, die uns sehen, müssen uns für total bekloppt halten. Wir kommen diesmal gut durch. Jetzt fahre ich aber die andere Straße hoch, die auch die Wohnmobile vor uns genommen haben, und nach mehreren Kreiseln und einigen Richtungswechseln lande ich auf der Brücke gen Norden.
In Vila do Conde halten wir diesmal an der richtigen Seite des Ortes an. Entlang des Hafens sondieren wir das Angebot der Restaurants ausgiebig, laufen noch ein wenig durch die Gassen des alten Ortskerns, bevor wir uns für ein Lokal mit Gartenterrasse entscheiden.
Nach dem Essen besichtigen wir noch den letzten Programmpunkt, die Überreste des 5 km langen Aquäduktes aus dem 18. Jhdt. mit 999 Bogen neben dem Mosteiro de Santa Clara.
Auf dem Weg ins Landesinnere nach Guimaraes fahren wir jetzt ein Straßenstück, was wir in südlicher Richtung bereits schon einmal absolviert haben. Auf den Straßen befindet sich bei dem schönen Wetter viel Sonntags-Ausflugsverkehr.
In Guimaraes parken wir auf dem Parkplatz direkt am Castelo de Sao Miguel. Nach eingehendem Studium der Straßenschilder entscheiden wir uns für die Aussage, dass der Platz nach 21.00 Uhr nicht mehr befahren werden darf, bereits stehen darf man da schon.
Uns zieht es bei dem schönen Wetter ganz einfach raus. Das vor uns liegende Castelo de Sao Miguel kann kostenlos besichtigt werden (wegen Sonntag?).
Etwas darunter liegt der aus dem 15. Jhdt. stammende Herzogspalast „Paco dos Duques“. Nach der Renovierung im Jahre 1933 wurde er offizieller Regierungssitz des rechtsgerichteten Diktators Antonio de Oliveira Salazar.
Danach spazieren wir einfach durch die Gassen der „Wiege Portugals“ und genießen auf einem der zahlreichen Plätze mit Außenbewirtschaftung die letzten Sonnenstrahlen bei einem guten Glas Vinho Verde und einem schönen großen Bier.
Den Grund für die Schilderaufstellung auf unserem Parkplatz hören und sehen wir dann, als ein PKW mit jungen Leuten auf dem Platz Schleuderübungen bei aufheulendem Motor vollführt. Ganz schnell ist der Spaß aber auch wieder zu Ende. Eine Polizeistreife kommt um 21.00 Uhr vorbei, schaut und fährt kommentarlos wieder weg.
Tagesstrecke: 87 km
Montag, 18.04.2016
Die Nacht war ruhig. Über Braga fahren wir nach Ponte da Barca. Wir wollen uns die alte Brücke über den Lima anschauen. Die im 15. Jhdt. den Fährbetrieb ablöste. Deshalb auch der Name des Ortes : Ponte (Brücke) – Barca (Kahn).
Im Ort bekommen wir im „Café Nicola“ ein sehr gutes und preiswertes Mittagessen mit Suppe, Brot, gegrillten Sardinen mit Reis und Salat, Nachtisch, Getränke und Café.
Bei der Fahrt durch den Parque Nacional da Peneda überqueren wir die Grenze nach Spanien, ohne es besonders zu merken.
– Die Uhr muß wieder umgestellt werden. – Wir fahren über einen Pass von 850 m, und nutzen ein Stück neue kostenlose Autobahn, bis wir nach Monforte de Lemos kommen. Es dauert etwas, bis wir den kostenlosen Stellplatz mit V+E finden.
Wir spazieren durch den Ort und können uns ab 19.00 Uhr an Wein und Tapas erfreuen, denn die gibt es erst ab diesem Zeitpunkt.
Tagesstrecke: 211 km
Dienstag, 19.04.2016
Nach den beiden sonnigen Tagen hat es heute Nacht wieder geregnet. Durchs Gebirge fahren wir nach Ponteferrada. Wir müssen die ganze Stadt durchqueren, um zu der Templerburg zu gelangen. Die Einfahrt zu dem „Schulz-Parkplatz“ finden wir nicht. Etwas weiter gibt es aber einen großen Parkplatz und direkt daneben ist ein kostenloser Wohnmobil-Stellplatz mit V+E.
