Lahnmündung, Wetterau und Vogelsberg Juni 2020

Text: Hans-Werner                                                                                                                                 Fotos: Hans-Werner und Lena

 

In der Zeit vom 01. bis zum 07. Juni 2020 stand wieder eine Wohnmobil-Reise in die Umgebung an, diesmal mit einer kurzen Unterbrechung. Unsere Ziele waren die Lahnmündung in Lahnstein, das Rosendorf Bad Nauheim-Steinfurth in der Wetterau und die Kleinstadt Ulrichstein sowie der Hoherodskopf im Vogelsberg. Übernachtet haben wir auf den Stellplätzen in Lahnstein und Ulrichstein, und einem Parkplatz in Bad Nauheim-Steinfurth. Insgesamt sind wir dabei 361 km gefahren.

 

Pfingstmontag, 01.06.2020

Für heute haben wir mit einigen Heimfahrern kalkuliert, sodaß wir mal den „Wohnmobilhafen am Kränchen“ in Lahnstein ansteuern wollen. Er soll ja sonst immer sehr gut besucht sein, und macht unseren Wunsch damit zu einer „Fahrt ins Blaue“. Auf der B49 kommen uns tatsächlich auch schon einige Wohnmobile entgegen, denen wir aus besagtem Grund freudig winken. Und als wir den Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 11,00 incl. V+E; Strom extra) in Niederlahnstein ereichen und einige Lücken sehen, fällt auch die Anspannung weg, denn die Stellplätze sind so groß, dass es sich hierbei nicht um gesperrte Flächen wegen Corona handelt.

Uns gefällt es auf diesem Platz sehr gut, und für abends reserviere ich telefonisch schon mal vorsichtshalber einen Tisch im „Maximilians Brauhaus“. Nachdem damit alle Pflichten erledigt sind, halten wir eine kurze Ruhepause, bevor wir ein wenig die Umgebung erkunden. Wir haben herrliches Wetter und suchen zwischendurch schon schattige Flächen.

Lahnaufwärts sieht man die Burg Lahneck.

Lahnmündung in den Rhein

auf der anderen Rheinseite: Schloss Stolzenfels mit dem gleichnamigen Ort

Koblenzer Brauerei (Ex-Königsbacher)

Maximilians Brauhaus

Gedenkstein an der Johannis-Kirche

Gegen Abend gehen wir nochmals die Strecke am Rhein entlang zum „Maximilians Brauhaus“. Das Restaurant befindet sich in der ehemaligen Direktorenvilla der Stettiner Chamotte-Fabric Actien-Gesellschaft. Das war ab 1892 der größte Arbeitgeber in Lahnstein. Der in Corona-Zeiten gesperrte Biergarten verteilt sich über den schön angelegten Park.

Am separat gehaltenen Eingang werden die Reservierungen überprüft und die Personendaten aufgenommen. Erst danach werden wir mit Mund- und Nasenschutz zu unserem Tisch geführt. In Corona-Zeiten ist alles ein wenig anders. Das Ambiente ist aber toll, die Speisen sind sehr reichhaltig und gut und das Brauhaus-Bier schmeckt hervorragend. Was will man mehr an einem warmen Abend am Rhein.

Tagesstrecke: 48 km

 

Dienstag, 02.06.2020

An dem sonnigen Morgen frühstücken wir auf „unserer kleinen Terrasse“ hinter dem Wohnmobil mit Blick auf Lahn, Rhein und das Schloss Stolzenfels.

Anschließend unternehmen wir noch einen Rundgang durch Niederlahnstein. Entlang der Lahn gibt es noch alte Bauten. Der Ort selbst ist gesichtslos. Vielleicht auch eine Folge der Auswirkungen des 2. Weltkrieges und der Geschäftsentwicklung hin zu Einkaufszentren.

Da es auf der rechten Lahnseite schon im Mittelalter kein Quellwasser zur Frischwassergewinnung gab, mussten die Lahnsteiner auf Grundwasser zurückgreifen. Um dieses nicht zu verunreinigen bauten sie keine Sickergruben, sondern griffen auf „Baaren“ zurück. Daher kommt die Bezeichnung „Baareschesser“.

Die Wirtin von der Lahn erlangte Berühmtheit durch ein Lied, dessen erste 6 Verse von Wachsoldaten der Festung Ehrenbreitstein, die im Zollturm Dienst taten, gedichtet und vertont wurden.

