Frankreich – Provence April 2018 Teil 3

Montag, 23.04.2018

Heute leert sich der Platz in Carro, und für uns ist es auch Zeit zu fahren. Da in und um Marseille die Straßen immer verstopft sind, wollen wir die Stadt weiträumig umfahren, und entscheiden uns für die Strecke: A55, A51,D6 nach Gardanne/D8 nach Auriol. Hier legen wir einen Einkaufsstopp beim Lidl ein, lassen Lena’s Sonnenbrille vom Optiker reparieren (kostenloser Service!) und essen im Ort zu Mittag: Vorspeisenbuffet und Hauptgericht für EUR 10,00 (sehr gut). Auriol liegt in einem schönen Tal an einem Fluß.

Danach fahren wir zur Umfahrung von Aubagne kurz auf die kostenlose Autobahn, die wir aber bei der Abfahrt Cassis, kurz vor dem Mautbeginn, verlassen. Die Nationalstraße fällt zur Küste und La Ciotat hin steil ab. Auf dem weiteren Weg an der Küste entlang haben wir bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz für uns weder in St.-Cyr-sur-Mer, noch in Bandol, Glück. Durch Sanary-sur-Mer irren wir ebenfalls ohne Erfolg , überqueren den Fluß „La Rappe“, und landen sofort in Six-Fours-les-Plages. Vor uns sehen wir schon die Tourist-Information, wo sich die V+E befinden soll (Wasseranschluß und Ablassrohre sind total versteckt im Boden) und am Straßenrand des langen Strand-Boulevards stehen schon einige Wohnmobile (Parkstreifen bis Mai kostenlos). Wir stellen uns auch dahin und haben eine herrliche Aussicht auf das Meer.

Wir gehen das kurze Stück zurück nach Sanary-sur-Mer, da wir uns in der dortigen Tourist-Information Unterlagen über die Aufenthalte deutscher Schriftsteller in den 30er und 40er Jahren, auf der Flucht vor dem nationalsozialistischen Regime holen wollen. U. a. waren die Familie Mann, Alma Mahler und Franz Werfel hierhin geflüchtet, um einen Ausweg nach Übersee zu finden. Es gibt eine schöne Dokumentation über einen Bildschirm. Schriftlich ist aber leider nichts vorhanden.

So laufen wir ein wenig auf eigene Faust durch die Gassen der Altstadt. Der malerische Hafen mit den vielen Cafés und Restaurants rundherum ergeben ein stimmungsvolles Bild.

Bei der Rückkehr zum Wohnmobil stellen wir fest, dass der Verkehr doch ganz schön laut ist. Es sind auch schon einige Wohnmobile weggefahren. Schauen wir uns halt auch noch mal etwas weiter um. Nur zwei oder drei Kilometer weiter erreichen wir den Port de Plaisance von Coudoulière, und auf einem kleinen Parkplatz stehen schon drei Wohnmobile. Wir stellen uns dazu und werden uns morgen Früh anmelden, denn für heute hat die Capitainerie schon geschlossen.

Der Abend ist so herrlich, bei einer wunderbaren Aussicht auf Boote und Meer, so daß unser Pastis noch mal so gut schmeckt.

Tagesstrecke: 124 km

 

Dienstag, 24.04.2018

Es war sehr ruhig. Wir haben gut geschlafen und gefrühstückt. Da wir uns das hinter uns liegende Cap Nègre anschauen wollen, geht Lena ins Büro und bezahlt erst mal nur die Gebühr für die Nacht (bis 12.00 Uhr Mittag) von EUR 10,83 incl. Strom und Schlüssel für die Toiletten und Duschen. Danach spazieren wir durch den Parc de la Mediterranée bis nach vorn zur „Batterie Cap Nègre“.

Von hier aus laufen wir auf der anderen Seite des Caps gerade weiter nach Sanary. In der Allée d’Estienne d’Orves, direkt am Hafen, ist ein großer Wochenmarkt aufgebaut. Es gibt so viele leckere Dinge zu probieren. Draußen in der Bucht taucht die „Windsurf“, der weltgrößte Motorsegler auf, und bringt einen Großteil seiner 300 Passagiere an Land. Für die Gäste spielt eine örtliche Musikkapelle auf und es gibt von der Reederei einen Champagner zur Begrüßung an Land. Wir können uns leider nicht dazwischen mischen.

