Montag, 03.06.2019
Hier in Ditzum entwickeln wir immer „Sitzfleisch“. Ich weiß auch nicht. Sonst sind wir ja im Winter hier gewesen. Morgens und abends haben die Nonnengänse das Sagen gehabt und tagsüber die Schafe. Jetzt begleiten die Schafe unseren Tag. Das ist irgendwie beruhigend.
Wir unternehmen eine kleine Radtour zur ehemaligen Bohr-Plattform, und anschließend kehren wir in Ditzum beim „Fliegenden Holländer“ ein.
Abendspaziergang:
Tagesstrecke: 0 km
Dienstag, 04.06.2019
Heute wechseln wir auf die holländische Seite des Dollart nach Termunterzijl. Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E ist beim Yachthafen (Gebühr EUR 11,50 zuzügl. 2 x EUR 1,50 Tourismusabgabe). Die Anmeldung erfolgt im Restaurant.
Unser erster Weg führt uns mit den Rädern ein klein wenig zurück nach Termunten zum Vishandel Landman „de Remise“. Hier essen wir Kibbeling und Mosselen met Vlaamse Frieten en Sauzen – viel zu große Portionen.
Danach schauen wir uns den alten Ortskern von Termunten an. Bei der Kirche ist ein Plan ausgelegt, mit dem wir einen Rundweg an der Ems entlang zum Dollard und wieder nach Termunten zurück abradeln können.
Wir erreichen eine Seehund-Beobachtungsstation.
Abendaufnahmen:
Tagesstrecke: 48 km
Mittwoch, 05.06.2019
Heute Nacht hatten wir Sturm, Regen und Gewitter. Wir wollen an der Ems entlang in Richtung Delfzijl fahren. Schaun wir mal wo wir landen. Zuerst geraten wir in ein endloses Industriegebiet von Energiebetrieben und Metallhandel. Dort finden wir aber auch Hinweise auf die alte Kirche und den Friedhof von Oterdum, die den neuen Deichanlagen weichen mussten. Bei der Erhöhung des Deiches musste die Kirche weichen. Die Gräber wurden belassen und die vorher entfernten Grabsteine wieder genau über den Gräbern platziert. Das Dörfchen Oterdum musste später noch der Erweiterung der Industrie von Delfzijl weichen.
In Delfzijl steuern wir den kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz an. Rundherum sind nur Baustellen. Alles wird ganz aufwendig neu gestaltet. Es ist auch ein neuer Stellplatz in Arbeit. Wir parken zwar jetzt hier, die Weiterfahrt ist aber schon vorprogrammiert.
Die Altstadt ist wasserseitig durch eine hohe Deichmauer gegen Überflutungen geschützt. In der Fußgängerzone ist heute Markttag und ein Jahrmarkt ist auch noch aufgebaut. Viel sehen wir deshalb nicht vom Ort.
Essen finden wir trotzdem bei einem „Chinesen“ in Form von einer Chinesischen und einer Indonesischen Reistafel.
Es geht immer weiter westlich. Ich habe in Lauwersoog einen Stellplatz ausfindig gemacht, den werden wir ansteuern. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch wunderschöne kleine Ortschaften. Den Baustil finden wir beide so schön, und die Holländer verstehen es, diese Häuser so wohnlich zu gestalten. Leider bekommen wir auch zu sehen, welche Schäden der Sturm heute Nacht hier angerichtet hat.
Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E in Lauwersoog liegt hinter dem Deich am „Meer“. Vor dem Deich ist direkt der Fischereihafen und die „Zee“. Irgendwie eine verkehrte Welt. In der ersten Reihe kostet der Stellplatz inkl. V+E, Strom, W-Lan, Duschen und Toiletten EUR 19,50. In der zweiten Reihe nur EUR 17,50. Da wir uns noch in Ditzum mit einem Großeinkauf gut versorgt haben, können wir hier gut leben.
Im Hafen gibt es auch noch zwei große Fisch-Imbisse. Bei dem Einen ist noch ein Fischverkauf angeschlossen, wo wir tatsächlich noch ungepulte Krabben zu einem sehr guten Preis erhalten. Es ist Abend, die müssen bestimmt raus.