Wir befinden uns jetzt wieder auf dem „Camino de frances“ und dementsprechend viele Pilger queren unseren Weg zur Burg. Da die Burg erst um 14.00 Uhr zwecks Mittagspause geschlossen wird, haben wir für die Besichtigung noch genügend Zeit.
Ein kleiner Abstecher führt uns noch zur nahen Kirche der „Hl. Jungfrau an der Eiche“ bevor wir uns im Wohnmobil selbst bekochen.
Bei Sonne und dementsprechendem Wind, fahren wir auf der Autobahn durchs Gebirge und über einen Pass von 1.230 m. Im strömenden Regen ereichen wir Astorga und fahren zur Stierkampfarena auf den kostenlosen Stellplatz mit V+E. Wir sind jetzt sieben Wohnmobilbesatzungen, die sich weitestgehend still im Wohnmobil beschäftigen. Etwas anderes ist bei dem Wetter nicht möglich. Es sei denn, man hat einen Hund und darf alle paar Stunden raus.
Tagesstrecke: 188 km
Mittwoch, 20.04.2016
Am späten Morgen klart es auf. Wir wollen unbedingt noch Astorga und vor allem Gaudis „Palacio Episcopal“ besichtigen. Da der Stellplatz etwas zu weit vom Ortskern entfernt ist, suchen wir uns einen Parkplatz unterhalb der von einer Stadtmauer umrahmten Altstadt.
Wieder heißt es Treppen steigen um die Altstadt zu „erklimmen“, die von dicken Mauern umschlossen ist. Astorga ist sehr vom Jakobsweg geprägt. Herbergen, Geschäfte für Wanderutensilien und jetzt besonders für Regenbekleidung, spezielle Frühstücksangebote bzw. Menüs gibt es zuhauf. So nebenbei sehen wir schon ein Hotel/Restaurant , wo wir heute Mittag essen wollen. Es ist aber noch viel zu früh.
Zuerst besuchen wir den Palacio Episcopal (1889 – 1893) oder auch Bischofspalast von Antoni Gaudi, den auch nie ein Bischof bewohnt hat, da er zu aufwendig gebaut worden ist. Unser Bischof in Limburg hat zwar kurz in seinem millionenschweren Schaffenswerk gewohnt, ob dies aber sein Nachfolger auch möchte, werden wir erst noch sehen. Heute ist hier das Museo de los Caminos untergebracht.
Anschließend vervollständigen wir die Besichtigung des klerikalen Zentrums mit dem Besuch der gotischen Kathedrale (begonnen 1471) …
… und dem Diözesanmuseum.
Nach fast zwei Stunden Kultur ist es Zeit für die Grundbedürfnisse. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil holen wir uns ein paar Mantecados (Plätzchen), die eine Spezialität dieser Stadt sind.
Eine Studie – Drei Männer
Wir befahren die N 120 …
… bis Leon und ergattern noch eine Parkbucht auf dem kostenlosen Stellplatz mit Entsorgung, der ein Teil eines stark frequentierten Großparkplatzes ist.
Leon muß erlatscht werden. Also los! Dabei stellen wir fest, dass der Stellplatz für eine Großstadt richtig zentral liegt. Das schlossartige „Casa de Botines“, von Gaudi erbaut, gehört jetzt einer Bank und kann nicht besichtigt werden. Durch breite Gassen gelangt man zu dem impossanten Bauwerk der Catedral de Santa Maria de León.
Draußen ist in der Zwischenzeit ein starker Regenschutt heruntergekommen. Wir warten noch etwas und ziehen dann weiter in Richtung des Plaza Mayor mit seinen schönen Arkaden.
Danach landen wir in einer kleinen Bar am Plaza de San Martin, wo man uns zu zwei Gläsern Wein einen Teller mit Schinken , beträufelt mit Olivenöl, einfach so dazu gibt. Weitere Gäste werden in der Bar nicht angenommen, es ist gleich 18.30 Uhr und somit bald Feierabend.
