Von Thüringen zum Ostseestrand und weiter bis nach Nederland Mai und Juni 2019 Teil 4

Montag, 27.05.2019

Baustellen und Umleitungen verweigern uns, wie so oft in den letzten Wochen, bereits in Wismar den gewählten Weg. Bei Bad Kleinen verlassen wir die B106, passieren den durch besondere Ereignisse bekannten Bahnhof von Bad Kleinen um außerhalb irgendwie an den Schweriner Außensee zu kommen. Das ist gar nicht so einfach. Wir schaffen es auf jeden Fall nicht. In Lübstorf müssen wir wieder durch eine Baustelle, bevor wir in der Nähe einer Klinik auf einem Parkplatz am See landen, wo man uns nicht mag.

Auf dem Weg nach Schwerin sehen wir schon wieder Schilder mit Durchfahrtssperrungen in der Innenstadt und Umleitungsanweisungen. Nee, uns reicht es an Baustellen. Wir nehmen die weitläufige Umfahrung von Schwerin und fahren direkt nach Ludwigslust. Eine sehr gute Entscheidung.

Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E hinter dem Schloß (Gebühr EUR 7,00 für 24 Std./ Strom 2,5 kWh für EUR 1,00) ist toll angelegt, ruhig und trotzdem nahe bei der Altstadt. Wir beschließen, uns erst etwas Eigenes zu kochen, bevor wir uns umsehen.

Lammsteak mit frischem Spargel, neuen Kartoffeln und hausgemachter Hollandaise

Man sieht es, Lena hat gekocht!

Das vom Klassizismus geprägte Schloss hat montags geschlossen. Das ist für uns aber kein Problem, dafür machen wir einen Spaziergang durch den Schlosspark, der als Barockgarten angelegt wurde und sich heute im Stil eines englischen Landschaftsgarten präsentiert. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Park so groß ist. Es ist auch nicht nur ein mit Liebe und Verstand angelegter Wald, sondern eine durchdachte Anlage mit weit verstreuten gestalterischen Elementen. Kurz ausgedrückt: ein Erlebnis!

Louisen-Mausoleum zu Ehren von Herzogin Luise zu Mecklenburg-Schwerin

Kapelle St. Helena und Andreas

Mausoleum für die russische Großfürstin Helena Palowna

Der Große Kanal zwischen Stör und Rögnitz:

Erholungshalle – für Vergnügungen der herzoglichen Dienerschaft errichtet

Louiseninsel: Von Herzogin Louise als Denkmal zu Ehren von ihrer Schwiegertochter und Erbprinzessin Helena Pawlowna zu Mecklenburg-Schwerin und deren Tochter Luise errichtet

Schweizerhaus – Sommersitz für Herzogin Louise

Grotte – künstliche Ruine als romantische Kulisse für Hoffeste

Vorderfront des Schlosses mit Schlosshof

dem Schloss gegenüber liegende Kaskade

Die Wohnhäuser für die damaligen Hofbeamten umrahmen den Kirchenplatz und den Bassinplatz mit dem heutigen Denkmal und Ehrenfriedhof für 200 Opfer des KZ Wöbbelin

Die dem Schloss gegenüberliegende Ev.-Luth. Stadtkirche ist auch zugesperrt. Mal schauen was wir morgen nachholen können.

Blick in die Schlossstraße

Als wir aber jetzt zu dem Brauhaus in unserer direkten Nachbarschaft wollen, und dieses ganz geschlossen hat, bin ich schon ein wenig geknickt. Zum Glück ist die Bar unseres Wohnmobils immer gut und ausreichend bestückt.

Tagesstrecke: 92 km

 

Dienstag, 28.05.2019

Wir haben uns entschieden, und lassen die Besichtigung des Schlosses sein, gehen aber noch einmal hinüber zur Stadtkirche.

Ev.-Luther. Stadtkirche

Bei der Weiterfahrt sehen wir, dass heute viele Geschäfte und Gaststätten in der Schlossstraße geöffnet haben. Gestern lag der gesamte Ort wie in einem „Dornröschenschlaf“. Was wäre aber eine Autofahrt ohne Baustelle, und die erreicht uns ziemlich schnell, und zwar voll. Wir dürfen wieder nach Ludwigslust zurück fahren, und  dann auf die B5 in Richtung Hamburg. Dabei wollen wir südwestlich nach Hitzacker. Auf den dann folgenden kleinen Straßen ist viel Geduld gefragt, von uns und von den uns verfolgenden PKWs.

Ein gutes hatte aber der Umweg. Wir landen kurz vor der Mittagszeit in Dömitz. Wo wir uns die Festung an der Elbe anschauen. Wie überall, leidet der an sich schöne Ort unter der Abwanderung der jungen Leute, und für ältere Menschen wird die Infrastruktur nicht mehr aufrechterhalten und es herrscht Leerstand.

Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg ließ die Festung Dömitz Mitte des 16. Jhdt. zur Absicherung der Elbübergänge erbauen. Von 1838 bis 1840 verbrachte der in niederdeutscher Sprache schreibende Schriftsteller Fritz Reuter den letzten Teil seiner Festungshaft in diesen Mauern.

Festung Dömitz

Bevor die Fahrt nach Hitzacker weiter geht, kehren wir zuerst im Gasthaus „Zur Torbrücke“ ein. Wie wir feststellen, sind wir tatsächlich auf eine bodenständige Küche mit Hausmannskost gestoßen.

Soljanka

Sauerfleisch

Schollenfilet

So ein Navi ist ja toll. Es beschert uns immer neue Überraschungen. Heute findet „Madame“, manchmal auch „Dumm Urschel“ genannt, ab Lüchow-Dannenberg nicht den Weg auf der Hauptstraße, sondern meint, daß ein etwas besserer Wirtschaftsweg zur Elbe hin und weiter an der Elbe entlang uns viel besser gefallen würde. Naja gut, wir erreichen auch so den kostenlosen Stellplatz mit V+E in Hitzacker.

Auch wenn wir Hitzacker nun schon kennen, ist es immer wieder schön, durch die Gassen zu spazieren. Es ist wie Zuhause, man sieht immer wieder Dinge, die vorher übersehen worden sind.

schöne Häuser:

wichtige Männer:

… in Hitzacker geboren

schöne Blumen:

schöne Ecken:

die schöne Welt der Tiere:

Mann am Bau

Elbauen

Tagesstrecke: 69 km

 

Mittwoch, 29.05.2019

Wenn wir schon mal im Norden sind und der Weg uns über Bremen führt, möchten wir auch nach Worpswede. Die Landschaft, die so viele Maler inspiriert hat ist einfach schön. Über Lüneburg und die A39 bzw. A1 fahren wir erst nach Fischerhude. Die Bezugspunkte hier sind Rainer Maria Rilke (Schriftsteller) / Clara Rilke-Westhoff (Bildhauerin und Malerin) / Otto Modersohn (Maler) / Paula Modersohn-Becker (Malerin). Mitten im Ort steht das Puppen-Café, dort werden aber auch große Menschen satt.

Ofenkartoffel mit Krabben

Jägerschnitzel

Danach spazieren wir zum Friedhof. Dort ist das Grab von Clara Rilke-Westhoff mit einem schön gestalteten Grabstein.

Eindrücke zu einem noch immer beschaulichen Heidedorf:

Zu dem etwas weiter draußen liegenden Wohnhaus von Clara Rilke-Westhoff und zum Otto-Modersohn-Museum gelangt man auf der Straße „In der Bredenau“. Wir haben schon vor einigen Jahren die Ausstellung im Museum besucht. So daß wir es heute bei der Aussenansicht bewenden lassen.

Im Garten von Clara Rilke Westhoff sind Frauen von einem Malkurs am Werk, und versuchen die Stimmung auf ihren Bildern einzufangen. Ihr mögliches Vorbild, Clara Rilke-Westhoff, war mit dem Schriftsteller Rainer Maria Rilke verheiratet. Da sich R.M. Rilke aber lieber im fernen Paris alleine auf seine Arbeit konzentrieren wollte, war seine Frau nicht nur Künstlerin, sondern auch noch „hauptberufliche“ alleinerziehende Mutter der gemeinsamen Tochter. Dies hinterte sie aber nicht daran, selbst eine erfolgreiche Malerin und Bildhauerin zu werden. Vor ihrer Zeit als Mutter hatte sie eine zeitlang zusammen mit Rilke in Paris gelebt und war Schülerin bei dem bekannten französichem Bildhauer Auguste Rodin.

Clara Rilke-Westhoff (21.09.1878 – 09.03.1954)

Wir fahren weiter nach Worpswede, wo wir uns auf dem Parkplatz vom Sportzentrum einrichten.

Hier machen wir noch einmal einen ausgiebigen Spaziergang in den Ort und über den Weyerberg zum Barkenhoff. Auf unserem Weg finden wir beständige „Zeugen“ der „Worpsweder Künstlerkolonie“ (ab 1889).  Die sich als Pendant zur französischen Künstlerkolonie von Barbizon (ab ca. 1830) ansah. Hier wie dort fanden sich Maler des Impressionismus und später auch Expressionisten, die mit ihrer Arbeit weg vom Atelier und raus in die Natur wollten.