So ziehen wir weiter auf den Pfaden der Schriftsteller hinauf auf die Corniche, die hier zwischen 1933 und 1942 im Exil lebten. Unter Ihnen waren: Thomas Mann mit Familie, Heinrich Mann mit Ehefrau, Lion Feuchtwanger, Arnold Zweig, Franz Werfel und Bertold Brecht. Auf unserer Spurensuche finden wir auch die alte Mühle „Moulin Gris“, in der sich Alma Mahler und Franz Werfel eingemietet hatten, und ein kleines Stück weiter, ganz am Ende des Chemin de Colline, erreichen wir das Haus in dem Thomas Mann mit seiner Familie aber nur zwei Sommer verbrachte. Dieses Haus wurde  später von deutschen Soldaten abgerissen, und das Plateau als Standplatz für ein Artilleriegeschütz genutzt. Zum Glück hat sich eine Stiftung um den fast originalen Wiederaufbau des „Mann-Hauses“ gekümmert. Andere Künstler hatten sich in den zahlreichen Hotels eingemietet.

Es ist sehr heiß. So suchen wir den Schatten in den Gassen von Sanary. Wir können uns nicht so recht entscheiden, wo wir was essen sollen. Schließlich landen wir auf dem kleinen Place Cavet und essen Moules Frites.

Eglise Saint-Nazaire

Wir sind genug gelaufen, trotzdem beeilen wir uns, dass wir den Bus erreichen, der immer 15 Minuten vor jeder vollen Stunde losfährt und an unserem Hafen in Coudoulière hält. So gelangen wir ganz gemütlich zu unserem Wohnmobil.

Am späten Nachmittag zieht es uns doch noch einmal raus. Auf einigen Umwegen und viel zu weit spazieren zum Park mit dem „Maison du Cygne“ (einer Kunstgalerie). Zu allem Überfluss macht die Galerie auch gerade zu. Auf unserem Rückweg finden wir aber eine Abkürzung, und morgen ist auch noch ein Tag.

Für heute haben wir uns wieder zur Übernachtung angemeldet und auch den Strom genutzt. Leider kamen wir auf die Idee, dies auszunutzen und unsere Fotos auf die externe Festplatte des Laptops zu übertragen, und die ist seit dem 27.04.2018 nach dem Wohnmobilaufbruch in anderen Händen.

Wir genießen den Abend bei Rosé und kleinen Häppchen draußen auf der Bank hinter unserem Wohnmobil.

Tagesstrecke: 0 km

 

Mittwoch, 25.04.2018

Wir müssen entsorgen, was hier nicht geht. Dabei kommt mir die Frage: Haben die Bootsbesitzer keine Porta Potties, und wie regeln die das auf dem Meer?

Bevor wir abfahren, gehen wir aber noch einmal hoch zum „Maison du Cygne“. Wenn man dessen Garten betritt, steht man in einem wunderbar angelegten Idyll. Herrliche Blumenbeete wechseln sich ab mit Skulpturengruppen.

Die Gemäldeausstellung zeigt Bilder, die nur in orange gehalten sind und Themen des Vietnamkrieges darstellen. Das ist nicht so unser Geschmack.

Nun geht es aber weiter. Wir fahren nach St. Mandrier sur Mer. Dort ist beim Stadion eine kostenlose V+E, und ca. 100 m weiter ein kleiner kostenloser Stellplatz. Dort ist es aber eng, es stehen hohe Bäume genau in Richtung des Astra-Sateliten, und ich möchte heute Abend Fußball schauen. Zahlreiche andere Wohnmobile stehen irgendwo an den Straßenrändern. Ansonsten ist für uns kein Platz.

Wir fahren weiter und bleiben an der Küste. In Tamaris bleiben wir am Straßenrand beim Port de Manteau stehen und essen erst einmal zu Mittag. Vor uns ist das Meer und hinter uns schöne alte Villen.

Auf der Rückfahrt versuchen wir nochmal unser Glück in La Seyne-sur-Mer, aber ohne Erfolg. So landen wir wieder bei unserer Capitainerie in Coudoulière.