Danach geht es an der Plaza de la Immaculada vorbei, zum Parador „Hostal de San Marcos“ an den Rio Bernesga, an dem der Stellplatz liegt. Auf dem Fluß wälzt sich eine braune Brühe abwärts. Der Pegel steigt immer mehr an. Für uns ist das aber keine Gefahr, da der Unterschied zur Höhe des Stellplatzes doch einige Meter beträgt.
Tagesstrecke: 52 km
Donnestag, 21.04.2016
Ich suche die Entsorgung. Ein Spanier zeigt mir den Ausguss unter der Abdeckung. Er liegt mitten auf dem Bürgersteig an der Straße. Ich ziehe also mit meiner Kassette los und leere sie in den Ausguss, während die Fußgänger um mich herumlaufen (?).
Wir beschließen, heute eine längere Wegstrecke hinter uns zu bringen. Bis Burgos fahren wir auf der kostenlosen Autobahn. Wir sind fast ständig in einem Bereich zwischen 800 und 1150 Höhenmeter unterwegs. Danach geht es auf der N 120 weiter. Wie auf der Perlenschnur aufgezogen, kommen uns nun die Pilger entgegen, da sie teils in Schleifen um die N 120 herum geführt werden, teils aber auch direkt an der Straße entlang laufen.
In einem Lokal bei Villafranca-Montes de Oca, wo auch die Lastwagenfahrer und zahlreiche Pilger einkehren, machen auch wir Mittagsrast.
Aufgrund der starken Regenfälle der letzten Wochen führen die Bäche und Flüsse Hochwasser und zahlreiche Wiesen sind überschwemmt. Wir hatten heute schönes Reisewetter und dementsprechend gut ist unsere Stimmung, als wir unseren heutigen Übernachtungsort – Santo Domingo de la Calzada – erreichen. Nach einigem hin- und herfahren bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz, entscheiden wir uns erst mal für einen Zwischenstopp am Straßenrand. Wir sind übrigens jetzt in der Region La Rioja.
Gemütlich schlendern wir durch die Gassen von Santo Domingo. Viele Pilger, die schon ihr Tagespensum geschafft haben, kommen uns in Badelatschen entgegen. Aufgrund unserer Wandermontur werden wir auch hier wieder mit einem freundlichen „Bon Camino“ von allen Seiten begrüßt. Wir kommen uns richtig schlecht vor.
In der hiesigen Kathedrale ruhen in einem Grab die Gebeine des Hl. Dominikus. Ihm gegenüber in etwas erhöhter Position befindet sich ein Stall mit lebenden Hühnern. Die Tiere erinnern an ein Wunder, das Dominikus zugeschrieben wird. Darüberhinaus hat Dominikus bzw. Domingo an der Stelle des heutigen Ortes im Mittelalter eine Einsiedelei betrieben, baute dann aber noch ein Hospital und eine Brücke für die Pilger über den Rio Oja, den Namensgeber der Region.
Ein Besuch des benachbarten kirchlichen Museums ist ebenfalls zu empfehlen.
Bei herrlichem Wetter setzen wir uns mit Bier und Wein noch vor eine Bar. Anzeichen einer aufziehenden Regenschauer vertreiben uns dann aber schnell in unser Wohnmobil.
Für die Übernachtung nehmen wir doch letztendlich den Vorschlag vom „Schulz“ an. Es ist zwar eine Platte am Fluß, nicht weit von einem Industriegebiet entfernt – aber anscheinend ruhig.
Tagesstrecke: 261 km
Freitag, 22.04.2016
Wir hatten eine sehr ruhige Nacht, die nur von dem Geklapper der Störche in den nahen Nestern in der Morgendämmerung unterbrochen wurde.
Die morgendliche Bewölkung lockert sich im Laufe des Tages auf. Bei einem Stopp in Haro, einem Hauptort des Rioja, finden wir nichts ansprechendes. Wir bekommen aber für Lena ganz wichtige Utensilien, einen Radiergummi und einen Klebestift.
Nun endlich merkt man an den vielen Weinanbauflächen, daß hier richtig viel Wein geerntet wird.
Unseren nächsten Halt machen wir in Labastida. Die hoch oben im Ort hervorragende Bastide entschließen wir uns nun doch nicht zu erklettern. Wir sind ja keine Bergziegen! Stattdessen kaufen wir lieber Olivenöl, ein paar Rioja und eingelegte Paprika. Im Ort gibt es auch einen schön gelegenen neuen Stellplatz mit V+E.