Wirtshaus an der Lahn mit Zollturm

Blick auf Burg Lahneck

gleiches Bild wie in vielen deutschen Kleinstädten

auch dementsprechend teuer

Schloss Stolzenfels

Heute Mittag steht bei mir noch ein Arzttermin auf dem Programm, deshalb machen wir uns auf die Heimfahrt nach Limburg. Hier wird das Wohnmobil wieder zum ersten Mal seit Oktober 2019 (!) betankt (Diesel 99,9 ct.)

Tagesstrecke: 53 km

 

Mittwoch, 03.06.2020

Ganz früh heute Morgen wird noch der nächste Arzttermin absolviert, danach die Enkelin bis 17.00 Uhr bespaßt, und ab geht es in die Wetterau ins Rosendorf Steinfurth bei Bad Nauheim. Als Übernachtungsplatz haben wir bereits den großen Parkplatz am Sportgelände ausgewählt.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Steinfurth im Jahre 914, weil König Konrad I. eine Schenkung der Kirche zu Weilburg vermachte. Die Geschichte des Rosenanbaus in Steinfurth beginnt mit dem Jahr 1868. Heinrich Schultheis kehrte von seiner zweijährigen Lehrzeit aus England zurück, wo er den Rosenanbau erlernt hatte. Zusammen mit seinen Brüdern gründete er das Unternehmen „Gebrüder Schultheis“. Vom Vater erhielten sie Ackerflächen und Arbeiter. Nach kurzer Zeit waren sie bereits in ganz Europa bekannt. Ab 1887 wurden in Steinfurth Rosenbestimmungen durchgeführt und Musterkataloge zusammengestellt. Die Arbeiter lernten von ihren Meistern und es bildeten sich immer mehr Unternehmen mit Rosenanbau in dem Rosendorf.

Bei einem Spaziergang durch den Ort registrieren wir schon die unzähligen Rosen an den Häusern.

Doch das Rosenmuseum ist nur stundenweise und für uns ungünstig geöffnet; es gibt in diesem Jahr keine Rosenköniginwahl; zahlreiche Veranstaltungen rund um die Rose sind abgesagt, einige „offene“ Gärten sind noch geschlossen – Corona läßt grüßen. In der Hessenschau gab es dieser Tage einen kurzen Bericht über Steinfurth und die Rosen. Dort äußerte eine „Ureinwohnerin“, dass die Zahl der Rosenzüchter schon stark abgenommen habe. Trotzdem erfreuen wir uns an den vielen Rosensorten.

Ein Blick über den Zaun.

Rosenmuseum

Hier geht auch nur noch ein Zug nach Nirgendwo.

Tagesstrecke: 70 km

 

Donnerstag, 04.06.2020

Unser erstes Ziel ist heute eine Rosengärtnerei am Ortseingang (Rosen-Union eG), an der wir gestern vorbei gekommen sind. In den Treibhäusern duftet es in allen möglichen Nuancen. Da stört auch der Regenschutt draußen nicht. Wir haben auf jeden Fall ab sofort drei Rosen im Gepäck.

Jetzt wollen wir nach Ulrichstein im Vogelsberg. Auf keinen Fall möchten wir irgendwie auf die Autobahn. Also geht es „quer feldein“. Nach kurzer Zeit gelangen wir auf die B455 und machen in Wölfersheim auf einem Supermarkt-Parkplatz Mittagsrast mit eigenen „Spaghetti Aglio Olio“.

Vorbei an Bad Salzhausen und durch Schotten erreichen wir Ulrichstein. Wir haben bei der Tour sehr viel Landschaft gesehen. Der Wohnmobil-Stellplatz mit V+E (Gebühr EUR 5,00; Strom extra) liegt etwas außerhalb des Ortes beim Natur-Freibad. Es ist aber alles fußläufig zu erreichen.

Ulrichstein ist mit seinen ca. 1.000 Einwohnern auf 614 m über NN Hessens höchstgelegene Stadt. Und wenn man sie so begeht, kann man sich nichts darunter vorstellen. Das beherrrschende Element beim Ortseingang ist die Verwaltung und die Schule. Danach kommen aufgegebene und noch bewohnte Häuser, die mit handgeschnitzten Holzschindeln beschlagen sind. Ab und zu sind diese in unterschiedlichen Farben gestrichen. Das Gesamtbild wird freundlicher.