Tagesstrecke: 30 km

 

Donnerstag, 26.04.2018

Heute verabschieden wir uns vom Mittelmeer und fahren wieder ins Hinterland. Über eine Schnellstraße kommen wir gut zur kostenlosen Autobahn um Toulon herum, die wir bei Sollies-Pont verlassen und auf der D554 und dann auf der D5 bis nach La Roquebrussanne fahren. Dabei passieren wir ein wunderschönes Tal mit alten kleinen Ortschaften.

In La Roquebrussanne gibt es gegenüber der Winzergenossenschaft „La Roquière“ einen kostenlosen Stellplatz mit V+E. Dort stellen wir unser Wohnmobil ab und gehen in den Ort.

Die Mitarbeiterin der Winzergenossenschaft schließt die Pforten und macht gerade Mittag. Im Ort ist Wochenmarkt auf dem Vorplatz des Hotel/Restaurants „Auberge de la Loube“. Hier ist es uns zu teuer, und andere noch ausgeschilderte Pizzerien haben dichtgemacht. Aufgrund eines Schildes suchen wir den Kochclub „Freunde der porvencalischen Küche“. Vom Gartentor aus sehen wir die Kochfreunde auch tatsächlich im Garten tafeln. Selbst auf Rückfrage bekommen wir dummerweise keine Einladung.

 

 

Trotz des mißglückten Versuches, etwas Essbares im Ort zu bekommen, lassen wir uns nicht die schönen Aussichten des Straßenortes entgehen. Wir bekochen uns selbst mit einem leckeren Vorspeisenteller. Es gibt guten Wein und anschließend hausgemachte Semmelknödel mit Dosengulasch. Das geht auch mal und schmeckt gut. Das Thermometer zeigt 33,2° im Schatten.

Bevor wir La Roquebrussan verlassen, müssen wir schnell noch in der Cooperative tanken.

Unsere nächste Station ist St. Maximin-la-Ste.-Baume. In allen Reiseführern wird dieser Ort hervorgehoben. Wir parken außerhalb der alten Stadtmauern. Es ist heiß. Im Ort sind viele Baustellen.

Hôtel Le Couvent Royal Maximin (ehemaliges Kloster)

ehemaliger Kreuzgang

Die Basilika ist die größte gotische Kirche der Provence, und beherbergt eine der größten Barockorgeln Frankreichs, die 1773 von dem Mönch Isnard gebaut wurde.

Basilique Sainte-Marie-Madeleine de Saint Maximin-la-Sainte-Baume

In der Gruft wird das Grab von Maria Magdalena vermutet.

In der Altstadt erwartet uns der bekannte enge und hohe provencalische Baustil.

Ende einer all zu kurzen Liebe?

ehemaliger Klostergarten …

… mit kleiner Friedhofskapelle

Nachdem wir die Altstadt kreuz und quer abgearbeitet haben, wollen wir nicht hier bleiben, sondern irgendwo in der Natur stehen. Das ist aber entlang der D7N gar nicht so einfach. Irgendwann im zweiten oder dritten Anlauf finden wir die richtige Abzweigung und stehen auf einer Wiese in der Nähe von Puyloubier. Nebenan ist die Einfahrt zu einem Feld mit Weinstöcken des Côte du Rhone und auf der anderen Seite sind die Höhen der „Montagne Sainte Victoire“ (Cezannes Berge, die er immer wieder gemalt hat). In der Luft hängt ein Potpourri von Kräuterdüften, die rund um uns herum einfach so wachsen. 1989 hat es hier fürchterliche Brände gegeben. Die Vegetation ist sich aber langsam wieder am erholen.

 

Lena ist ganz neidisch aufgrund des natürlichen Überangebotes an Kräutern.

Tagesstrecke: 96 km

 

Freitag, 27.04.2018

Heute wollen wir ausgiebig Aix-en-Provence erkunden. Wir sind schon so oft durch- oder daran vorbeigefahren. Heute muss es sein. Unser Parkplatz soll möglichst zentrumsnah nah liegen. Im zweiten Anlauf finden wir einen Parkplatz am Cimetière Saint Pierre. In der direkten Nachbarschaft sind ein großer von Studenten genutzter Sportplatz und die Militärakademie.