Nicht weit vor uns erheben sich auf einer Anhöhe Häuser und Festung von San Vicente de la Sonsierra. Das sieht gut aus, den Ort müssen wir uns anschauen. Ziemlich am Anfang von San Vicente ist ein freier Platz, wo mal etwas gebaut werden soll. Dort könnten wir parken, ich will noch ein Stückchen weiter hinein. Dieser Versuch scheitert dann aber an der Durchfahrtshöhe. Ich schaffe es gerade noch, im Carré wieder hinaus zu fahren. Die Hinweisschilder für einen Wohnmobil-Stellplatz zeigen den Weg zu einem Platz am Rio Ebro unterhalb des Ortes.
Wir unternehmen einen Streifzug durch die Gemeinde und sondieren dabei auch gleich die Essensmöglichkeiten.
Bei einem kleinen, sonst teuren Lokal, wird ein preiswertes Menü, aber ohne Speisekarte, angeboten. Wir sind uns nicht sicher und gehen weiter. Zum Schluß landen wir in einem Hotel-Restaurant mit super Aussicht. Die Einrichtung entspricht einem mit Kunst ausstaffiertem Wohnbereich – das Edelste vom Edlen. Wir wollten ja schon wieder rückwärts gehen. Vier Schwaben animierten uns dann zum Verweilen.
Der Chef bringt uns die Speisekarte mit unbekannten Speisen und nur auf Spanisch und hohen Preisen. Wir entscheiden uns deshalb nur für ein Hauptgericht – Patitas de Cordero. Die Weinpreise sind auch höher, als wir es bis jetzt gewohnt waren, deshalb bestelle ich einen Vino de la Casa. Man bringt uns nach einiger Zeit zwei Teller mit Tomatensuppe und vielen Knöchelchen, überzogen mit einer dünnen Haut, darin. Ob das jetzt dünne Beinstücke vom Lamm oder irgendwelche Schwanzstücke waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Am Anfang hab ich noch mutig gegessen. Dann wollte ich aber nicht mehr. Ich legte den Löffel beiseite und verlegte mich auf das Brot und den Rotwein.
Das zweite Erlebnis der besonderen Art war dann die Rechnung. Die in der Speisekarte angegebenen Preise waren für ein Menü. Wir mussten mehr bezahlen – 20 EUR für ein Teller Tomatensuppe mit Einlage. Die Flasche Rotwein war auch teurer, als die Weine in der Speisekarte, da der Inhaber wahrscheinlich etwas besseres trinkt. Irgendwie hat er mich falsch verstanden, oder er wollte mich falsch verstehen. Zu guterletzt kam noch eine 10%ige Steuer auf die Rechnung. Diese war benfalls nicht in den Preisen der Speisekarte enthalten. Aber wie heißt es so schön – Man lernt nie aus.
Etwas zerknirscht und hungrig fahren wir weiter nach Laguardia. Immer wieder erscheint vor meinen Augen das Bild der Bodega direkt neben dem Parkplatz von San Vincente de la Sonsierra, wo Leute bei einem Glas Weißwein und einer Platte mit Schinken und Brot saßen.
In Laguardia im Rioja-Gebiet parken wir direkt vor der mauerbewährten Altstadt, die man durch ein großes Tor betritt.
Die zwei Hauptgassen laufen paralell zueinander durch den langgezogenen alten Ortskern, und sind voller Lokale, aus denen gutgelaunte und gesättigte Touristen herausströmen. Wir besichtigen den Ort, lesen Speisekarten und leiden.
Bei ganz vielen Wohnhäusern gewährt die offene Tür Einblicke in den Vorraum.
Als wir wieder zum Wohnmobil zurückgehen und uns auf einer Aussichtsplattform noch einmal die Umgebung anschauen, fällt uns die extravagante Architektur der Bodega Ysios auf. Beim Heranzoomen sehe ich, dass seitlich von der Bodega ein Bus steht, und sich vor der Vorderfront eine große Gruppe aufhält. Ich denke sofort an Besichtigung und wir fahren hin.
