Montag, 09.09.2019
Wie angekündigt hat sich das Wetter verschlechtert. In diesem Bereich Frankreichs sind die Schulferien zu Ende, dementsprechend laut ist der Geräuschpegel auf dem vor uns gelagerten Busparkplatz.
Nicht nur bei uns ist Abreisetag. Der Wohnmobil-Stellplatz leert sich zusehends. Der Parkplatz-Automat hat sich unseren Anreise-Zeitpunkt gemerkt, und möchte nun von uns insgesamt EUR 18,80 für 48 Std. (Wir schenken ihm dabei etwas mehr als sechs Stunden.).
Wir verlassen die Île de Noirmoutier diesmal über die Brücke im Süden der Insel und stehen schon wenig später auf dem kleinen Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 8,00) in Notre Dame de Monts, inmitten einer in die Dünen eingeschmiegten Ferienhaussiedlung.
Zu Fuß gehen wir zum Strand, der nicht weit entfernt ist. Graue Wolken ziehen über uns hinweg. Die Luft ist aber noch warm. Wir sind hier vollkommen allein. Links und rechts ein völlig menschenleerer Strand, und vor uns die Weite des Meeres, mit den heranrollenden Wellen und dem Geschrei der Möwen.
Am Nachmittag nehmen wir uns die Fahrräder und erkunden den eigentlichen Ort. Es gibt noch einige offene Geschäfte. Ansonsten ist bereits die nachsommerliche Ruhe eingekehrt.
Bei der Rückfahrt machen wir noch einen Schlenker zum Strand. Kaum sind wir beim Wohnmobil, da fängt es etwas an zu regnen. Am Abend erwischt es uns dann mit einem ganz fürchterlichen Schutt.
Tagesstrecke: 28 km
Dienstag, 10.09.2019
Heute Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Ein strahlend blauer Himmel empfängt uns.
Wir umfahren Saint-Jean-de-Monts und biegen etwas vor St.-Hilaire-de-Riez am Kreisel in Richtung Plage de la Parée Préneau zum dortigen Wohnmobil-Stellplatz ohne V+E (Gebühr EUR 6,50 für die Nacht, von 10 -19 Uhr kostenlos) ab.
Hier sind wir total außerhalb jeglicher Infrastruktur. Wir haben aber heute Morgen unser Wohnmobil ver- und entsorgt, der Kühlschrank ist voll. Hier ist es wunderbar. Das Meer liegt direkt hinter der Sanddüne vor uns.
Ein wenig Bewegung tut gut. So setzen wir uns mal wieder auf unsere Fahrräder, es ist wirklich super, dass wir sie diesmal mitgenommen haben, und radeln in Richtung St. Hilaire. Kurz hinter dem Ortseingang biegen wir am Kreisel rechts ab, um wieder an das Meer zu kommen.
Nach wenigen 100 m auf der Avenue de la Forêt und einem kurzen Blick nach links, nehme ich einen Aufsteller, ein Restaurantschild und einige weiße Lieferwagen war. Bei dem Blick auf meine Armbanduhr sehe ich sofort, dass ich Hunger habe, und die Lösung des Problems im Restaurant „Le 4 vingt 5“ liegt. Lena hat, kurz hinter mir fahrend, die gleiche Erkenntnis. Wir bekommen gerade noch Platz an einem 2er-Tisch. Wir entscheiden uns für das Menü für EUR 13,00 mit Vorspeisenbüffet, Fisch und Dessert.
Die Weiterfahrt geht nun etwas gemächlicher vonstatten. Am Meer entlang nutzen wir den dortigen Radweg bis zum Trou du Diable (Loch des Teufels).
Hier ist noch etwas mehr los. Schon beim Mittagessen ist uns aufgefallen, dass einige Rentnerehepaare dort aßen. Ferienwohnungen und Campingplätze gibt es hier überall.
Zurück auf unserem Stellplatz genießen wir die Stille des Meeresrauschens, ein Paradoxon, aber wahr, und die Sonne, auch bei ihrem Untergang.
Tagesstrecke: 21 km
Mittwoch, 11.09.2019
Die Muschelsammler sind schon früh unterwegs.
Der Entschluß ist schnell gefaßt. Wir bleiben noch einen weiteren Tag hier. Heute interessiert uns doch die andere Seite, der Trubel von St.-Jean-de-Monts. Vor einigen Jahren war wir dort auf dem Stellplatz im Wald. Jetzt fahren wir nur mit dem Fahrrad und allein auf eigene Kraft angewiesen hin. Es ist etwas weiter als gestern, und wir haben Gegenwind. Nach 12 km erreichen wir die mondäne Uferpromenade, die auf der Landseite von Hotels und Wohnblocks mit Ferienwohnungen gesäumt ist.