Von hier aus sind wir auf kurzem Weg in der Innenstadt und landen beim Herzstück von Aix, dem Cours Mirabeau. Zuerst suchen wir nach dem Geburtshaus von Cezanne, was aber nicht zu besichtigen ist. Anschließend gehen wir an das andere Ende des Cours Mirabeau zur Rotonde. Um den Brunnen ist eine riesige Baustelle. Wir haben das Gefühl, das Frankreich nur noch aus Baustellen besteht.

Cours Mirabeau

Geburtshaus von Paul Cezanne

Rotonde als Baustelle

moderne Kunst

Cezanne gefangen in Eisen

Denkmal für die verfolgten Armenier

König René

Es treibt uns noch weiter in die Altstadt hinein zum Rathaus, dort ist Wochenmarkt, und dem alten Beffroi (Uhrturm). Bei dem Überangebot an Restaurants fällt uns die Entscheidung sehr schwer. Schließlich landen wir nach vielen Runden in den Gassen am Place des Cardeurs im Restaurant „Le Beffroi“. Das Essen schmeckt uns sehr gut.

Unser Mittagsmenü im „Le Beffroi“!

Amuses Bouche:

Vorspeise:

Salade de Jour

Tagessalat

Salade chèvre chaud

Salat mit warmem Ziegenkäse

Hauptspeise:

Mi-Cuit de Thon frais aux agrumes, pané aux herbes, legumes croquants

halbgegarter Thunfisch im Kräutermantel mit frischem Zitrusdressing, geröstetes Gemüse

 

Nachtisch:

Tarte Tatin

Apfelkuchen

Deux Boules de glaces

Der Markt ist vorbei.

Rathaus und Beffroi

Sofort werden zusätzliche Tische und Stühle aufgebaut.

Nach dem Vergnügen kommt nun die Kultur in Form der Kunst. Zuerst widmen wir uns im Musee Granet hauptsächlich den Bildern von Paul Cézanne. Es wird aber noch vieles mehr geboten, z.B. Renoir, Monet, Van Gogh, Gauguin und Braque.

Paul Cezanne – Portait de Zola

Paul Cezanne – A la Tour de César

Paul Cezanne – Les Baigneuses

und andere:

Eugène Boudin – Marine, soleil couchant

Pablo Picasso – Vingt Poèmes de Gongora

Alberto Giacometti – Tête de Diego

Anschließend in der Chapelle Granet (alles im Kombi-Ticket von EUR 5,50 enthalten) dreht sich fast alles um Pablo Picasso der Collection Planque, aber auch andere Maler der Sammlung.

Pablo Picasso und Jean Planque

Pablo Picasso – Femme au chapeau dans un fauteuil

Claude Monet – Le Mont Kolsaas, Norvège (Tompête de neige)

Paul Gauguin – Portrait d’une Tahitienne

Edgar Degas – Deux femmes au bain

Paul Klee – Ein Klang der nördlichen Flora

Abänderung der Fertigstellung durch den Künstler

Nachstellung des Schlafzimmers von Mr. Planques

Nach einer Stunde über der Parkzeit erreichen wir etwa um 15.40 Uhr unser Wohnmobil und stellen fest, dasss die Seitenscheibe eingschlagen wurde. Die Türensicherung wurde ebenfalls entfernt und alle Schränke waren durchwühlt. Das Chaos und die Verluste, die wir erst nach und nach registrierten, waren ein Schock für uns.

Hilfe habe ich mir auch anders vorgestellt. Wie sollte ich mit meinem deutschen Handy die Polizei erreichen? Der Friedhofswärter verweigerte jegliche Unterstützung. Französische Wohnmobilisten neben an stellten sich doof, als hätten sie kein Handy zum Anrufen. Erst etwas weiter in einer Bar Tabac wurde für mich bei der Polizei angerufen, mit dem Ergebnis, ich solle mit dem Wohnmobil zum Commissariat mitten in der Stadt kommen. Es wurde alles protokolliert, Fingerabdrücke und DNA-Spuren genommen.

Die Polizei hat während der Protokollaufnahme ausdrücklich vor der Nutzung des Parking Cimetière Saint Pierre gewarnt!

