Ostfrieslands Siele – Jahreswechsel 2012/2013

Text: Hans-Werner                                                                                                                     Fotos: Hans-Werner und Lena

 

Ab Mitte Dezember haben wir die Wetterlage an der Nordsee beobachtet, um ggf. noch auf ein anderes Ziel umschwenken zu können. Letztendlich haben uns aber selbst Sturmwarnungen doch nicht von unserer Reise an die Nordsee abhalten können.

Vom 27.12.2012 bis zum 04.01.2013 bereisten wir Ostfrieslands Küste von Ditzum im Westen bis nach Carolinensiel im Osten. Dabei brachten wir es auf 1.052 Reisekilometer. Übernachtet haben wir auf den Stellplätzen in Ditzum, Emden, Greetsiel, Dornumersiel, Neuharlingersiel und Weener.

 

Donnerstag, 27.12.2012

Wir starten gegen Mittag in Limburg und kommen bei wenig Verkehr kurz nach 16.00 Uhr in Ditzum an. Unterwegs war es bewölkt und es hat auch zeitweise geregnet. In der Nähe von Leer kam etwas Wind auf, doch war dies alles kein Problem.

Da wir noch nichts gegessen haben, probieren wir einmal die Gulaschsuppe eines Discounters als „schnelles Gericht“. Es ist nicht schlecht und macht satt.

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Kaum auf dem Platz, höre ich schon die Wildgänse, die in großen Gruppen bzw. Formationen über uns hinweg ziehen.

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Mittlerweile ist es richtig dunkel geworden. Wir gehen am Deich entlang in den Ort. Überall herrscht Stille und es begegnen uns nur sehr wenige Menschen.

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Um 19.00 Uhr kommt dann der Kassierer mit dem Fahrrad zum Stellplatz, um die Gebühr von EUR 5,00/ Tag abzuholen. Alle Stellplätze haben Stromanschluss (EUR 1,00/ 2 kwh).

Zu dem SP am Deich ist zu sagen, dass jetzt durch die Erweiterung noch 20 Plätze mit Strom hinzukommen (ab Frühjahr können auch die neuen Stellplätze genutzt werden).  Die Ver- und Entsorgungsanlage ist auch so weit fertig. Momentan standen dort noch Pilonen.

Tagesstrecke: 414 km

 

Freitag, 28.12.2012

Früh am Morgen wecken uns wieder meine gefiederten Freunde. Ich gebe es zu, ich bin ganz nervös, wenn ich die Schreie der Wildgänse höre. Vielleicht war ich in meinem früheren Leben Nils Holgerson. Trotzdem sollten sie uns nicht auf das Wohnmobil scheißen.

Durch die Weckrufe sind wir auf jeden Fall früh genug wach geworden, um einen schönen Sonnenaufgang nach einer frostigen Nacht zu erleben.

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Es ist ein etwas kalter, aber wunderschöner Tag, und so wollen wir eine Fahrradtour am Deich entlang in Richtung Dollart und „alter Bohrinsel“ machen.

Ditzum, wie auch gestern Jemgum oder die anderen Orte durch die wir kamen, ist wie immer sauber und zeigt sich von seiner besten Seite. Die Kirchen mit ihrem separaten Kirchturm haben wunderbare alte Orgeln.

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Draußen auf dem Deichweg sind viele Schafe unterwegs (mit der schwarzen Jacke ist aber Lena). Zum Glück ist es seit mehreren Tagen sehr kalt, so dass deren (der Schafe) Hinterlassenschaft sehr hart gefroren ist.

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Für unser leibliches Wohl ist in der Krabben & Fischhandlung im Hafen genug vorhanden und die dortige Küche serviert uns sogar bis 14.00 Uhr warmes Essen. Lena entscheidet sich für Krabben mit Spiegelei und Bratkartoffeln. Mich reizen die Scharntjes mit Bratkartoffeln und Salat.

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Wir haben nur kurz Zeit, um ein wenig auszuruhen. Denn um 16.00 Uhr wollen wir zum Tee- nachmittag ins „Oll Speitenhus“. Außer Tee werden uns ostfriesische Spezialitäten wie Rullekes, Knetwaffeln, Schwemmertjes und Speckendicken serviert. Teilweise werden sie auch von den Hausfrauen vor Ort frisch zubereitet.