Wir erreichen die Reisegruppe vor einem Seiteneingang. Nach Rücksprache mit der Reiseführerin werde ich an den Präsidenten der Weinbruderschaft aus Krems in Österreich (!!!) verwiesen. Dieser hat überhaupt kein Problem damit, das wir Zwei uns seiner Gruppe anschließen.
Dieses Gebäude der Bodega Ysios wurde von dem Architekten Santiago Calatrava erbaut. Die im Haus extra zusätzlich angeschafften Edelstahltanks zur Lagerung der Weine sind noch nie in Benutzung gewesen. Die Bodega Ysios besitzt nur wenige eigene Weinberge. Sie pachtet aber weitere Flächen an. Die Besteuerung der Ernte erfolgt nicht wie bei uns aufgrund der Maischemenge, sondern nach Anzahl der angebauten Fläche. Außerdem sind die Riojas, laut Aussage der Angestellten der Bodega Ysios, keine Weine bestimmter Lagen, sondern sämtlich Cuvées in unterschiedlichem qualitativem Ausbau.
Besonders toll haben wir empfunden, das wir von den Österreichern auch zu der für sie arrangierten Weinprobe eingeladen worden sind. So kommen wir mal in den Genuß von zwei Rioja-Proben, deren Flaschenpreis beim Direkteinkauf bei EUR 25,00 bzw. EUR 60,00 liegen.
Zur Übernachtung haben wir einen Weinort in direkter Nachbarschaft, nämlich Elciego, ausgewählt. Wir fahren zu dem Stellplatz mit V+E, und dann ist unser erstes Ziel die Bodega Marqués de Riscal. Deren Hotel wurde wie auch das Guggenheim-Museum in Bilbao vom Architekten Frank Gehry geplant und erbaut. Natürlich treffen wir hier auch wieder „unsere“ Reisegruppe aus Österreich. Leider ist die Anlage der Bodega so abgeschottet, dass man die Gebäude nur sehr eingeschränkt fotografieren kann.
Elciego selbst ist um diese Uhrzeit wie ausgestorben. In einem kleinen Laden können wir ein Brot kaufen. Bars und Restaurants sind zu. Ab 21.00 Uhr machen erst wieder einige Lokalitäten auf.
Tagesstrecke: 65 km
Samstag, 23.04.2016
Bei schönem Wetter umfahren wir Logrono wechseln dann auf die NA 1110. Es geht nicht nur für uns in einem leichten auf und ab. Die uns entgegen kommenden Pilger schwitzen bei dem Sonnenschein und quälen sich auf ihrem Weg rauf und runter.
Bei dem Kloster und der Bodega Irache/Iratze, biegen wir zum neuen Stellplatz mit V+E am Sportgelände ab, bevor wir uns zu Fuß zur Besichtigung aufmachen. Die Klosterkirche, besonders aber der Weinbrunnen, Fuente del Vino, sind unser Ziel. Hier nehmen wir uns einen Schluck Wein in einer vorher gekauften Wasserflasche mit.
Dann fahren wir weiter nach Puente la Reina, dieser Ort ist nach der siebenbogigen Brücke benannt, die im 11. Jhdt. für die Pilger errichtet worden ist. Diesmal in der zweiten Reihe, an einem Marktplatz, der gerade von Ständen geräumt wird, finden wir ein Restaurant, was uns gefällt. Unser Mittagsmenü, gedruckt auf einer Speisekarte in Deutsch, besteht aus Knoblauchsuppe bzw. Spargel, Lammkotletts mit gegrillten Paprikaschoten und Pommes, Nachtisch, Kaffee, Wasser und Rotwein (für EUR 13,50/pP).
Wir ziehen noch weiter durch den Ort bis wir bei der Brücke landen, die aber nur sechs Bogen aufweist. Irgendwann ist der siebte Bogen verloren gegangen.
Auf kleinen Nebenstraßen gelangen wir nach Artajona, einem alten Ortskern mit fast vollständig erhaltener mittelalterlicher Stadtmauer hoch über dem neuen Artajona. Wir parken unten und laufen durch die Gassen nach oben.
Bei der herrlichen Rundumsicht auf der Burganlage sehen wir etwa 100m von uns entfernt auf dem dortigen Parkplatz ein Wohnmobil einparken. Tja so ist das Leben!