Meine Fensterscheibe war kaputt. Wo gibt es eine Carglass-Filiale. Nach der Adressauskunft eines Polizisten düsen wir schnell durch den Feierabendverkehr zum nächsten Industriegebiet. Dort treffe ich auf eine Frau, die alles ganz schnell erfasst und loslegt. Schnell wird eine passende Plastikscheibe angehalten und die Ausmaße des Fensters mit Filsstift nachgemalt. Die elektrische Stichsäge huscht über die Vorlage. Die Scheibe wird eingepasst, von außen die Ränder verklebt und gut ist. Kostenpunkt = nichts. Ich werde freundlich auf die kostenlose Serviceleistung im Ausland hingewiesen, und dass ich die Scheibe zuhause bei Carglass reparieren lassen kann. Ich kann nur sagen – Daumen hoch!

Um nach Norden zu gelangen, müssen wir uns wieder in den Feierabendverkehr und in die unendlichen Staus einreihen. Lena blockt ab. So umfahren wir Aix wirklich weiträumig und fahren nach gefühlten Stunden auf der D96 bis nach St. Paul-les-Durance auf den kostenlosen Stellplatz mit V+E auf dem Gelände einer Ferienhaussiedlung mit alten Holzhäusern oberhalb der Durance.

Wir sind zu schlapp um noch irgendetwas zu unternehmen. Unser Ziel ist nur noch draußen zu sitzen und Ruhe und Frieden mit dem Tag zu finden.

Tagesstrecke: 99 km

 

Samstag, 28.04.2018

Nach einer einerseits ruhigen und doch für uns nicht so ruhigen Nacht, versuche ich im Ort einen Bäcker zu finden. Die Häuser ziehen sich an der einzigen Straße entlang. Nach Auskunft einer alten Dame werde ich noch weiter geradeaus geschickt. Irgendwann, ganz am Ende des leeren Dorfes, komme ich zum „Einkaufszentrum“: ein Metzger, ein kleiner Lebensmittelladen mit einem „Depot de Pain“ und eine Café/Bar. Alles andere ist leer.

Wir lassen uns viel Zeit fürs Frühstück und die Ver- und Entsorgung. Der vergangene Tag zeigt noch immer seine Wirkungen. Die Gedanken kreiseln um das unsinnige: hätte, wenn, aber. Auf der D96 überqueren wir die Durance und fahren auf schöner Strecke nach Manosque.

Bei der Tourist-Information versorgen wir uns mit einem Ortsplan , als mich plötzlich ein fürchterlicher Hustenreiz erwischt. Ich kann überhaupt nicht die schönen Auslagen der Marktstände genießen. Ich schiebe es noch auf die verschiedenen Duftstoffe von Occitain, die auch noch in der Tourist-Information verkauft werden. Dieses Parfum wird nämlich hier hergestellt.

Porte Saunerie

Durch ein großes Stadttor gelangen wir in den alten Teil von Manosque. Selbst hier in den Gassen sind noch überall Marktstände aufgebaut. Jeder kleine Altstadtplatz wird für den großen Wochenmarkt genutzt. Ich merke bei unserem Rundgang auf einmal, dass ich nicht der Einzige bin, der so fürchterliche Hustenanfälle bekommt. Rund um mich herum sind viele am Husten. Eine Frau spricht mich an, und zeigt auf die Platanen, die es hier im Ort überall gibt. Von den Blüten werden bei dem Wind ganz feine Härchen herab geweht, die sich in den Augen und den Atemwegen festhaken. Davon werden die Schleimhäute fürchterlicht gereizt. Jetzt sehe ich auch, dass jeder Standbetreiber ein Glas Wein vor sich stehen hat. Die spülen ihren Hals damit aus. Deshalb setzen wir uns auch unter die Markise eines Lokales und trinken etwas. Hier läßt es sich etwas besser aushalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eglise Saint-Sauveur

Bei unserer Essensuche stellen wir fest, dass wir den Platanen in der Altstadt nicht entwischen können. Wir einigen uns auf das „Le Mirador“ vor dem Tor.