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Zur Verdauung gibt es noch Pingelsöpke (Schnaps, in dem ein Löffelchen Zucker verrührt wird) und Hoppel-Poppel (ein warmes Gebräu aus Milch, Eigelb, geschlagenem Eiweiß, Puderzucker, Zucker und weißem Rum bzw. Arrak, bestreut mit einer Prise Muskat).

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Es ist ein lustiger Nachmittag mit Einheimischen und Gästen. Der Bürgermeister aus Jemgum und die Presse kommen auch zu einem Kurzbesuch vorbei. Da die gesamte Verköstigung umsonst war, gibt jeder Gast beim Heimgehen eine Spende.

Es hat angefangen zu regnen. So beeilen wir uns etwas auf unserem Heimweg.

Tagesstrecke: 0 km

 

Samstag, 29.12.2012

Es ist über Nacht milder geworden. Die Temperaturen sind auf 10 ° angestiegen. Die Gasflasche, in der noch vor der Reise ca. 2,5 kg drin waren, ist heute Morgen leer geworden. Da wir sowieso weiter wollen, werden wir uns in Leer eine neue Flasche besorgen.

Nach dem Frühstück fahren wir zum EDEKA in Ditzum, kaufen dort ein und entsorgen auch gleich. Das Frischwasser ist auch in er Übernachtungsgebühr enthalten.

Bei unserer Weiterfahrt kurven wir ein wenig durch Leer, bis wir den Hagebaumarkt finden. Anschließend tanken wir noch und fahren über die Autobahn nach Emden.

Der Weihnachtsbetrieb ist zwar vorbei, doch die Silvestergäste kommen. So erhalten wir gerade noch den letzten Platz in der zweiten Reihe mit Strom und Fernsehempfang (Gebühr EUR 7,00/Tag; Strom EUR 0,50/kwh).

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Auch Emden verwöhnt uns mit Sonne. Das Mittagessen können wir bei offener Tür zu uns nehmen. Danach zieht es uns hinaus.

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Am „Neuer Markt“ hat der Weihnachtsmarkt noch geöffnet. Hier werden wir uns nachher noch einen Grog genehmigen.

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Im Hafen liegen schöne Schiffe und die Sonne verstärkt die wunderbare Farbenvielfalt.

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Emden wurde im 2. Weltkrieg sehr stark zerbombt, deshalb sind in der Altstadt nur noch sehr wenige alte Häuser erhalten. Ganz wichtig, wenn auch neu, ist aber mit Sicherheit „Dat Otto Huus“. Die Kunsthalle mit der Sammlung von Henri Nannen und anderen Ausstellungsstücken haben wir leider nicht mehr geschafft. Dies wird aber bestimmt noch nachgeholt.

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Die Stellplatzruhe ist nicht so toll. Es gibt viel PKW-Verkehr. Die Eisenbahn ist auch bis weit in den Abend zu hören. Wir hatten es schon ruhiger.

Tagesstrecke: 58 km

 

Sonntag, 30.12.2012

Heute Nacht hat es geregnet. Beim Brötchenholen nutze ich eine kurze Regenpause aus. Außerdem sind für heute Sturmböen angesagt. Trotzdem fahren wir nach dem Frühstück über Land nach Greetsiel. An der Küste stürmt es ein wenig.

Auf dem Stellplatz ist auch viel Betrieb. Es gibt aber noch genügend Platz und Stromanschlüsse (Gebühr EUR 11,00/Tag; Strom EUR 1,00 für 8 Std. bei max. 1500 Watt).

Die Sonne ist wieder heraus gekommen und wir machen uns sogleich auf einen Spaziergang durch den Ort. Greetsiel geht immerhin auf das Jahr 800 zurück. Und der Hafen wird erstmals 1388 erwähnt. Zuerst besuchen wir das Museum des Naturschutzbundes. Hier erfahre ich auch, dass die Wildgänse nachts draußen im Watt schlafen und morgens zum Fressen auf die Wiesen und Felder oder zu den Mooren im Binnenland fliegen. Zwischenzeitlich hat es mal wieder geregnet. Sonne und Regen wechseln sich ab.