Ulrichstein hat aber auch Geschichte. Im 13. Jhdt. baute Ulrich II. von Münzenberg an exponierter Stelle eine erste Burganlage. Ab 1464 gab es in Ulrichstein ein Zollhaus , wo der Wegezoll für die Burgherren kassiert wurde.  Im noch bestehenden Gemeindegasthaus übernachtete Blücher auf der Verfolgung Napoleons vom 2. auf den 3. November 1813. Und von 1838 bis 1879 gab es hier ein Landgericht, dass bis 1968 als Amtsgericht Bestand hatte.

altes Zollhaus

Gemeindegasthaus

altes Land- bzw. Amtsgericht

Für die Verköstigung der Einheimischen und Gäste  in der heutigen Zeit sorgen ein Gasthaus mit regionaler Küche, ein Ristorante/Pizzeria und ein Bistro. Wir haben uns am Abend für den  Landgasthof Groh entschieden.

Tagesstrecke: 54 km

 

Freitag, 05.06.2020

Heute wollen wir zum ca. 12 km entfernten Hoherodskopf, der mit 763,8 m über NN die zweithöchste Erhebung des Vogelsberg ist, und passieren dabei den Taufstein, mit 773 m über NN, und die Nidda-Quelle in einem Hochmoor. Diese wollen wir uns auf der Rückfahrt noch näher anschauen. Die Landschaft ist heute grau in grau.

Auf dem großen Parkplatz verlieren sich ein paar Autos. Die Attraktionen Rodelbahn und Kletterwald haben geschlossen. Kioske und Imbisse sind ebenfalls coronabedingt geschlossen. Einzig die Information und der im Dezember neueröffnete Berggasthof „Zum Steira“ haben geöffnet.

Der Berggasthof liegt sehr schön und hat eine herrliche Aussicht. Die große Außenterrasse ist bei dem augenblicklichen Wetter nicht so geeignet. Innen werden wir mit allen Coronavorschriften aber sehr freundlich empfangen. Desinfektion, Maskenpflicht beim Eintritt, Tischzuweisung, mit einem freien Tisch bis zu den nächsten Gästen, Registrierung und trotzdem strahlt jeder Bedienstete und der Chef pure Freundlichkeit aus. Der Betreiber ist aber auch zu bedauern, erst ein schneearmer Winter und dann Corona. Und jetzt immer die Angst, irgendetwas falsch zu machen.

Nachdem wir gut gespeist haben, drehen wir auf dem Plateau noch eine Runde. Auf einmal frischt der Wind auf und es fängt an zu schütten. Wir verziehen uns schnell ins Wohnmobil und halten Siesta. Die Wettervorhersage verspricht immer stärker werdende Sturmböen und noch mehr Regen. Wir entschließen uns, zur Übernachtung wieder nach Ulrichstein zurück zu fahren, und die Nidda-Quelle fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Trotz des schlechten Wetters stehen auf dem Stellplatz in Ulrichstein immer noch ein paar Wohnmobile. Unser gestriger Randplatz ist leider belegt. Regenschauern ziehen über uns hinweg, und wir machen es uns im Wohnmobil gemütlich.

Tagesstrecke: 70 km

 

Samstag, 06.06.2020

Das Wetter ist heute etwas freundlicher, deshalb wollen wir vor unserer Heimfahrt noch unbedingt den „Vogelsberggarten“ am Schlossberg von Ulrichstein aufsuchen. Wir parken auf dem Rathaus-Parkplatz und gehen hoch zum Schlossberg. Der als Schlot in der Spätphase des vulkanischen Vogelsberg entstanden ist.

Schon fast im Anblick der Burgruinen zeigt uns ein kleiner Hinweispfeil den Fußweg zum „Vogelsberggarten“, der nach links vom Hauptweg abzweigt.

Es ist um den Schlossberg herum ein wunderschöner Spaziergang auf einem Naturlehrpfad, mit liebevoll angelegten und beschrifteten Darstellungen der ursprünglichen Natur und der ehemaligen Bewirtschaftung.

orangerotes Habichtskraut

Das Ende des Weges liegt bei der Burgruine. Mit viel Arbeitseinsatz hat man vorgefundene Fundamente aufgearbeitet, um die frühere Anlage ein wenig sichtbar zu machen. Es gibt aber keine Darstellungen, wie die erste Burg tatsächlich ausgesehen hat. Sie wurde mehrmals umgebaut und schließlich dem Verfall preisgegeben.

Grundmauern der Kapelle

So könnte die Burg mal ausgesehen haben.

Kräutergarten

Mit einem kurzen Rundgang im Ort beschließen wir unseren Ausflug in den Vogelsberg und machen uns wieder auf die Heimreise.

Auf vielen kleinen Straßen und durch viele kleine schöne Dörfer fahren wir in Richtung Grünberg. Ein Blick während der Durchquerung von Grünberg zur Altstadt hin zeigt uns, dort geht es auch noch mal hin. Jetzt nur noch auf die B49 und Limburg hat uns wieder.

Tagesstrecke: 111 km

 

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