Im Fährhafen erkundigen wir uns nach den Fährverbindungen zur gegenüber liegenden Insel Schiermonnikoog. Da könnten wir ja morgen mal rüber fahren.
Kleines Abendessen im Wohnmobil:
Tagesstrecke: 69 km
Donnerstag, 06.06.2019
Mit der Schifffahrt wird es heute nichts. Dafür ist das Wetter am Morgen nicht schön genug. Über dem Wasser ist es richtig diesig. Die Inseln sind kaum zu sehen.
Zum Mittagessen besuchen wir den Imbiss vom Vishandel Sterkenburg BV. Das Selbstbedienungsrestaurant ist im ersten Stock und wir haben Aussicht auf das Meer. So langsam bessert sich auch wieder die Wetterlage.
Am Nachmittag unternehmen wir eine Radtour am Deich entlang. Die einsame Straße ist super und der Radweg ist gut ausgeschildert. Bei einem Tor, was wir als Radfahrer ignorieren können, stehen plötzlich Warnschilder, dass wir die Wege nicht verlassen sollen, da wir sonst auf einen Truppenübungsplatz der holländischen Armee geraten. Upps? Er ist auch in Betrieb, wir hören schießen. Also, wir bleiben nur auf den Wegen.
Der Radweg führt auch immer schön am Rande des Übungsgeländes entlang, bis er plötzlich umschwenkt, und wir Panzerfahrspuren überqueren. Weitere Schilder und rote Fahnen links und rechts des Radweges weißen uns an, diesen ja nicht zu verlassen. Im Gelände sehen wir die Häuser eines nachgebildeten Dorfes, wo Straßenkämpfe geübt werden können. Und ständig begleiten uns Schusswechsel. Mit unseren eingezogenen Köpfen sehen wir aus wie Schildkröten. Ich habe auch keine Fotos mehr gemacht.
Die Fahrt durch das Gelände scheint nicht aufzuhören. Da sehen wir vor uns ganz normale Autos auf einer Straße fahren. Wir haben es geschafft. Wir folgen der weiteren Ausschilderung, die wahrscheinlich verdreht waren, und landen auf der Suche nach dem Knoopunkt 5 in einem anderen Wald „ohne Wiederkehr“. Die Fähre auf der Strecke von der 6 zur 5 existiert nicht. Es geht nicht weiter, also zurück bis zur Straße und diesen Radweg entlang.
Als wir Lauwersoog erreichen, sind wir ganz schön geschafft.
Tagesstrecke: 0 km
Freitag, 07.06.2019
Am frühen Morgen werden wir schon von der Sonne geweckt. Wir entschließen uns, noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Schifffahrt ist nicht mehr angesagt. Wir wollen mit den Fahrrädern nach Zoutkamp fahren. Bei heftigem Gegenwind strampeln wir ohne E-Bikes durch Wiesen und Weiden am Kanal entlang in das Fischerdorf Zoutkamp.
Hier ist alles im Vorbereitungsstress für das Fest am Pfingst-Wochende.
Bei der „Palingrokerij“ essen wir zu Mittag und schauen uns anschließend noch ein wenig im Hafen um.
Dabei spricht uns ein älterer Herr an, und weißt uns auf die alten Fischerkaten hin, die noch etwas weiter hinten stehen, und erklärt uns noch einiges. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.
Auf dem Weg dorthin, ich habe heute mein schwarzes T-Shirt mit weißer „Earth“-Inschrift an, kommt uns ein Ehepaar entgegen und der Mann meint: „Da kommt ja ein Neil-Young-Fan!“ Wie sich im Gespräch herausstellt, war dies der Veranstalter für die holländischen Auftrittte von Neil Young, während dessen diesjähriger Welt-Tournee.
Auf der Rückfahrt haben wir tatsächlich Rückenwind und benötigen nur die halbe Zeit.
Morgen wollen wir mit dem Wohnmobil nach Zoutkamp fahren. Am Wochenende ist dort „Flaggetjes-Fest“ der Krabbenfischer.