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Im Café-Restaurant „Seestern“ essen wir sehr gut zu Mittag. Lena isst eine Ostfriesen-Pizza und ich esse Pannfisch (dreierlei Sorten Fisch).

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Wir kommen von unserem Spaziergang gerade noch halbwegs trocken zum Wohnmobil. Danach kommt ein Gewitter mit einem Hagelschauer.

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Nachdem wir noch etwas Rommé gespielt haben und das Skispringen auch vorbei ist, machen wir noch einen kleinen abendlichen Rundgang. Die Ruhe und die Beleuchtung fasziniert mich immer wieder.

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Zum Abschluß gibt es in einem kleinen Lokal am Hafen für uns noch einen Ostfriesenpunsch (Glühwein mit Friesengeist) und einen Pharisäer (Kaffee mit Rum und Sahne).

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Tagesstrecke: 31 km

 

Montag, 31.12.2012

Den heutigen Morgen nutzen wir zu einem ausgiebigen Spaziergang zum Pilsumer Leuchtturm. Zum Radfahren ist es nämlich ganz einfach zu stürmisch. Teilweise ist der Wind so stark, dass man sich richtig hineinlegen kann.

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Bei der Imbissbude stärken wir uns für den Rückmarsch mit Matjesbrötchen, Currywurst mit Pommes und zwei Sanddorngrog, und alles zu sehr zivilen Preisen.

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Der Rückenwind treibt uns so schnell nach vorne, dass wir für den Heimweg nur die halbe Zeit brauchen.

Im Laufe des Nachmittages fängt es heftig an zu regnen. Jetzt haben wir uns die ganze Zeit auf das herrliche Silvestertreiben in Greetsiel gefreut. Und nun schwimmen uns im wahrsten Sinne des Wortes die Felle davon.

Naja, dann feiern wir eben im Wohnmobil. Im Fernsehen haben wir auf 3sat geschaltet und schauen uns während unserer Raclette-Vorbereitungen die Musiksendungen an. Das Abendessen wird ausgedehnt und mit Weißwein genossen.

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Kurz nach 23.00 Uhr wird es draußen unruhig und trotz Regen ziehen Leute zum Hafen. Wir machen uns auch schnell fertig, ziehen Regencapes über, schnappen uns unsere Flasche Champagner aus Mareuil-sur-Ay und ab geht es.

Im Hafen sind schon sehr viele Leute versammelt. Überall wird schon vorgeglüht und um 24.00 Uhr bricht das Getöse los. Man prostet seinen Nachbarn zu und genießt die ausgelassene Stimmung im Hafen. Das es die ganze Zeit weiter regnet stört jetzt keinen mehr. Gegen 01.00 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg in unser trockenes Wohnmobil. Das neue Jahr hat trotz allen Widrigkeiten sehr schön angefangen.

Tagesstrecke: 0 km

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Dienstag, 01.01.2013

Draußen ist es noch bewölkt. Doch eine Besserung ist in Sicht. Nach dem Frühstück packen wir alles zusammen, entsorgen noch und fahren weiter nach Dornumersiel auf den Stellplatz in der Schöpfwerkstraße (Gebühr EUR 9,00/Tag inkl. EUR 4,00 Kurbeitrag; Strom EUR 1,00 für 8 Std. bei max. 1.800 Watt).

Der Kurbeitrag ist ärgerlich, da wir keinerlei Nutzen haben. Kurgäste brauchen dafür nämlich keine Parkgebühren bezahlen, wir schon. Das Schwimmbad hat auch zu. Wo liegt also unser Nutzen. Ansonsten liegt der Stellplatz schön. Das Meer ist ca. 600 m entfernt und man kann gut Fahrrad fahren.

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Unser Mittagessen macht Lena heute selbst im Wohnmobil: Kalbsgeschnetzeltes mit Champignons in einer Orangen-Madeira-Soße, dazu gibt es Bratkartoffeln.

Nach einer kurzen Siesta machen noch eine Radtour bis kurz vor die Tore von Bensersiel.

