Text: Hans-Werner Fotos: Hans-Werner und Lena
Dienstag: 27.12.2011
Mit einem Tag Verspätung starten wir doch noch zu unserer Nordsee-Tour. Am späten Vormittag fahren wir über die Sauerland-Autobahn in Richtung Greven-Fuestrup, wo wir auf dem Stellplatz „Camp Marina“ übernachten wollen. Als sich gegen 13.30 Uhr unsere Mägen mit lautem Knurren melden, machen wir in Münster einen Zwischenstopp auf dem Großparkplatz vor dem Schloss. Bei der Einfahrt werden wir von der netten Dame auf die doppelte Parkgebühr für Wohnmobile hingewiesen. Wir kennen das bereits und diskutieren auch nicht darüber, obwohl es nicht ganz einzusehen ist. Wir nehmen nicht mehr Platz weg und wollen auch nicht übernachten.
Na ja, von hier aus ist es nur ein ganz kurzer Weg in die Innenstadt. Dabei kommen wir an der kleinen Buchhandlung vorbei, die als Kulisse in der ZDF-Krimiserie „Wilsberg“ dient. Und schon sind wir am Dom und im Trubel. Vor dem Ratskeller sehen wir einen Aufsteller „Mittagstisch EUR 4,99“. In tollem Ambiente gab es für uns Schnitzel mit Pommes und ein Nudelgericht. Anschließend machen wir noch einen kleinen Verdauungs-Spaziergang die Straße rauf und runter, …
… und weiter geht es zum „Camp Marina“ (Gebühr 8,50 EUR + Pauschalstrom EUR 2,00). Es wird schnell dunkel und draußen gibt es auch nicht so viel zu sehen. Im Sommer ist es hier mit Sicherheit sehr schön.
Tagesstrecke: 237 km
Mittwoch, 28.12.2011
Nach einem kurzen Rundgang bei Tageslicht wird noch schnell entsorgt und weiter geht die Fahrt nach Bremen. Der SP „Am Kuhhirten“ (Gebühr EUR 10,00/Strom nach Verbrauch) ist sehr leicht anzufahren und liegt mitten in der Stadt auf einer Weserinsel. Bis zur Innenstadt sind es an der Weser entlang nur 1,3 km.
Direkt hinter der Weserbrücke essen wir bei einem Chinesen Mittagsbüfett für EUR 5,90 und erkunden jetzt gut gestärkt die Sehenswürdigkeiten von Bremen. Es ist einfach toll. Alles liegt ganz nah beisammen: Dom, Rathaus, Roland, Bremer Stadtmusikanten, die tolle Häuserkulisse um den Rathausplatz, die Böttcherstraße und das Schnoorviertel.
Wir verschaffen uns erst einmal einen „japanischen“ Überblick (Foto-Klick) und machen dann eine Rathaus-Führung mit. Hier besichtigt man nicht die Spezies der Beamten, sondern wird durch die beiden wunderschönen Empfangssäle geführt, wobei einer in den früheren Jahrhunderten als Gerichtssaal genutzt wurde. Darüber hinaus erfahren wir, warum das heutige Bremer Wappen nur noch einen Schlüssel trägt (Als protestantische Stadt wollte man sich von der Katholischen Kirche und dem Papst distanzieren und reduzierte die beiden gekreuzten Schlüssel auf einen Schlüssel.).
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Die Böttcherstraße ist eine Fußgängerpassage und gilt als die „heimliche Hauptstraße“ Bremens. Die angestrahlten Backsteinbauten mit den erleuchteten Schaufenstern der Geschäfte, Handwerkerläden, Kneipen und Museen wirken jetzt noch viel schöner. Wir schauen uns an, wie Lakritzbonbons hergestellt werden. Zur vollen Stunde erklingt das Glockenspiel aus Meißener Porzellan und an einer Hausfassade neben dem Roselius-Haus dreht sich oben ein Stück der Hausfront weg und öffnet Bilder über Schiff- und Luftfahrt.
Darunter befindet sich der Eingang zum Brauhaus Schüttinger. Hier gibt es von Mo – Fr von 17.00 bis 20.00 Uhr das Bier für EUR 1,00/ 0,2 Liter. Verständlicherweise ist die Gaststätte um dieses Zeit sehr gut besucht.
Auf unserem weiteren Weg gehen wir durch das Schnoorviertel. Dies ist Bremens ältestes Viertel und geht auf das 15. und 16. Jhdt. Zurück. Hier leben heute viele Künstler; es gibt Galerien und schöne Cafés und Restaurants. Schnuckelige kleine Häuser säumen die engen Gassen. Man ist wie in einer anderen Welt.
Tagesstrecke: 170 km
Donnerstag, 29.12.2011
Wir spazieren noch einmal in die Stadt und schauen uns am Martinianleger die beiden alten Segelschiffe an. Von dort aus geht wieder in die Böttcherstraße, wo wir uns heute das Paula-Modersohn-Becker-Museum mit deren Bilder und einer Sonderausstellung der norwegischen Expressionistin Oda Krogh und Zeichnungen von Edvard Munch anschauen wollen. Im Preis enthalten ist auch der Eintritt im benachbarten Roselius-Haus mit Bildern von Lukas Cranach und der Einrichtung und Sammlung des Herrn Ludwig Roselius, dem Erfinder des Kaffee Hag.
Nach so viel Bildung zieht es uns in die „Ständige Vertretung Rheinland“ in Bremen. Hier gibt es Sion Kölsch und preiswertes Essen. Alle Wände sind mit Fotos von berühmten Persönlichkeiten gepflastert.