Übernachten werden wir heute auf dem Stellplatz mit V+E in Tafalla. Er ist keine Schönheit, aber zweckmäßig.
Schon zu später Stunde, etwa kurz vor 20,00 Uhr, gehen wir noch mal in die Stadt. Nirgends in der Altstadt ist etwas an Leben zu sehen. Alles sieht wie verlassen aus. Als wir dann lauten Stimmen nachgehen, kommen wir plötzlich in den Bereich, wo sich die Kneipen befinden. Es ist fast 21.00 Uhr und Trubel wo man nur hinschaut.
Wir setzen uns in eine Bar und bestellen Wein, Tortillas, Schnecken und Würstchen. Danach setzen wir uns noch mal mit einem Wein nach draußen, bevor wir wieder zum Wohnmobil zurück gehen.
Tagesstrecke: 119 km
Sonntag, 24.04.2016
Auf dem Weg nach Pamplona nehmen wir erst die Nationalstraße, bevor wir auf die Autobahn wechseln (Maut EUR 3,60). Es ist etwas stürmisch. In Pamplona finden wir unterhalb der Zitadelle einen Parkplatz. Der Fußweg nach oben ist nicht weit und schon befinden wir uns mitten in der Altstadt. Für spanische Verhältnisse ist es noch früh am Sonntagmorgen und die Reinigungsfahrzeuge fahren noch durch die Altstadtgassen.
Durch die Calle Mayor gehen wir zur Iglesia San Saturnino …
… und dann weiter zum nahe gelegenen Fremdenverkehrsbüro. Hier erfahren wir auch, dass heute einige Veranstaltungen stattfinden. Wir wollen den Umzug mit den großen Schwellköpfen (Gigantes) sehen. Begleitet wird die Truppe von Musik und Tänzern.
Jetzt ist Literaturgeschichte in Sachen Ernest Hemingway angesagt. Hemingway hat hier mehrmals die Feria San Fermin besucht und sie in seinem Buch Fiesta verewigt. Auf dem Weg durch die Altstadtgassen sehen wir oft Hinweisschilder, daß sich hier der Weg der Stiere befindet, die sich mit den jungen Männern bei dem Wettlauf messen. Oder messen sich die jungen Männer mit den Stieren?
Auf jeden Fall steht bei der riesigen Stierkampf-Arena eine Büste von Hemmingway. In einer nahe gelgenen Bar stärken wir uns etwas, bevor wir zum Plaza del Castillo gehen.
Rund um den Plaza del Castillo verteilt befinden sich das Hotel La Perla in dem Hemingway wohnte, das Café Iruna in dem er aß und die Bar Txoka in der er seinen Brandy trank. Hemingway hat sich wohl nicht gerne viel bewegt. Eine separate Bar unten im Café Iruna zeigt fotografische Erinnerungen an E. Hemmingway.
Es gibt auch solche, die mit dem berühmten Namen des Feria-Besuchers Geld machen wollen.
Von hier aus führt nun westlich eine breite Straße zum Denkmal der Stiere.
Noch einmal stürzen wir uns in das Gewimmel der Altstadtgassen, da wir uns in einem Imbiss, den wir bereits heute Vormittag gesehen haben, etwas zu Essen holen wollen, und zwar Muscheln, gebackene Peperoni und zwei Vino Tinto Especial.
Nach vier Stunden sind wir zufrieden, aber kaputt, beim Wohnmobil. Wir fahren den Jakobsweg weiter zurück nach Roncesvalles. Die Straße führt uns in schöne Täler hinein, bevor es immer höher in die Ausläufer der Pyrenäen geht. Wir überqueren den Passo Erro mit 801 m, bevor wir zum Passo Meskiritz mit 922 m kommen.
Danach erreichen wir Roncesvalles (baskisch: Orreaga). Wir parken hinter dem Kloster. Oben im Kloster ist schon viel Betrieb mit Pilgern, die bereits eingecheckt haben. Wir kaufen noch etwas Käse im Klosterladen und ziehen weiter. Bei dem Parkplatz erinnert eine Rolandsstatue an den Ritter, der sein Leben für seinen König und Kaiser, Karl der Große, hingegeben hat.
Von Roncesvalles aus fahren wir noch immer weiter nach oben bis zum Passo Puente de Ibanieta mit 1057 m.