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Da auf dem Stellplatz nur drei Wohnmobile standen, hatten wir heute Nacht eine himmliche Ruhe.

Tagesstrecke: 44 km

 

Mittwoch, 02.01.2013

Wir fahren weiter nach Bensersiel. Im Hafen erkundigen wir uns nach den Preisen für die Fähre nach Langeoog. Fast EUR 50,00 für vielleicht zwei Std. Aufenthalt ist uns zu viel. Fürs Essen ist es auch noch zu früh.

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Nach einer kurzen Rundumschau fahren wir weiter nach Neuharlingersiel. Wenn man von Westen kommend durch den Ort fährt, und sich nach der Beschilderung „Tagesparkplatz“ richtet, kommt man zu dem neuen Stellplatz direkt am Meer.

Es ist eine herrliche Aussicht auf Spiekeroog. Der SP hat genügend Stromanschlüsse und Müllentsorgung (Gebühr EUR 12,00 inkl. Strom; Kurbeitrag EUR 1,00/P). Die V+E ist vor dem CP (Entsorgung EUR 1,00; Wasser EUR 1,00). Die Übernachtung dort auf dem P am Kreisel kostet EUR 11,00.

Wir laufen noch ein wenig um den alten Hafen herum und essen im Hotel Janssen als Mittagstisch für EUR 7,90 Brathering süß-sauer mit Bratkartoffeln. Es hat aufgrund der säuerlichen Note sehr gut geschmeckt.

Nach einem weiteren kleinen Rundgang erklimmen wir gegenüber im „Störmhuus“ die Dachterrasse und genießen in der langsam tiefer gehenden Sonne einen Tee.

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Tagesstrecke: 20 km

 

Donnerstag, 03.01.2013

Nach dem Frühstück richten wir uns so langsam für die Rückfahrt. Wir entsorgen vor dem CP und kaufen noch im EDEKA wichtige Dinge (Kasten Flens!) ein. In Carolinensiel (Häfen haben wir aber jetzt genug gesehen) machen wir noch einen kleinen Rundgang und fahren weiter in Richtung Wittmund, denn zum Essen ist es wieder zu früh, trotz guter Angebote.

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Deichkirche inCarolinensiel

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Wittmund soll interessant sein. Wir haben aber nichts umwerfendes gefunden. Viele Lokale haben zu oder gefallen uns nicht. So landen wir in einer Pizzeria am Rathausplatz. Der Mittagstisch für EUR 5,50 incl. 0,2 nichtalkoholisches Getränk ist aber gut.

Durchs Moor fahren wir nun weiter zu unserem nächsten Zielort: Weener. Der Stellplatz ist schnell gefunden und macht auf uns einen sehr guten Eindruck (Gebühr EUR 10,00 inkl. Pauschalstrom; ansonsten EUR 7,50; V+E vorhanden).

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Bei dem Rundgang durch den Bereich des Hafens und der anschließenden Altstadt sehen wir viel Leerstand. Dies ist zwar nichts besonderes mehr, weil man es mittlerweile fast überall in den Zentren findet. Das Aussterben von innen heraus macht halt nur immer wieder traurig. Ich denke aber, wenn es wärmer wird und das griechische Restaurant im Hafen wieder auf hat, sieht die Welt wieder viel besser aus. Dazwischen gibt es aber ein paar sehr schöne alte Häuser und zwei Bauten in einem fast englischen Stil, die überhaupt nicht hierher passen.

Die „richtigen“ Geschäfte liegen etwas weiter weg im neueren Teil von Weener.

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Die Weener "Törfwieven"

Die Weener „Törfwieven“

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Tagesstrecke: 90 km

 

Freitag, 04.01.2013

Wir haben in Weener gut geschlafen. Unser Auto wird noch mal vollgetankt und ab geht es auf die nahe Autobahn. Es bläst nur ein leichter Wind von Westen. Auf der Autobahn ist nur wenig Verkehr. Erst ab Oberhausen nimmt das Verkehrsaufkommen zu. Aber wie immer – alles kein Problem.

Tagesstrecke: 395 km

 

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