Bei der Weiterfahrt führt uns die Straße bergauf und bergab. In Banon soll es einen Stellplatz mit V+E geben. Wir sehen einen kleinen Ort, der sich wie viele provencalischen Dörfer an einen Berg schmiegt. Der Stellplatz ist auf einem Terrassen-Parkplatz und schon gut besucht.

geschorener Lavendel

Banon

Wir spazieren noch durch den Ort und Verwunderung macht sich breit. Es gibt mehrere Bäcker, Lebensmittelgschäfte, Cafés und Lokale. Von Hinweisschildern werden wir noch höher in den alten Ort geführt. Der Aufstieg wird mit einer tollen Aussicht und altem Gemäuer belohnt.

Eglise Notre-Dame-de-l’Assomption

Die Kirche wurde auf dem Gelände und mit den Steinen einer alten Burg und Festungsanlage erbaut.

Nach dem Abstieg setzen wir uns in die letzten Sonnenstrahlen vor eine Bar und schauen bei einem Pastis dem Treiben auf den Straßen zu. Gegenüber ist noch eine Buchhandlung, wo unheimlich viele Menschen ein- und ausgehen und auch Bücher gekauft haben, als wäre hier heute der „Tag des Buches“. Uns zieht es auch dahin. Wir bedauern wirklich, dass dies keine Buchhandlung mit deutschsprachigen Büchern ist. Das Angebot ist riesig, die Buchhandlung so gut sortiert. Lena ersteht trotzdem für uns ein Buch mit Aquarellen und provencalischen Rezepten auf Französisch.

Auf dem Stellplatz entscheiden wir uns, noch eine Etage tiefer zu fahren. Nun stehen wir mit der Frontscheibe zur freien Ebene unter uns und haben eine Superaussicht. Gegen Abend kommt noch der Kassierer, der von uns EUR 5,00 für den tollen Platz haben möchte. Wir geben es gerne.

Tagesstrecke: 61 km

 

Sonntag, 29.04.2018

Heute Morgen fängt es an zu nieseln. Es ist kälter geworden. Von Banon aus geht es wieder höher. Auf der Hochebene sind unendlich viele Lavendelfelder.

Über Sault fahren wir in Richtung Carpentras. Unterwegs kaufen wir in Mormoiron bei einer Vigneron noch Terra Ventoux-Weine in der Box.

Oberhalb von Carpentras halten wir in dem kleinen Ort Aubignon und essen in der „Ideal-Bar“Marmite de Pêcheur mit den Zutaten Rouille und gegrilltes Brot, und Nachtisch. Wir fühlen uns bei dem Wirt wie Zuhause, und das Essen ist wirklich gut. Aber die Platanen über uns?

Hauptspeise:

Marmite de Pêcheur

Rouille

Frotté á l’ail (gegrilltes Brot mit Knoblauch und Käse)

Nachtisch:

Cassis-Eis mit Baiser und Windbeutel

Ile Flottante (schwimmende Eischneeinseln mit Karamellsoße auf Vanillecreme)

Es fängt an stärker zu regnen.  Wir machen eine Pause auf einem Parkplatz am Straßenrand und ich schaue im Fernsehen „Formel 1“. Nach der „Mittagspause“ fahren wir bis Gigondas. Hier gedeihen Spitzenweine des Rhone-Tales, die sich mit denen aus Châteauneuf-du-Pape messen können. Wir parken zuerst auf dem kostenlosen Stellplatz unten am Tennisplatz. Dort befindet sich auch die V+E.

Während wir in den Ort hinauf gehen, fängt es wieder an zu regnen. Irgendwie schaut alles im Regen etwas trostlos aus. Selbst die Katzen verziehen sich in die hintersten Winkel. Wir drehen nur eine kurze Runde. Da wir auch keine Weinprobe machen wollen, gehen wir zum Wohnmobil zurück. Vorher schauen wir uns noch den oberen Parkplatz an, da dort auch ein Hinweis für Wohnmobile hängt. Sieh da, dort gibt es auch drei Plätze.

Unsere Entscheidung ist schnell getroffen. Da wir morgen sowieso noch einmal durch den Ort gehen wollen, fahren wir hoch zu dem oberen Parkplatz. Wir sind zwar jetzt das vierte Wohnmobil, doch noch nicht das Letzte für heute Abend. Mittlerweile schüttet es regelrecht.

Tagesstrecke: 98 km

 

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