Wir essen hier zu Mittag, laufen die Promenade ganz entlang, kaufen noch ein paar Kleinigkeiten und dann geht es ab zum Wohnmobil. Mit Rückenwind sind wir erheblich schneller.
Tagesstrecke: 0 km
Donnerstag, 12.09.2019
Nach einem kurzen Besuch am Strand fahren wir wieder weiter. Als heutiges Ziel haben wir St.-Vincent-sur-Jard vorgesehen. Zwischendurch beehren wir aber einen etwas größeren Supermarkt. Das gesamte wie auch einzelne Produktangebot ist dabei so riesig, dass uns die Sucherei und die Entscheidungsfindung schon auf die Nerven geht, obwohl wir die Erlebniseinkäufe in Frankreich lieben. Aber dies ist – too much, würde der Engländer sagen.
Der Stellplatz mit V+E und Strom (Gebühr EUR 9,20) liegt etwas außerhalb in einer Feriensiedlung, aber dafür direkt am Meer.
Auf dem Meer scheint es stürmisch zu sein, denn die Wellen rauschen hoch heran. Es ist sehr heiß und wir laufen am Wasser entlang, um die Füße ein wenig abzukühlen.
Der Strandspaziergang in nordwestlicher Richtung ist uns momentan noch durch die Flut versperrt. Also weichen wir auf den Weg entlang der Straße aus.
Nach wenigen hundert Metern kommen wir zum ehemaligen Wohnhaus von Georges Clemenceau, einem französischen Journalisten, Politiker und Staatsmann der Dritten Republik. Mittlerweile ist es ein Museum über das Leben und die Zeit von Clemenceau. Da das Museum in wenigen Minuten zumacht, verschieben wir unsere Besichtigung auf morgen.
Wir halten uns noch ein wenig am Meer auf und erfreuen uns an den beruhigenden Blicken auf das Meer.
Das Meer hat sich schon ein wenig zurückgezogen, so können wir nun am Strand entlang gehen.
Tagesstrecke: 66 km
Freitag, 13.09.2019
Bis zum Bäcker und zurück sind es mit dem Fahrrad zum morgendlichen Aufwärmen 2,8 km.
Nach dem Frühstück haben wir vorab schon mal Tante Google nach Herrn Clemenceau (1841 – 1929) befragt. Er war aufgrund seiner politischen Einstellung und Arbeit für die linksbürgerliche Partei ja nicht so ein Freund des monarchistischen Deutschland. Nach dem 1. Weltkrieg forderte er als Vertreter einer der Siegermächte 1919 bei der Pariser Friedenskonferenz eine harte politische Vorgehensweise gegenüber Deutschland.
Der Alterssitz in der Vendée war für Clemenceau ein Rückzugsgebiet zu seinen Wurzeln. Und das Haus mit Garten ist jetzt als Museum auf jeden Fall sehenswert. Der Garten ist wieder genauso bepflanzt worden, wie er zu Zeiten Clemenceaus aussah. Tipps und Samen hierfür bekam er von seinem langjährigen Freund aus Jugendzeiten, dem Maler Claude Monet (1840 – 1926).
Hinter dem modernen Empfangsgebäude betritt man sofort den Garten, in dem sich ein ummauerter Süßwasser-Brunnen befindet. Das Wohngebäude ist schmales Langhaus mit der breiten Ausrichtung zum Meer.
Die Tagesgäste wurden ausschließlich über die Terrasse im Salon empfangen. Dieser Raum hat keinerlei weiteren Zugang zum Wohngebäude.
Nach diesem politischen Exkurs, erfreuen wir uns wieder an der Ruhe, der Zeit, und der Freiheit, ganz einfach zu sagen: „Wir bleiben noch hier.“
Wir machen uns unseren eigenen Schatten, …
… und erfreuen uns später an den Schönheiten des Meeres.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 14.09.2019
Bei der heutigen Fahrt nach La Rochelle, auf den Wohnmobil-Stellplatz an der Avenue Jean Moulin, zeigt uns das Navi wieder die landschaftlichen Schönheiten entlang der Nebenstraßen. In La Rochelle ist die „Madame“ aber total kopflos; und alles nur, weil ich nicht von der Autobahn komme. Es geht rein in die Innenstadt und durch schmale Gassen der äußeren Wohnbezirke, zum Unglück ist auch noch eine Baustelle auf der Strecke, tja, und einmal will ich nicht so wie sie will. Ich gebe es ja zu. Zwischen uns gibt es immer wieder so kleine Grabenkämpfe, wie im richtigen Leben und zwischen Mann und Frau.