Bis hierhin haben die Pilger, die in St. Jean-Pied-de-Port starten, bereits in der ersten Tagesetappe im Aufstieg einen Höhenunterschied von ca. 1200 m und im Abstieg ca. 500 Höhenmeter bewältigt. Und dies heute bei Nässe auf dem Berg und einem eiskalten Wind. Kein Wunder, dass einer der Pilger einer Gruppe jetzt schon an seine Grenzen gekommen ist, und keinen Schritt mehr weiter gehen will. Ich habe sehr große Hochachtung.
Für uns geht es jetzt in vielen Kehren bergab. Für mich sind nur die vielen Motorräder sehr nervig. Denen geht es mit Sicherheit andersherum. Die Grenze war irgendwo dazwischen. In Sanit-Jean-Pied-de-Port ist reger Sonntagsabendbetrieb. Auch wollen viele Pilger ihre Reise am Montagmorgen beginnen.
Wir fahren zum Stellplatz inkl. V+E und Strom (Gebühr EUR 5,50). Er ist fast voll, trotz des großen Platzangebotes.
Anschließend spazieren wir in den Ort, laufen die uns bekannten Straßen ab und setzen uns nochmal auf einen Pastis in eine Bar. Auf dem Rückweg holen wir uns eine Pizza und verziehen uns ins Wohnmobil.
Tagesstrecke: 125 km
Montag, 25.04.2016
Wir gehen heute Morgen nochmals in den Ort. Zur Erinnerung kaufen wir noch einen kleinen Magneten für die Pinwand, und erliegen ein Stückchen weiter den Düften eines Gewürzgeschäftes. Hier wird noch einmal so richtig „zugeschlagen“, bevor es weiter nach Norden geht.
Um die Mittagszeit, wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet, sehen wir bei Orthez ein Restaurant mit großem Parkplatz, wo schon viele PKWs und Lastwagen stehen. Und die sehr freundliche Bedienung in der Auberge du Relais serviert uns ein Menü aus
Regionaler Charcuterie, Kalbsbraten in einer Senfsauce mit Kartoffeln und Gemüse, Crème Brulée.
Verabschiedet werden wir sogar mit ein paar Worten in deutsch.
Kurz vor unserem Übernachtungsort, Condom im Departement Gers, verlassen wir die D 931 in Richtung Larressingle. Dieses kleine Dorf inmitten der Gascogne mit seinen vollständig erhaltenen Festungsmauern wurde im 13. Jhdt. erbaut.
Nach diesem geschichtlichen Stopp fahren wir auf den kostenlosen Stellplatz mit V+E in Condom. Leider liegt dieser ca. 2,5 km außerhalb des eigentlichen Stadtkerns. Dafür genießen wir draußen noch etwas die abendliche Sonne.
Tagesstrecke: 223 km
Dienstag, 26.04.2016
Bevor wir weiterfahren, halten wir nahe der Ortsmitte von Condom, der Hochburg der Armagnac-Herstellung, an und überqueren zu Fuß die sehr frequentierte Brücke über die Baise. Die spätgotische Cathedrale St.-Pierre überragt die Atstadthäuser. Auf dem Vorplatz hat ein Bildhauer die vier Musketiere verewigt. Zur Erinnerung kaufe ich mir eine Flasche Armagnac und einen Floc (regionaltypischer Aperitif).
Nachdem wir uns an einem Vorspeisenbüfett, Boeuf Bourgouignon und Nachtisch gestärkt haben, …
… erreichen wir Cahors. Die Parkplatzsituation ist etwas schwierig. Wir bleiben auf einer engen Straße entlang des Lot in Richtung der berühmten Pont Valentré, und umfahren dabei die auf einer Halbinsel gelegene Stadt. Bevor es auch für uns aufgrund einer Engstelle nicht weitergeht, halten wir auf einem Grünstreifen an.
Wir machen einen etwas längeren Spaziergang zur Brücke, dabei passieren wir noch die Quelle eines Flusses, der höchstens fünf Meter lang ist.
Cahors kommt auf unsere Liste für einen nochmaligen Besuch, denn von der Stadt selbst haben wir noch nichts gesehen. Wir wollen aber weiter nach Domme, hoch über dem Tal der Dordogne.