Tagesstrecke: 0 km
Samstag, 08.06.2019
Heute geht gar nichts. Es stürmt, dass das Wohnmbil wackelt. Es schüttet wie aus Eimern. Wir können keinen Schritt vor die Tür gehen. Der Fernseher funktioniert auch nicht, da sich die Antenne dauernd verstellt, und durch den vielen Regen sowieso keinen Empfang hat.
Gegen Abend wird es langsam ruhiger. Der Sturm läßt immer mehr nach und der Regen hört auch auf. Man kann den Tag eigentlich auch so beschreiben:
aufstehen, essen, ins Bett gehen
Tagesstrecke: 0 km
Pfingstsonntag, 09.06.2019
Draußen ist das schönste Wetter. Wir entsorgen schnell und machen uns auf den Weg nach Zoutkamp zum „Flaggetjesdag“. Dort fahren wir auf den großen Platz, der als Parkplatz angeboten wird. Im Winter befindet sich hier die Eisbahn.
Gestern bei dem Sturm sind bestimmt viele Veranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser gefallen“. Heute zeigen einige Handwerker ihre Fähigkeiten.
Im Hafen sind die „Fischerboote“ mit Flaggen geschmückt, die im Wind flattern.
Schiffsbesichtigung:
Bei den Restaurants wird noch mal letzte Hand angelegt, damit man für den großen Besucheransturm gewappnet ist. Wir drehen noch eine Runde, schauen uns alles an, und landen zum Essen in der Pizzeria L’Ancora.
Nachmittags gibt es Unterhaltung durch die Blues-Band „Moondance“.
Nach einer ausgiebigen Mittagsruhe gehen wir am frühen Abend wieder zur Live-Musik mit der Gruppe „LEAD“ in den Hafen, die uns aber nicht besonders gefällt. Es ist halt holländische Pop-Musik im Ballermann-Stil zum Mitsingen. Und den Holländern gefällt es, wie man sieht.
Und so viel zu den Themen „Plastik bzw. Müllvermeidung“:
Dies ist Strandgut aus einem Containerschiff, am Morgen noch zur Abschreckung hingeschüttet.
Tagesstrecke: 14 km
Pfingstmontag, 10.06.2019
Wir haben die Nacht sehr gut geschlafen. Heute gibt es bestimmt einen großen Andrang auf dem Fest. Seit dem frühen Morgen stehen schon Parkwächter und Platzanweiser bei der Einfahrt.
Wir wollen uns das Fest im Hafen noch mal anschauen, und beim Rausgehen entrichten wir auch selbstverständlich die EUR 3,00 Parkgebühren, worüber sich die „Herrschaften“ freuen.
Im Ort ist heute sehr viel los. An den Hauptwegen zum Hafen sind Verkaufsstände aufgebaut. Im Programm wird es mit „Jaarmarkt“ angekündigt. Shantychöre geben auf der Bühne ihr Bestes.
Kurz vor 13.00 Uhr strömen sehr viele Besucher des Festes zu den Fischerbooten und gehen an Bord. „Afvaart garnelenvloot 13.30 Uhr“??? Was ist das? Wir fragen, und schon sind wir auf einem Fischerboot und werden von der Frau des Fischers mit Getränken und kleinen Happen versorgt. Im Konvoi fahren wir durch den Zoutkamperijl ins Lauwersmeer.
Auf manchen Booten sind riesige Lautsprechertürme aufgebaut und es schallt die discomäßige House-Musik mit viel Gewumsche herüber. Nach einer Stunde wird gedreht, damit wir programmgerecht zur Verkündigung der neuen „Garnelenkönigin“ und der Preisverleihung für die schönsten Boote wieder im Hafen sind.
Manchmal gab es auch ein gewagtes Tänzchen.
Vorbeifahrt an der neuen Garnalenkönigin:
Es war ein toller Tag und wir haben so viel erlebt. Um 17.00 Uhr fahren wir nach Akkrum. Der Parkplatz hat sich etwas geleert und auf der Straße ist nicht mehr so viel Betrieb.
In Akkrum, übrigens ein schönes Städtchen, ist der Wohnmobil-Stellplatz „Drijfveer Tusken de Marren“ am Hafen vom Meinesleat. Dort ist die Betreuung für Jachthafen, Bootsverleih und Camping alles in einer Hand. Der Preis im ACSI-Buch stimmt überhaupt nicht. Normalerweise bezahlt man EUR 18,00. Ich bekomme freundlicherweise einen Rabatt und bezahle EUR 15,30. Einen Dank an den Betreiber.