Wir wollen heute noch bis Fedderwardersiel fahren. Kaum haben wir unsere Entsorgung beendet fängt es an zu regnen. Auf der Autobahn wird der Wind immer stärker und die Böen peitschen den Regen an die Scheiben. Die Fahrt wird auch auf der Landstraße nicht besser. Deshalb fahren wir in Brake ab und stellen uns auf den SP am Binnenhafen (kostenlos/Strom 1EUR für 6 Std.).
Tagestrecke: 73 km
Freitag, 30.12.2011
Das Wetter ist wieder besser. Deshalb starten wir einen Rundgang durch den Ort und an die Weser.
Die Weiterfahrt ins Wessermarschland nach Fedderwardersiel ist ruhig. Der dortige Stellplatz (Gebühr 3,00 EUR + 1,10 EUR Kurtaxe/Person + 2,50 pauschal für Strom) liegt schön. Zum Glück sind wir am Vortag nicht hierher gefahren. Ab Nachmittag gab es Sturmflutwarnung und das Wasser ging in der Nacht bis zum letzten Graben vor dem Stellplatz.
Der Hafen ist einseitig von wenigen kleinen Häusern gesäumt. Ansonsten gibt es zahlreiche Ferienhäuser hinter dem Deich.
Wir nutzen den Nachmittag zu einem ausgedehnten Spaziergang nach Burhave.
Tagesstrecke: 42 km
Samstag, 31.12.2011
Gestern Abend hatten wir eine sternenklare Nacht und eine tolle Aussicht auf die weit entfernte Silhouette von Bremerhaven. Wir hatten uns schon auf das Bild von vielen Silvesterraketen gefreut. Heute ist nichts mehr zu sehen; nur noch Dunst und Nebel. Trotzdem machen wir heute einen weiteren Spaziergang in die andere Richtung nach Langwarden. Alles ist wie ausgestorben, kein Café, keine Kneipe. Auf dem Rückweg erwischt uns ein wenig Regen.
In Fedderwardersiel wärmen wir uns im Restaurant „Nordseeblick“ bei einem Tee und einem Grog wieder etwas auf.
Nach ein wenig Ruhe starten wir unsere Vorbereitungen für unser Raclette-Essen am Abend. Auf 3Sat gibt es wieder gute Konzert-Mitschnitte. Wir haben einen gemütlichen Abend bei gutem Essen und guten französischen Weinen.
Unsere Erwartungen an ein schönes Silvester mit netten Leuten am Hafen, wie wir es aus Greetsiel kennen, werden leider nicht erfüllt. Irgendwo im Nebel und bei Nieselregen sieht man mal einige Raketen aufsteigen. Jeder bleibt für sich alleine und auf unserem Stellplatz herrscht Ruhe.
Tagesstrecke: 0 km
Sonntag, 01.01.2012
Das neue Jahr ist da. Es nieselt und ich möchte vor der Weiterfahrt noch ver- und entsorgen. Der „Platzwart“ hat sich heute Morgen um 08.00 Uhr schon still und heimlich abgemacht. So muss ich auf den Stellplatz-Betreiber warten, bei dem man nur um 10.00 Uhr ver- und entsorgen kann. Außerdem muss er den Stromkasten aufschließen, damit ich mein Kabel wieder heraus ziehen kann.
Auf der Fahrt nach Norddeich kommen wir an einem Bauernhof vorbei, wo ein „Friesen-Golfplatz“ aufgebaut wurde.
In Norddeich entscheiden wir uns für den SP am Ocean-Wave ( Gebühr EUR 10,00 plus 1,20 Kurtaxe/Person mit Ermäßigung im Freizeitbad/Strom nach Verbrauch).
Das Wetter ist besser. Wir holen zum ersten Mal unsere Fahrräder herunter und radeln in den Hafen von Norddeich.
Am Abend machen wir noch einen schönen Spaziergang um das Ocean-Wave und durch den Kurpark bis vorne zum Deich.
Tagesstrecke: 125 km
Montag, 02.01.2012
Das Wetter ist besser. Wir nutzen die Ermäßigung aus und gehen ins Ocean-Wave. Draußen scheint jetzt die Sonne.
Nach dem Mittagessen machen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang und fahren anschließend nach Greetsiel auf den SP an den Zwillingsmühlen (Gebühr 11,00 EUR/Strom 1,00 EUR für 6 Std.).
Es dämmert schon ein wenig, als wir uns auf dem SP installiert haben und zu einem Spaziergang in den Ort aufbrechen. Hier ist es schön und es laufen noch viele Touristen durch die Straßen. Die Kneipe am Hafenbecken ist total voll aber gemütlich. Zwei nette Leute lassen uns noch an ihrem Tisch Platz nehmen.
Tagesstrecke: 21 km
Dienstag, 03.01.2012
In der Nacht ist der angekündigte Sturm gekommen. Morgens kommt dann auch noch Starkregen hinzu. Im Radio meinen sie, das der Wind im Laufe des Tages weiter auffrischt. Zum Frühstück bekommen wir nur jeder ein Brötchen runter. Wir warten ab. Um 10.30 Uhr fahren wir los. Wir wollen nach Hause bevor es noch schlimmer wird. Bis Emden können wir nur mit 50 – 60 km/h fahren. Es erwischen uns immer wieder Böen von der Seite. Danach schaffen wir es auf der Autobahn mit 70 km/h weiter zu kommen. Andauernd beuteln uns von wechselnder Seite die Windböen. Wir fahren immer weiter. Erst ab Oberhausen wird es dann besser. Jetzt wollen wir nur noch nach Hause. Nach 6,5 Std. Fahrtzeit und hungrig und durstig kommen wir zu Hause an.
Tagesstrecke: 452 km