Bei unserer Ankunft auf dem Stellplatz mit V+E (Gebühr 24 Std. EUR 9,00; von 19 – 10 Uhr = EUR 7,00) erwischt uns wieder mal eine Regenschauer.
In einer Pause, in der sich die Wolken ein wenig erholen können, starten wir unsere Besichtigung von Domme. Aufgrund der Wetterkapriolen und der späten Stunde ist in den Gassen kein Tourismus mehr zu verspüren. Einige Geschäftsleute stehen noch verlassen in den Eingangstüren ihrer Domizile.
Kurz bevor der Ortspolizist seinen abendlichen Rundgang macht, verlassen noch einige Wohnmobile diesen Platz.
Tagesstrecke: 197 km
Mittwoch, 27.04.2016
Bei unserer Weiterfahrt vorbei an Souillac, schneller Einkauf bei einem festen Bauernmarkt am Straßenrand, erreichen wir bei Brive-la-Gaillarde die kostenlose A 20. In Uzerche verlassen wir die Autobahn und fahren auf den dortigen kostenlosen Stellplatz mit V+E an der Vézère. Gegenüber hat man eine wundervolle Aussicht auf die Altstadt von Uzerche.
Wir faulenzen und ich mache einen Reset bei meinem Navi, dass während der Fahrt plötzlich seinen Geist aufgegeben hat. Alles o.k.! Gegen Abend raffen wir uns zu einem „Zug“ durch die Altstadt auf.
Tagesstrecke: 120 km
Donnerstag, 28.04.2016
Heute ist Fahrtag! Auf der A 20 bleiben wir bis Chateauroux. Danach befahren wir nacheinander die N 151, D 677 und hinter Troyes die D 635. Auf dieser haben wir über viele Kilometer bis Montier-en-Der einen Wein-Tanklastzug vor uns, der wahrscheinlich nicht voll beladen ist, denn er kommt bei jedem Kreisel grässlich ins Schlingern. Endlich können wir befreit zum Lac de Der abbiegen. Wir fahren auf den Stellplatz bei der Vogelbeobachtungsstation Chantecoq. Die wir dann auch bei den letzten Sonnenstrahlen noch besuchen.
Tagesstrecke: 567 km
Freitag, 29.04.2016
Nach der gestrigen Gewaltstrecke legen wir heute einen Ruhetag ein und genießen die Landschaft bei einer Radtour am See entlang. Zur Mittagszeit genehmigen wir uns Moules Frites.
Am Abend unternehmen wir nochmals einen Besuch der Beobachtungsstation und beobachten Mauersegler …
… und anderes Getier.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 30.04.2016
Die Heimat ruft! – Und wie auf Kommando ist die zweite Gasflasche am Ende. Bei St.-Dizier fahren wir auf die Autobahn, die wir auch erst bei Wasserbillig in Luxemburg wieder verlassen.
Die Mittagszeit ist schon etwas überschritten. Deshalb verschieben wir den Tank-Stopp, und eilen zur Pizzeria „Löwener Mühle Da Capris“, die nur ca. 1 km hinter Wasserbillig an der Mosel liegt. Dabei werden wir zum Glück nicht von einer Polizei-Kontrolle an der Grenze belästigt, die bereits einige Fahrzeuge rausgewunken hat. Zum Merken: Die Pizzeria ist bis 15.00 Uhr geöffnet.
Da wir ja noch tanken wollen, heißt es wieder an der Polizei vorbei nach Wasserbillig zur „Tank-Allee“ fahren. Wir sind noch nicht aufgefallen. Trotzdem müssen wir nach dem Tanken wieder zurück, um an der Mosel entlang nach Trier zu kommen. Ob die Polizei noch immer dort steht? Puh, die haben alles eingepackt und sind weg. Wenn man aber auch gesehen hat, wie von Deutschen eimerweise (!!!) Tabak zum Selberdrehen gekauft worden ist, waren Kontrollen bestimmt angebracht.
Ab Trier fahren wir bis nach Hause wieder Autobahn. Alles ist gut gegangen! Alle sind gesund! Alles war schön! Was wollen wir noch mehr.
Tagesstrecke: 135 km