Am Abend sitzen wir noch lange draußen und pulen bei einem Aperitif die frisch gerösteten Erdnüsse, die wir uns in Zoutkamp gekauft haben.
Tagesstrecke: 62 km
Dienstag, 11.06.2019
Heute Morgen fängt es wieder leicht an zu regnen. Im Ort suchen wir noch schnell einen Supermarkt auf, um einige typisch holländische Lebensmittel einzukaufen. Leider wird der Regen stärker. Dadurch bekommen wir doch nicht mehr viel von dem schönen Ort zu sehen.
Über die Autobahnen 32/50/57 fahren wir nach Twisteden auf den Wohnmobil-Stellplatz am Traber-Park. Der Platz ist fast leer. Das ist für uns ganz ungewohnt.
Wir machen mit den Rädern noch einen kurzen Ausflug nach Twisteden hinein und bewundern die Ausbauten des Römer-Parks.
Am Abend macht uns Lena aus den Errungenschaften vom Supermarkt ein köstliches „Nasi-Goreng“.
Tagesstrecke: 230 km
Mittwoch, 12.06.2019
Unser nächstes Ziel ist Xanten. Der dortige Wohnmobil-Park (Gebühr EUR 11,00 zuzügl. EUR 2,00 für Müll, Frischwasser und Entsorgung und EUR 1,80/Person für Kurtaxe) ist schön angelegt. Wir suchen uns einen Platz der nicht so schräg ist. Das ist hier ein kleines Manko.
Xanten ist für das in der Nähe der Altstadt vor ungefähr 2000 Jahren errichtete römische Legionslager bekannt. Dort wohnten ständig ca. 10.000 Legionäre. Bei einem Germanenaufstand um 70 n.Chr. wurde das Lager zerstört. Einige Bauten werden nun für ein Freilichtmuseum teilrestauriert oder nachgebaut.
Außerdem sieht sich Xanten gerne als „Siegfriedstadt“ und schmückt sich mit den Mythen um die Nibelungensage.
Wir gehen in die Altstadt von Xanten, wo wir uns nach so langer Zeit mal wieder richtig umschauen wollen. Dabei kommen auch Gelüste nach einem so richtigen normalen Mittagessen auf. Auf halber Wegstrecke gibt es plötzlich ein fürchterliches Gewitter mit einem Wolkenbruch. Gleichzeitig fällt uns ein, das wir die Dachluke über unserem Bett nicht richtig geschlossen haben. Dafür ist es jetzt zu spät. Wir stellen uns unter und warten die Wetterberuhigung ab. Trotz unserer Schirme sind wir nass.
Unsere mittägliche Zuflucht finden wir im Restaurant „Zur Börse“ am Markt. Es hat sich gelohnt. Draußen schüttet es wieder. Wir haben Zeit.
Bei der weiteren Besichtigung von Xanten finden wir noch viele schöne Ecken.
Die Grundsteinlegung für den Xantener Dom erfolgte 1263. Dies war die Zeit vom Übergang des romanischen in den gotischen Baustiel. Deshalb ist der sichtbare Westturm der beiden Türme noch im romanischen Stil errichtet worden. Der Rest der Kirche ist reine Gotik.
Beim Wohnmobil erwartet uns ein nasses Bett. Mit Hilfe von Fön und Sonne bekommen wir alles tatsächlich trocken. Es war auch nicht ganz so shlimm, da das Spritzwasser nur seitlich unter der Dachlucke durchgekommen ist. Bei einem aufgeklappten Heki wäre es schlimmer gewesen.
Wir vollziehen noch einen Platzwechsel, damit wir die abendliche Sonne genießen können.
Tagesstrecke: 30 km
Donnerstag, 13.06.2019
Weil für die nächsten Tage wieder stärkerer Wind mit Sturmböen vorhergesagt ist, fahren wir schon heute nach Hause.
Tagesstrecke: 234 km
Insgesamt haben wir 2.863 km zurückgelegt.