Bahnhof Worpswede – nach einem Entwurf von Heinrich Vogeler einem Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie

beschauliche Ansichten des Dorfes:

Die Kunst zeigt sich aber auch noch heute in Worpswede in unterschiedlicher Ausprägung:

Jimmi D. Paesler, nach dem Gemälde „Erwartung“ von Richard Ölze

Kaffee Worpswede und die Große Kunstschau

Mit den Malern über den Weyherberg:

Modersohn-Haus – Wohnhaus von 1901 bis zum Tode von P. Modersohn-Becker, danach Umzug nach Fischerhude

Otto Modersohn, seine Tochter Elsbeth aus erster Ehe und Paula Modersohn-Becker

Marcusheide

Käseglocke – 1926 erstelltes Rundhaus als Beispiel für alternatives Bauen

Heinrich Vogeler’s „Barkenhoff“ entwickelte sich zum Trreffpunkt der Künstler

das benachbarte Wohnhaus von Hans am Ende

Hans am Ende (1864 -1918 starb an den Verwundungen aus dem 1. Weltkrieg)

Auf dem Rückweg finden wir auch das ehemalige Haus des Bauern Brünjes in dem sich Paula Modersohn-Becker eine Wohnung mit Atelier angemietet hatte, die sie trotz der Heirat mit Otto Modersohn als ihre eigene Wohnung und Atelier behielt.

Um das Tageslicht für das Atelier besser einfangen zu können, ließ Otto Modersohn ein Teil des Daches ausschneiden.

Tagesstrecke: 187 km

 

Donnerstag, 30.05.2019 bis Samstag, 02.06.2019

Bei nicht so schönem Wetter umfahren wir Bremen nördlich und erreichen die Fähre bei Farge.

Mittlerweile ist es sehr windig geworden. Eine Autobahnfahrt und Wind von der Seite ist nicht so prickelnd. Deshalb bleibe ich lieber auf der Landstraße, mache eine Stadtrundfahrt durch Oldenburg und weiter immer auf der B401 am Küstenkanal entlang.

Nach einem Abstecher in die Außenbezirke von Papenburg gelangen wir nach Rhede/Ems zum CP „Neuengland“, wo wir uns mit anderen Wohnmobilen zum „Nordtreffen vom Wohnmobilforum“ vereinbart haben.

Es wird viel geklönt und das Wiedersehen genossen, und abends gibt es ein gemeinsames Abendessen mit Spanferkel.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine Radtour zur Festung Bourtange. Diese liegt zwar schon in Holland, was von hier aus aber nur „ein Katzensprung“ ist. Die Erstellung der Festung Bourtange geht auf einen Autrag von Prinz Willlem van Oranje im Jahre 1580 zurück, und wurde immer weiter ausgebaut. Er wollte hier, mitten im Moor, den Nachschubpfad der Spanier unterbrechen. Im Jahre 1851wurde diese einstmals so wichtige Anlage entfestigt, und aus der Festung wurde ein Dorf. Erst in der Neuzeit hat man sich an den Wiederaufbau der ehemaligen Festung gemacht, dabei mussten zahlreiche Bewohner des Dorfes umgesiedelt werden.

Blick nach Holland

Die Wasserlilien sind noch auf der deutschen Seite des Grenzwegs.

die Festung Bourtange

jüdische Synagoge

Torarolle

Migwe

gedeckter Tisch für das freitägliche Schabbatessen

Nach der Radtour möchten wir uns ein wenig stärken, und das Brötchen mit „Nieuwe Haring“ sieht ja schon mal gut aus.

Nur das von mir ausdrücklich gewünschte „große Bier“ ist mit 0,25 l ein wenig klein ausgefallen.

Innerhalb der Festung herrscht ein reges Treiben.

Roßmühle

Die Treppe ist steil.

Gemeinschaftsplumpsklo auf den Wallanlagen; ist wohl gerade sauber gemacht worden

Belustigung in Kostümen am Nachmittag

noch eine kleine Stärkung:

Borrelplankje met droge worst, grillworst, schwarzwalder ham, jonge/komjnekaas, bitterbal, loempia, bruchetta met tapenade, olijven en nootjes

Hurra, das Bier ist gewachsen. Lena kann kaum drüber schauen.

Und weiter wird zusammen gesessen und geklönt .

Tagesstrecke: 137 km

 

Sonntag, 02.06.2019

Heute heißt es wieder Abschied nehmen, und einer nach dem anderen verlässt den Platz. Wir haben es nicht so weit, denn unsere nächste Station ist Ditzum. Der Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 10,00) ist fast vollständig belegt. Wir ergattern noch einen der beiden letzten Plätze. Gegen Mittag!!!

Der Platz in Ditzum ist voll.

Uns zieht es natürlich als erstes in den Hafen, obwohl es sehr heiß ist.

Auf unserer Seite des Hafens steht schon der erste Imbissstand.

frittierte Kippeling

Die Krabbenfischer liegen alle im Hafen, und es gibt am Fischstand auch keine Krabben zu kaufen. Die Großhändler haben den Krabbenfang verboten, damit der Preis nicht fällt. Dafür gibt es ein leckeres Eis.

unsere Nachbarn

unser neuer Passagier

Nein, ich schlafe nicht!

Tagesstrecke: 39 km

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