Irgendwie schaffen wir es aber doch zum Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 15,00 incl. Shuttle-Bus) am P+R-Platz. Es ist auch hier Hochbetrieb. Trotzdem finden wir noch einen Platz für unser Wohnmobil.
Obwohl es sehr heiß ist, wollen wir in die Stadt. Also besuchen wir den Kassenautomaten, gehen locker flockisch durch das Menü, und erhalten doch tatsächlich die Buskarten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist die Bushaltestelle der Navette in die Stadt.
Die Navette hält an der Église Saint-Sauveur. Von hier aus sind es nur noch ca. 100 m zum Port Vieux. Um den Hafen herum herrscht reger Trubel. Doch getoppt wird es noch am Cours des Dames. Rund um das dortige Kino dreht sich alles nur noch um das „Festival de la Fiction La Rochelle“. Wir kennen aber weder die Filme, noch die „kleinen und mittleren Sternchen“, mit denen überall Selfis „geschossen“ werden.
Uns interessiert auch mehr das schier unbegrenzte Angebot an Restaurants rund um den Hafen. Trotz der Menschenmassen werden wir fündig.
Jetzt haben wir Zeit und Muse, um uns durch diesen Teil der Altstadt treiben zu lassen. Es geht kreuz und quer, gerade wie es uns gefällt.
Irgendwann gegen Abend ist es dann aber genug. Wir schleppen uns müde und schlapp von der Hitze noch ca. 300 m am Quai Louis Durand entlang zur Bushaltestelle. Beim Wohnmobil sitzen wir noch lange draußen und erholen uns von unserem Stadt-Lauf.
Tagesstrecke: 74 km
Sonntag, 15.09.2019
Heute Nacht war es aufgrund der riesigen Strahler auf dem Parkplatz sehr hell. Wir standen da vor der großen Entscheidung: Dunkelheit oder frische Luft.
Unser 24-Stunden-Parkschein ist noch bis Mittag gültig. Wir nutzen deshalb die Zeit, und gehen zu Fuß in Richtung Hafen (Gehzeit ca. 20 Minuten). Heute erkunden wir die Gassen links um den Hafen herum.
Im Bassin des Chalutiers, Vieux Port Sud, liegen ganz viele kleine Segler. Es scheint irgendein Wettbewerb stattzufinden.
Außerdem liegt noch ein besonderes Museumsstück im Hafenbecken, die „Le Francais“.
So langsam beenden wir unseren Aufenthalt in La Rochelle. Auf dem Weg zurück nehmen wir den Bus, entsorgen schnell und verlassen noch rechtzeitig den Parkplatz in südlicher Richtung. Wir halten uns möglichst in Küstennähe.
In Aytre versuchen wir unser Glück, um an den Strand zu kommen. Vielleicht gibt es ja dort ein schönes Restaurant. Parkplätze wo wir stehen dürfen sind rar. Ich will schon wieder drehen, da sehe ich den Flachbau eines Restaurants mit eigenem Parkplatz. Das ist es!!! Heute gibt es Sonntagsessen. Es ist sehr viel Betrieb und es gibt zahlreiche Tischreservierungen. Für uns ist aber allemal Platz.
Ich kann nur sagen, wow. Es war etwas teurer, aber wir haben selten so einen guten Fischsuppeneintopf gegessen. Wir fahren noch etwas weiter und halten am Rande eines Marais (mit Kanälen durchzogenes Sumpfgebiet), um ein wenig Mittagsruhe zu halten.
Nun ist es nur noch ein kurzes Stück bis zu dem Austernzüchter in Port des Barques, Chemin de la Grand Échelle. Wir werden schon mit einem großen Hinweis auf France Passion willkommen geheißen. Es stehen bereits einige Wohnmobile dort und wir werden von dem Chef persönlich genau auf einen Standplatz eingewiesen.
Es ist noch zu früh, um nur hier herum zu sitzen. Wir nehmen die Fahrräder und schauen uns ein wenig um.
Bei der Rückkehr am Wohnmobil gehen wir zu dem Verkaufsstand unseres Austernzüchters und verzehren bei einem Glas Weißwein noch einige Austern.
Am Abend ist es immer noch so heiß. Zur Dämmerung müssen wir trotzdem schnell alle Fenstern und Türen verrammeln, denn die Mücken schwärmen aus. Der Kühlschrank kühlt nicht mehr richtig, da die Sonne mit voller Kraft auf die Seite des Wohnmobils schien.
Tagesstrecke: 52 km
oder